Kategorie: D/A-Wandler

Einzeltest: NEM DAC 1394 SE


Wahrheit und Methode

D/A-Wandler NEM DAC 1394 SE im Test, Bild 1
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Nach dem Untergang der Sowjetunion war es glücklicherweise so, dass viele Techniken und ganz viel Elektronik, die das Militär besaß, in zivile Hände überging. Und ein paar unglaublich kompetente und im positiven Sinne verrückte Jungs haben weit jenseits des Urals daraus HiFi-Elektronik gemacht. Glauben Sie nicht? Lesen Sie.

Manche Dinge sind prägend. Da sitzt man im Hörraum, dudelt ein bisschen Musik und auf einmal geht die Tür auf und ein Mann mit russischen Akzent, annähernd zwei Meter groß und mit großen Händen kommt rein und stellt zwei Eisenklötze auf den Boden. Eigentlich stecken da Verstärker drin, die sich unsere Analog-Fraktion mal anhören soll. Diesem Mann, seine Name ist Andrej Staltmanis und er ist Inhaber des Vertriebs Ultraudio aus Münster, hätte ich gar nicht zugetraut, eine so große Vorliebe für Computer-HiFi zu haben, und so plauderten wir über ein paar Dinge, die man am Rechner mal ausprobieren sollte.

