Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Linn LP12 Klimax


Einsamer Höhepunkt

Plattenspieler Linn LP12 Klimax im Test, Bild 1
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War es vor zwei Jahren der LP12 SE, der der beste Linn aller Zeiten war, so haben sich zwei Jahre später die Uhren schon wieder weitergedreht: Der LP12 Klimax steht am Start - nach 37 Produktionsjahren (!) mit einem komplett anderen Motor

Mitspieler

Verstärker:

Â

Malvalve Preamp Three Lineund Power Amp ThreeÂ
Densen B-130Â
Linn Majik I

Lautsprecher:

Â

Lumenwhite AquilaÂ
B&W 803DÂ
K+T Mini-Monitor TSGegenspieler

Plattenspieler:

Â

Transrotor Fat Bob mit SME 3500Â
EAR Disc Mastermit Helius Silver-Ruby OmegaÂ
Clearaudio Innovationmit Universal

Tonabnehmer:

Â

Benz L2 WoodÂ
Van den Hul The CondorÂ
Miyabi Standard

Phonoverstärker:

Â

MalValve Preamp Three PhonoÂ
PS Audio GCPH modifiziertÂ
Quad Preamp Twentyfour PIch kann es Ihnen nicht ersparen: Dieser Plattenspieler, der so schlicht und unschuldig aussieht, so, wie die Dinger eben früher ausgesehen haben, kostet mittlerweile in der hier getesteten Version 21.400 Euro. Dafür ist dann das analoge Frontend von der Nadelspitze (Akiva) bis hin zur im Plattenspieler integrierten Phonostufe (Urika) komplett. Die Aufrüstung eines LP12 SE mit Motor und der zugehörigen Steuerung im edlen Klimax-Gehäuse schlägt mit 8.200 Euro zu Buche, die technisch identische Schaltung im Akurate-Gehäuse kostet 5.500 Euro.

