Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: German Physiks Unicorn Mk II


Einweg zum Glück

Lautsprecher Stereo German Physiks Unicorn Mk II im Test, Bild 1
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„Dies ist nicht nur der beste Vollbereichslautsprecher der Welt, es ist auch der einzige echte Vollbereichslautsprecher.“ Große Worte, die Holger Müller für seine Unicorn MkII findet, und Grund genug für uns, einen gezielten Blick auf den exotischen Schallwandler aus Hessen zu werfen

Mitspieler


Plattenspieler:

Acoustic Solid Machine mit SME M2-12 und Clearaudio Goldfinger

Phono-Vorverstärker:

Mal Valve Preamp Three Phono

Vorverstärker:

Mal Valve Preamp Four Line

Endverstärker:

Accustic Arts AMPII MK2 

Zubehör: 

Netzleiste: HMS
Stromkabel: Silent Wire

NF-Kabel: Van den Hul
Phonokabel: Van den Hul
Lautsprecherkabel: Intertechnik
Racks: SSC
Plattenwaschmaschine: Hannl


Gegenspieler

Phonovorstufen:
Burmester 100
van den Hul „The Grail SB“

Tonabnehmer:

Audio Physic Sitara 25
Manger Zerobox 109
German Physiks HRS 120


Wie so manches Produkt hat auch die Unicorn von German Physiks (ja, mit „k“) einen holprigen Werdegang hinter sich. Das Licht der Welt erblickte sie vor über zehn Jahren, als sich die klugen Köpfe der Lautsprecher mit dem DDD-Biegewellenwandler daran machten, ihn solo einzusetzen.

