Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: EAT C-Sharp


C-Sharp wie Mondscheinsonate

Plattenspieler EAT C-Sharp im Test, Bild 1
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Nach der Tonart Es folgt beim European Audio Team nun Cis – Frau Lichtenegger kennt definitiv ihren Beethoven. Und so, wie man der Mondscheinsonate Unrecht tut, sie nur auf den Eingangssatz zu reduzieren, so sollte man auch den neuen Subchassisspieler aus dem Hause EAT genauer anhören

Nach einer langen Führung durch das tschechische Werk – übrigens eine ehemalige Tesla-Fabrik –, in dem die Plattenspieler von Pro-ject und EAT gefertigt werden, stand er im Messlabor: ein wunderschöner, schwarzer, flacher Plattenspieler, der als Prototyp schon ein paar Male zu sehen war und just zu diesem Termin fertig geworden ist. „Will ich haben!“, rief ich „Kriegst du!“, sagte die Chefin – und das ist er nun: der EAT C-Sharp. EAT ist aus dem Hause Lichtenegger die Marke mit dem Hang zum Exotischen und teilweise auch Gewagten. Man erinnere sich nur an den E-Flat, der seinen Namen nicht nur als Tonart, sondern wörtlich als „flach“ verstanden wissen wollte – der Tonarm ist hier eine ungemein flache, dafür aber auch recht breite Konstruktion gewesen.

