Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Reed Muse 3C


Geriebenes

Plattenspieler Reed Muse 3C im Test, Bild 1
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Viele Plattenspielerhersteller träumen davon, irgendwann einen eigenen Tonarm zu bauen. Und wovon träumen Tonarmhersteller?

Clearaudio Master InnovationDie Antwort auf diese Frage muss ich Ihnen vermutlich nicht soufflieren. Zumal die Bilder, die Sie hier sehen, das auf höchst beeindruckende Art übernehmen. Reed? Das waren doch die vom Baltikum? Aber ja doch. Einer der wenigen Hersteller, der es geschafft hat, dem testenden Redakteur nennenswerte Teile seines sauer zusammengetippten Salärs aus der Tasche zu locken, natürlich im Tausch gegen einen seiner wunderbaren Tonarme. Der Reed 3p, der hier seit längerer Zeit immer wieder mal auftaucht, der kommt mir nicht mehr aus dem Haus. Bereits beim Test des piekfein verarbeiteten Zwölfzöllers war klar, dass dieses Meisterwerk analogen Ingenieurhandwerks nicht wieder zurückgeht. Der in allen erdenklichen Parametern verstellbare Arm – man kann sogar den Nadelazimut während des Abspielvorgangs verändern – ist klanglich absolute Spitze, und ich habe nach wie vor nichts auf den Tisch bekommen, worin ich die beiden Wahnwitz-Abtaster Atlas und Etna von Lyra lieber betreiben würde als eben in diesem Reed 3p.

