Kategorie: Kopfhörer Hifi

Einzeltest: Warwick Acoustics Aperio


Ready for Take-off

Kopfhörer Hifi Warwick Acoustics Aperio im Test, Bild 1
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Das Musikhören per Kopfhörer ist eine Wissenschaft für sich. Warwick Acoustics möchte mit seinem Aperio die Grenze des Machbaren ausloten.

Große Dinge haben große Verpackungen, das ist klar. Doch manchmal werden auch kleinere Kostbarkeiten in besonders aufwendige Hüllen gesteckt. So zum Beispiel der Warwick Acoustics Aperio. Der Kopfhörerverstärker bietet eigentlich sehr übliche Abmessungen für ein HiFi-System, auch wenn es natürlich noch deutlich kompaktere Geräte mit gleichem Funktionsumfang gibt. Auch der im Set enthaltene Kopfhörer ist für ein Over-Ear-Modell normal groß gewachsen, so dass man gut beide Teile in einem handelsüblichen Karton unterbekommen würde. Doch das wäre eben nicht standesgemäß, denn ein Ausnahmesystem wie Aperio transportiert man nicht einfach irgendwie durch die Welt.

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Da darf es schon mal ein ausgewachsenes Flightcase sein, das die edle Elektronik vor Schäden schützt. Diese wären beim Preis von knapp 25.000 Euro gleich in vielerlei Hinsicht bedauerlich.


