Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker

Einzeltest: Wall Audio Aura


Blaue Stunden

Röhrenverstärker Wall Audio Aura im Test, Bild 1
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Mir hat er ja von Anfang an gefallen – endlich mal nicht die übliche Farbe im Display, nein: Ein geheimnisvoll schimmerndes Blaugrün hüllt den Wall Audio in seine namengebende Aura. Aber auch im Inneren tun fast schon magische Komponenten ihr Werk

Mitspieler


Plattenspieler

 Funk Firm Vector III
 Transrotor Rondino mit SME 5009 und Merlo Reference

Phonoverstärker

 Monk
 Linn Uphorik

Lautsprecher

 Kudos X2
 K+T CT252

Zubehör

 Netzleiste, -kabel: PS-Audio, HMS
 Phonokabel Furutech, Nordost, Audioquest
 NF-Kabel: Van den Hul, Horn Audiophiles
 Lautsprecherkabel: Silent Wire
 Racks, Basen, Unterstellfüße: SSC, Thixar


Gegenspieler


Verstärker

 Accustic Arts Power ES
 MalValve Preamp Three und Poweramp Three

Die Begriffspaarung „legendär“ und „MIG-Röhre“ könnte ich jetzt zum was-weiß-ich-wie-vielten Male fallen lassen. Tatsache ist, dass die 6C33 tatsächlich vom sowjetischen Militär verwendet wurde, Tatsache ist aber offensichtlich auch, dass diese Leistungstriode sich ein bisschen kapriziös verhält und ein Schaltungsumfeld benötigt, das sie „bei Laune“ hält – so ist die im Aura verwendete Treiberstufe in der Lage, etwa 80 Volt Ausgangsspannung zu liefern.

