Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Odeon Audio Midas


Ungebremst

Lautsprecher Stereo Odeon Audio Midas im Test, Bild 1
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Zwei Siebzehner, eine Kalotte: Auf den ersten Blick nicht die denkbar  aufregendste Bestückung für eine Standbox moderater Größe.  Aber: Mit dem ersten Anschein ist das immer so eine Sache

Die wichtigste Zutat bei der Entwicklung guter Lautsprecher ist Erfahrung. Das ist eine Binsenweisheit. Tatsächlich aber ist davon beim Odeon-Chef Axel Gersdorff jede Menge vorhanden, denn der entwickelt schon seit den späten Siebzigern Lautsprecher. Seit ungefähr 1990 steht auf den Produkten aus dem westfälischen Haltern am See das Label „Odeon Audio“ und damit hat sich Gersdorff im Lauf der Jahre weltweit einen exzellenten Ruf erworben. Charakteristisches Kennzeichen aller dieser Lautsprecher: Zumindest der Hochtonbereich liegt in Händen eines hornunterstützten Hochtöners. Bei den größeren Modellen folgt für den Frequenzbereich darunter ein weiter Trichter, in ganz seltenen Fällen obliegt sogar das komplette Spektrum Wandlern mit derlei „Aufladung“.

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Bei den etwas bodenständigeren Modellen gibt’s zum Horn direkt abstrahlende Tiefmitteltöner. Der jüngste Spross der Odeon-Lautsprecherfamilie hört auf den Namen „Midas“ und läutet den Beginn einer kompletten Revision der Modellpalette ein: Gersdorff ist niemand, der seine Produkte jedes Jahr renoviert, nur um mit Neuigkeiten am Markt punkten zu können. Die Midas ist ein Konzept, das lange vor sich hin geköchelt hat, bevor es marktreif war. Das Besondere – nicht für die Lautsprecherwelt an sich, sondern für Odeon – ist der Umstand, dass hier zwei Tieftöner zum Einsatz kommen. Normalerweise hat‘s der Entwickler nicht so damit, mehrere Membranen in einem Frequenzbereich parallel arbeiten zu lassen, aber wenn das Thema „Wirkungsgrad“ im Pflichtenheft weit oben steht, dann ist das völlig legitim. Davon hat die optisch zurückhaltende Standbox nämlich reichlich: Das Messmikrofon vermeldet erstaunliche 94 Dezibel. Dieser Wert, so erfreulich er ist, ist tatsächlich nur das Abfallprodukt einer Maxime, die auf der Prioritätenliste des Entwicklers ganz weit oben stand: keine „Pegelbremsen“ für den Hochtöner. Will sagen: In der Frequenzweiche gibt’s keine Widerstände, die den Hochtöner leiser machen und damit den üblicherweise weniger wirkungsgradstarken Tiefmitteltonbereich anpassen sollen. Das ist ein Detail, das den Lautsprecherentwickler in mir äußerst hellhörig werden lässt: Das Phänomen, dass ungebremste Hochtöner merklich spritziger und dynamischer klingen, das ist mir sehr wohl geläufig. Der Hochtöner in der Midas ist eine klassische Ein-Zoll-Kalotte mit Gewebemembran, die in ein massives Holzhorn strahlt. Die Trichter holt eine Drehmaschine aus einem massiven Block aus Birkenmultiplex, bei der Oberfläche gibt’s verschiedene Möglichkeiten: Eine lediglich geölte Oberfläche ist ebenso möglich wie eine Lackierung. Oder, wer‘s etwas exklusiver mag, dem baut Gersdorff auch Hörner aus massivem Ahorn ein. Unterhalb von 2200 Hertz sind zwei ganz besondere Tiefmitteltöner am Werk: Die heutzutage von Scan-Speak gebauten Sechseinhalbzöller sind im Wesentlichen eine alte Vifa-Konstruktion (beide Hersteller waren mal unter einem Dach vereint) und sind bis heute eine der ganz wenigen Konstruktionen, die Linearität, Basswiedergabe und Wirkungsgrad in einem gelungenen Kompromiss unter einen Hut bekommen. Die dank einer nur 25 Millimeter durchmessenden Schwingspule sehr leichten Membranen ermöglichen überhaupt erst eine Box wie die Midas. Apropos Membran: Papier, beschichtet und mit einer sehr dünnen Gummisicke für minimale Verluste ausgestattet. Die Weiche wird bei Odeon frei verdrahtet, strukturell einfache Filter sind Trumpf: Pro Zweig gibt’s lediglich einen Kondensator und eine Spule, aber die vom Feinsten. Die Kondensatoren bestehen aus einem großen und einem kleinen „Abgleichtypen“. Keine Entzerrungen, keine Linearisierungen, keine Pegelanpassungen: Damit ein solches Filter funktionieren kann, müssen Mechanik der Box und Treiberauswahl perfekt aufeinander abgestimmt sein – was hier offensichtlich geschehen ist. Sie suchen die Reflexöffung? Die ist gut versteckt an der Unterseite untergebracht und macht sich ein bisschen den Boden für