Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Clearaudio Ovation


Zurück zur Normalität

Plattenspieler Clearaudio Ovation im Test, Bild 1
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Bekanntermaßen lassen sich Fans von Plattenspielern in zwei Gruppen aufteilen: die Bohrinsel-Fraktion und die Brettspieler-Anhänger

Mitspieler



Phonovorstufen:


van den Hul „The Grail BS“
Burmester 100


Vorverstärker:


MalValve preamp four line
Accuphase A-65


Endverstärker:


SymAsym
Accuphase A-65


Vollverstärker:


Quad II Classic Integrated


Lautsprecher:


Klang + Ton Nada
Audio Physic Socorpio 25


Gegenspieler



Plattenspieler:


Clearaudio Innovation
Clearaudio Innovation Compact


Jawohl, das ist ein wenig provokant. Und es stimmt auch nicht so ganz. Abseits der beiden „Standard-Bauformen“ gibt es noch eine Menge von Designs, die so recht in keine Schublade passen wollen. Ganz grundlegend jedoch ist schon was dran: die komplizierten ausladenden Plattenspieler- Skulpturen auf der einen Seite, die schlichten „Flachmänner“ auf der anderen. Analoges Sendungsbewusstsein mit drei Tonarmen hier, gediegenes Understatement dort.

Plattenspieler Clearaudio Ovation im Test, Bild 2Plattenspieler Clearaudio Ovation im Test, Bild 3Plattenspieler Clearaudio Ovation im Test, Bild 4Plattenspieler Clearaudio Ovation im Test, Bild 5Plattenspieler Clearaudio Ovation im Test, Bild 6Plattenspieler Clearaudio Ovation im Test, Bild 7Plattenspieler Clearaudio Ovation im Test, Bild 8
Der Erlangener Analog-Vollsortimenter Clearaudio jedenfalls kann mit Fug und Recht von sich behaupten, stets für beide Fraktionen genügend Plattenspieler im Angebot zu haben. Betrachtet man die jüngeren Ergebnisse Erlangener Schaffenskraft, gab’s für Fans dreibeiniger Auslegerware mehr zu holen. Okay, jüngst sorgte das eher schlicht gestylte 1.000-Euro- Komplettpaket „Concept“ für Aufsehen, die große technologische Weiterentwicklung jedoch blieb den aufwendigeren Modellen vorbehalten. Wir erinnern uns an den „Innovation“ und den „Innovation Compact“, bei denen Clearaudio erstmals auf einen geregelten Riemenantrieb setzte. Preislich in halbwegs vergleichbaren Dimensionen wie der Innovation Compact angesiedelt, zeigt der „Ovation“ – das ist der Dreher, mit dem wir uns hier beschäftigen –, wie der Technologietransfer von den optisch spektakuläreren Modellen hin zu einer betont ruhigen und gediegenen Erscheinung hin funktionieren kann. Auf die Kombination von matt eloxiertem Aluminium, blank polierten Kanten, satt braunem Panzerholz und einem schwarzen Kunststoffteller hätte ich in optischer Hinsicht keine zehn Cent gewettet; jetzt, wo das gute Stück vor mir steht, muss ich allerdings den Hut ziehen: Die Rechnung geht auf. Die Maschine sieht ausgesprochen klasse aus. Die nur bedingt gute Nachricht lautet: Die Kombination aus Laufwerk „Ovation“, einem noch namenlosen neuen Tonarm und Tonabnehmer „Talismann V2 Gold“ kostet rund 6.000 Euro. Die Formgebung an sich ist eine, die in letzter Zeit immer mehr Anhänger findet: eine rechteckige Grundplatte mit großzügig gerundeten Kanten. Das und nicht mehr muss man unterbringen; es gibt keine separat stehenden Motoren und keine ausladende ausgelagerte Stromversorgung (außer einem kompakten Steckernetzteil). Das Gerät steht auf drei in der Höhe verstellbaren Spikes und will auf einen stabilen Untergrund; etwaige Abweichungen aus der Horizontalen sind problemlos ausgleichbar. Bleiben wir zunächst bei der Zarge, der Grundplatte, der Basis des Ganzen: Bei Clearaudio gibt’s schon seit Jahren einen sehr interessanten Sandwich aus zwei Lagen Aluminium, die ein „Brett“ aus Panzerholz in die Zange nehmen. Letzteres ist ein hochinteressantes Material. Eigentlich heißt es „Kunstharz-Pressholz“, was die Herstellungsweise schon recht anschaulich erklärt. Das Material basiert auf dünnen Lagen Buchenfurnier, die ähnlich dem bekannten Multiplexholz jeweils um 90° versetzt miteinander verpresst werden. Hier allerdings wird zusätzlich ein hochwertiger Kunstharz eingebracht und ein mehrstufiger, reichlich aufwendiger Prozess angewendet, um zum gewünschten Endprodukt zu gelangen: Kunstharz-Pressholz ist praktisch verzugsfrei, schwer und immens stabil: Es gilt in Grenzen als schusssicher und hat ähnliche Festigkeitswerte wie Metall. Dank der weitaus größeren inneren Dämpfung ist es für Plattenspieler ein äußerst spannendes Material. Clearaudio jedenfalls hält so viel von diesem Sandwich, dass er auch beim hauseigenen Über-Plattenspieler „Statement“ mit satt sechsstelligem Preisschild umfangreich zum Zuge kam. Was man beim Ovation nicht sieht, ist der Antrieb. Damit ist er nach dem „Concept“ erst der zweite Erlangener, der den Motor unter dem Teller versteckt und über einen Subteller angetrieben wird. Will sagen: Unter der 40 Millimeter starken Delrin-Scheibe – dem eigentlichen Plattenteller -  sieht’s etwas anders aus als gemeinhin bei Clearaudio üblich. Besagter Teller liegt auf einer rund 15 