Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Dr. Feickert Analogue Firebird


Das Runde muss in das Eckige

Plattenspieler Dr. Feickert Analogue Firebird im Test, Bild 1
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Form follows function - dieses Credo zeichnet die Plattenspieler von Dr. Christian Feickert schon immer aus. Und ich mag diesen Ansatz sehr, ist der Nutzen für den Endkunden doch unterm Strich deutlich höher

Haben wir uns letztes Jahr in Gestalt des Dr. Feickert Volare mit dem Einsteigermodell auseinandergesetzt, so geht es heute um die entgegengesetzte Seite der Hierarchie. Wenn ich übrigens vom Einsteigermodell Volare schreibe, dann will ich an dieser Stelle deutlich betonen, dass dieser Begriff sehr relativ zu sehen ist. Wenn jemand wie Christian Feickert ein Produkt auf die Öffentlichkeit loslässt, dann darf man davon ausgehen, dass die Entwicklung wirklich abgeschlossen ist. Der Volare ist preislich mit 3000 Euro natürlich weit von dem entfernt, was man normalerweise als Einsteigermodell titulieren würde. Aber: Für dieses Summe erhält man einen wirklich extrem ausgeschlafenen Plattenspieler, der sich hören und auch sehen lassen kann.

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Denn abgesehen von der exzellenten Technik kann der kleine Feickert auch mit einem ausgesprochen hübschen Äußeren punkten: Ein ausgesprochen attraktives Gesamtangebot also.

Und das gilt auch für den großen Firebird, der den Volare quasi in einem deutlich größeren Maßstab abbildet: Die Familienähnlichkeit der Laufwerke ist optisch genau so gegeben wie die Verwandtschaft in technischer Hinsicht.

Doch während das große Laufwerk schon durch die weitaus größere Stellfläche Eindruck macht, die durch die beiden(!) verstellbaren(!!) Tonarmbasen erforderlich wird, so ist der Masse-Unterschied zwischen dem kleinsten und dem größten Laufwerk aus dem Hause Feickert gar nicht mal so gewaltig: 17,5 Kilogramm beim Volare gegenüber 29 Kilogramm beim Firebird. Das ist in einer Welt, in der es bei manchen Herstellern hier um Zehnerpotenzen geht, fast gar nichts – und wieder ein deutlicher Hinweis auf die Arbeitsweise des Doktors. Hier wird eben nicht nach dem Prinzip „Viel hilft viel“ vorgegangen, sondern es wird entwickelt, bis das Optimum erreicht ist. Denn mehr als das geht eben nicht, auch wenn es natürlich einem Verkaufserfolg in Fernost nicht abträglich wäre, wenn das eine oder andere schwergewichtige An- und Unterbauteil vorhanden wäre, vielleicht auch noch mit vergoldeter Oberfläche...

Aber was schreibe ich? Wir freuen uns hier über jeden Plattenspieler, der unter technisch- klanglichen Gesichtspunkten entwickelt wird.

Der große Firebird steht auf massiven Alufüßen mit einer leicht dämpfenden Schicht, die höhenverstellbar mit Gewindestangen in die untere Schicht der Zarge geschraubt werden. Hinter den gefällig geformten Linien der Zarge verbirgt der Firebird die bewährte Schichtbauweise: Eine Aluminium- und eine MDF-Platte sind mit Maschinenschrauben bombenfest miteinander verbunden. Das invertierte Lager besitzt seine eigene Stahl-Basisplatte, die in einer großen Aussparung auf der Deckplatte sitzt und von auch mit der MDF-Platte verschraubt ist. Der Lagerdorn besteht aus soliden 16 Millimetern Edelstahl mit einer recht flachen konischen „Spitze“ - die Lagerbuchse besteht aus dem selben Material: Dr. Feickert stellt sich hier ein bisschen gegen den Mainstream mit einem harten Dorn und recht weicher Buchse – seiner Erfahrung nach ist das Lager sehr langzeitstabil, wobei er in der neuesten Generation von den ultraharten Edelstahlen abgewichen ist und die Schmierung von Fett mit Molybdänsulfid auf Öl umgestellt hat. Die „Spitze“ des Lagerdorns läuft in einem Spieglel aus Teflon.

Die drei Pabst-Motoren bilden mit ihren hoch präzisen schwarzen Pulleys ein gleichseitiges Dreieck ganz nah am Teller: Durch den gleichmäßigen Zug und Druck werden Taumelbewegungen im ohnehin schon eng tolerierten Lager vermieden. Die Motorsteuerung und -regelung sitzt in der Zarge. Mit einem recht aufwendig gemachten Tastenfeld können drei Geschwindigkeiten angewählt und fein reguliert werden – das funktioniert gut und präzise und der Firebird ist durch die 78er-Geschwindigkeit fast schon Monopolist in dieser Qualitätsklasse.

Die Motoren sind – unsichtbar von außen – schwingend aufgehängt, um noch die letzten, ohnehin kaum vorhandenen Vibrationen, von der Zarge fernzuhalten. Die Antriebskraft wird per Flachriemen auf den Teller übertragen. Dieser ist aus POM gefertigt, trägt aber zur Massegewinnung acht „Inlays“ aus Messing, die das Trägheitsmoment des Tellers noch einmal deutlich erhöhen – immerhin sechs Kilogramm bringt der immer noch einigermaßen flache Teller so auf die Waage. Eine Schraubklemme, die die aufgelegte Platte fixiert und so eine Tellermatte obsolet macht, gehört ebenfalls dazu.