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Das war bis dahin ein Novum, ist der DDD doch prinzipbedingt weniger das Tieftonmonster als vielmehr der Spezialist für alles darüber. Er ist zwar belastbar, durchaus hubfähig und ermöglicht eine so tiefe Trennung zum ergänzenden Bassisten, dass dieser auch gerne am anderen Ende der Box sitzen darf und das Gespann trotzdem in absoluter Einheit musiziert. Und doch überlässt er die langen Wellen lieber jenen, die extra dafür gemacht wurden. Für Details zur Funktionsweise des Biegewellenwandlers verweise ich einfach mal auf die Webseite von German Physiks (www. german-physiks.de), auf der das Prinzip anschaulich und ausführlich erklärt wird. Wie bringt man einem DDD also den Tiefton bei? Richtig – per Gehäuse. Nahe liegt eine Hornkonstruktion, welche die Bewegungen der Membran im Tiefton wesentlich effizienter in Schall umsetzt, als der direkte Kontakt mit der Luft es vermag. Nach viel Tüftelei und unzähligen Prototypen thronte der DDD auf einer Mischkonstruktion, die mit den klassischen Bauformen – das Horn eingeschlossen – wenn überhaupt nur in Einzelheiten erfasst werden kann. Ein innen wie außen komplexer und genau einzuhaltender Aufbau, der Resonanzkammern und Fließwiderstände mit gezielt mitschwingenden Wänden kombiniert. Dementsprechend komplex ist das Gehäuse aufgebaut, und so überschaubar sind auch die Möglichkeiten, von der vorhandenen Form abzuweichen. Jede Ecke und jede Rundung haben ihren Sinn, jede Wand hat ihre Steifigkeit. Das geht so weit, dass das Spitzenmodell für 18.400 Euro nur auf den Seitenwangen eine Echtcarbon- Oberfläche trägt. Front und Rückwand wären damit aber zu steif und tragen deshalb „nur“ ein Kleid aus tiefschwarzem Klavierlack. Furniere sind in Sachen Versteifung gnädiger, daher ist die Grundversion für 14.400 Euro pro Pärchen in beliebigen Varianten zu bekommen. Und wer es doch glänzend bevorzugt, kann für 1.000 Extra-Euro entsprechenden Klarlack mitordern. Im Grunde ist die Unicorn wie ein Instrument gebaut, und nicht wie ein konventioneller Lautsprecher mit maximal steifem Gehäuse. Das bis zur Perfektion einer solchen von unzähligen Faktoren beeinflussten Konstruktion viel Zeit ins Land geht, liegt auf der Hand. Mit dem Ziel vor Augen, eine Referenz für den hausinternen Gebrauch zu schaffen, investierte die Mannschaft rund um den DDD den notwendigen Schweiß. Ein Werkzeug sollte sie werden, welches die Eigenschaften des DDD so pur und ungefiltert wie möglich erfahrbar macht. So arbeitet die resultierende Box bei German Physiks bis heute als der Schallwandler, an dem sich alle messen müssen, bei den Dickschiffen vom Bassbereich mal gnädig abgesehen. Seien sie noch so groß, schwer und zehn Mal teurer: wer sich von der Unicorn in Sachen Natürlichkeit, Timing und Räumlichkeit an die Wand spielen lässt, wird es nicht bis in den Produktkatalog schaffen, zumindest nicht im vorliegenden Zustand. Dann heißt es zurück an Zeichenbrett und Lötkolben oder gleich „better luck next time!“. Dass es die Unicorn letztendlich an den Markt schaffte, ist Okihiko Sugano zu verdanken, dem Cheftester von Japans größter HiFi-Gazette Stereo Sound. Er erblickte die Prototypen beim Besuch von German Physiks, ließ sich vom schlichten Äußeren der Box nicht beirren, gönnte ihr ein Ohr und legte den Hessen mit Nachdruck nahe, daraus bitte, bitte ein Produkt für den Endkundenmarkt zu machen. Gesagt, getan, was der Unicorn in Asien einen großen Erfolg bescherte Nun muss man dazu wissen, dass sich die Asiaten bei schrullig daherkommenden Gerätschaften nicht angewidert abwenden, sondern das Schöne eher im Klang suchen und mit ihrem vollkommen anderen Verständnis von HiFi wesentlich leidensfähiger als das teutonische Auge sind. Anders ist es zumindest nicht zu erklären, dass der HiFi-Japaner durchaus schon mal in seiner Stereoanlage lebt und den begehbaren Lautsprechergehäusen Großteile seiner Behausung opfert. Breitbänder, unförmige Behausungen und unpraktische Bedienung war und ist in Asien so akzeptiert wie sonst nirgendwo. So wundert es kaum, dass die eigenwillige Form der Unicorn, welche die Technik nun mal vorschreibt, in Deutschland bis heute keinen rechten Anklang fand. Stellen Sie sich mal vor, Sie zeigen einem guten Freund stolz Ihre neuen Unicorns und erzählen ihm dabei noch, dass Sie für das Spitzenmodell knapp zwanzig Scheine auf den Tisch geblättert haben. Da ernten Sie doch höchstens ein mildes „jetzt ist er voll durchgeknallt!“-Lächeln. Von dem kostenlos mitgelieferten Ehekrach will ich gar nicht erst anfangen. Wie drückte es Holger Müller bei seinem Besuch so schön aus: „Man muss keine Kompromisse eingehen ... bis auf die Optik, die lässt sich leider nicht ändern.“. Schamvoll an der Zimmerwand verstecken kann man die Unicorns auch nicht, denn der DDD muss nun mal ein bisschen Abstand zu Reflexionsflächen haben, um sein einzigartiges Rundstrahltalent zu zeigen. Für undenkbar halten Sie die Anschaffung dieses Modells allerdings nur, so lange sie es nicht gehört haben. Auch dieser Schallwandler kommt selbstverständlich in den Genuss des Kundenservice von German Physiks: fünf Jahre Garantie und 20 Jahre Gewährleistung bei Registrierung nach dem Kauf. Hält man Selbigen innerhalb von drei Jahren insofern für einen Fehler, dass es doch eine oder gleich zwei Nummern größer hätte sein dürfen, nehmen die Hessen die Box gerne zurück und erstatten je nach Alter und Zustand bis zu 100 Prozent vom Kaufpreis. Kunststück, kennt man bei German Physiks dank kompletter Fertigung von Hand in Deutschland doch jede Schraube beim Namen und