Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: TechDas Air Force III Premium


Kanonendonner

Plattenspieler TechDas Air Force III Premium im Test, Bild 1
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Ja, richtig: Kaum eine HiFi-Komponente habe ich in den letzten Jahren so schätzen gelernt wie den außergewöhnlichen Plattenspieler Air Force III aus Japan. Den gibt´s jetzt nicht mehr – aber einen Nachfolger mit dem verheißungsvollen Namenszusatz „Premium“

Natürlich ist der Air Force III Premium nicht günstiger geworden – das hat aber auch keiner von uns ernsthaft erwartet, oder? Vielmehr ist es bedauerlicherweise so, dass TechDAS nunmehr mit seinem zweitkleinsten Modell in einer Preisklasse angekommen ist, die Normalverdienern weitgehend verschlossen bleibt – was ich sehr bedaure. Derzeit heißt das: Das Gerät kostet mit einer Tonarmbasis, ohne Tonarrm und ohne Tonabnehmer 31.050 Euro. War das Upgrade unbedingt nötig? Natürlich nicht. Im Sinne der Vertriebspolitik des Herstellers war´s aber sachdienlich und in technischer Hinsicht durchaus zu argumentieren, und das ist das, was uns an dieser Stelle interessieren sollte.

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Wir erinnern uns: TechDAS ist eine kleine, aber feine Firma unter der Ägide von Hideaki Nishikawa. Der Mann genießt schon deshalb weltweit einen Ruf wie Donnerhall, weil er seinerzeit für die legendären Micro-Seiki-Plattenspieler verantwortlich zeichnete. Und wenn man sich ansieht, wo die Gebrauchtpreise für einen 40 Jahre alten Micro Seiki mit luftgelagertem Teller heute angekommen sind, wirkt der Preis des Air Force III Premium nicht mehr ganz so erschreckend.

Die technischen Grundlagen der Air- Force- Plattenspieler legte Nishikawa-San bereits in den Siebzigern: schwere Zarge, schwerer Teller, externer Antrieb, bestmögliche Lagertechnik, maximale Freiheitsgrade bei der Tonarmwahl. All diese Dinge finden sich beim Air Force III und seinem Premium-Nachfolger wieder: Die kompakte Zarge kann an allen vier Ecken einen Tonarm aufnehmen, Basen lassen sich für so ziemlich jedes Modell auftreiben. Der Teller ruht auf einem hauchfeinen Luftpolster und dreht praktisch reibungsfrei. Der kräftige Antrieb in dem links neben dem Laufwerk angeordneten Antriebsblock verfügt über eine per Mikrocontroller gesteuerte Regelung, die den Teller perfekt auf Nenndrehzahl hält. Beim neuen Modell resultiert das in über einem Zentner Gesamtgewicht, von dem alleine 29 Kilogramm auf den Plattenteller entfallen – der ist nämlich neu. Und so etwas wie ein Wunschkind, das beim Erscheinen des „Ur-Dreiers“ schon in der Planung war. Das Zauberwort trägt den schönen Namen „Gun metal“. Zu Deutsch: Bronze. Jener uralten Legierung aus Kupfer und (hauptsächlich) Zinn, die der Menschheit schon seit Jahrtausenden mehr oder weniger gute Dienste leistet. Die richtige Bronzelegierung ist ein hervorragender Werkstoff für Plattenteller, weil sich zur hohen Dichte – mit rund 8,5 Gramm pro Kubikzentimeter ist das Material merklich dichter als Stahl – gut kontrollierbare Resonanzeigenschaften gesellen. Nicht umsonst macht man außer Kanonen Kirchenglocken aus dem Material.

