Kategorie: Lautsprecher Stereo

Einzeltest: Thrax Lyra


Verthraxt und aufgelöst

Lautsprecher Stereo Thrax Lyra im Test, Bild 1
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Es ist später Freitagnachmittag und das Verlagshaus hat sich schon fast vollständig geleert. Während die Kollegen dem wohlverdienten Feierabend frönen, kann ich mich nicht losreißen, schaffe es einfach nicht, mich ins Auto zu setzen, obwohl Amsterdam auf mich wartet. Der Grund: Musik. Aus den Thrax Lyra

Ich gebe es gerne zu, darauf habe ich mich wirklich gefreut – meine ersten Thrax-Lautsprecher im Hörtest. Bis zur High End 2016 kannte ich eigentlich nur die Elektronik-Komponenten der High- End-Manufaktur aus Sofia, und die hatten mich in jeder Abhörsituation, auf jeder Messe und mit jedem Lautsprecher schon mehr als beeindruckt. In München standen dann auch die Thrax Lyra inklusive Subwoofermodulen, und das war, sagen wir mal, eine erhellende Erfahrung. Die Bassboxen sind hier zwar nicht dabei, doch mit beeindruckenden 34 Kilogramm Gewicht pro Kompakt(!)-Lautsprecher sind auch die Lyra alleine schon vor dem Hören wahrlich eindrucksvolle Kisten. Und was die Anfassqualität und Materialauswahl angeht, ist die erste Reaktion ebenfalls „wow“! Im Vergleich zur Sperrholzbox aus der Pappschachtel ist die Thrax Lyra so was wie das ultimative Kontrastprogramm.

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Allein die Holzkisten, in denen die Lyra angeliefert werden, dürften mehr kosten als so manche Tröte aus dem Elektroniksupermarkt – oder wahlweise auch aus dem Fachhandel, der ja leider davor auch des Öfteren nicht mehr zurückscheut. Da wäre das Gehäuse – wobei ich diesen Begriff eigentlich fast schon unangemessen finde. Massives Metall mit einer seidigen Oberfläche, gut einen Zentimeter dick, und zwar rundum. Haben Sie so was schon mal gesehen? Also ich nicht. Die Metallplatten sind innen mit Bitumen beklebt, um die letzten Resonanzen zu unterbinden, und ein wenig Dämmmaterial reicht aus, um auch innen für kontrollierte Bedingungen zu sorgen. Der bekannte Seas-Magnesium- Tief-/Mitteltöner, den Thrax hier einsetzt, ist meiner bescheidenen Meinung nach einer der besten jemals gebauten Treiber – der eigentlich nur ein Problem hat: Seine extrem leichte und steife Membran „bricht“ bei höheren Frequenzen auf und verursacht dann unschöne Resonanzen. Nun trennt Thrax den Seas Excel erstens aber steilflankig mit einem Filter dritter Ordnung schon bei niedrigen 1500 Hz, und zweitens setzt man an der spezifischen Stelle ein Kerbfilter ein, so dass die gefürchteten Resonanzen gar nicht erst entstehen können. Diese niedrige Übernahmefrequenz entlastet zwar den Mitteltöner, bereitet aber natürlich dem Hochtöner potenziell Probleme. Denn je tiefer die Frequenz, desto schwerer fällt es einer so kleinen Membran, sauber zu arbeiten und Luft mit dem geforderten Schalldruck zu verschieben. Thrax hat laut eigener Aussage mit so ziemlich jedem Hochtonprinzip experimentiert, das auf dem Markt zu finden ist, allerdings hat man in Sofia eine ganze Weile keinen Tweeter finden können, der auch im oberen Mitteltonbereich den hohen Anforderungen gerecht werden konnte. Schlussendlich gelang der Durchbruch mit einem speziell für die Lyra hergestellten Ringmembrantreiber, dem ein eigens entwickelter Waveguide vorgesetzt ist. Eigentlich würde man ja auch den Hochtöner einfach mit Filtern höherer Ordnung aus dem kritischen Bereich auch unterhalb der Trennfrequenz raushalten können, doch das zieht unweigerlich andere Probleme nach sich – ziemliche Phasenschweinereien und Probleme mit der Gruppenlaufzeit (Group Delay), und deshalb geht Thrax einen anderen, ziemlich cleveren Weg: Der Hornfortsatz des Hochtöners wirkt als akustisches Hochpassfilter, durch das der Hochtöner schon beschnitten wird. Zusätzlich setzt Thrax ein konventionelles Filter erster Ordnung ein, das im Prinzip aus einem einzelnen Kondensator besteht. Resultat: Keine Phasenprobleme, keine Verzerrungen im Frequenzbereich unterhalb der Übernahmefrequenz. Und das hört man.