etwas Substanz zunutze. Die Midas ist aus gutem Grund kein ausgewachsenes Bassmonster, sie soll unter „Real-Life“-Bedingungen des 21. Jahrhunderts funktionieren. Will sagen: Bei wenig Wandabstand und in überschaubar großen Räumen. In der Praxis präsentiert sie sich als Lautsprecher, der ein wenig Aufmerksamkeit bei der Ansteuerung erfordert. Das simple Hinstellen und Anklemmen ans Standard-Setup produzierte gute Ergebnisse – gepaart mit gepflegter Langeweile. Das konnte nicht alles sein, ich habe die Box sowohl beim Entwickler daheim und sogar unter Messebedingungen erheblich kerniger und begeisternder gehört als hier. Und unter den gewohnten Bedingungen soll‘s nicht funktionieren? Nach reichlich Experimentieren kann ich Ihnen verraten: Doch, es kann. Bis auf die Quelle ist kein Stein auf dem anderen geblieben, bis die Angelegenheit so Musik gemacht hat, wie ich mir das vorgestellt hatte. Was die Box braucht wie Zahnschmerzen: Leistung. Ein dicker Transistor tötet das Klangbild umgehend. Kleine, aber feine Antriebe sind das Mittel der Wahl. Ob sie mit dem nicht entzerrten Impedanzverlauf der Midas klarkommen, muss der Einzelfall zeigen. Ich bin letztlich an einem ziemlich exotischen Single- Ended-Röhrenvollverstärker von Legat Audio aus dem fernen Osten unserer Republik gelandet. Auch nahm ich anfangs Axel Gersdorffs Empfehlungen zum Thema Lautsprecherkabel nur bedingt ernst, was sich recht deutlich als Fehler herausstellte: Die Box reagiert auch darauf merklich, und die mitgelieferte, schon lange nicht mehr produzierte XLO-Leitung gab der Wiedergabe das, was ihr noch gefehlt hatte. Solchermaßen präpariert, machte die Midas ganz schnell klar, wes Geistes Kind sie ist: Sie spielt überragend durchsichtig und raumgreifend. Die Kombi aus Horn und Kalotte funktioniert extrem überzeugend, sie liefert den Antritt und die Souveränität des Trichters, verfärbt aber praktisch gar nicht. Das Resultat ist eine auffällige Sensibilität fürs Drumherum – aber eben auch fürs musikalische Geschehen. Beispiel gefällig? Wir hören die exzellente 45er-Vinylversion von „If You Wait“, dem bedauerlicherweise immer noch einzigen Album des Londoner Trios mit den erlesenen Händchen für reduzierten Elektropop. Sängerin Hannah Reid kann mit ihrem erstaunlich dunkel timbrierten und überaus ausdrucksstarken Organ einen Schauer nach dem anderen über den Rücken des geneigten Zuhörers jagen – wenn’s denn passt. Über die Odeon klingt die zierliche Blondine wie live in zwei Metern Entfernung: energiegeladen, kernig. Wir legen – jawohl – Adele auf. Und da wir ja nicht komplett entkoppelt von der wirklichen Welt leben, hören wir – natürlich – „Hello“. Auch damit ermöglicht uns die Midas ein paar erstaunliche Lektionen. Die Box macht unzweifelhaft jede studiotechnische Spielerei auf dem Rekordalbum hörbar, aber sie zerpfl ückt’s nicht gnadenlos: Eigentlich klingt‘s nämlich ziemlich gut, von einer ziemlich ungenierten Präsenzüberbetonung abgesehen. Was mir bislang nicht aufgefallen ist: Der deutliche Akzent der Sängerin. Na klar ist’s zu glatt und überproduziert, aber irgendwie zündet’s trotzdem. Und ja, damit darf man durchaus der hifi del unvorbelasteten Gattin diese Box schmackhaft zu machen versuchen.

Fazit

Gönnen Sie ihr etwas Sorgfalt beim Setup  – es lohnt sich: Die neue kleine Odeon  kann  unglaublich transparent und glockenklar klingen, gleichzeitig aber kernig und  knackig. Der Hornhochtöner ist eine  überaus gekonnte Kombination, die  auch  noch  in  deutlich  hochpreisigeren Lagen gut aufgehoben wäre.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Odeon Audio Midas

Preis: um 4200 Euro

4/2016
Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis 4.200 Euro 
Vertrieb Odeon Audio, Haltern 
Telefon 02364 506377 
Internet www.odeon-audio.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) 199/1045/320 
Unterm Strich Gönnen Sie ihr etwas Sorgfalt beim Setup – es lohnt sich: Die neue kleine Odeon kann unglaublich transparent und glockenklar klingen, gleichzeitig aber kernig und knackig. Der Hornhochtöner ist eine überaus gekonnte Kombination, die auch noch in deutlich hochpreisigeren Lagen gut aufgehoben wäre. 
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Autor Holger Barske
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Datum 23.04.2016, 15:02 Uhr
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