Röhrenverstärker Wall Audio Aura im Test, Bild 2Röhrenverstärker Wall Audio Aura im Test, Bild 3Röhrenverstärker Wall Audio Aura im Test, Bild 4Röhrenverstärker Wall Audio Aura im Test, Bild 5Röhrenverstärker Wall Audio Aura im Test, Bild 6
Die gesamte Line-Eingangsstufe befindet sich auf einer Platine und verfügt über ingesamt vier E88CC-Doppeltrioden die wie die Endröhren im Class-A-Betrieb arbeiten. Ein Paar Röhren ist dabei für die Vorverstärkung zuständig, ein Paar für die Ansteuerung der Leistungsröhren. Die Verdrahtung zwischen Platine und Röhrensockeln erfolgt mit isolierter Silberlitze. Die verwendete Bauteilequalität ist durchgehend sehr gut – das versteht sich bei dem Funktionsprinzip aber auch von selbst: Keine Gegenkopplung bedeutet, dass man im Signalweg alles richtig machen muss. Ein Blick auf den Frequenzgang und vor allem die Kanalgleichheit des Aura verrät, dass Andreas Wall seine Hausaufgaben gemacht hat. Für die „Diva“ 6C33 gibt es eine elektronische Ruhestromregelung, die über einen längeren Zeitraum immer weiter optimiert wurde und für absolut stabiles Arbeiten sorgt. Auch bei einem Austausch der Leistungsröhren, die ja bei einem Röhrenverstärker irgendwann unvermeidlich wird, muss der Ruhestrom nicht manuell neu eingestellt werden. Diese BIAS-Steuerung wird von der Verstärkerschaltung durch einen Optokoppler galvanisch getrennt. Unsere Messungen zeigen es: Der Aura bleibt sich als Single-Ende-Triodenverstärker treu und zieht Strom – egal, ob man laut oder leise hört. An dieser Stelle hat sein Entwickler Andreas Wall aber ein ganzes Stück weiter gedacht und dem Gerät einen Eco-Modus spendiert. Das bedeutet, dass die Betriebsspannung so weit abgesenkt wird, dass die Leistungsaufnahme ebenfalls um etwa 20 Prozent niedriger liegt. Das macht sich klanglich zwar ein bisschen bemerkbar, aber nicht so gravierend, dass man bei – sagen wir – geteilter Konzentration den Verstärker nicht prima mitlaufen lassen könnte, auch wenn der eine oder andere Purist so etwas ablehnen mag. Das Energiesparen – aus traurigem Anlass ein sehr aktuelles Thema – hört aber an dieser Stelle nicht auf: Der Aura verfügt über ein Netzteil mit einem speziellen Standby-Transformator. Dieser Transformator zieht im Standby-Betrieb lediglich 2 Watt. Erst durch Drücken des Schalters auf der Frontplatte wird der gesamte Vollverstärker nahezu verzögerungsfrei eingeschaltet. Solche Schaltungen wollen wir bitte in Zukunft öfter sehen! Verschiedene Gleichrichter und Spannungsregler liefern die unterschiedlichen Betriebsspannungen, die der Aura benötigt – die Siebung der Anodenspannung für die Leistungsröhren erfolgt über ein LC-Filter mit Drosselspule. Ausgangsübertrager sind bei einem Single- Ended-Verstärker immer ein heikles Thema – Wall Audio lässt sich Trafos anfertigen, die besonders lang durchgeglühte Bleche besitzen, auf denen die vielfach verschachtelten Wicklungen aufgebracht werden. An dieser Stelle werden wir nicht darüber meckern, dass das Phonoteil nur in Halbleitertechnik ausgeführt ist, sondern freuen uns über die Existenz desselben. Wall Audio verwendet hochwertige Burr-Brown-Operationsverstärker – die RIAA-Korrektur ist passiv und aktiv. Zwei Cinch-Buchsen neben dem Phono-Eingang ermöglichen die individelle Anpassung der Impedanz und Kapazität. Der Phonokanal wird wie die Line-Eingänge über Reed-Relais umgeschaltet – die jeweilige Schalterstellung zeigen LEDs auf der Frontplatte an. Statt des üblichen Potentiometers mit 270 Grad Drehwinkel hat das des Aura nur 90 Grad – damit kann der Konstrukteur spiegelbildlich zum Eingangswahlschalter auch die Lautstärke anzeigen lassen. Beleuchtet wird die Front durch eine sogenannte Lichtmatte, die ein recht angenehmes grünblaues Licht produziert. In Sachen Frontplatten-Ausführungen hat der Kunde die Auswahl aus einer unbehandelten, einer schwarz eloxierten und einer verchromten Version – satte 10 Milllimeter Aluminium sind es aber immer. Rein von der Optik und vom Aufbau her vermittelt der Wall Audio Aura den Eindruck eines grundsoliden Gerätes, in dem einerseits grundsolide Technik in qualitativ hochwertiger Ausführung steckt – zum anderen finden sich an entscheidenden Stellen innovative Lösungen – einen Eco-Modus habe ich in einem solchen Verstärker überhaupt noch nie gesehen! Für den Hörtest konnte ich auf ein recht großes Arsenal verschiedenster Lautsprecher zurückgreifen. Der Wall Audio Aura kam dabei mit allen angeschlossenen Boxen gut zurecht. Natürlich ist bei der zu erzielenden Grenzlautstärke bei wirkungsgradschwachen Schallwandlern ein gewisses Limit gesetzt – daher ergeht die Empfehlung, Boxen ab etwa 88 Dezibel zu verwenden – dann sollten die gut 10 Watt pro Kanal ausreichen, um noch genügend Reserven in petto zu haben. An das eingebaute Phonoteil muss man sich einen kurzen Moment lang gewöhnen – die Hochtonwiedergabe erscheint minimal dunkler timbriert, defensiver als die Line-Eingänge. Der vermittelte Eindruck mag aber genauso gut am zuerst gehörten Musikmaterial gelegen haben – nach ein paar Augenblicken habe ich nichts mehr vermisst. Sicher kann man mit einem richtig guten externen Phonoteil noch ein bisschen weiter kommen, aber im Gesamtkontext des Verstärkers passt es hervorragend: Die tiefen Töne sind genauso fest und definiert wie zuvor, das gleiche gilt für den gerade in der Stimmwiedergabe enorm präsenten Mitteltonbereich. Jennifer Warnes auf ihrem bei mir schon notorischen „Famous Blue Raincoat“ wird in Tonalität wie Ortung extrem genau gesetzt – das ist schon verdammt lebensecht, was der Wall Audio da zaubert, der Name „Aura“ ist sicherlich nicht ganz falsch gewählt. Anders als so manch anderer Röhrenverstärker begnügt er sich aber eben nicht mit einer gewissen Faszination „aus der Mitte heraus“, sondern unterlegt den starken Stimmbereich mit einem kraftvollen Bassfundament und strahlenden, durchaus auch einmal dominanten Höhen. Verwaschenheit ist ihm komplett fremd, schön zu hören auf dem hervorragend aufgenommenen Schlagzeug bei „Bird on a Wire“, das von einer satten Bassdrum bis hin zu aggressiven Blechen alles zu bieten hat. Und gleich danach das Titelstück, das den Hörer mit einer wundervoll intimen Atmosphäre berührt – der Wall Audio setzt auch das gefühlvoll um. So studiere ich mit einem wissenden Lächeln die angepriesenen Vorzüge digitaler Aufnahmetechnik in den Liner Notes von Ry Cooders „Bop till you drop“ und freue mich vor allem darüber, dass bei dieser unbestreitbar guten Aufnahme so wenig Kompression und anderer Schnickschnack eingesetzt wurde. So tönt „The Very Thing that Makes You Rich“ spannend, in seinem schönen Arrangement wunderbar gesetzt – da vergessen wir doch gerne einmal die Aufnahmetechnik und freuen uns über ein durch und durch gelungenes Album, eingespielt von Ausnahmemusikern und wiedergegeben über einen Verstärker, der die perfekte Balance gefunden hat: auf der einen Seite mit genügend Kontrolle, um jede Box im Griff zu haben und keinerlei Unsauberkeiten zuzulassen, auf der anderen Seite mit dieser gewissen Leichtigkeit und Lebendigkeit, die sich deutlich von der reinen Wiedergabe abhebt

Fazit

Der Wall Audio Aura ist ein Röhrenverstärker, der die Triodenlegende 6C33 so weit zähmt, dass sie ohne Wenn und Aber im Alltag eingesetzt werden kann, ihren musikalischen Fähigkeiten aber so freien Lauf lässt, dass man sie immer wieder hören will – Tag für Tag.

Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker

Produkt: Wall Audio Aura

Preis: um 6500 Euro

5/2011
Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Wall Audio, Freiburg 
Telefon 0761 5009466 
Internet www.wallaudio.de 
B x H x T (in mm) 430/155/380 
Gewicht (in Kg) 33 
Garantie (in Jahre) 2 (Herstellergarantie) 
Ausführung: Schwarz, verchromt, matt 
Unterm Strich... Der Wall Audio Aura ist ein Röhrenverstärker, der die Triodenlegende 6C33 so weit zähmt, dass sie ohne Wenn und Aber im Alltag eingesetzt werden kann, ihren musikalischen Fähigkeiten aber so freien Lauf lässt, dass man sie immer wieder hören will – Tag für Tag. 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 25.05.2011, 14:28 Uhr
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