Klang

Wie soll ich das jetzt sagen? Die Thrax Lyra definieren die Begriffe Auflösungsvermögen und Sauberkeit im Bereich der dynamischen Lautsprecher dieser (durchaus ambitionierten) Preisklasse für mich neu. Nein, ich habe natürlich noch nicht alles gehört, was es auf dem Markt so gibt, aber unter denen, die ich kenne, weiß ich keine Lautsprecher, die über den gesamten Frequenzbereich so lupenrein spielen und im besten Sinne mit analytischen Fähigkeiten gesegnet sind. Die Lyra scheinen sich einfach nicht darum zu kümmern, dass es so etwas wie Masseträgheit und Luftwiderstand gibt. Das erinnert mich in seiner mühelosen Schnelligkeit und sauberen Detailverliebtheit fast schon ein wenig an den phänomenalen Corona-Ionenhochtöner, ohne dass die Thrax mit ihrem Ringradiator so ganz dessen absolute Verzerrungsfreiheit erreichen können. Dafür punkten die bulgarischen Lautsprecher mit einem Abbildungsrealismus, den ich so von (Mehrwege-)Lautsprechern in dieser Preisklasse überhaupt noch nicht gekannt habe. High Lucias Album „Upfall“ bietet massig Klangspielereien, die mit den Thrax Lyra zum Hörrausch transformieren – „Dialectical Kid“ von Yello ebenso. Ich spiele Stück für Stück an, bleibe mit immer weiter offen stehendem Mund vor immer neuen akustischen Offenbarungen sitzen – „Ach, so ist das gemeint! Diesen Effekt habe ich vorher noch nicht gehört, und jene Nuance in der Phrasierung des Gesangs war mir zuvor immer entgangen.“ Wenn Sie wirklich wissen wollen, was auf einer Aufnahme drauf ist, wie schnell ein Impuls reproduziert werden kann und mit welchen dynamischen Abstufungen ein Instrument spielen kann, dann können Sie das definitiv mit den Thrax Lyra erfahren. Stimmen arbeiten die Zweiwegler so holografisch und mit einer unglaublichen Detailversessenheit heraus, dass es fast schon unheimlich ist, dem Organ einer Jacintha auf „Here’s to Ben“ zu lauschen. Gänsehautgarantie! Tonal meine ich, eine kleine Präferenz für den Präsenz- und Hochtonbereich attestieren zu können, wofür auch die exorbitant gute Abbildungstreue spricht – beides geht gerne Hand in Hand. Interessant aber ist, dass Instrumente dennoch auch im Grundton immer voll und mit Körper erklingen, es also keinen „Badewanneneffekt“ gibt, der eine seltsam ausgehöhlte Charakteristik nach sich zieht. Ich bin auf die Messungen gespannt, aber ich würde fast davon ausgehen, dass der Frequenzgang der Thrax ziemlich ordentlich aussieht – auch wenn er wahrscheinlich zum Hochton hin leicht ansteigen dürfte. Die Ausdehnung nach unten ist mehr als ordentlich, bis 35 Hz soll es laut Hersteller in den Keller gehen, und ich glaube das sofort. Viel wichtiger aber ist, wie es das tut – sauber, locker, diszipliniert, ohne jeden Bläheffekt. Ein Kontrabass hat Volumen, dickt aber in keiner Situation auf, sondern unterfüttert alle anderen Instrumente mit genau der richtigen Portion Druck und Fülle. Insgesamt tendieren die Thrax schon ein bisschen zu einem schlanken (aber grundsoliden), perfekt durchgezeichneten, transparenten Klangbild, und dazu passt auch die unglaubliche Schnelligkeit der Impulswiedergabe, die mit erstaunlichen grobdynamischen Fähigkeiten einhergeht. In Dire Straits „Private Investigations“ erklingen aus der düsteren, flächigen Grundstimmung heraus explosiv die Toms des Schlagzeugs – mit hoher Lautstärke gehört erzeugt das mit den richtigen Lautsprechern definitiv einen erhöhten Adrenalinausstoß. Die Thrax Lyra enttäuschen auch hier nicht, so voll, kräftig, schnell und räumlich perfekt drapiert habe ich das selten gehört. Kein Wunder, dass es inzwischen dunkel ist, und ich der Einzige im Haus, meine Musiksammlung ist groß und will neu entdeckt werden. Amsterdam muss warten.

Fazit

Unglaublich detailliert, wahnsinnig räumlich und plastisch, dynamisch uneingeschränkt, tonal eher analytisch mit ordentlich Energie im Hochton – mit dem richtigen Verstärker und in akustisch gut bedämpften Räumen sind die Thrax Lyra echte Über-Kompaktlautsprecher.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Thrax Lyra

Preis: um 16200 Euro

8/2017
Ausstattung & technische Daten 
Paarpreis 16.200 Euro 
Vertrieb WOD Audio 
Telefon 06187 900077 
Internet www.wodaudio.com 
Garantie (in Jahre) 5 Jahre 
Ausführungen Vollmetallgehäuse, Frontblende schwarz oder silberfarben 
B x H x T (in mm) 210/385/520 
Gewicht (in Kg) 34 kg 
Unterm Strich... Unglaublich detailliert, wahnsinnig räumlich und plastisch, dynamisch uneingeschränkt, tonal eher analytisch mit ordentlich Energie im Hochton – mit dem richtigen Verstärker und in akustisch gut bedämpften Räumen sind die Thrax Lyra echte Über-Kompaktlautsprecher. 
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Autor Michael Bruss
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Datum 14.08.2017, 15:01 Uhr
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