Plattenspieler Linn LP12 Klimax im Test, Bild 2Plattenspieler Linn LP12 Klimax im Test, Bild 3Plattenspieler Linn LP12 Klimax im Test, Bild 4Plattenspieler Linn LP12 Klimax im Test, Bild 5Plattenspieler Linn LP12 Klimax im Test, Bild 6Plattenspieler Linn LP12 Klimax im Test, Bild 7Plattenspieler Linn LP12 Klimax im Test, Bild 8
Das ist viel, viel Geld - und das für ein Konzept, das viele Leute für seit Jahrzehnten überholt halten. Andererseits: Der für sich genommen schon teure LP12 SE hat mich 2007 überrascht - hatte ich den Linn Sondek immer für einen guten Plattenspieler gehalten, so konnte das Modell mit dem komplett überarbeiteten Subchassis und noch ein paar weiteren Finessen einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Nicht „der beste Plattenspieler der Welt“ - so etwas gibt es meiner Meinung nach nicht, und wenn doch, so habe ich ihn mit Sicherheit noch nicht gehört -, aber ein verdammt gutes Gesamtpaket, das vor allem eines konnte: Mich mit seiner musikalische Wiedergabe ohne Wenn und Aber emotional packen. Genau das erwarte ich von einem Spitzengerät - und genau das hat der Linn getan. Im Jahr 2009 bringt Linn die zweite radikale Veränderung für seinen Dauerläufer - in diesem Lichte hat man die Angelegenheit auch getauft: „Radikal“ heißt die Motor-Netzteil-Kombination, mit der man sich diesen Sommer anschickt, nochmals einen draufzusetzen. Geblieben ist die mechanische Konstruktion: In einer wunderschön furnierten Holzzarge steckt wie immer eine an drei Federn aufgehängte Subchassiskonstruktion mit dem aus einem vollen Aluminiumblock gefrästen Keel. Die Lager-Teller-Einheit ist unverändert geblieben, ebenso die klassische Filzmatte, an der nach Linn-Meinung nach wie vor qualitativ nichts vorbeikommt. Ebenso vertraut ist uns mittlerweile der fantastische Tonarm Ekos SE, meiner Meinung nach einer in seiner optischen Schlichtheit und Stimmigkeit allerschönsten Top-Tonarme, auf Tonabnehdem mit drei Schrauben das große Linn-MC Akiva montiert ist - das übrigens in Japan in der selben Firma gefertigt wird wie die wunderbaren Lyra-Systeme. Neues entdeckt man nach Abnehmen des Haupttellers: Neben dem Motorpulley ragt eine kleine SMD-bestückte Platine auf, die an der Außenseite eine Fotodiode trägt - ein Bestandteil der Motorregelung. Schraubt man die Bodenkonstruktion (der Begriff „Bodenplatte“ ist schon lange nicht mehr adäquat) ab, dann erblickt man etwas mehr Neuigkeiten - als da wären eine untrennbar mit der verstärkten Trampolinbasis verbundene Verstärkereinheit und der neue Motor, in einer soliden und formschönen Motordose verpackt. Dieser Antrieb ist eine der radikalsten Veränderungen in der Linn-Geschichte, eigentlich nur vergleichbar mit dem zunächst belächelten, später allseits anerkannten Umstieg von konventionellen auf Schaltnetzteile in den Verstärkern: Nach knapp vier Jahrzehnten treuer Dienste hat man den Synchronmotor in Rente geschickt und verwendet nun einen Gleichstrommotor! Dieser wird gespeist und geregelt aus der externen Radikal-Versorgung - ein entsprechendes XLRKabel ist fest am Laufwerk montiert. Wer jetzt Angst hat, der LP12 würde auf seine alten Tage durch permanentes Nachregeln ein nervöses Laufwerk werden, der sieht sich angenehm getäuscht: Sage und schreibe einmal pro Tellerumdrehung zieht ein an der Tellerinnenseite befestigtes Filzplättchen an der Fotodiode vorbei, die Radikal-Schaltung vergleicht die Geschwindigkeit mit den vorherigen Umläufen und regelt im Bedarfsfall nach. Damit kann die Ist-Geschwindigkeit behutsam an schleichende Vorgänge wie einen sich längenden Riemen oder alterndes Lageröl angepasst werden. Kurze Regelvorgänge finden nicht statt - keine Angst also vor Hektik in der Musik. Die Verstärkerschaltung auf der Basisplatte ist das neue Phonoteil Urika - ich nehme an, die Wortschöpfung ist eine Linn-typische Abwandlung vom berühmten archimedischen Ausruf „Heureka“ - „ich hab´s!“. Nun, was das Urika auf jeden Fall hat, ist eine rekordverdächtig kurze Zuleitung vom Tonabnehmer bis zur Phonostufe; das dürften nicht einmal 50 Zentimeter sein - das Tonarmkabel ist direkt auf die Platine gelötet. Vom Phonoteil geht es mit Line-Pegel (echt) symmetrisch oder unsymmetrisch weiter zum Verstärker. Alle Arten von Störungen, die in lange Phonokabel eingestreut werden können, sind dem Linn somit fremd - Einstellbarkeit übrigens ebenso: Man arbeitet mit einer festen MC-Verstärkung und einer Eingangsimpedanz von 150 Ohm - ideal für das Akiva und noch einige weitere MC-Tonabnehmer. Aber mal ehrlich: So eine Kombination wird in der Regel pures, reines Linn bleiben. Gibt es sonst noch etwas zur Ausstattung oder Technik zu sagen? Nun, eine Haube ist wie immer dabei, die bleibt aber auf Anraten des Linn-Experten Hubert Vianden, der unseren Testplattenspieler aufgebaut hat - dafür nochmals vielen Dank! - in