Kategorie: Schallplatte

Musikrezension: Six Brandenburg Concertos, BWV 1046 – 1051, Complete Edition Partita in D minor BWV 1004, Chaconne W.A. Mozart / J. S. Bach: Largo and Fugue no. 5 KV 404a (BWV 526) Komponist: Johann Sebastian Bach · Interpret: Stuttgarter Kammerorchester (Tacet)


Six Brandenburg Concertos, BWV 1046 – 1051, Complete Edition Partita in D minor BWV 1004, Chaconne W.A. Mozart / J. S. Bach: Largo and Fugue no. 5 KV 404a (BWV 526) Komponist: Johann Sebastian Bach · Interpret: Stuttgarter Kammerorchester

Schallplatte Six Brandenburg Concertos, BWV 1046 – 1051, Complete Edition Partita in D minor BWV 1004, Chaconne W.A. Mozart / J. S. Bach: Largo and Fugue no. 5 KV 404a (BWV 526) Komponist: Johann Sebastian Bach · Interpret: Stuttgarter Kammerorchester (Ta1
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Aha. Es geht also inzwischen schon andersherum. Im Zuge der zweiten (oder dritten? Oder vierten?) digitalen Revolution waren es ja legendäre Schallplatten, deren Original- Mehrspurbänder neu in Surround abgemischt wurden, um den Zuhörer „in neue Dimensionen“ zu entführen. Nun, der Ausgang der Geschichte ist bekannt – hochauflösende Mehrkanalformate fristen im Vergleich zur Schallplatte ein Schattendasein. Während der kurzen Aufbruchphase der SACD und DVD-Audio sind aber auch ein paar ernsthafte neue Produktionen von Labels entstanden, die versuchten, mit der neuen Technik neue Standards in Sachen Musik-Erleben zu setzen. Ob jetzt die Positionierung des Hörers mitten im Orchester jedermanns Sache ist, sei einmal dahingestellt – dass das Rohmaterial der Tacet-Originalaufnahmen jetzt neu abgemischt und für Schallplatte remastered wurde, nehmen wir in zweierlei Hinsicht gerne an.

