Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Totem Acoustic Sttaf


Frisch, fromm, fröhlich, frei

Lautsprecher Stereo Totem Acoustic Sttaf im Test, Bild 1
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Wenn Sie bei diesen Standlautsprechern, die vollkommen unauffällig in der Ausführung „Esche furniert schwarz“ daherkommen, an Modelle aus einem großen Elektronikhaus, dessen Name mit c anfängt, denken, mögen Sie rein optisch gesehen vielleicht nicht so ganz Unrecht haben. Bitter Unrecht tun Sie den Totem Acoustic Sttaf mit dieser Einschätzung allerdings mehr als nur ein bisschen, sobald wir über das sprechen, was klangentscheidend ist

Was diesen Lautsprecher ausmacht sind nicht etwa ein hochglänzendes, extrovertiert daherkommendes Gehäuse und vergoldete Membranen, sondern eine ganze Menge cleverer Detaillösungen, Pioniergeist, Kreativität, der Mut, neue Wege zu gehen und ein unabänderlicher Wille, einem gewissen Klangideal ganz nahe zu kommen – und das zu einem bezahlbaren Kurs. Heraus kam als neueste Kreation des Hauses die Sttaf.

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Vince Bruzzese ist, wenn man den Namen hört, erst mal gänzlich unverdächtig, als treibender Geist und Besitzer hinter einem kanadischen Lautsprecherhersteller zu stecken. Und doch: Seit über 20 Jahren entwickelt und baut er diese ungewöhnlichen Lautsprecher von Totem Acoustics, die nur eine Mission haben: sein Klangideal zu erreichen. Dabei geht er ganz eigene Wege.
Wo die große Mehrzahl der Hersteller auf messtechnisch perfekte Konstruktionen setzt, ist Herr Bruzzese vielmehr davon überzeugt, dass der Spaß und das emotionale musikalische Erlebnis, das alle Musikliebhaber eigentlich suchen, nicht unbedingt (nur) damit gefunden werden können. Teil seines Konzeptes (oder eher eine Nebeneffekt seiner Konzentration auf das absolut Nötige) ist eben auch die betont schlichte optische Erscheinung zumindest der kleineren Modelle aus dem Hause Totem Acoustic. Das verleitet leider dazu, die Lautsprecher mental in die Bastelecke oder gar (geben Sie’s ruhig zu!) in die Billig-Schnäppchen-Ecke großer Warenhäuser zu stecken. Doch das ist ein großer Fehler. Als ich vor Jahren für eine Zeit in den USA weilte, besuchte ich einen kleinen Händler in Salt Lake City. Bei dem stand eine kleine Wiedergabekette, bestehend aus Naim-Elektronik und sehr kleinen, mir zu dem Zeitpunkt gänzlich unbekannten Lautsprechern. Das waren die Totem Acoustic Arrow. Und nach wenigen Augenblicken glaubte ich meinen Ohren nicht mehr trauen zu können: Was da rauskam, konnte doch unmöglich das Werk dieser Winzlinge sein? War es aber – und ein Augenöffner.
Und nun haben wir hier ein sehr ähnliches Modell, die Sttaf. Ein klassischer, minimalistisch aufgebauter Standlautsprecher mit einem 14-cm-Tiefmitteltöner und einer 25-mm-Textilkalotte. Die Frequenzweiche zweiter Ordnung (Flankensteilheit ist 12 dB pro Oktave) trennt beide Chassis bei 2,5 kHz, also relativ weit oben – gut für die Kohärenz im wichtigen Stimmenbereich. Lautsprechergehäusen wird ja generell viel Aufmerksamkeit geschenkt, schließlich haben sie maßgeblichen Einfluss auf den Klang. In diesem Fall ist die Liebe zum Detail fast schon obsessiv: Die Fugen zwischen den Platten werden mit ineinandergreifenden Gehrungen ausgeführt, um ausgezeichnete Passform, hohe Stabilität und perfekte Abdichtung zu erzielen. Insgesamt scheint die gewählte Bauform absichtlich ziemlich leichtgewichtig zu sein (das Panel der Rückseite ist nur 11 mm dick) – vermutlich, um den Verlust von akustischer Energie im Gehäuse zu minimieren. Darüber hinaus kann man weit und breit keine dämpfende Füllung innerhalb des Gehäuses selbst finden. Mutig! Die Säule selbst wird durch zwei Querstreben versteift. Die obere ist abgewinkelt und hat große Löcher, um akustische Kontinuität zu gewährleisten und um die Entstehung stehender Wellen zu vermeiden. Die untere dichtet eine Kammer am Boden des Gehäuses ab – hier lassen sich bis zu 4,5 Kilogramm Füllmaterial einbringen, die bei Resonanzen im Bassbereich für Abhilfe sorgen sollen. Über dem kleinen Loch zum Einfüllen des Materials (wir haben die Option nicht genutzt) findet sich der Luftaustrittskanal des Bassreflexsystems. Eine weitere Besonderheit betrifft die Ankoppelung des Gehäuses an den Boden. Ein kleiner Sockel wird mitgeliefert, dessen Montage die seitliche Stabilität durch eine größere Stellfläche erhöht. Der Sockel ist mit Spike-Buchsen versehen. Die Spikes selbst sind durch Silikon Unterlegscheiben entkoppelt. Die Sockel sind ebenfalls rudimentär entkoppelt, und zwar durch die klebrige Masse, mit der man sie am Gehäuse „festklebt“. Eine interessante und unkonventionelle Idee. Aber das hatten wir ja schon geklärt ...
