Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Air Tight AL-5


Erlesene Handwerkskunst

Lautsprecher Stereo Air Tight AL-5 im Test, Bild 1
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Nun gilt der der japanische Hersteller Air Tight nicht unbedingt eine  Macht im Lautsprechersegment, er brilliert üblicherweise mit feinen  Röhrenverstärkern. Haben wir jedenfalls gedacht

Die putzige „Al-05“ ist beileibe nicht der erste Lautsprecher, der unter der Ägide des Firmengründers Miura-San entstanden ist. Diesem und den Vorgängermodellen gemein ist ein bemerkenswerter Umstand: Es handelt sich durch die Bank um äußerst kompakte Konstruktionen, bei denen einzig ein kleiner Breitbandwandler mit der Schallabstrahlung betraut ist. Das wundert schon deshalb, weil Air Tight Verstärker baut, die in Sachen Volumen ein Vielfaches dessen darstellen, was die Lautsprecher mitbringen. Große Amps, große Boxen? Nicht unbedingt – diese Form der Zurückhaltung zeugt von erfreulicher Gelassenheit und einer besonderen Sichtweise auf die Dinge. Die AL-05 ist mit 2.800 Euro pro Paar beileibe kein Sonderangebot: Für so viel Geld gibt’s andernorts dramatisch mehr Lautsprecher als zwei nicht einmal fünf Kilogramm schwere Böxchen mit 17 x 27 x 22 Zentimetern.

