Kategorie: Beamer

Einzeltest: Marantz VP-11S2


Thronfolger

Beamer Marantz VP-11S2 im Test, Bild 1
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Fast drei Jahre ist es her, dass wir mit dem Marantz VP-11S1 unsere damalige Projektorreferenz küren durften. Nun steht uns der Nachfolger ins Haus und mit ihm gleich eine Handvoll Erwartungen.

Marantz kann es um nichts anderes als die Krone in der DLP-Referenzklasse gehen, um den berechtigt guten Ruf zu verteidigen. In den letzten drei Jahren ist eine Menge passiert, und vor allem die Konkurrenz aus dem LCD-basierten Lager hat mächtig aufgeholt. Bemerkenswerterweise geht Marantz trotz der Überarbeitung und der neuen Technik im VP11-S2 mit dem Preis etwas runter und ruft 12.000 Euro anstelle von 15.000 auf, die noch der VP11-S1 kostete. Dass man mitnichten am Beamer gespart hat, wird deutlich, wenn man sich etwas eingehender mit seinem Inneren beschäftigt.

Projektor und Technik

Was hat sich geändert? Auf den ersten Blick ist es lediglich eine kleine Zahl – aus dem VP-11S1 wurde der VP-11S2 – doch typisch Marantz’sches Understatement steckt noch viel mehr hinter dem neuen High-End-Projektor. Äußerlich im gleichen Gehäuse untergebracht, hat sich sinnvollerweise dessen Farbe geändert.

Beamer Marantz VP-11S2 im Test, Bild 2Beamer Marantz VP-11S2 im Test, Bild 3Beamer Marantz VP-11S2 im Test, Bild 4
Erschien der S1 noch im champagnergefärbten Kleid, zollt der S2 dem dedizierten Heimkino und somit der maximalen Kontrastausbeute Tribut und zeigt sich in einem edlen Anthrazit. Unter dem schicken Äußeren verbirgt sich in zweiter Schicht das bewährte Aluminium-Druckgussgehäuse, das dem Marantz nicht nur das stattliche Gewicht von 13 kg beschert, sondern eine der stabilsten Behausungen auf dem Heimkinoprojektoren-Markt darstellt. Erwünschter Nebeneffekt dieser Kapselung ist die Vermeidung von störenden Außeneinflüssen elektromagnetischer Art oder schlicht des Eindringens umherfliegender Staubkörnchen. Zusätzlich wird mit einem derart dichten Gehäuse natürlich auch etwaiges Streulicht in Grenzen gehalten. Deutliche Änderungen verspricht Marantz in der Licht- und Kontrastausbeute. War der S1 noch mit 700 Lumen und 6.500:1 Maximalkontrast angegeben, so optimierte man den S2 trotz identischer Lampenversorgung (200 Watt SHP) auf 850 Lumen und 15.000:1. Beim Farbrad vertraut man auf Bewährtes und somit dem 7-Segment Color-Wheel mit Dunkelgrünsegment zur Reduzierung von Rauschen in dunklen Bildanteilen. Das Farbrad arbeitet mit einer sechsfachen Geschwindigkeit, kann aber über das Menü auch auf vier- bzw. fünffach reduziert werden. Wer sich nach dem Sinn einer Reduktion fragt, dem sei gesagt, dass die Verminderung auch eine Reduzierung des Farbradgeräusches mit sich bringt. Wer also nicht empfindlich gegenüber einem Regenbogeneffekt ist, der kann durchaus auf vierfache Geschwindigkeit heruntergehen und erreicht, dass ein etwaiges Sirren durch die Rotation unhörbar wird. Auch beim Signalverarbeitungschip vertraut man weiterhin dem Gennum VXP-Prozessor GF9351, der seine Arbeit in Sachen Deinterlaciung und Upscaling ganz hervorragend erledigt und außerdem Einstellungen im Bereich des Chromaprozessings erlaubt. Der eigentliche DLP-Chip jedoch ist neu, denn der vorhergehende DarkChip3 wurde durch den aktuellen DarkChip4 von Texas Instruments ersetzt. Dies erklärt auch die höheren Angaben in Sachen Kontrast, zumal Marantz die (durchaus Produktionsschwankungen unterworfenen) Chips handselektiert. Ein Bereich, der grundsätzlich nun wirklich keine Veränderung benötigte, ist die Optik: Das von Konica-Minolta eigens für den Marantz hergestellte Objektiv sucht in Sachen Schärfedarstellung bei den Projektoren seinesgleichen. Durch die Verwendung asphärischer Linsen ist die Detaildarstellung bis in die Ecken perfekt, und chromatische Aberrationen werden nahezu ausgeschlossen. Dennoch wurde durch eine neuartige Beschichtung ein nochmals besserer ANSI-Kontrast erreicht. Beibehalten wurde das manuelle vertikale Lens-Shift mit einer Reichweite von +165 % und –85 %. Eine grundlegende Änderung erfuhr die Iris, die beim S1 noch aus einer einzelnen Blende bestand. Nun sind dere zwei verbaut, wovon eine nahe der Optik und die zweite nahe der Lampe montiert wurde. Dies erlaubt in drei möglichen Stellungen eine Anpassung an die Raumbedingungen, wobei „1“ für die maximale Kontrast- und „3“ für die maximale Lichtausbeute steht.