Plattenspieler Reed Muse 3C im Test, Bild 2Plattenspieler Reed Muse 3C im Test, Bild 3Plattenspieler Reed Muse 3C im Test, Bild 4Plattenspieler Reed Muse 3C im Test, Bild 5Plattenspieler Reed Muse 3C im Test, Bild 6Plattenspieler Reed Muse 3C im Test, Bild 7Plattenspieler Reed Muse 3C im Test, Bild 8Plattenspieler Reed Muse 3C im Test, Bild 9Plattenspieler Reed Muse 3C im Test, Bild 10Plattenspieler Reed Muse 3C im Test, Bild 11Plattenspieler Reed Muse 3C im Test, Bild 12Plattenspieler Reed Muse 3C im Test, Bild 13
Technisch höchst innovativ, handwerklich vom Feinsten – das lässt hoffen für den ersten Plattenspieler von Vidmantas Triukas und seine kleine, in Kaunas, Litauen ansässige Manufaktur. Der hört auf den Namen „Muse 3C“ und unterscheidet sich optisch in höchst willkommenem Maße von allem, was der renommierte Mitbewerb derzeit so auf die Racks des geneigten Interessenten wuchtet. Ein Leichtgewicht ist das entfernt an einen Bumerang erinnernde Gerät mit 25 Kilogramm nicht, ein Schnäppchen eingedenk eines Verkaufspreises von 15.900 Euro auch nicht. Damit allerdings erschöpfen sich die Parallelen zur gängigen High-End-Praxis dieser Tage weitgehend. Schon das Antriebskonzept bietet die eine oder andere faustdicke Überraschung: Der Teller des Muse 3C ist nämlich sowohl per Riemen als auch mit Reibradantrieb in Rotation zu versetzen. Was Ihnen besser gefällt, obliegt Ihrem Hörgeschmack, der Umbau zwischen beiden Varianten ist mit wenigen Handgriffen erledigt. Das Gerät bietet Platz für zwei maximal zwölf Zoll lange Tonarme, fürs Setup gibt es ein Gimmick, das wir bis dato noch bei keinem Plattenspieler gesehen haben: Eine hochempfindliche elektronische Wasserwaage. Sie manifestiert sich in Gestalt von vier Leuchtdioden hinten rechts auf dem äußerst massiven Aluminiumchassis. Das präzise Ausrichten des Laufwerks erfolgt über das Verdrehen der mit Feingewinden versehenen drei Füße: Wenn all vier Leuchtdioden aus sind, dann steht das Laufwerk perfekt gerade. Obwohl diese Angelegenheit außerordentlich empfindlich ist, gelingt die Justage in der Praxis völlig problemlos. Eine weitere Überraschung gibt’s beim Teller: Der ist nämlich nicht, wie vielleicht zu erwarten wäre, der übliche mächtig schwere Metallprügel, sondern eine mit 2,5 Kilogramm recht zivil dimensionierte Scheibe aus dem diesbezüglich recht beliebten Kunststoff POM. Außenherum, und daher resultiert die deutlich massivere Optik, ist die schwarze Scheibe in einen Metallreifen gefasst, der eine Vielzahl von rund halbzentimetergroßen Bohrungen trägt. Jene dienen mit der dahinter angeordneten grünen Stroboskopbeleuchtung als beeindruckende Lightshow. Bei korrekter Drehzahl blitzt die Leuchtdiode exakt so, dass die Löcher im Rand stillzustehen scheinen. Das sieht ungemein beeindruckend aus, ist aber eigentlich ohne praktischen Nährwert. Die Drehzahl stimmt nämlich immer perfekt, und man hat auch gar keine Möglichkeit, diese zu verändern. Eine analoge Regelelektronik, die sich auf einen höchst präzisen Quarzoszillator als Referenz stützt, sorgt dafür, dass diesbezüglich nichts anbrennen kann. Beeindruckend ist das Beschleunigungsvermögen des Tellers insbesondere bei Reibradantrieb: Die Drehzahl steht Sekundenbruchteile nach dem Einschalten. Und das, obwohl Vidmantas Triukas mit reduziertem Drehmoment startet, um unnötiges Durchrutschen der Reibräder – und damit Verschleiß – auf dem Innenteller zu verhindern. Moment, Moment – Reibräder? Jawohl – davon gibt’s nämlich zwei. Nimmt man den Teller ab, kommt der innovative Antrieb des Muse 3C zum Vorschein. Tatsächlich gibt’s zwei Motoren, an gegenüberliegenden Seiten des Innentellers angeordnet. Sie treiben voneinander getrennt zwei Reibräder unterschiedlichen Durchmessers an. Der Motor mit dem kleineren Rad muss deshalb etwas schneller drehen als der mit dem größeren, und genau das ist auch der Sinn der Sache: Damit verhindert der Hersteller, dass sich das Polrucken der Motoren aufaddiert, sondern verteilt es mit geringer Amplitude über ein breites Spektrum – sehr clever. Damit nicht genug der Innovationen in Sachen Reibradantrieb: Elektromagnete sorgen dafür, dass die beiden „Antriebsausleger“ nur dann in Arbeitsposition geschwenkt werden, wenn das Gerät auch in Betrieb ist. Im Ruhezustand stehen die Räder frei in der Luft und können sich dadurch bei längerer Nichtbenutzung keinen „Standplatten“ einfangen. Wer Riemen hören will, der muss schrauben, aber nur ein bisschen: Per mitgeliefertem Inbusschlüssel flugs die beiden Reibräder gegen Riemenscheiben getauscht, die schwenkbaren Ausleger mit zwei Schrauben arretiert, Riemen aufgelegt, Kippschalter auf „Belt“, und los geht’s. Der Schalter sorgt übrigens dafür, dass im Riemenbetrieb beide Motoren gleich schnell drehen. Das Ganze ist, wenn man’s ein paarmal gemacht hat, in einer Minute zu erledigen. Vom „Erfolg“ der Maßnahme kündet denn auch gleich das Stroboskop: Mit Riemenantrieb beschleunigt der Teller merklich weniger zügig. Der Muse 3C ist für die Montage von zwei Tonarmen ausgelegt. Die Montageplätze sind Aluminiumzylinder