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Und natürlich kann ich Ihnen jetzt seitenweise erklären, warum das das Produkt einer ganz besondereren Kunst ist und deshalb mit besonderen Augen betrachtet werden will – mach ich aber nicht. Es gibt nämlich keinen Grund dafür. Im Gegensatz zu vielen hochpreisigen Minimalschallwandlern ist das hier einer, in dem absolut blitzsauberes Handwerk steckt und der nicht gleich wieder in den Karton hüpft, wenn jemand mit einem Messmikrofon in der Hand um die Ecke kommt. Und da die harten Fakten für eine Konstruktion mit einem Vierzoll-Breitbänder so besonders sind, beginnen wir mit einem Blick auf die Messdaten. Die AL-05 ist ein fürs echte Leben perfekt abgestimmter Lautsprecher. Sein Amplitundenverlauf weist Bassfähigkeiten bis 60–70 Hertz aus, das ist höchst respektabel. Bis an die 20-Kilohertz- Marke verläuft der Schalldruck extrem linear, im Hochtonbereich stellt sich die Linearität bei Betrieb außerhalb der Achse zwischen 15 und 30 Grad ein. Auf Achse gibt’s durchaus nennenswert mehr Hochton, der sorgt im wirklichen Leben aber für eine wünschenswerte Anregung des Raumes in diesen Frequenzbereichen. Sehr gut, mit Augenmaß und Sachverstand realisiert. Der Wirkungsgrad liegt mit rund 84 Dezibel an 2,83 Volt erstaunlich hoch, die mittlere Impedanz liegt bei rund sechs Ohm. Noch nicht mal beim Klirr gibt’s Probleme: Bei „artgerechten“ 85 Dezibel Schalldruck verzerrt die Box extrem wenig, der Anstieg der geradzahligen Anteile oberhalb von zehn Kilohertz ist in der Praxis völlig bedeutungslos. Okay, bei 95 Dezibel wird‘s mehr, aber das ist für so eine Box eigentlich auch schon deutlich zu viel. Wasserfalldiagramm? Bis auf ein unbedeutendes verzögertes Ausschwingen bei 800 Hertz komplett makellos. Für all das gibt’s donnernden Applaus von uns; da wir ja für unser Magazin KLANG+TON auch regelmäßig Lautsprecher entwickeln, haben wir eine deutliche Vorstellung davon, wie schwierig solche Ergebnisse auf diesem Wege zu erzielen sind. Stellt sich die Frage: Wie um alles in der Welt habe die Japaner das hinbekommen? Nun – praktisch nichts an diesem Lautsprecher ist von der Stange. Am Allerwenigsten der eingesetzte Treiber. Wer versucht, den Vierzöller mit irgendetwas aus den Regalen der einschlägig bekannten Zulieferer in Übereinstimmung zu bringen, der wird kläglich scheitern. Wir haben zwar eine Vermutung, welcher Spezialist hinter dem Leckerchen steckt, aber ansehen tut man‘s ihm nicht. Den Schall strahlt eine polymerbeschichtete Membran ab, die eine Gewebestruktur erkennen lässt. Sie ist extrem leicht, andernfalls wäre eine so hohe obere Grenzfrequenz auch nicht drin. Es gibt ein paar Besondeheiten wie den vorne ein Stück aus dem Membranhals ragenden Schwingspulenträger, der per Dustcap abgedeckt wird. Die scheint in Sachen Material nicht ganz identisch mit dem Rest der Membran zu sein. Auch die sehr dünne Gewebesicke ist beschichtet. Das Auffälligste an dem Treiber jedoch ist sein Antrieb: Hier werden nämlich die Kräfte eine ganzen Armada zylindrischer Alnico-Magnete mittels zweier Stahl-Polplatten gebündelt, die für ein kräftiges und homogenes Magnetfeld sorgen. Das gibt’s defi nitiv nicht von der Stange. Focal macht etwas Ähnliches mit modernen Mitteln bei seinem „Power-Flower“-Antrieb, aber mit Aluminium, Nickel und Kobalt habe ich das noch nie gesehen. Ein recht filigraner Gusskorb hält das Ganze zusammen und sorgt für geringe mechanische Verluste, die Luft kann auf der Treiberrückseite relativ ungestört strömen. Zwischen Hauptakteur und den beiden feinen Polklemmen auf der Rückseite gibt’s so etwas Ähnliches wie eine Frequenzweiche: Da es hier nichts aufzuteilen gibt, bilden eine Spule, ein Kondensator und ein Widerstand lediglich einen Sperrkreis, der die Treiber um zwei Kilohertz ein wenig linearisiert. Man „sieht“ dessen Einfluss übrigens nur am Höcker im Impedanzschrieb, sonst gar nicht – abermals ein Indiz für die überaus fähige Konstruktion. Das Gehäuse ist recht dünnwandig ausgeführt, wirkt aber trotzdem sehr steif. Es besteht aus einem Faserwerkstoff, ich würde auf HDF tippen. Unten auf der Front mündet ein schmaler Reflexkanal, der im Gehäuseinneren sogar noch einmal gefaltet ist, um auf die erforderliche Länge zu kommen. Die Gehäusedämmung beschränkt sich auf eine dünne Schaumstoffmatte unter dem Deckel. Nach dem Bestaunen der handpolierten Urushi-Lackierung ging‘s dann in den Hörraum. Extrawurst? Erst einmal nicht. Will sagen: Die AL-5 bekamen ihr Plätzchen auf zwei soliden Lautsprecherständern zugewiesen und mussten mit genauso viel Abstand zueinander und zum Hörer fertig werden wie jeder andere Lautsprecher auch. Was ihnen absolut nichts ausmacht. Auch bei zweieinhalb Metern Basisbreite gibt’s ein vollständiges Panorama – und was für eines: Es gibt Dinge, die können nur Fullrange-Wandler, wie hier überzeugend dargeboten. Die Lautsprecherebene ist nicht als solche auszumachen, die beiden Kleinodien platzieren das Geschehen mit beeindruckender Raumtiefe völlig losgelöst an exakt die Stelle, die die Produktion vorgesehen hat. Völlig ungekünstelt, mit größtmöglicher Präzision. Letzteres ist zweifellos das entscheidende Stichwort zu diesen Boxen: Sie fördern unglaublich viele Details aus Rillen, Bits und wo auch immer Musik sonst noch gespeichert sein mag. Neues von altbekannten Aufnahmen? Das geht hier mit Leichtigkeit. Die AL-5 spielen so transparent und mit einer solchen Leichtigkeit, dass ich zumindest zeitweise meine Vorliebe für große Membranflächen und maximalen Wirkungsgrad in den Hintergrund drängeln konnte. Das hier, das ist eine äußerst exklusive und extrem befriedigende Art und Weise Musik zu hören. Das funktioniert auch bei großen Orchestern, wenn man sich mit dem Pegel zurückhält: Die Durchsicht ist in jedem Falle gegeben. Natürlich liegen die tonalen und dynamischen Stärken der AL-5 ab dem Grundtonbereich aufwärts. Stimmen reproduziert sie mit wunderbarer Verve, die Luft nach oben heraus wirkt extrem selbstverständlich und natürlich, das ist mit konventionellen Mehrwegelautsprechern kaum zu schaffen. Spezialisten für Bassgewitter sind sie nicht, wobei man bei zivilen Pegeln durchaus staunt, wie knackig ein Schlagzeug von den Zwergen reproduziert wird. Wer mehr Dynamik und mehr Pegel will, der muss enger stellen und näher heranrücken, dann geht noch was. Subwoofer? Ich würd‘s nicht tun. Ich möchte fast wetten, dass das dem einmalig homogenen Auftritt dieser Lautsprecher nicht gut täte. Ansteuerung? Was immer Sie möchten – viel Leistung ist hier fehl am Platze. Klar, Röhre, gerne. Oder akkugespeiste Schaltverstärker. Oder kleine, aber feine Class- A-Transistoren. Probieren Sie‘s aus, diese großartigen Wandler werden Ihnen die Unterschiede zweifellos höchst nachdrücklich vor Ohren führen.

Fazit

Der Röhrenspezialist überrascht mit einem äußerst ausgereiften Kleinlautsprecher, der überaus lebendig, homogen  und natürlich klingt und  eine perfekte Ablösung des  Klangbildes schafft. Große  Klasse!

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Air Tight AL-5

Preis: um 2800 Euro

7/2016
Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis 2.800 Euro 
Vertrieb Axiss Europe GmbH, Hofheim 
Telefon 0234 3254190 
Internet www.axiss-europe.de 
B x H x T (in mm) 170/270/220 
Gewicht (in Kg)
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 13.07.2016, 09:58 Uhr
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Topthema: Feurig
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High-End-Standbox mit ESS AMT

Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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