der Verpackung. Die Aufstellung des LP12 ist dank der Subchassis-Konstruktion recht unkritisch - gerade sollte er halt stehen. Für den Hörtest habe ich ein paar Scheiben herausgekramt, die mich vor zwei Jahren mit dem LP12 SE beeindruckt haben - wobei ich fairerweise erwähnen möchte, dass ich keinen direkten Vergleich zwischen dem Linn von 2007 und 2009 anstellen konnte. Und wie damals treibt mir der LP12 in Zusammenarbeit mit grandiosen Sängerinnen die eine oder andere Träne in die Augen, bei der zerbrechlichen Katie Melua, der faszinierenden Kari Bremnes oder der verstörenden PJ Harvey - das ist Emotion pur, die der Linn da irgendwie aus der Rille holt, wo andere Laufwerke Mühe haben, bei aller Perfektion nicht zu technisch zu klingen. Wo wir gerade bei Vergleichen sind: Gegenüber dicken Masselaufwerken mit Mehrmotorenantrieb hat der LP12 im Tiefstbass immer noch das Nachsehen, allerdings mit dem neuen Antrieb inzwischen auf einem Niveau, dass man wirklich von einem Kopf-an-Kopf-Rennen sprechen kann und sich nachdenklich fragt, ob es denn wirklich so viel Tellergewicht und schiere Kraft sein muss. Nein - muss es nicht, wenn das Endergebnis so stimmig ist wie beim LP12 Klimax. Während des Feintunings hatte ich die erste Dire-Straits-Platte laufen, mit dem Dauerbrenner „Sultans of Swing“, eine Aufnahme, der wohl die wenigsten Leute - mich eingeschlossen - audiophile Qualitäten zugestehen würden. Und doch: Während die Rhythmusgruppe das Stück federnd und gleichzeitig unbeirrbar vorantreibt und Herr Knopfler seinen Text ins Mikrofon brummelt, fängt seine Stratocaster plötzlich buchstäblich an zu singen - fast schon meterweit von der Begleitung getrennt und völlig klar vor den Lautsprechern abgebildet - das hat schon große Klasse. Die beiden Jennifer Warnes Klassiker „Famous Blue Raincoat“ und „The Hunter“ drehten sich bei diesem Test aus unterschiedlichen Gründen: Die Hunter wegen ihrer noch etwas besseren Produktion, deren teilweise recht vertrackten Arrangements einem Spieler alles abverlangen - der neue LP12 erledigt dies mit völliger Mühelosigkeit. Die Famous Blue Raincoat steht mir dagegen musikalisch deutlich näher, vielleicht, weil ich die Platte schon lange in- und auswendig kenne. „Came So Far For Beauty“ gibt der Linn in all seiner Verlorenheit so anrührend wieder, dass ich sofort wieder den fast schon Standardeffekt des LP12 auf mich verspüre: feuchte Augen. Schnell wechsle ich zu etwas Härterem: Die so etwas wie audiophile MFSL-Reissue des Faith-No-Mores-Klassikers „Angel Dust“. Und hier tut der LP12, als wäre er niemals für etwas anderes konstruiert worden als für die Wiedergabe von Musik von harten Jungs für harte Jungs: Das kracht und scheppert, dass es eine wahre Freude ist - die durchaus komplexen Arrangements bleiben dabei aber immer durchhörbar - ein klarer Beweis dafür, dass eine heftig bediente Double Bassdrum und ein filigranes Hi-Hat durchaus friedlich koexistieren können, ohne dass die eine die andere erschlägt. Na toll, wo ich vorher das Wasser in den Augen stehen hatte, treibt es mir jetzt den Schweiß aus den Poren - kalt lässt einen der LP12 in keinem Fall. Was habe ich noch an Musikrichtungen vergessen? Jazz konnte und kann der Linn schon immer - hier darf er seinen legendären „Swing“ ausspielen. Großorchestrale Klassik gibt er dagegen aus einer großen Ruhe heraus wieder: Breit und tief angelegt ist die Bühne, die ganze Kraft des Orchesterapparats kann aber jederzeit losstürmen - dieser LP12 ist gerüstet für die ganz große Oper, während er bei der nächsten Platte kammermusikalische Perlen in all ihrer faszinierenden Intimität verblüffend realitätsnah in den Hörraum zaubert. Um es kurz zu machen: Auch wenn mir der direkte Vergleich gefehlt hat, möchte ich über den Umweg eines Vergleichs mit unseren bewährten Laufwerken behaupten, dass das 2009er-Upgrade ein - wenn auch teurer - wichtiger Meilenstein in der Geschichte dieses einmaligen Plattenspielers ist, der ihn auf der einen Seite technisch noch weiter nach vorne gebracht hat und dabei - und dafür gehört den Gehirnen und vor allem den Ohren bei Linn mein allerhöchster Respekt - seine einmalig emotionale Art zu spielen - wenn überhaupt - nur im Sinne einer weiteren Steigerung berührt hat. Chapeau.

Fazit

Was soll ich sagen: Mein Neid ist mit denen, die sich diesen Über-Linn nach Hause holen können. Ein Plattenspieler, der tatsächlich die letzte Station einer langen Suche sein kann - wenn den Jungs bei Linn nicht doch wieder etwas einfällt ...

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Produkt: Linn LP12 Klimax

Preis: um 21400 Euro

12/2009
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Thomas Schmidt
Autor Thomas Schmidt
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Datum 07.12.2009, 10:41 Uhr
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