Zentimeter durchmessenden Aluminiumscheibe. An dessen Außenrand greift ein Gummi-Flachriemen an, der den Antrieb übernimmt. Dieser Subteller steckt mittig auf dem Lagergehäuse, zum Einsatz kommt das Clearaudio-Magnetlager „CMB“. Zur Erinnerung: Eine hohle Keramikachse ist auf der Laufwerksbasis montiert, darüber wird eine Lagerbüchse mit metallener Lauffläche gestülpt. Zwei ringförmige Neodymmagnete sorgen für Abstoßung beider Teile, so dass in der Vertikalen keinerlei mechanische Lagerkomponente erforderlich ist. Die Keramikachse läuft zudem extrem leicht in der Metallhülse, so dass wir es mit einer sehr reibungarmen und „ruhigen“ Lagerkonstruktion zu tun haben. Der kompakte Antriebsmotor steckt mit in der Zarge und wird von einer Regelelektronik bedient; den Geschwindigkeits-Istwert liefert eine Art Lichtschranke, die hauchfeine Markierungen an der Unterseite des Subtellers abtastet. Wir haben es also mit einer echten Regelung zu tun, und nur so ergibt der Einsatz eines Gleichstrommotors wie hier auch Sinn. Bedient wird das Ganze über vier kleine Taster links vorne, hübsch dezent ins Laufwerk integriert. Geschwindigkeitsfeineinstellung? Braucht’s, Regelung sei Dank, nicht. Stroboskoplampe und -scheibe? Dürfen Sie verkaufen. Unseren Ovation stattete Clearaudio mit einem so neuen Arm aus, dass ich noch nicht mal in Erfahrung bringen konnte, wie er denn heißen soll. Fest steht, dass ein Verkaufspreis um 1.000 Euro angepeilt ist. Technisch handelt es sich um einen Hybriden aus „Magnify“ und „Verify“. Wir haben es mit einem magnetgelagerten Arm zu tun, dessen Lagerblock dem des Verify sehr ähnelt: Das Armrohr hängt unten an einem Faden, oben sorgen zwei Magnete für Zug. Ein dicker Drehknopf unten erlaubt das Verdrehen des „Haltefadens“, womit sich die Skating-Kompensation einstellen lässt. Vom größeren Magnify ist das solide Aluminium-Headshell entliehen, auch die Verstellmechanik fürs Gegengewicht kennen wir von dort: Per rückwärtiger Schraube lässt sich das Edelstahlgewicht feinfühlig verschieben. Die Konstruktion funktioniert in der Praxis völlig problemlos; allzu viel Einstellarbeit hatten wir aber gar nicht zu leisten, denn der Hersteller lieferte das Gerät mit einem vormontierten Tonabnehmer vom Typ „Talismann V2 Gold“. Auch den hatten wir schon separat im Test; er kostet einzeln 1.100 Euro und ist das kleinste Modell mit Clearaudios hauseigenem patentierten Generator, bei dem gleich acht Magnete für ein möglichst homogenes Feld sorgen. Jawohl, es ist einer der „neuen“ Clearaudios, daran lassen bereits die ersten Töne aus dem Ovation-Paket keinen Zweifel aufkommen: Spätestens mit der Einführung des extrem präzise regelnden Gleichstromantriebs haben die Erlangener Plattenspieler enorm an Lässigkeit und Gefühl zuglelegt. In seinem immens geschmeidigen Charakter ist der Ovation – das überrascht nicht – dem großen Innovation sehr ähnlich, allerdings passt das Klangbild des Ovation viel besser zu seiner eleganten Erscheinung als zu der wuchtigen 15.000-Euro-Maschine. So wird denn Loreena McKennitts glockenreines Organ auf „The Wind That Shakes The Barley“ extrem zartfühlend dargestellt, die Stimme hat aber trotzdem Kraft und Ausdruck, sie tönt extrem frei nach oben heraus und hat praktisch nichts Künstliches mehr. Der größere Innovation schiebt mit noch ein wenig mehr Nachdruck, sortiert minimal schärfer im Raum, aber viel Luft ist da nicht mehr. Auch an kräftigerem Material hat der Ovation mächtig Spaß: Die ausgesprochen spannende Bassvielfalt auf dem letzten Massive-Attack-Album „Heligoland“ bildet das Trio bestens durchhörbar und unangestrengt ab; tatsächlich erleichtert eine Wiedergabegerätschaft dieses Kalibers das Entdecken der wunderbaren Spielereien auf Alben wie diesem ganz ungemein. Und wenn ich auch nicht auf die Idee käme, mich von meinen Bohrinseln zu trennen – unter rein klanglichen Gesichtspunkten ist man mit einem kompakten Plattenspieler von der Güte des Clearaudio Ovation bestens bedient.

Fazit

Top Design, supersimples Handling, klanglich locker, gelöst, unterhaltsam und detailreich. Was will man von einem Plattenspieler eigentlich noch mehr?

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Clearaudio Ovation

Preis: um 6000 Euro

11/2011
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Clearaudio, Erlangen 
Telefon 09131 59595 
Internet clearaudio.de/en/direct/ 
Garantie (in Jahre)
B x H x T (in mm) 420/150/400 
Gewicht (in Kg) 13,8 
Varianten/Ausführungen: Nein 
Unterm Strich... » Top Design, supersimples Handling, klanglich locker, gelöst, unterhaltsam und detailreich. Was will man von einem Plattenspieler eigentlich noch mehr? 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 09.11.2011, 11:42 Uhr
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Topthema: Feurig
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High-End-Standbox mit ESS AMT

Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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