Als größtes Modell im ständigen Sortiment bei Dr. Feickert Analogue bietet der Firebird zwei auf Schlitten verschiebbare Tonarmbasen, und zwar einmal links für Arme bis 12 Zoll und rechts sogar bis 14 Zoll effektiver Armlänge! Damit sollten sich auch exklusivere Vorstellungen in Sachen Tonarmauswahl verwirklichen lassen. In der Basisausstattung für 9990 Euro gehört eine Basis samt Schlitten zum Lieferumfang, eine weitere Basis mit anderer Bohrung kann für 119 Euro geordert werden, ein Schlitten kostet 99 Euro, die Kombination aus Basis und Schlitten 199 Euro. Und wo wir gerade bei Preisen sind: Das Netzteil „Linear“, das den Motoren eine nochmals verbesserte Spannungsstabilität bietet, ist im Paket mit dem Firebird statt für 799 für 699 zu bekommen.

Das Prinzip der verstellbaren Basen ist einfach: Der Schlitten wird mit zwei Maschinenschrauben auf der Deckplatte des Drehers befestigt. Dies erfolgt aber nicht mit fest eingelassenen Gewinden, sondern durch zwei Kontermuttern, die beim Verschieben der Basis mitlaufen. Feickert hat die gängigen Montageplatten fest im Sortiment, für exotischere Modelle können alle Arten von Basen auf Bestellung angefertigt werden.

Die Passgenauigkeit bei der Konstruktion ist genau so perfekt wie der absolut stabile Sitz – und dank der aufgedruckten Skala muss man für die genaue „Montage“ eines Arms nur dessen technische Daten kennen, dann passt es. Eigentlich war der Firebird auf meinem Rack in erster Linie einmal nur dazu gedacht, um mit dem Dynavector DV-507 MKII eine angemessene Basis für den Test des Dynavector-Tonabnehmers DRT XV-1s bereitzustellen. Hat gut funktioniert – so gut, dass meine anderen Plattenspieler seitdem - und ich entschuldige mich bei den alten Weggefährten in aller Form dafür – mehr Staubfänger als sonst etwas sind. Und das hat Gründe: Die Kombination Feickert- Dynavector-Dynavector spielt derartig hinreißend, dynamisch und musikalisch, dass bei mir keine, aber auch gar keine Gelüste nach einer Änderung aufkommen. Klar montiere ich auch mal ein anderes System oder verwende andere Zuspieler – aber für den puren Genuss auf höchstem Niveau kann ich mir kaum etwas anderes vorstellen. Aufmerksame Leser haben ja schon mitbekommen, dass bei mir gerade zum Klassik-Hören die Kombination Accuphase C-280 und Spendor BC-1 aktiv ziemlich fest gesetzt sind, weil sie einfach so wunderschön, neutral und gleichzeitig sehr charmant zusammenspielen. Nun, mit dem Feickert wächst die altehrwürdige BC-1 weit über sich hinaus und wird, mit der wundervollen „Based on a true Story“ von Fat Freddy´s Drop zur Reggae-Spezialistin mit abgrundtiefer und höchst voluminöser Basswiedergabe. Als WhatsApp-Nutzer kennen Sie vielleicht das verdutzte Emoji mit den weit aufgerissenen Augen und der gesunden Röte im Gesicht: SO muss ich ungefähr geguckt haben, als die Rhythmussektion beim ersten Stück „Ernie“ nach dem fantastischen und spannenden Intro eingesetzt hat.

Aber Musik ist ja nicht nur fetter Bass, auch wenn der beim wohligen Gefühl immer hilft: Der Firebird vermittelt auch in den anderen Bereichen des tonalen Spektrums einfach ein Gefühl des Angekommen-Seins, einer Kraft und Souveränität, die aus der perfekten Beherrschung der Technik resultiert. Alle Bereiche des hörbaren Spektrums setzen sich gleichberechtigt zu einem größeren Ganzen zusammen, das beim Hörer stets das Gefühl auslöst: „Ja, so muss es sein“. Und die große, souveräne Ruhe des Laufwerks ermöglicht auch eine frappierend lebensechte Abbildung der virtuellen Bühne, so dass eine in dieser Hinsicht ohnehin schon Maßstäbe setzende Aufnahme, wie die berühmte Eterna-Produktion von Carl Orffs „Die Kluge“ auch in den heimischen vier Wänden zum Live-Ereignis wird. Unabhängig von Musikrichtung und persönlichen Klangvorstellungen bedient der Firebird jeden anspruchsvollen Musikfreund, weil er einfach alles gleichermaßen gut kann – und den Hörer wunschlos glücklich macht

Fazit

Der Dr. Feickert Analogue Firebird ist eine zu Ende gedachte Entwicklung die weniger auf Pracht und Prunk setzt, sondern die Möglichkeiten der analogen Wiedergabe komplett auslotet.

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Produkt: Dr. Feickert Analogue Firebird

Preis: um 9990 Euro

7/2020
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Dr. Feickert Analogue, SWS Nord 
Telefon 07665 9413718 
Internet www.feickert.com / www.dynavector-systems.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Abmessungen 560 x 160 x 460 mm 
Gewicht (in Kg) 29 Kilogramm 
Unterm Strich ... Der Dr. Feickert Analogue Firebird ist eine zu Ende gedachte Entwicklung die weniger auf Pracht und Prunk setzt, sondern die Möglichkeiten der analogen Wiedergabe komplett auslotet. 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 17.07.2020, 09:59 Uhr
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Topthema: Feurig
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High-End-Standbox mit ESS AMT

Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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