Extrovertierte finden im Normalfall schneller Freunde als zurückhaltende Menschen. Gleiches kann auch im HiFi-Bereich passieren, wie zum Beispiel bei Tangents Ampster BT.
Die Firma Tangent aus dem dänischen Herning bietet vom High-End-Lautsprecher bis zum Lifestyle-Radio alles an, was man in elegantem skandinavischen Design verpacken kann. Beim Neuzugang des Produktportfolios handelt es sich nun um ein Gerät, das ein wenig zwischen den Stühlen sitzt. Zum einen wird hier durchdachtes HiFi geboten, zum anderen zielt man weniger auf ein audiophiles Publikum. Das zeigt sich schon bei der Produktbezeichnung des dänischen Kompaktverstärkers Ampster BT, denn die Abkürzung BT steht für Bluetooth. Auch diese kabllose Art der Datenübertragung ist zwar mittlerweile weit weg von schlechter Klangqualität, doch man sieht eben, dass die Einbindung von Smartphones und Tablets hier eine hohe Priorität genießt.
Dass das absolut nichts Schlechtes sein muss, zeigt der Ampster BT dann auch umgehend. Ohne große Umschweife wird mithilfe des Drehreglers an der Front die Quelle auf Bluetooth festgelegt. Das geschieht allerdings nicht durch Drehen des Schalters, sondern durch wiederholtes Drücken, bis die zuständige LED an der Front die erstellte Verbindung mit blauem Licht begrüßt. In wenigen Momenten und ohne Probleme steht schon die Verbindung mit meinem Smartphone, und der Streamingdienst meiner Wahl wird gestartet. Ohne mir groß Gedanken zu machen, drücke ich auf Play und warte, welche Überraschungen mir die zuletzt gespielte Warteschlange bringt. Nach einem kurzen Moment der Pufferung beginnt das das Debütalbum von Cage Tthe Elephant zu spielen, das den gleichen Namen trägt. Nach dem kurzen, eher leisen Intro von „Back Against the Wall“, legt der Ampster BT im Refrain wirklich los. Wie bei einem Partygast, der die bestvorbereitete Pointe des Abends zum Besten gibt, füllt sich der Raum mit Erheiterung und begeistert sämtliche Zuhörer. Schmetternde Gitarrenklänge strömen aus den Lautsprechern, untermalt von einem, man muss beinahe sagen, aufdringlichen Bassbereich, der einem sofort durch den Körper geht. Vollkommen befreit legt der kleine Verstärker ein Feuerwerk kräftiger Klänge hin, das vielleicht ein wenig ungeschliffen erscheinen mag, doch mit seiner lebendigen Art einfach wahnsinnig sympathisch wirkt. Damit ist der Ampster BT in der Lage, sofort für gute Laune zu sorgen, egal ob man nach der Arbeit zu Hause entspannen möchte, oder als musikalische Untermalung für Partys. Neben der Übertragung per Bluetooth bietet der charismatische Däne natürlich noch weitere Eingänge. Auf der Rückseite befindet sich neben einem 3,5-Millimeter-Klinkeneingang und einem Satz Cinch-Buchsen auch noch ein optischer Toslink-Anschluss. Per Lichtleiterkabel kann hier also auch ein Streamer angeschlossen werden, der neben CD-Qualität auch High-Res-Alben bi 96 kHz bei 24 Bit abspielt. Allerdings lässt sich ein deutlicher Unterschied feststellen zwischen dem Sound, den der Tangent per Bluetooth generiert, und dem, was bei optischer Übertragung aus den Lautsprechern kommt. Musik, die den Weg über den Toslink-Anschluss nimmt, wirkt wesentlich weniger Bbasslastig und bekommt so ein wenig mehr Feinschliff. Das bedeutet aber auch, dass man ein wenig an Lebendigkeit einbüßt, wobei das Spiel zusätzlich ein kleines bisschen weniger offen erscheint. Trotzdem nimmt die Detailausbeute bei höher aufgelösten Stücken natürlich zu, doch insgesamt scheint es, als würde der Ampster sich hier zurückhalten. Auf technischer Seite ist Zurückhaltung allerdings nicht auszumachen. Bei einem Widerstand von acht Ohm liefert die Endstufe des Verstärkers immerhin knapp 28 Watt, während die Kurve bei nur vier Ohm sogar bis über 50 Watt reicht. Bei der Messung des Frequenzgangs lässt sich feststellen, warum der Ampster BT so eine Frohnatur ist, denn dort zeigt sich eine Anhebung des gesamten Tieftonbereichs. In Kombination mit den für so ein kleines Gerät sehr anständigen Leistungswerten bekommt man hier also durchaus ein Werkzeug mit dem Potenzial zum Wände wackeln lassen in die Hand. Einfach ein Smartphone verbinden, ein paar Regalboxen anschließen, und schon geht es los. Für die verwendeten Lautsprecherklemmen muss Tangent übrigens auch noch ein kleines Lob gemacht werden, denn hier ist auch der Anschluss von Bananensteckern möglich. Das mag nicht unbedingt wichtig erscheinen, doch da die Ausgänge bauartbedingt sehr dicht beieinander liegen, spart man sich hier eine Menge Stress im Gegensatz zu der Verwendung von losen Kabellitzen. Außer einem Paar Lautsprecher bietet der Ampster BT zusätzlich noch einen weiteren Ausgang, dessen Verwendung jedoch ein wenig überflüssig erscheinen könnte: einen Subwoofer-Anschluss. Doch während ein weiterer Tieftöner bei der Musikwiedergabe wahrscheinlich zu viel des Guten ist, könnte dieser vielleicht helfen, den dünnen Klang moderner Fernseher aufzuwerten. Klanglich ist der Ampster BT also eine echte Spaßmaschine, doch auf technischer Seite merkt man, dass man es mit einem durchaus respektablen Hi-Fi-Hersteller zu tun hat. Dafür spricht auch die solide Verarbeitung des Gerätes. Lediglich der Lautstärkeregler wäre hier noch ein kleiner Kritikpunkt, denn das digital arbeitende Poti bietet keinen Anschlag und nur sehr geringen Widerstand. Doch das ist eigentlich auch egal, denn sobald einmal Musik läuft, möchte man gar nicht mehr, dass das Aufdrehen der Lautstärke ein Ende hat. Für nur etwa 200 Euro bekommt man hier ein Gerät, das einem sofort ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Fazit
Die bassbetonte, extrovertierte Art des kleinen Verstärkers mag nicht jedermanns Sache sein, doch bei dem geringen Preis lohnt sich die Anschaffung schon, wenn man ihn nur für Partys nutzen möchte. Tangents Ampster BT ist die Garantie für guten Laune.
