Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Pre-audio ASP-1501N


Nur Schweben ist schöner

Plattenspieler Pre-audio ASP-1501N im Test, Bild 1
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Haben Sie’s schon gemerkt? Die HiFi-Landkarte wandelt sich seit Jahren gehörig: Die Anzahl der spannenden Produkte, die im Osten Europas entstehen, nimmt stetig zu

„Nysa“ heißt auf Deutsch „Neisse“ und ist laut Wikipedia eine Stadt mit rund 57.500 Einwohnern im Südwesten Polens, unweit der Grenze zu Tschechien. Was da sonst noch passiert, weiß ich nicht, eines aber steht fest: Mit Pre-audio ist dort der Hersteller einer der spannendsten Plattenspielerneuheiten der letzten Jahre beheimatet. Luftgelagerter Tangentialtornarm? Macht Sie nicht nervös, kennen Sie seit vielen Jahren von Bergmann und Kuzma. Wie, kein externer Kompressor? Und praktisch lautlos? Für 4.300 Euro inklusive Plattenspieler?


Ah, jetzt habe ich jetzt Ihre Aufmerksamkeit, nicht wahr? Der Pre-audio ASP-1501N – die Typenbezeichnungen hier dürfen auch gerne noch etwas handlicher werden – kann nämlich genau das. Damit ist er der jüngste von rund einem halben Dutzend Plattenspieler aus Polen, die wir in den letzten Jahren unter die Lupe genommen haben.

Plattenspieler Pre-audio ASP-1501N im Test, Bild 2Plattenspieler Pre-audio ASP-1501N im Test, Bild 3Plattenspieler Pre-audio ASP-1501N im Test, Bild 4Plattenspieler Pre-audio ASP-1501N im Test, Bild 5Plattenspieler Pre-audio ASP-1501N im Test, Bild 6Plattenspieler Pre-audio ASP-1501N im Test, Bild 7Plattenspieler Pre-audio ASP-1501N im Test, Bild 8
Schön zu sehen, dass sich dort ein paar echte Spezialisten fürs Analoge etabliert haben, die die Preiswürdigkeit ihrer Produkte nicht aus dem Auge verloren haben. Plattenspieler und Arm bilden eine Einheit und werden auch nur so verkauft – obwohl es dafür eigentlich keine technische Notwendigkeit gäbe. Der Paketpreis allerdings ist so spannend, dass man über andere Kombinationen gar nicht ernsthaft nachdenken muss. Sehen wir uns erst einmal das Laufwerk an. Als Basis fungiert eine schwarze, drei Zentimeter dicke Granitplatte, die auf drei fein höhenverstellbaren Spitzen steht, was an dieser Stelle besonders wichtig ist. Der Teller ist eine gut sechs Zentimeter dicke, aus drei Scheiben mattem Acryls zusammengesetzte Scheibe. Darunter sind drei Metallgewichte montiert, die für zusätzliches Trägheitsmoment sorgen. Innen im Teller steckt eine Metallhülse, die auf einen Stift auf dem eigentlichen Tellerlager gestülpt wird. Jenes kann man nicht ohne Weiteres öffnen, arbeitet dem Hersteller nach aber mit eine Bronzebüchse und einer Stahlachse, die vertikalen Kräfte nehmen zwei Kugeln auf. Das Ganze läuft in einem Ölbad. Ungewöhnlich, funktioniert jedoch offenbar ausgezeichnet.