Der Teller unseres Probanden ist in Sachen Handhabung durchaus eine Herausforderung. Es handelt sich um eine „volle Scheibe“, die Unterseite dient direkt als Lagerfläche für das Luftpolster. Das Luftlager ist nicht das einzige „pneumatische“ Feature des Gerätes, es kann zudem Schallplatten per Unterdruck auf die Telleroberfläche saugen und dadurch bedingungslos bretteben ziehen. Zum golden glänzenden Teller wollte das bisherige silberne Eloxal der Zarge nicht mehr passen, die ist nunmehr schwarz anodisiert. Nicht unbedingt Lieblingsfarbgebung des europäischen Kunden, aber der ist wohl auch nicht die Hauptzielgruppe des „AF3P“. Natürlich ist der Teller nicht der einzige Punkt, an dem das Gerät aufgerüstet wurde. Der schwere Teller zieht einen kräftigeren Motor nach sich. Das funktioniert offenbar, in Sachen Hochlaufzeit konnte ich keinerlei Unterschiede zum Ur-Dreier feststellen. Auch bei der Luftversorgung hat man in Details Hand angelegt. Der normalerweise abseits des HiFi-Racks zu positionierende Quader aus Metall und Kunststoff ist nicht mehr ganz so schmucklos wie früher, auch im Inneren gibt´s ein paar Unterschiede im Detail. Nach wie vor sind zwei getrennte Kreise für Druck- und Unterdruckerzeugung zuständig. Die Pumpenaggregate arbeiten unhörbar leise, diverse Ausgleichsbehälter sorgen für „stotterfreie“ Luftströme – gewissermaßen sind das die Pendants zu Siebelkos in der elektrischen Welt.

Das Gerät wird über zwei Schläuche und ein vielpoliges Kabel mit der Laufwerkseinheit verbunden. Normalerweise muss man an dem „Luftmopped“ nichts bedienen, sodass man es ohne Probleme verstecken kann. Der Antriebsmotor steckt nach wie vor in einer runden Aluminiumdose und hängt in einem Schlitten, mit dessen Hilfe sich der Motor verschieben und die Spannung des flachen, dünnen und sehr steifen Geweberiemens einstellen lässt. Fürs nötige Gewicht sorgt ein Klotz aus Bronze, in dem der eigentliche Motor steckt. Die Inbetriebnahme des Gerätes ist schon eine reichlich kultische Handlung, müssen Antrieb und Tellereinheit doch erst einmal aufeinander einjustiert werden. Es dauert eine Weile, bis die aufwendige Regelung sich so weit parametriert hat, dass sie Betriebsbereitschaft signalisiert. Der springende Punkt hierbei ist die Riemenspannung; verändert man die, sollte man den Controller sein segensreiches Justagewerk erneut vollführen lassen.

