Kategorie: Kopfhörerverstärker

Einzeltest: Harmony Design Ear 909 ltd.


Harmonischer Schwede

Kopfhörerverstärker Harmony Design Ear 909 ltd. im Test, Bild 1
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Schweden stehen in dem Ruf, freundliche Menschen zu sein. Sie haben ein vorbildliches Sozialsystem, bescheren Studenten und jungen Paaren preiswerte Möbel und haben Generationen von Lehrern mit dem einzig wahren Kombi beglückt. Und die schwedische Firma Harmony Design beglückt die audiophile Welt mit einem ultimativen Kopfhörerverstärker.

Der Ear 909 ltd. ist eine Sonderversion, den Mattias Stridbeck, Firmeninhaber und Mastermind von Harmony Design, ausschließlich für den deutschen und österreichischen Markt fertigt. Der Rest der Welt muss sich mit dem regulären Ear 909 zufriedengeben. Grund dafür ist, dass sich Uwe Klose, der mit seiner Firma Applied Acoustics Harmony Design in Deutschland vertreibt, sich für seine deutschen Kunden ganz besonders engagiert und den regulären Ear 909 in einigen Punkten modifizieren lässt. Dazu später mehr.

Kopfhörerverstärker Harmony Design Ear 909 ltd. im Test, Bild 2Kopfhörerverstärker Harmony Design Ear 909 ltd. im Test, Bild 3Kopfhörerverstärker Harmony Design Ear 909 ltd. im Test, Bild 4
Bleiben wir erst mal bei Mattias Stridbeck und Harmony Design. Mattias‘ Vater gründete Harmony Design bereits 1960 und produzierte zunächst im Keller seines Elternhauses. Die Lautsprecher der Firma Stridbeck HiFi haben seinerzeit in Schweden viele zufriedene Abnehmer gefunden und damit Grundlage für die Firma Harmony Design gelegt. Wobei sich Sohn Mattias auf Elektronik spezialisiert hat. Die kleine, aber feine Manufaktur im schwedischen Kungsbacka, knapp 30 Kilometer südlich von Göteborg, stellt aktuell verschiedene Phonostages, Kopfhörerverstärker, zwei D/A-Wandler, zwei Vorverstärker und eine Endstufe her. Lautsprecher hat man in Schweden auch im Programm, für die Uwe Klose aber in Deutschland keinen Markt sieht. Für Mattias Stridbeck ist Neutralität das oberste Gebot bei der Produktentwicklung. Er betrachtet Musik als eine Sprache, die man am besten versteht, wenn sie so neutral, dynamisch und klar wie möglich wiedergegeben wird. Dabei sieht er im aktuellen Trend zum Computer-HiFi eine Chance und eine Herausforderung: Hochauflösende Musikdatenformate und hochwertige Digital/Analog-Wandler machen seiner Meinung nach hochwertige Musikwiedergabe so preiswert wie nie zuvor. Voraussetzung dafür ist natürlich einwandfrei klingende Elektronik. Der Königsweg ist für Stridbeck ganz klar die symmetrische Signalverarbeitung, da hier schädliche Einflüsse der Masse ausgeschaltet werden und sich sonstige störende Einflüsse aufgrund der getrennten Verarbeitung von positiver und negativer Halbwelle gegenseitig aufheben. Das gilt sowohl für den Signaltransport als auch für die elektronischen Schaltungen.