Der ziemlich gewichtige Teller wird von einem ziemlich kleinen Motörchen links hinten in der Ecke in Rotation versetzt. Dabei dürfte es sich um eine Variante des in sich geregelten Gleichstrommotors handeln, wie wir ihn schon seit vielen Jahren bei diversen Herstellern sehen – letztlich ein Modell, das in früheren Jahren mal den Capstan eines Tapedecks antreiben sollte. Der Motor hängt hier mit drei Gummiriemen entkoppelt im ziemlich massiven Antriebsblock. Dort sind auch die drei Taster zur Bedienung des Plattenspielers untergebracht. Einer davon schaltet den Kompressor für den Tonarm ein, im Zuge dessen werden aber gleich alle drei Taster grün beleuchtet. Ein weiterer schaltet den Antrieb ein, der dritte übernimmt die Umschaltung zwischen 33 und 45 Umdrehungen. Beide Geschwindigkeiten lassen sich von der Rückseite per Trimmpoti justieren. Für die Stromversorgung ist ein externes Netzteil zuständig.


An dem unspektakulären Kunststoffkästchen sind drei Leitungen fest angeschlossen: Netz, Motor- und Kompressorversorgung. Die Stecker sind unverwechselbar und verpolungssicher, das passt so. Die Verbindung zwischen Motor und Teller übernehmen zwei dünne Silikon-Rundriemen, die haben wir auch schon andernorts gesehen. So. Bis jetzt ist das ein ziemlich konsequent gemachter, relativ konventioneller Plattenspieler mit Riemenantrieb. Das, was die Sache so richtig spannend macht, wohnt hinten rechts auf der Granitplatte: der luftgelagerte Tangentialtonarm. Das Schöne daran ist, dass man von dem ganzen Luftthema im Betrieb nichts merkt. Es gibt auch nichts, was von außen unmissverständlich darauf hindeutet, dass der kurze Stummelarm tatsächlich auf einem Luftpolster über die Platte geführt wird. Der Kompressor für die Drucklufterzeugung steckt nämlich in dem Montageblock des Tonarms und macht dort völlig unspektakulär seinen Job. Nichts zischt und pfeift, nichts brummt und summt, das funktioniert einfach. Ich kann noch nicht mal mit Sicherheit sagen, wo die Luft angesaugt wird. Das Ganze ist natürlich wartungsfrei – sehr beeindruckend. Und wohin mit der dort erzeugten Druckluft? Durch einen dünnen, sehr weichen Silikonschlauch ins Innere einer zylindrischen Kunststoffhülse, an der der eigentliche Tonarm montiert ist.


Die Konstruktion ist so etwas wie eine Kombination aus einem Clearaudio- und einem Kuzma-Tangentialtonarm: Auch Kuzma verwendet eine auf einem runden Metallstab verschiebbare Hülse, in die Luft eingeblasen wird. Dadurch bildet sich ein Luftpolster zwischen Hülseninnenseite und Stab aus. Dadurch kann die Hülse – und damit der Arm – praktisch reibungsfrei gleiten und sich drehen. Damit kann sich der Arm erstens ungestört heben und senken und zweitens nur von der Kraft der Nadel in der Rille angetrieben über die Platte fahren. Der extrem kurze, drehbar unter dem Lager hängende Arm erinnert ein wenig an die Clearaudio- Konstruktionen. Die Liftkonstruktion besteht aus einer links und rechts in drehbar gelagerten Scheiben steckenden Metallstange, die sich per heben von oben auf den rückwärtigen Teil des Armstummels drücken lässt. Dadurch wird der Arm von der Platte abgehoben. Außerdem wird der extrem leichtgängige Arm so in der abgehobenen Position ein wenig fixiert, was das Handling erheblich erleichtert.