Setup und Bildqualität

Da auch der Marantz VP-11S2, wie schon sein Vorgänger einen erweiterten Farbraum hat, wäre ein echtes Color-Management wünschenswert gewesen. Dieses hat man dem S2 allerdings leider nicht spendiert. Dafür punktet der Marantz mit acht Gamma-Presets und sechs Farbtemperatur-Voreinstellungen, von denen „3“ auf 6500 Kelvin abgestimmt sein sollte. Ab Werk wird der Marantz bereits mit einem sehr guten Preset ausgeliefert, das lediglich geringe Anpassungen über die RGB-Gain-Offset-Justierung notwendig macht, um eine hervorragende Graustufendarstellung zu ermöglichen. Zwar ist der Farbraum bei Grün und Gelb etwas erweitert, dies jedoch deutlich gleichförmiger als noch beim Vorgänger, dessen Grün eine deutliche Gelbtendenz aufwies. Hingegen liegen Cyan, Magenta und Blau perfekt und Rot mit minimaler Verschiebung auf dem Punkt. Das im Modus „Standard“ belassene Gamma liegt nach der Kalibrierung bei sehr guten 2,16 und somit absolut im Normbereich. Mit gemessenen 7750:1 Maximalkontrast liegt der Marantz deutlich unter den Geräten der LCD-Fraktion, was aber darauf zurückzuführen ist, dass der VP-11S2 keinerlei dynamische Iris mitbringt, die den Schwarzwert künstlich herunterzieht. Beim Marantz bedeuten die 7750:1 (gemessen im Iris-Modus „1“) also praktisch nativer Kontrast. Viel wichtiger ist demnach auch der ANSI-Kontrast und der Im-Bild-Kontrast, und hier zeigt der Marantz der versammelten Konkurrenz die Rücklichter: Satte 645:1 bis 710:1 liegen je nach Iris-Modus an (Iris „1“: 700:1; Iris „2“: 645:1, Iris „3“: 710:1) – das sind wohlgemerkt doppelt so viel wie beim Kontrastgiganten JVC HD350! Dabei liefert der S2 deutlich mehr Licht als noch sein Vorgänger, der im kalibrierten Zustand lediglich 163 Lumen in die Waagschale werfen konnte. Der „Neue“ zeigt hier mit 314 Lumen im Iris-Modus „1“, dass er sowohl einen guten Schwarzwert (0,04) als auch viel Licht ermöglichen kann. Wer auf hohe Helligkeitsreserven setzt, der wählt die Iris-Einstellung „3“ und entlockt dem Beamer kurzerhand 700 Lumen!

Standard-PAL

Der Gennum-Chip erledigt seine Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit, skaliert sauber sämtliche Signale auf 1080p hoch und auch Interlaced-Material wird ruhig und homogen wiedergegeben. Die Farbdarstellung ist äußerst gelungen, Hautfarben wirken sehr natürlich, und die Sättigung ist fast perfekt. Die Neutralität ist ebenfalls ganz hervorragend und macht den S2 auch zum perfekten Partner bei Schwarz-Weiß-Bildern, die ja auch in aktuellen Filmproduktionen immer wieder gerne zur Stilisierung genutzt werden. Bezüglich des Im-Bild-Kontrasts bleibt einem nicht mehr und nicht weniger als die Spucke weg. Was der Marantz an Tiefe in das Bild bzw. aus ihm herauszaubert, sucht wirklich seinesgleichen und nimmt es locker mit JVCs D-ILA-Beamern auf. Auch wenn er im absoluten Schwarz nicht ganz so weit herunterreicht, so sind Bilder mit gemischter Helligkeit so intensiv, wie wir es bislang nicht erlebt haben. Wir haben uns in der Wiedergabe übrigens für die Iris-Einstellung „2“ entschieden; obwohl diese mit 645:1 ANSI-Kontrast die „schwächste“ Alternative ist, vermögen die durchschnittlich 50 Lumen mehr an Helligkeit noch ein wenig mehr Brillanz ins Bild zu zaubern, ohne den Schwarzwert deutlich aufzuhellen, wie es bei der Iris in Stellung „3“ der Fall wäre. So sieht sogar die Anfangsszene von „Dinosaurier“ perfekt aus, verschweigt trotz nicht abgrundtiefem Schwarz kein Detail, ist aber auch schon ausreichend hell.

Full HD

Bei der Speisung mit Material in voller High-Definition-Auflösung kann der VP-11S2 dann vollends seine Karten ausspielen, denn hier kommt zusätzlich zum gigantischen Kontrast die hohe Güte der Optik zum Tragen. Diese ist bis in die Randbereiche perfekt scharf und erlaubt sich bei genauestem Hinsehen maximal eine Konvergenzabweichung von einem Viertel Pixel. Wer die spirituelle Doku „Baraka“ schon einmal gesehen hat, weiß, dass diese unglaubliche Details zu zeigen imstande ist. Wer sie auf dem Marantz sieht, meint dennoch, nicht den gleichen Film zu gucken, denn was der VP-11S2 noch aus dem Bild herausholt, hat beinahe schon irreale Züge. Die Rastalocken des tief in sich selbst versunkenen Mannes wirken ernsthaft zum Greifen plastisch und das Gesangs- und Tanzritual des Indianerstammes hat eine derart beeindruckende Tiefe, dass man unweigerlich eine Gänsehaut bekommt.

Fazit

Der beste Projektor aller Zeiten? Vielleicht nicht in allen Belangen – dafür aber sicherlich eines der besten Bilder aller Zeiten und definitiv unsere neue ANSI-Kontrast- und DLP-Referenz! Wenn Marantz dem VP-11S2 noch eine Farbraumkalibrierung spendiert hätte, wäre er vermutlich vollkommen ohne Konkurrenz. Aber es muss ja auch noch Luft nach oben bleiben für ein kommendes Modell.

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Kategorie: Beamer

Produkt: Marantz VP-11S2

Preis: um 12000 Euro

8/2009
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Datum 24.08.2009, 12:36 Uhr
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