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Konfigurationen, Mac-Kram und so weiter. Irgendwann war er dann weg und hinterließ diese riesigen Eisenkisten, die sich bei genauerer Betrachtung tatsächlich als Monoblöcke entpuppten. Neugierig wie ich bin, habe ich natürlich auch mal dran geschnüffelt und die beiden Mörder-Blöcke befingert. Das ist schweres, mächtiges Material, was der große Mann da vorbeigebracht hat. In Aktion konnte ich die Sachen zwar nie erleben, doch haben die Monos bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass ich auch mal einen NEM-Apparat für EINSNULL in die Finger bekommen würde. Doch als der in Münster wohnende Inhaber des Vertriebs Ultraudio eines Tages anrief und mir mitteilte, er könne schon am nächsten Tag mit einem NEM-DAC unter dem Arm bei mir in der Redaktion aufschlagen, konnte ich nur schwer nein sagen. Denn die Produkte, die dieser Hersteller aus dem (zugegebenermaßen recht großen) Hut zaubert, sind etwas Besonderes. Wenn man sich mit ihnen einlässt, muss man sich darüber im Klaren sein, die Schienen des Mainstreams zu verlassen und ganz abgefahrene Dinge zu lernen, die nur zu einem einzigen Zweck da sind: Den maximal möglichen Klang zu erfahren. Die nicht vorhandene Kompromissbereitschaft dieser Firma hinsichtlich Musikalität und Signalreinheit ist schon außergewöhnlich. Doch wer sind diese ominösen Entwickler eigentlich? Der geografische Ursprung klärt sich, wenn man den Firmennamen ausschreibt: NEM steht nämlich für „Novosibirsk Electronic Manufacturing“, dieser Wandler ist also in Sibirien beheimatet. Aus der Ecke habe ich noch nix gehört, das in einer digitalen Kette für Wirbel sorgt, doch das soll sich ja hiermit ändern. Der Rest des Namens ist weniger malerisch doch genauso aufschlussreich: DAC 1394 SE. SE wird sicher so etwas wie „Special Edition“ heißen, viel wichtiger ist die Zahl, die davorsteht. 1394 bezeichnet nämlich den Fire-Wire-Standard, welcher hier als der einzige vorhandene Signaleingang zum Einsatz kommt. Das ist schon mal die Besonderheit Nummer eins an diesem Ding und viele weitere werden noch folgen. Der Signaleingang schränkt natürlich die Anzahl der verwendbaren Computer ein, außer den Apple-Computern gibt es nur eine Handvoll Windows-Notebooks, die die entsprechende Buchse verbaut haben. Zweite Möglichkeit ist dann noch ein Desktop-PC mit entsprechender FireWire-Karte, um die Verbindung herstellen zu können. Das Aufrüsten des Musikrechners lohnt sich aber definitiv, denn der NEM-DAC verwendet das derzeit highendigste FireWire-Modul, das man seinem HiFi-Gerät gönnen kann. Es setzt die über die breitbandige und sehr stabile FireWire-Verbindung ankommenden Musik in I2S um, was eine aus klanglicher Sicht absolut spitzenmäßige Lösung ist. I2S ist nämlich eine ganz wunderbare Sache, genau genommen ist das ja mein Lieblings Übertragungsprotokoll. Hier wird ein Datenwort des sequentiell linken und eins des rechten Kanals übertragen, die Clock wird separat gesendet. Das Resultat ist eine extrem jitterarme Verbindung, leider wurde sie für die Kommunikation von zwei getrennten Geräten untereinander immer noch nicht standardisiert, so dass I2S oft eine proprietäre Übertragungsstrecke ist, die dann nur mit Produkten eines Herstellers funktioniert. Das soll für die astreine Übertragung im NEM-DAC aber weniger von Belang sein, denn hier wird das Protokoll ja nur intern genutzt. Der verwendete DAC-Chip versteht I2S von Natur aus und profitiert natürlich von der Reinheit des Signals im Zeitbereich ungemein. Dessen symmetrischer „Stromausgang“ des DACs wird zunächst über einen Widerstand in eine Spannung umgesetzt, die auf abgefahrene und dennoch sehr konsequente Weise stabilisiert wird. Dazu komme ich gleich noch. Drumherum findet man jede Menge Eisen und Kupfer, garniert mit dem Besten, das russische Militärtechnik vergangener Tage zu bieten hatte. Das muss in einen solchen Wandler auch rein, alles andere hätte das von mir entstandene Bild, das ich mir im Kopf malte, kaputt gemacht. Eigentlich ist es gar nicht mal viel, was da abgeht, nur groß und schwer sind die verbauten Komponenten halt. Vier Netzteile braucht der Wandler. Das für einen D/A-Wandler rekordverdächtig hohe Gewicht von 22 Kilogramm verschuldet jede Menge Metall, das in Form von Riesentrafos und -spulen in das bombenfeste Gehäuse gebaut wurde. Die Gleichrichtung wird (natürlich) Röhren in die Hand gebeben, was aus technischer Sicht einwandfrei ist und bei einem HiFi-Biest wie dem NEM-DAC auch gar nicht anders sein darf. Daneben sitzen noch mal ein paar Kupferdinger, die allerdings eine andere Funktion