Ausstattung


Doch auch konzeptionell ist die Art der Verpackung gut gewählt, denn bei der Aufstellung und Inbetriebnahme des Aperio kommt man sich ein wenig vor wie beim Pre-Flight-Check eines Flugzeugs. Zunächst werden Verstärker und Kopfhörer aus ihrer komfortabel gepolsterten Hartschale befreit. Beide bieten hervorragende Verarbeitungsqualität und feine Materialien. Gerade der Kopfhörer mit seinen mehrlagigen Lederpolstern und Magnesiumteilen ist ein Fest. Eine Lage unter den beiden Hauptkomponenten befindet sich eine Sammlung unterschiedlicher Verbindungskabel, die allesamt mit Kupferleitern und einer aufwendigen Schirmung auf warten, während der feine Stoffüberzug sich ebenfalls sehr hochwertig anfühlt. Auch das Netzteil des Aperio befindet sich in einer passenden Aussparung und wird mithilfe eines Schraubgewindes fest mit dem Verstärker verbunden. Damit sind die hochfrequenten Störungen der Stromversorgung so weit wie möglich von der sensiblen Elektronik entfernt. Anschließend ist das Verbindungskabel für den Kopfhörer dran. An der Front des Gerätes befinden sich kanalgetrennte Ausgänge mit vierpoligen Steckern, die jeweils mit einem einrastenden Verschluss versehen sind. Vier kurze Klicks, dann ist alles an Ort und Stelle. Ein sehr solider Kipphebel an der linken Seite lässt den Aperio zum Leben erwachen. Einige orange LEDs beginnen zu leuchten und das 51-Millimeter-Farbdisplay nimmt seine Arbeit auf. Dann ist eine weitere Eingabe gefragt, um die gewünschte Quelle auszusuchen. Hier geht Warwick klar über die üblichen Standards hinaus und macht sein System enorm anschlussfreudig. Für analoge Quellgeräte bietet die Rückseite XLR- und RCA-Eingänge, die jeweils mit einem separaten Hebel auf High- oder Low-Level-Signale vorbereitet werden können. Bei den digitalen Inputs ist das natürlich nicht nötig, doch auch hier lässt es sich Warwick nicht nehmen, ein wenig weiterzugehen. Auf einen Toslink-Anschluss wird konsequenterweise verzichtet. Stattdessen werden für S/PDIF ein hochwertiger koaxialer Stecker und ein dreipoliger XLR-Anschluss für AES/EBU genutzt. Das beigelegte USB-Kabel nutzt eine etwas gewöhnlichere Buchse, doch der letzte Anschluss ist gleich in mehrerer Hinsicht besonders. Zum einen handelt es sich um einen Ethernetport, der bei Kopfhörerverstärkern eher selten ist, da sich die Gerätekategorie dadurch eigentlich grundlegend ändert. Beim Aperio handelt es sich also auch um ein streamingfähiges Quellgerät und damit um ein autarkes Audiosystem, das keiner weiteren Geräte mehr bedarf. Als Zweites ist die Form des Anschlusses eher ungewöhnlich, da der eigentliche RJ45- Stecker vom Verschluss eines XLR-Eingangs umgeben ist. Auch für die Netzwerkeinbindung befindet sich das passende Kabel mit im Flightcase, wobei ein Ende den besagten Verschluss, das andere aber einen gewöhnlichen Stecker besitzt. Der interne Streamer ist in der Lage, gängige PCM-Formate und auch DSD wiederzugeben, wofür man allerdings die Musiksoftware Roon benötigt. Dort werden auf einem entsprechenden Server oder Computer die lokal gespeicherten Daten mit den Katalogen unterschiedlicher Streamingdienste und einer Fülle an Zusatzinformationen zu Künstlern und Musik in ein hervorragend bedienbares Softwarepaket verpackt. Für die Wandlung der eingehenden Digitalsignale verwendet Warwick gleich zwei DAC-Chips, die in einem Dual-Mono-Aufbau genutzt werden. Jeder Kanal hat also einen eigenen Wandler und eine vollkommen unabhängige Signalführung. Zwei kleine Gehäuse beherbergen die beiden ES9028Pro-Wandler aus der Topserie des Chipherstellers ESS. 384 kHz stellen den Aperio vor keine Probleme und selbst die 32 Bit Worttiefe, die die DACs zur Verfügung stellen, können hier ausgenutzt werden. Auch in Sachen DSD gibt es hohe Spezifikationen. Das Bitstream-Format kann mit der vierfachen-Datenrate genutzt werden. Die Quellenwahl geht mit einem soliden Drehregler vonstatten, der mit jeder Veränderung satt in seine neue Position einrastet. Noch wichtiger ist bei einem Kopfhörerverstärker aber selbstverständlich die Haptik des Lautstärkereglers, der hier wunderbar gelungen ist. Die Verarbeitung ist hervorragend und der Widerstand ist angenehm. Dabei ist das Poti nicht stufenlos drehbar, sondern verfügt über feste Stellungen, in die der Regler sanft hinein- oder hinausgleitet. Für die eigentliche Anpassung der Lautstärke nutzt Warwick beim Aperio dann verschiedene Systeme. Bei der Wiedergabe von PCM wird ein separater DSP in Kombination mit selektierten Widerständen genutzt. Bei DSD oder der Verwendung analoger Signale wird hingegen in der analogen Domäne geregelt. Beide Methoden sind dabei genau so abgestimmt, dass sie letztlich identische Ergebnisse liefern sollen, und erneut setzt man bei Aperio auf einen strikt getrennten Dual-Mono-Aufbau. Die eigentliche Ausgangsstufe des Gerätes basiert auf einer proprietären Class-A-Schaltung mit acht diskret arbeiten den MOSFETs. Der Kopfhörerverstärker ist dann ganz klar auf die Verwendung mit dem Kopfhörer des Systems ausgelegt. Hier stehen bis zu 1800 Volt zur Verfügung, um den aufwendigen Ohrhörer anzutreiben. In dessen weich gepolsterten Muscheln wirken Eigenkonstruktionen des Herstellers namens BD-HPEL. Hierbei handelt es sich um einen elektrostatischen Antrieb mit mehrschichtigen Membranen aus unterschiedlichen Materialien. Diese sind speziell auf exzellentes Ansprechverhalten ausgelegt und sollen besonders präzise arbeiten. Dabei soll auch die offene Konstruktion des Kopfhörers helfen, die allerdings dazu führt, dass praktisch keinerlei Abschirmung stattfindet. Geräusche von außen sind weiterhin hörbar und auch die Musik ist für Personen in der Nähe deutlich wahrzunehmen. Das Aperio-System soll eben ein vollwertiger Ersatz für eine Anlage mit Lautsprechern sein, und dieses Konzept geht gut auf. Klanglich ist Warwicks Set eine absolute Wucht.