links und rechts hinten und erlauben die Montage von so ziemlich allem zwischen neun und zwölf Zoll. Zu diesem Zweck gibt’s tonarmspezifische Edelstahlplatten, die außermittig auf den Deckplatten der Armbasen verschraubt werden. Nach dem Lösen je einer Inbusschraube kann man die Deckplatte und die Basisplatte verdrehen, durch die exzentrische Anordnung lässt sich so der Montageabstand verändern. Das macht alles einen sehr soliden und durchdachten Eindruck, irgendwelche Wackeligkeiten konnten wir nicht finden. Montageplatten für die Reed-Tonarme gehören natürlich zum Lieferumfang, alles andere ist auf Wunsch machbar. Ich bekam vom Vertrieb einen 10,5 Zoll langen Reed 2a mitgeliefert, auf dem zweiten Platz habe ich meinen Reed 3p montiert – den kenne ich gut, auf den klanglichen Eindruck damit wollte ich nicht verzichten. Zur Montage des Arms und Einstellung des Tonabnehmers packt der Hersteller übrigens eine aus deutschen Landen stammende Schablone bei: Das ziemlich aufwendige Modell von Acoustical Systems ist eine sehr präzise und durchdachte Angelegenheit und schlägt normalerweise mit stattlichen 500 Euro zu Buche. Das Prinzip ist dem der bekannten Schablone von Dr. Feickert vergleichbar, hier und da allerdings noch mit ein paar zusätzlichen Gimmicks ausgestattet. Zur Beurteilung der akustischen Qualitäten des Muse 3C durfte sich das Gerät der Mitarbeit bewährter Kräfte versichern: Unters Headshell wanderte abermals das großartige Lyra Etna, zur Einschätzung des dynamischen und rhythmischen Potenzials des Ganzen wurden zwei Fachleute aus Mexiko angeheuert: „Rodrigo y Gabriela“ sind aus meinem Portfolio derzeit nicht wegzudenken. Die meisterlichen Darbietungen auf zwei akustischen Gitarren mutierten auf dem reibradbetriebenen Reed zu purem Sprengstoff. Jeder Saitenanschlag gleicht einer kleinen Ohrfeige, so dermaßen geht’s hier zur Sache. Hier gibt’s so irrsinnige Beschleunigungs- und Bremswerte, ich habe mich ernsthaft schwergetan, den Reigen zu unterbrechen und auf Riemenantrieb umzubauen. Fest davon überzeugt, dass mir nun ein dramatischer Absturz ins Haus steht, belehrten mich bereits die ersten Töne eines Besseren: Ja, das klingt anders, aber ob das schlechter ist, das ist so einfach nicht zu sagen. Rhythmisch büßt das Geschehen ein, es spielt nicht mehr so zackig und auf den Punkt. Dafür höre ich aber tatsächlich mehr Substanz und mehr Volumen im Bass. Die tonale Balance hat sich ein wenig in Richtung erdig, gedeckt verschoben. Mit den beiden Reibrädern geht’s griffiger, schlanker und akribischer zu Werke. Manchmal aber, das muss ich zugeben, mag ich die etwas robustere Art des Riemens tatsächlich lieber. Reibrad: etwas größer Raum, besserer Fokus. Gut, dass der Umbau so zügig zu bewerkstelligen ist. Wir bleiben im Reibradbetrieb und lassen die Meister der gepflegten Abrissbirne ans Werk. Das zweite Album „Gravity X“ der schwedischen Desert-Rocker „Truckfighters“ fordert die substanziellen Qualitäten des Quellengerätes bis an seine Grenzen. „Gargarismo“ ist vor Schwärze triefender, knochentrockener Bluesrock, in Vinyl gepresste Urgewalt. So etwas korrekt wiederzugeben ist keine leichte Sache. Der Reed schiebt den Zuhörer samt Sofa langsam, aber unaufhörlich in Richtung rückwärtiger Wand. Und dann durch die Wand in den Nachbarraum. Was dieser Plattenspieler an schierer Wucht und Autorität darstellt, ist unfassbar. Das Erstaunliche daran: Es klingt richtig gut. Bei aller Wucht gibt’s ernsthaft Differenzierung, eine beeindruckende tonale Bandbreite und absolute Stabilität in Sachen Abbildung. Wir wechseln das Genre, und zwar radikal: Peter, Paul und Mary sollte das so ziemlich entgegengesetzte Ende des popmusikalischen Spektrums bedienen. Das tun sie in erstaunlich geringem Maße, denn „If I Had a Hammer“ von der im letzten Heft vorgestellten 45er-Wiederveröffentlichung ihres zweiten Albums offenbart erstaunliche klangliche Parallelen zu den Wüstenrockern aus Schweden: Auch hier drückt einen die schiere Kraft des Ausdrucks in die Polster, auch die drei Superstars des Satzgesangs lassen den Zuhörer ob der gebotenen Kombination aus Durchzug und Präzision buchstäblich schwitzen. Riesige Bühne, absolute Stabilität – besser geht’s schlicht nicht. Und wie schaut‘s mit Nebengeräuschen aus? Ich hab meist laut gehört, da gibt’s einen reproduzierbaren Unterschied zwischen Riemen- und Reibradbetrieb mit Vorteilen für den Riemen, was nicht verwundert. Allerdings spielen sich die Unterschiede auf eher akademischem Niveau ab und sind klanglich sicher nicht relevant. Ganz im Gegensatz zu den absolut herausragenden klanglichen Höhenflügen, zu denen das Gerät gerade per Reibrad fähig ist: So zackig und gleichzeitig präzise – das gibt’s kaum noch mal.

Fazit

Ganz klar der innovativste Plattenspieler seit langer Zeit: Reibrad- und Riemenantrieb hochmodern realisiert, klanglich insbesondere im Reibrad-Modus eine Klasse für sich.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Reed Muse 3C

Preis: um 15900 Euro

11/2014
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