Die ganze Konstruktion ist nur an der rechten Seite aufgehängt, die linke Seite des Tonarms schwebt frei. Das ermöglicht die dringend erforderliche exakt waagerechte Ausrichtung der Tonarmführung, jene lässt sich genauso unproblematisch justieren wie die Tonarmhöhe über dem Teller. Jene bestimmt, genauso wie beim Drehtonarm, den vertikalen Abtastwinkel des Tonabnehmers. Der Tonarm ist über zwei „Türmchen“ mit dem Unterbau verbunden, lässt sich also nicht verdrehen. Das Einstellen der korrekten Tonabnehmerposition erfolgt über das Verschieben des Armrohrs unter der Lagerhülse, dafür muss man eine kleine Madenschraube lösen. Der Tonarm ist zudem bis zu einem Winkel von ungefähr 45 Grad hochklappbar, was das Wechseln und Umdrehen der Schallplatte deutlich erleichtert – zur Not geht‘s aber auch so. Einbau und Justage eines Tonabnehmers erfordern etwas Fingerspitzengefühl, sind letztlich aber unproblematisch. Tatsächlich war ich ziemlich erstaunt, wie schnell das Setup des Gerätes in der Praxis funktioniert. Überhang-, Kröpfungs- und Azimutjustage bei einem Drehtonarm dauern genauso lange.


Apropos Azimutjustage: Geht hier auch, über das Verdrehen des Armstummels. Der Vertrieb lieferte zum Ausprobieren eine aktuelle Variante des Dynavector-MCs 10X5 mit und meinte, damit täte der ASP-1501N ziemlich gut. Da hat er absolut recht, wie ich nach den ersten Takten der Speakers- Corner-Wiederveröffentlichung von Paul Desmonds „Easy Living“ feststellen durfte. Das Ganze spielt sehr druckvoll, angenehm kompakt und geschlossen. Diese extrem kurzen Arme machen immer wieder durch einen sehr kernigen Tiefton auf sich aufmerksam und genau das fällt hier auch auf. Der Kontrabass surrt und schnalzt satt und voluminös – große Klasse. Das Geschehen verteilt sich sehr breit über die Bühne und überzeugt mit Rhythmus und Drive. Ich habe das Dynavector am Accuphase C-37 mit 200 Ohm abgeschlossen, das ist die sinnvolle Untergrenze. Darüber tönt’s noch eine Spur frischer, der Sound verliert aber ein bisschen von seiner Stimmigkeit. Tatsächlich erinnert das so an die Tugenden guter MM-Tonabnehmer und davon bin ich großer Freund. Ob da noch was geht? Das Lyra Etna beweist eindrucksvoll, dass dem so ist. Merklich mehr Ausdehnung an beiden Enden des Spektrums, auch dynamisch geht das noch besser. Dieser Abtaster kostet deutlich mehr als Laufwerk und Tonarm, die polnische Kombination wird mit dem japanischen Nobelabtaster aber sehr überzeugend fertig. Also alles super? Ja, mit einer kleinen Einschränkung: Verwellte Platten sollte man meiden. Bereits kleine Höhenschläge ändern den vertikalen Abtastwinkel stark, außerdem macht sich so etwas durch recht deutliche Tonhöhenschwankungen bemerkbar. Davon ab läuft das Ganze völlig unproblematisch, das Klangbild ist auffällig ruhig und diszipliniert – mir gefällt‘s richtig gut.

Fazit

Vermutlich das Sonderangebot der Stunde: Diese Kombi aus einem grundsoliden Laufwerk und perfekt funktionierendem luftgelagerten Tangentialarm spielt überaus kraftvoll und kernig, mit viel Ruhe und Übersicht. Der Umgang mit der Technik ist sehr angenehm und völlig unproblematisch – sehr schöne Maschine!

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Pre-audio ASP-1501N

Preis: um 4300 Euro

9/2019
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Len HiFi, Duisburg 
Telefon 02065 544139 
Internet www.lenhifi .de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Abmessungen 430 x 180 x 350 mm 
Gewicht (in Kg) ca. 25 kg 
Unterm Strich ... » Vermutlich das Sonderangebot der Stunde: Diese Kombi aus einem grundsoliden Laufwerk und perfekt funktionierendem luftgelagerten Tangentialarm spielt überaus kraftvoll und kernig, mit viel Ruhe und Übersicht. Der Umgang mit der Technik ist sehr angenehm und völlig unproblematisch – sehr schöne Maschine! 
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Autor Holger Barske
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Datum 16.09.2019, 09:59 Uhr
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