Auch danach erfordert der Betrieb des AF3P ein gewisses Maß an Geduld, die Hochlaufzeit des Antriebs bleibt nennenswert. Man kann Platten auch ohne Abschalten des Motors umdrehen oder wechseln, aber das erfordert etwas Übung: Die Silikon-Dichtlippen der Plattenansaugung machen den Job nicht leichter. Trotzdem ist es in der Praxis auch beim AF3P erstaunlich, wie problemlos die hochkomplexe Technik ihren Job macht. Abgesehen davon, dass man zum Ansaugen der Platte einen Taster drücken muss, verhält sich die ganze Pneumatik komplett unauffällig – man bekommt schlicht nichts von ihrem segensreichen Wirken mit. Für mich immer wieder erstaunlich: die komplette Geräuschlosigkeit des Systems. Also alles da, wo es hingehört, und bestens bekannt. Lediglich die Intensität der Flüche beim Wuchten der Maschine auf ihre Standfläche hat deutlich zugenommen, aber das liegt in der Natur der Sache. Im Zuge der Montage des Reed 3P auf diesem Prachtstück von Plattenspieler muss ich nochmal das Loblied auf die Art und Weise singen, wir der Hersteller die Basenbefestigung gelöst hat. Es gibt eine lange und eine kurze Tonarmbasis, beide aus überfrästem gegossenen Aluminium gefertigt. Die eine ist nominell für Neun-Zoll- Arme gedacht, die andere für Zwölfzöller. Der Reed hat einen Einbauabstand von 295 Millimetern, will also die lange Version. Die Montage verschiedenster Arme auf dem Rondell aus 20 Millimeter starkem Material am Ende des Auslegers sollte kein Problem sein, für den Reed hatte ich seinerzeit schon eine Basis „gebaut“. Die wird auf einen der Edelstahlzylinder geschoben, von denen an jeder Ecke des Laufwerkes einer zu finden ist.
Eine Kombination aus konischer Bohrung in der Armbasis, einer entsprechend ausgeformten Scheibe und einer Verschraubung erlaubt es, die Basis unverrückbar gegen die Laufwerkszarge zu zwingen. Da geht ganz einfach, verdreht sich beim Montieren nicht und ist eine perfekt kraftschlüssige Verbindung. Der Ingenieur in mir hat jedes Mal großen Spaß an dieser Lösung. Auch wenn die Tonarmbasen des alten Modells auf das neue passen: Ein Upgrade auf den Premium ist laut Hersteller nicht möglich, zu groß seinen die Veränderungen, die im Zuge des Modellwechsels passiert sind. Denn so ungern ich das sage und so sehr ich mir auch gewünscht hätte, dass die Unterschiede zwischen den beiden „Air Forces“ vernachlässigbar sind – ganz so einfach ist die Sache nicht. Der Premium ist hörbar besser. Auch wenn wir hier von Unterschieden auf höchstem Niveau reden – sie sind unverkennbar vorhanden. Der Unerschütterlichkeit im Bassbereich des AF3 fügt der AF3P eine gewisse Leichtigkeit hinzu, er wirkt nicht ganz so wuchtig, befleißigt sich tatsächlich jedoch einfach größerer Disziplin. Gut zu hören bei Stanley Clarkes einmaliger Saitenarbeit – der AF3P erleichtert den Zugang zur Musik einfach etwas mehr. Die Unterschiede liegen in erster Linie im feinstofflichen Bereich und nicht so sehr im „Hau-Drauf-Vermögen“. In dieser Hinsicht war der AF3, falls das überhaupt wünschenswert ist, ohnehin nicht zu schlagen. Interessant wird´s, wenn Gänsehaut gefragt ist. Die zu produzieren, darin ist die Kombi aus Reed 3P und Lyra Etna maßstabsetzend, der Premium scheint ihr die Sache noch etwas einfacher zu machen: Dafür bemühe ich dann auch gerne mal wieder die 45er-MFSL-Ausgabe des unsterblichen ersten Rickie-Lee-Jones-Albums. Wow. So unmittelbar dabei bei der Aufnahmesession von „Coolsville“ war ich definitiv noch nie, so unmittelbar und authentisch hat sich das Ganze noch nie in den Ganglien festgekrallt: Das klingt fast wie Masterband. Besitzer des „alten“ Air Force III müssen sich nun sicher nicht grämen, mit ein bisschen Abstand zum „Premium-Erlebnis“ beweist auch dieser Dreher, dass dort in Japan derzeit einfach die Messlatte für Plattenspieler auf Topniveau definiert wird.

Fazit

Unglaublich, aber wahr: Da ging noch was. Der Air Force III Premium liefert eine großartige Kombination aus Kraft und Artikulation, aus Präzision, Timing und Gefühl. Schlicht der beste Plattenspieler, den ich zurzeit kenne.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: TechDas Air Force III Premium

Preis: um 31050 Euro

6/2019
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Ibex Audio, Heidenheim 
Telefon 07321 25490 
Internet www.ibex-audio.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Abmessungen ca. 550 x 210 x 450 mm (Laufwerk mit Reed 3P) 773 x 170 x 363 mm (Steuergerät) 
Gewicht (in Kg) ca. 55/14kg 
Unterm Strich ... » Unglaublich, aber wahr: Da ging noch was. Der Air Force III Premium liefert eine großartige Kombination aus Kraft und Artikulation, aus Präzision, Timing und Gefühl. Schlicht der beste Plattenspieler, den ich zurzeit kenne. 
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Autor Holger Barske
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Datum 03.06.2019, 10:00 Uhr
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High-End-Standbox mit ESS AMT

Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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