weiß um deren Qualität. Die Frequenzweiche der Unicorn kommt in einem externen Holzgehäuse, wobei es sich weniger um eine Weiche als um ein Korrekturnetzwerk handelt, welches in Serie zum DDD geschaltet wird. Es erlaubt über Steckbrücken auf der Oberseite des Weichengehäuses diverse Eingriffe in den Frequenzgang der Unicorn. Im Hochton lässt sich die Box um 8 kHz entweder um zwei Dezibel absenken oder alternativ um zwei oder vier Dezibel anheben. Das beeinflusst prinzipbedingt natürlich nicht nur die Tonalität, sondern auch die räumliche Wiedergabe. Ausgiebige Experimente kann ich jedem Besitzer daher nur wärmstens ans Herz legen, Pragmatiker lassen das Brückchen in Flat-Stellung und genießen Lautsprecher Test 47 die Unicorn, wie sie kommt. Im Bass können mit einer oder zwei Brücken gute drei Dezibel draufgeschaufelt werden. Gleichzeitig wird die untere Grenzfrequenz leicht angehoben, was insbesondere für analoge Ketten zu empfehlen ist. Die subsonischen Frequenzen einer analogen Abtastung, oder sei es nur das gröbere Aufsetzen der Nadel, kann für den DDD den Tod bedeuten. Die Bauteile im Inneren des Nextel- Schächtelchens sind natürlich so sorgfältig ausgewählt, wie die Unicorn konstruiert wurde. Dabei haben die Köche nicht einfach in die dicksten Töpfe des besten Premiumherstellers gegriffen, sondern sich auch mal getraut, ein durchschnittliches Bauteil zu verbauen, wenn es an der entsprechenden Stelle einen klanglichen Vorteil für sich verbuchen konnte. Am Ende ist Holger Müller bei jedem seiner Modelle das Wichtigste, Spaß an der Musikwiedergabe zu vermitteln. Da steht die Unicorn als reinstmögliche Form des DDD natürlich ganz oben auf der Liste. Themawechsel: Hörtest. Der beste Vollbereichslautsprecher der Welt. Holger Müller: „Wenn Sie vor einem richtig guten Mehrwegler sitzen, dann sagen Sie: Das ist eine sehr gute Box! Wenn Sie vor der Unicorn sitzen, sagen Sie: Das ist sehr gute Musik!“. Nach langen Hörsitzungen mit verschiedenstem Material bin ich geneigt, Herrn Müller recht zu geben – in allen Belangen. Zumindest kenne ich keinen Lautsprecher mit nur einem Wandler, welcher ein derart vollständiges Klangbild liefert und gleichzeitig so wenige Kompromisse vom Benutzer fordert. Kein Sweetspot für nur eine Person, kein Bass- oder Höhenmangel, keine Auflösungsdefizite, keine unrealistischen Pegelgrenzen. Mit einer Unicorn lässt sich unglaublich gut „passiv“ Musik genießen. Der Trick ist, dass sie trotzdem den Spagat schafft, den Hörer ins Geschehen hineinzuziehen, ihn in die Wiedergabe zu involvieren und direkt anzusprechen. Das vermag so kein anderer Lautsprecher, abgesehen von anderen German Physiks. Denen hat die Unicorn MkII eine Reinheit und räumliche Präzision voraus, die mich dankbar machen, dass es dieses ungewöhnliche Konstrukt bis auf den Markt geschafft hat. Tonal ist die MkII sehr gut sortiert und unglaublich vollständig. Mit geschlossenen Augen würden Sie niemals vermuten, dass hier nur ein einziger Weg bei der Arbeit ist. Das hohe Auflösungsvermögen über den gesamten Frequenzbereich schafft kein anderer Breitbänder, zumindest nicht in Verbindung mit einer so phasenreinen, luftigen Wiedergabe. Dass die Unicorn auch ein Arbeitsgerät ist, merkt man ihr deutlich an. Sie deckt Fehler der Aufnahme deutlich auf, auch wenn sie diese mit ihrem musikalischen Charme immer noch genießbar hält. Dinge, die in einem konventionell abstrahlenden Mehrwegler schlicht in der systembedingten Zerpflückung der Musik hängenbleiben, bringt eine Unicorn ans Tageslicht. Das schönste Beispiel dafür sind Klavieraufnahmen. Vermutlich werden Sie das Phänomen erst wahrnehmen, wenn Sie einen direkten Vergleich zwischen einem DDD und einer konventionellen Box gehört haben. Die Intensität, mit welcher der Biegewellenwandler den Ton anschlägt, ist so unvergleichlich wie die Sauberkeit, mit der er wieder ausschwingt. Objektiv gesehen ist der Unterschied gering, aber der Vorsprung an Authentizität, den es der Wiedergabe verleiht, ist gigantisch. Der Tiefton der MkII ist ebenso eine Wucht. Vom Stil her schlägt er in dieselbe, unauffällig-flüssige Kerbe der restlichen Wiedergabe. Der DDD liefert im Spezialgehäuse jedoch beileibe keinen asketischen Pseudobass ab, sondern produziert einen echten, satten und druckvollen Tiefton, der vom Wunsch nach Partys und Pegelorgien jeden Bedarf deckt. Die einzige Breitbandbox ohne Kompromisse und damit der beste Vollbereichler der Welt? Ja, Herr Müller!

Fazit

Die Vorteile der Breitband-Technologie ohne deren Nachteile: German Physiks Unicorn MkII liefert die Musik mit Luft und Raum zum Niederknien. Dazu gesellen sich exzellente Präzision und überraschende Dynamik, kombiniert mit absolut vollwertiger Tonalität und kompromissloser Auflösung vom Bass bis in die Höhen. Wenn Sie auf Breitbänder und Räumlichkeit in Perfektion fliegen und sich mit der Optik anfreunden können, ist dies Ihr letzter Lautsprecher.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: German Physiks Unicorn Mk II

Preis: um 14 Euro

1/2012
Ausstattung & technische Daten 
Preis (pro Paar) ab 14.400 Euro pro Paar 
Vertrieb DDD Manufactur, Maintal 
Telefon 0610 950 298 23 
Internet www.german-physiks.de 
Gewicht (in Kg) 56 
Garantie (in Jahre)
Chassis 1 x DDD-Biegewellenwandler 
B x H x T (in mm) 550/1241/460 
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Autor Christian Gather
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Datum 27.01.2012, 11:30 Uhr
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Topthema: Die ewige Legende
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