Ein ganz kleines bisschen eingewinkelt (nicht direkt auf den Hörplatz gerichtet, dann kann nämlich die unbändige Hochtonenergie bei spitz aufgenommenen Scheiben zu viel des Guten sein), mit etwa zwei Meter Basisbreite, gute zwei Meter von der Rückwand(!) und mit knapp drei Metern Hörabstand, so stehen die Sttaf im wahrlich nicht kleinen Hörraum der Redaktion. Und bereits nach wenigen Sekunden bin ich sprachlos. Wo nehmen die Dinger die Chuzpe her, mir Fourplays „Bali Run“ mindestens genauso erwachsen, schnell und dynamisch aufzutischen, wie meine fast doppelt so teuren und anderthalb mal so großen eigenen Lautsprecher es können? Okay, die spielen noch einen Zacken tiefer und massiver, aber mit zwei 16ern wäre alles andere auch ein Hohn. Dennoch: Ich habe keine Ahnung, wie diese kleinen, so zierlichen und unscheinbaren Lautsprecher es schaffen, dermaßen viel musikalische und akustische Energie zu übertragen! Porcupine Trees „The Sound of Muzak“ vom Album „In Absentia“, eines der besten Progressive-Rock-Stücke überhaupt, jagt mir Schauer der Zufriedenheit über den Rücken. Wahnsinn, wie kompakt und präzise die Drums rüberkommen, wie unbeeindruckt die anderen Instrumente ihren Job machen können, und welch riesiges Klangbild die Winzlinge herbeizaubern können! Wie sich mit akustischen Aufnahmen herausstellt, ist die virtuelle Bühne eher cinemaskopisch breit als ultratief, doch an Realismus mangelt es auch diesbezüglich nicht. Mit Nicolas Jaars Ausnahmealbum „Space Is Only Noise“ auf dem Plattenteller erlebe ich dann schier Unglaubliches: Die zusammenhängenden Songs „Être“ und „Colomb“ sind (fein-) dynamische Elektro-/Minimal-Meisterwerke, deren stupender Detailreichtum einem mit den Sttaf extrem unangestrengt auf dem Silbertablett serviert wird; passende Abspielgeräte und Elektronik natürlich immer vorausgesetzt. Dass sie dabei die alleruntersten Frequenzen schuldig bleibt, war zu erwarten und kann generell einem Lautsprecher dieser Größe und Bestückung nicht wirklich angekreidet werden. Im Klanghimmel finde ich mich schließlich mit Nine Horses’ fantastischem Album „Snow Borne Sorrow“ wieder. David Sylvian scheint mit seiner intim und nah aufgenommen Stimme fast auf meinem Schoß zu sitzen. Phänomenal, mit welcher Offenheit und Schnelligkeit und unverfärbtem Mittelton die Sttaf hier agieren. Das hat ganz große Klasse.
Wenn Sie also gerade auf der Suche nach neuen Lautsprechern in der Klasse unter 3.000 Euro sind, gibt es wirklich nur drei Dinge, die gegen die Sttaf als Ihren nächsten Lautsprecher sprechen: Eine ausgeprägte Allergie gegen Understatement, eine sehr hell abgestimmte Elektronik und/oder ein sehr schallharter Raum. Im ersteren Fall hilft ein ausführlicher Hörcheck, um Sie zu heilen, in den beiden anderen Fällen könnte man sich fast überlegen, diese Missstände zugunsten dieses kleinen Wunderlautsprechers zu beseitigen.

Fazit

Keine im HiFi-Sinne/messtechnisch „perfekten“ Lautsprecher, aber in ihrem Preisrahmen perfekte Musikmaschinen. Beeindruckend!

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Totem Acoustic Sttaf

Preis: um 2515 Euro

10/2013
Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis 2.515 Euro 
Vertrieb High End Company 
Telefon +41 071 9118690 
Internet www.highendcompany.ch 
Ausstattung:
Garantie (in Jahre) Nein 
Ausführungen Hochglanz schwarz oder matt weiß 
Sonderfarben Nein 
B x H x T (in mm) 1600/850/242 
Gewicht (in Kg) ziemlich leicht 
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Michael Bruss
Autor Michael Bruss
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Datum 10.10.2013, 10:42 Uhr
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