Ausstattung


Klar, dass der Ear 909 ltd. komplett symmetrisch aufgebaut ist. Und genauso klar ist, dass der Ear 909 ltd. seine Signale bevorzugt symmetrisch über die beiden XLR-Buchsen auf der Rückseite bekommt. Um schädliche Masse-Einflüsse fernzuhalten, lässt sich die normalerweise an Masse liegende Schirmung der NF-Kabel mithilfe eines kleinen Kippschalters neben den Eingängen trennen. Zur symmetrischen Signalübertragung braucht man sie üblicherweise nicht. Auch neben den Cinchbuchsen für den asymmetrischen Signaleingang findet sich so ein Schalter. Hier sollte die Masse nur getrennt werden, über den symmetrischen Eingang wird. Zum asymmetrischen Signaltransport benötigt man sie nämlich. Die beiden auf der Rückseite zu platzieren, ist sinnvoll, als dass man eh nicht zwischen Eingängen umschalten kann. Es heißt Eingang zu entscheiden und die richtige finden – und es dabei zu belassen. Stridbeck rät, die verwendeten Kabel auf alle Fälle sorgfältig auf das Setting abzustimmen. Aus diesem Grund legt er seinen Geräten nicht einmal ein Netzkabel bei und empfiehlt seinen Kunden, verschiedene Kabel und deren klangliche Einflüsse auszuprobieren – am besten erst, wenn das Gerät eingespielt ist. So lange solle man nicht viel Geld für Kabel ausgeben, sondern erst einmal preiswerte verwenden. Dass Sorgfalt offensichtlich ein wesentliches Prinzip bei Harmony Design ist, zeigt der Blick ins Innere. Neben dem für einen Kopfhörerverstärker extrem kräftigen und aufwendigen Netzteil – in der „ltd.“ Version befindet sich ein im Vergleich zum Standard-Modell noch stärkerer Trafo sowie größere Siebkapazitäten – fällt vor allem die Lautstärkeregelung ins Auge. Hier vertraut Stridbeck nicht auf die üblichen, bestens beleumundeten blauen Potis, sondern setzt einen äußerst edlen Stufenschalter der Firma ELMA mit diskreten Wiederständen ein. Auch der Rest der eingesetzten Bauteile scheint der Delikatessenabteilung der Bauteileanbieter zu entstammen. Die ltd.-Version profi tiert von einem gegenüber der normalen Version noch höherwertigen Platinenmaterial mit einer dickeren Leiterschicht. Anschlüsse für Kopfhörer bietet der Ear 909 ltd. natürlich auch symmetrisch – und zwar sowohl in Form einer gängigen 4-poligen XLR-Buchse als auch in Form zweier kanalgetrennter 3-poliger XLR-Buchsen. Eine hochwertige Buchse für die am weitesten verbreitete 6,3-mm-Stereoklinke gibt es natürlich auch noch.

Klang


Ich gebe zu, angesichts der so hoch gehaltenen Neutralitätsmaxime habe ich ein wenig befürchtet, einen dieser Verstärker vor mir zu haben, die einfach nichts falsch machen, letztendlich aber auch nichts tun, was einen für den Verstärker bzw. die über sie wiedergegebene Musik einnimmt. Die befürchtete Langeweile und das damit verbundene Problem, wie sag ich‘s meinen Lesern, erspart mir der Harmony Design 909 ltd. Ja, er klingt extrem neutral. Tonal spielt er perfekt, macht keinen Sound und bringt auch kein freundliches Obertonspektrum ins Spiel, mit dem mich Röhrengeräte gerne für sich einnehmen. Was er aber bietet, sind schier faszinierende grob- wie feindynamische Qualitäten, die auch nicht den Hauch von Langeweile aufkommen lassen – solange das Programmmaterial das hergibt. Wo nix ist, „macht“ der 909 ltd. auch nichts. Details bietet er in Hülle und Fülle, aber er präsentiert sie nicht aufdringlich, sondern einfach und genau richtig als Teile eines Ganzen. Dabei ist es fanzinierend, wie tief man in die Musik reinhören kann. Zum einen entdeckt man immer neue feine Details, Strukturen und Zusammenhänge, zum anderen sortiert er die Klangquellen hervorragend, so dass im Kopf ein faszinierender Raumeindruck entsteht – sofern man das bei Kopfhörern sagen kann. Insgesamt liefert der Harmony Design insgesamt eine absolut überzeugende Vorstellung.

Fazit

Ist der Ear 909 ltd. der perfekte Kopfhörerverstärker? Schwer zu sagen, ob es den überhaupt geben kann. Wenn, dann ist der Ear 909 klanglich auf jeden Fall verdammt nah dran.

Kategorie: Kopfhörerverstärker

Produkt: Harmony Design Ear 909 ltd.

Preis: um 2800 Euro

Ganze Bewertung anzeigen


11/2014
4.0 von 5 Sternen

Referenzklasse
Harmony Design Ear 909 ltd.

Bewertung 
Klang 70%

5 von 5 Sternen

Ausstattung: 15%

2.5 von 5 Sternen

Bedienung 15%

3.5 von 5 Sternen

Ausstattung & technische Daten 
Preis: 2800 
Vertrieb: applied acoustics, Berlin 
Internet: www.applied-acoustics.de 
B x H x T (in mm): 335/90/285 
Gewicht:
Ausführungen: Schwarz (auf Anfrage auch Alu natur) mit Seitenwänden aus Kirschholz oder einer anderen Holzsorte (Testgerät: Eiche dunkel) 
geeignet für: HiFi, High End 
Eingänge: symmetrisch 1 Paar XLR, asymmetrisch 1 Paar Cinch 
Ausgänge: 1 x 6,3-mm-Stereo-Klinkenbuchse, 1 x XLR-4 Pol, 1 Paar XLR-3-Pol 
Klasse: Referenzklasse 
Preis/Leistung: sehr gut 
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Dr. Martin Mertens
Autor Dr. Martin Mertens
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Datum 11.11.2014, 09:56 Uhr
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