haben. Es handelt sich um sogenannte Choke-Drosseln, die als Energiespeicher fungieren und die Betriebspannungen glätten. Sonst erledigen das Kondensatoren, die in dem Moment Energie abgeben, in dem sich an der Betriebsspannung etwas tut. Wo sonst harte Stromspitzen und Ruhephasen zwischen den Lade- und Entladevorgängen am Kondensator auftreten, fließt hier ein kontinuierlicher, halbwegs stetiger Strom, was wesentlich besser für die Effizienz des Netzteils ist. Das Problem ist nur, dass es alles andere als trivial ist, die Spule so zu dimensionieren, dass der Gleichrichter, der ja aus vier Dioden besteht, immer offen bleibt und arbeitet und dass immer ein kontinuierlicher Stromfluss in die Glättungskondensatoren auf der Sekundärseite gegeben ist. Dann ist nämlich die Ausgangsspannung schön glatt. Die Spannungsversorgung, die das musikalische Geschehen hinter dem DAC, also auf analoger Seite, bestimmt, kommt sogar ganz ohne Kondensatoren aus. Andrej meint, dass diese Stromversorgung ein ganz klangentscheidender Faktor ist und sein DAC deswegen so klingt, wie er klingt. Wir werden es sehen. Welchen analogen Anschluss Ihre Vorstufe oder Ihr Vollverstärker hat, ist aus klanglicher Sicht eigentlich völlig egal, leckere Übertrager desymmetrieren das Signal für den RCA-Anschluss. Da hat sich jemand ausschließlich um die klanglich beste Lösung vom Computer gekümmert, ohne auch nur eine einzige Sekunde Gedanken an Kosten oder Kompromisse zu verschwenden. Ich sage es Ihnen, wenn Sie den mal gehört haben, werden Sie ganz schön sprachlos sein. Das kauft sich natürlich keiner, der eine durchgestylte Lösung fürs Designer-Wohnzimmer sucht. Das ist für die harten, kompromisslosen Musikliebhaber da, die schon viel ausprobiert haben und etwas suchen, das a) kein anderer hat und b) in einem musikalischen Universum spielt, das man noch nicht bereisen konnte. Schon während meiner allerersten Begegnung mit diesem Brocken war ich ziemlich baff . Andrej saß neben mir, hatte seinen eigenen Musikrechner angeschlossen und spielte jede Menge abgefahrene Musik über seinen DAC. Besagter Computer war ein Hackintosh, als ein selbst konfigurierter Rechner, auf dem das Mac-Betriebssystem OSX 10.8.2 installiert war und der Amarra als Abspielprogramm verwendete. Diese Software ist seit dem letzten Update aus klanglicher Sicht ein großes Stück besser geworden und lieferte dem Fire-Wire-Interface die sauberen Daten, die es verdient. Und was dann aus den Lautsprechern kam, hat mich schlichtweg umgehauen. Die Wiedergabe ist absolut rein, die Musik kommt unglaublich leicht und mühelos herüber. Selten habe ich einen DAC gehört, der so souverän und gnadenlos hochauflösend spielt wie der 1394. Das ist wirklich der blanke Wahnsinn. Obwohl Andrej nicht zu den ausufernd emotionalen Menschen gehört, hatte er sichtlich Freude daran, mein verdutztes Gesicht zu sehen, als er mir einen kleinen Abriss seiner Lieblingsalben servierte und ich den Klang der Anlage nicht wiedererkennen konnte. Die körperhafte, realistische Abbildung von Instrumenten und Stimmen ist sagenhaft, dieser DAC hat Attacke, Glanz und gibt einem das Gefühl, viel direkter und näher an der Musik zu sein, als man das vorher war. Diese Kiste ist klanglich so ziemlich nahe am Ideal, so nahe an der Musik war ich noch nie. Das ist schon ein Gerät für Liebhaber, keine Frage. Das Ding ist anders, extrem und versprüht schon beim Angucken eine ganz eigene, mächtige Atmosphäre. Die grobe Optik muss man mögen, dafür bekommt man aber eine DAC, der in allen seinen Facetten (Optik, Technik, Klang) einzigartig ist und mir gezeigt hat, was alles in digitaler Musik drinsteckt. Wenn man sich einmal mit Haut, Haaren, Leib und Seele auf diesen Wandler eingelassen hat, will man keine andere Lösung, dann gibt‘s nur noch den sibirischen Brocken und keine Alternativen.

Fazit

Ein sehr außergewöhnlicher Wandler mit ebenso außergewöhnlich gutem Klang. Wer etwas will, das exzellent klingt und das sonst kein anderer hat, sollte mal bei Ultraudio anrufen.

Kategorie: D/A-Wandler

Produkt: NEM DAC 1394 SE

Preis: um 11990 Euro

4/2013
Ausstattung & technische Daten 
Preis: um 11.990 
Vertrieb: Ultraudio, Münster 
Telefon: 0251 211016 
Internet www.ultraudio.de 
Abmessungen (B x H x T in mm) 420/205/450 
Eingänge 1 x FireWire 400 (bis 192 kHz, 24 Bit) 
Ausgänge: 1 x analog RCA, 1 x analog XLR 
checksum Nein 
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Christian Rechenbach
Autor Christian Rechenbach
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Datum 16.04.2013, 10:22 Uhr
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