Schallplatte Six Brandenburg Concertos, BWV 1046 – 1051, Complete Edition Partita in D minor BWV 1004, Chaconne W.A. Mozart / J. S. Bach: Largo and Fugue no. 5 KV 404a (BWV 526) Komponist: Johann Sebastian Bach · Interpret: Stuttgarter Kammerorchester (Ta2
Zum einen, um der großen Musikindustrie, die seit Ende der 70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts permanent mit neuen Musik-Datenträgern um die Ecke kommt, einmal zu sagen: HA! Zum anderen natürlich, weil wir uns über jede Neuerscheinung von Tacet auf Vinyl wirklich freuen – der Name steht für sorgfältige Produktion und jede Menge Röhrentechnik vom Feinsten bei Aufnahme und Mastering. Das Stuttgarter Kammerorchester ist in Deutschland (und wahrscheinlich weltweit) der erste Klangkörper gewesen, die sich dem Originalklang früherer musikalischer Epochen gewidmet haben – ein zu Zeiten der Gründung radikaler Bruch mit der lange vorherrschenden „modernisierten“ Aufführungspraxis. 1945 vom legendären Karl Münchinger gegründet, begann man 1948 mit den ersten Schallplattenaufnahmen. Heute dürfen die Stuttgarter mit Fug und Recht als eines der führenden Originalklangorchester weltweit bezeichnet werden – sogar Crossover-Projekte stehen mittlerweile in der Diskografie der Musiker. Um aber zu unserem Thema zurückzukehren: die vorliegenden Aufnahmen sind allesamt schon ein bisschen älter, die Brandenburgischen Konzerte wurden im Jahr 2000 mitgeschnitten. Man konkurriert dabei mit einer Messlatte, die das Orchester selbst gelegt hat: Eine berühmte und schon seit langer Zeit vergriffene Decca-Aufnahme der Brandenburgischen Konzerte stammt aus den frühen 50er-Jahren und gilt unter Kennern als Referenz. Nun, ich habe das gleiche Problem wie die meisten von uns: Mir liegt die alte Aufnahme nicht vor, also muss ich die Tacet-Produktion für sich bewerten. Viel zu bewerten gibt es nicht: Musikalisch wie technisch ist diese Gesamtaufnahme der Brandenburgischen Konzerte absolute Spitze. Das Stuttgarter Kammerorchester hat sich die unterschiedlich besetzten Konzerte werkgetreu erarbeitet – entgegen früheren Annahmen handelt es sich bei den sechs Stücken durchaus nicht um eine kompositorische „Gesamtproduktion“, die Bach dem Herzog von Brandenburg gewidmet hat. Die Entstehungsgeschichte der Werke erstreckt sich vielmehr über einen deutlich größeren Zeitraum, was durch die differenzierte Spielweise auch sehr schön nachvollziehbar wird. Die Konzerte, die sich noch sehr stark an die Barocktradition anlehnen, wechseln sich ab mit den ersten Vorläufern der klassischen Instrumentalkonzerte, bei denen der Gegensatz zwischen Solisten und Begleitorchester deutlicher wird. Eine große Cembalo-Kadenz im fünften Konzert leitet so vielleicht die Ära der großen virtuosen Klavierkonzerte ein, die erst 150 Jahr später ihren Höhepunkt finden wird. Der Klang der Box ist Tacet-typisch vollmundig und rund, bei gleichzeitig hoher Transparenz und beeindruckender Räumlichkeit – fast, als hätte sich noch die eine oder andere Surroundspur der Originalaufnahme mit auf die Platten verirrt. Scherz beiseite: Hier wurde im Downmix ganze Arbeit geleistet – wenn ich die durchgehend großartige Arbeit von Tacet nicht schon kennen würde, wäre ich verblüfft – so kann ich nur einmal mehr sagen: Hut ab! Und weil auf den insgesamt sechs Plattenseiten der liebevoll gemachten Box noch ein bisschen Raum war, gibt es noch zwei besondere Zugaben: die Chaconne aus der Partita D-moll für Solovioline – gespielt von Hartmut Lindemann auf der Viola mit einem speziellen Rundbogen, dessen Herkunft bis in die Zeit Bachs zurück nicht ganz geklärt ist. Mit der variablen Spannung der Bogenhaare bei dieser Art Bogen lassen sich auch drei oder vier Saiten gleichzeitig streichen – eine Technik, die extreme Griffsicherheit voraussetzt – eine Übung, die Lindemann perfekt beherrscht und die den Klang des Soloinstruments beeindruckend „fett“ macht. Das Gaede Trio mit einer Bach-Bearbeitung Mozarts beendet den musikalischen Reigen. Largo und Fuge Nummer 5 aus den sechs dreistimmigen Präludien und Fugen zeigen zum einen die Meisterschaft der Musizierenden, zum anderen den massiven Einsatz Mozarts, die (ungeliebte) Kunst der Fuge nach Art Bachs zu erlernen, ein Einsatz, der schließlich den hier zu hörenden Erfolg brachte. Die 3-LP-Box hat ein umfangreiches Booklet – die Pressqualität des schweren Vinyls ist einwandfrei, der Klang überragend. Mit etwa 70 Euro ist das Werk nicht ganz billig, angesichts der gebotenen Qualität aber gerade noch okay.

Fazit

Die Aufnahme hat in jeder Hinsicht das Zeug zur Referenz. Vor allem aber zeigt uns die Entstehungsgeschichte der Box eines: Vinyl rules!

Kategorie: Schallplatte

Produkt: Six Brandenburg Concertos, BWV 1046 – 1051, Complete Edition Partita in D minor BWV 1004, Chaconne W.A. Mozart / J. S. Bach: Largo and Fugue no. 5 KV 404a (BWV 526) Komponist: Johann Sebastian Bach · Interpret: Stuttgarter Kammerorchester (Tacet)

Preis: um 70 Euro

10/2010
 
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Autor Thomas Schmidt
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Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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