Klang


Der Kopfhörer spielt enorm präzise und trifft stets genau auf den Punkt. Tools großartiges Album „Fear Inoculum“ bekommt hier genau den richtigen Schliff und jedes Detail wird hervorragend umgesetzt. Einzig im Bassbereich ist der Elektrostat natürlich ein wenig im Nachteil. Wer sich mit Kopfhörern gerne richtig vom Tiefton durchschütteln lässt, wird hier den nötigen Druck vermissen. Ganz anders bei der Verwendung des Aperio als Vorstufe, denn hier zeigt er, dass er auch im unteren Frequenzbereich ordentlich zupacken kann. Besonders die offene Leichtigkeit des Spiels ist das, was hier klar überzeugt. Äußerst differenziert und frei geht der Verstärker zu Werke und lässt einen toll in die Musik eintauchen. Warwick hat hier ein wirklich außergewöhnliches System geschaffen. Wirklich jeder Aspekt am Aperio ist auf hohe Qualität ausgelegt, egal ob bei der Technik, der Verarbeitung oder beim Klang. Hier passt wirklich alles zusammen. Fast schade, dass man das Flightcase also wohl nur einmal nutzen wird, denn wer einen Aperio zu Hause hat, wird ihn wohl kaum mehr auf die Reise schicken.

Fazit

Warwick Acoustics setzt mit Aperio neue Maßstäbe. Der Kopfhörer, der Verstärker, der DAC und der Streamer agieren alle auf höchstem Niveau und bieten ein exzellentes Musikerlebnis.

Kategorie: Kopfhörer Hifi

Produkt: Warwick Acoustics Aperio

Preis: um 25000 Euro

Ganze Bewertung anzeigen


5/2020
4.0 von 5 Sternen

Referenzklasse
Warwick Acoustics Aperio

Bewertung 
Klang 50%

5 von 5 Sternen

Passform 20%

4 von 5 Sternen

Ausstattung 20%

4 von 5 Sternen

Design 10%

3.5 von 5 Sternen

Ausstattung & technische Daten 
Preis: um 25.000 Euro 
Vertrieb: Audionext, Essen 
Internet: www.audionext.de 
Technische Daten
Kopfhörer
Bauart: offen, elektrostatisch 
Frequenzumfang: 10 – 60.000 Hz 
Anschluss: 2 proprietäre 4-Pol-Stecker 
Wirkungsgrad: 104 dB 
Bias: 1800 V 
Gewicht: 405 g 
Kabellänge: 2 m 
Kabelführung: beidseitg 
Verstärker/Speiseteil/Straming-DAC
Abmessungen (BxTxH): 413 x 68 x 351 mm 
Gewicht: 7,4 kg 
Ausführung: Silber 
Eingänge: 1x Ethernet, 1 x USB-B, 1 x S/PDIF koaxial, 1 x XLR Stereo, 1 x RCA Stereo 
Ausgänge: 1 x 4-Pin Kopfhörer Stereo, 1 x XLR Stereo, 1 x RCA Stereo 
geeignet für: High End 
Typ: Elektrostatischer Kopfhörer 
Klasse Referenzklasse 
Preis/Leistung angemessen 
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Philipp Schneckenburger
Autor Philipp Schneckenburger
Kontakt E-Mail
Datum 04.05.2020, 09:58 Uhr
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Topthema: Feurig
Feurig_1706536121.jpg
High-End-Standbox mit ESS AMT

Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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