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Jozefina Lichtenegger hat nun nachgelegt und einen mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 2.990 Euro wirklich ungemein interessanten Plattenspieler auf die Füße gestellt. Das ist für ein aufwendiges Laufwerk mit einem ebenfalls komplett neu entwickelten Tonarm ein echter Kampfpreis. Natürlich kann man hier teilweise auf die Entwicklungs- und Fertigungskapazitäten der Firma zurückgreifen, die auch alle Pro-Ject-Plattenspieler fertigt – es ist aber beileibe nicht so, dass man nur bequem auf ein Baukasten-System zurückgreift. Im Gegenteil: Die meisten Teile des C-Sharp entstammen der EAT-Familie oder wurden gleich komplett neu gefertigt. Was uns bekannt vorkommt, ist der Plattenteller, den der C-Sharp mit dem E-Flat gemeinsam hat. Nach der ersten Reaktion „Ah, mal etwas anderes“ folgt das anerkennende Nicken des Kenners, der aus der abgeschnittenen Kegelform des überbreiten Tellers messerscharf errechnet, dass das Trägheitsmoment hier größer ist als bei einem herkömmlichen geraden Teller. Hier liegt tatsächlich auch der Hauptteil der Masse des ansonsten wirklich sehr flachen und eleganten Plattenspielers, der – man wird es kaum glauben – tatsächlich sogar mit der extrem geringen Bauhöhe ein Subchassis- Spieler ist. Natürlich geht das bei diesem Design nicht mehr mit Schraubenfedern – an deren Stelle treten kleine Kegel aus einem hoch elastischen und gleichzeitig dämpfenden Kunststoff namens Sorbothan. Auf den Spitzen dieser im Unterteil eingelassenen Kegel liegt die Trägerplatte für Tonarm und Tellerlager auf. Im Unterteil ist der Synchronmotor untergebracht – im Gegensatz zum größeren E-Flat nur ein einziger Antrieb, der über einen Rundriemen den Subteller antreibt. Dieser ist eine sauber gedrehte Aluminium-Scheibe mit der eingepressten Bronze-Lagerbuchse in der Mitte. Dies verrät uns, dass wir es mit einem invertierten Tellerlager zu tun haben: Der Stahldorn steht mit seiner eingepressten Keramikkugel wie gesagt, aus dem Oberteil der Subchassis-Konstruktion. Der Lagerspiegel ist aus Teflon, geschmiert wird mit einem sparsam aufgetragenen Spezialfett. Der Synchronmotor wird über eine ausgelagerte Steuerung mehrphasig mit Wechselspannung versorgt – damit ist der Antrieb autark vom störungsbelasteten Stromnetz. Die Trägerplatte des C-Sharp besteht aus einem dünnen Kern aus Hartfaserplatte, der rundum mit Kohlefasermatten beschichtet wurde. Dieses Sandwich eliminiert trotz der geringen Materialstärke höchst wirkungsvoll auftretende Resonanzen und ist gleichzeitig sehr steif. Der kleine Anteil an schädlichen Schwingungen, der noch übrig ist, läuft sich in den nochdämpfenden Sorbothankegeln tot. Wenn der schwere Hauptteller auf den Subteller aufgelegt wird – hier hilft die ungemein stabile Plattenklemme als Handgriff – ,dann ergibt sich aus der aufgelegten Gesamtmasse und der Federkonstante der Dämpfer eine Resonanzfrequenz, die einerseits hoch genug liegt, um Trittschall nicht zu übertragen, andererseits tief genug, um nicht von tieffrequenten Anteilen des Nutzsignals angeregt zu werden. Ein Wort noch abseits der technischen Aspekte: Der angefaste Metallteller auf dem Carbon-Chassis sieht einfach richtig gut aus – hier macht sich dann wohl doch der weibliche Blick auf die Technik bezahlt. Ebenfalls ein Hingucker – den ich mir bis zum Schluss der Beschreibung aufgespart habe – ist der brandneue Tonarm. Klassisch, kardanisch, wuchtig und doch bildschön sieht er aus. Dankenswerterweise hat man gegenüber den ersten Prototypen auf die bis zum Headshell durchgehende Kohlefaserkonstruktion verzichtet und ihm ein Aluminium-Headshell spendiert, was schön mit der Lagereinheit korrespondiert und deutlich wertiger aussieht. Horizontal ist der Arm in einem Kugellager montiert, vertikal gibt es Spitzenlager. Das schwere Gegengewicht wird über einen dicken Sorbothan-Dämpfer von der Tonarmachse entkoppelt – natürlich sitzt es dadurch nicht fest auf der Achse, was aber nur einmal bei der Einstellung der Auflagekraft auffällt. Eine zusätzliche Massescheibe kann in das Gewicht geklebt werden, wenn man mit einem extrem schweren Tonabnehmer arbeiten möchte. Der Arm ist selbstverständlich in der Höhe verstellbar und verfügt über einen gut bedämpften Tonarmlift. Nur an die recht schmale Liftbank aus Metall muss man sich erst einmal gewöhnen – hier ist einfach das Gegenstück am Armrohr selbst gepolstert. Das Armrohr ist ein recht dickes Konstrukt aus Kohlefaser – selbstverständlich, wenn man sich die langjährigen, durchaus positiven Erfahrungen auch mit diversen Pro-Ject-Tonarmen ansieht. Mit der Antiskating- Einrichtung hat der EAT-Arm bei mir ohnehin gewonnen – mit seinem fest montierten Ausleger mit einstellbarem Gewicht, der über einen Faden an der Armbasis betätigt wird: Das erinnert mich an so manchen Klassiker in meinem Fundus und bringt Sympathiepunkte. Und noch eine weitere Spezialität gibt es: Der abnehmbare Deckel der Lagereinheit besitzt einen Dorn, der mit einer Rändelschraube von oben mehr oder weniger weit ins Innere geschraubt werden kann. Dort taucht er in eine kleine Wanne, die mit Silikonöl gefüllt ist. Auf diese Art und Weise kann die vertikale Bewegung des Arms gezielt bedämpft werden, was dem Benutzer viele Freiheiten in Bezug auf den verwendeten Tonabnehmer gibt – orientiert hat man sich hier an den klassischen bedämpften Einpunkt-Tonarmen. So gerüstet kann der Hörtest kommen: Tatsächlich hat sich die Entwicklungsarbeit ausgezahlt. Das Laufwerk selbst agiert so, wie man das bei einer so großen bewegten Masse in Kombination mit einer cleveren Motorsteuerung erwarten kann: Das ist souverän, das beweist Ruhe und Übersicht und eine schier nicht enden wollende Kraft. Selbst unsere redaktionseigenen Masselaufwerke mussten ihre Haut gegen den viel flacheren EAT teuer verkaufen und retteten sich nur mit ihren noch zahlreicheren Kilos ganz knapp ins Ziel – allerdings auf Kosten eines gewissen Charmes, den ihnen der C-Sharp wiederum voraus hatte. Ich denke, das macht die Quasi-Subchassis- Konstruktion aus – der flache Schönling marschiert nicht nur, er hat auch den einen oder anderen Tanzschritt in petto. Es ist nicht ganz der berühmte „Swing“ des Linn LP12, geht aber ganz klar in diese Richtung, und dagegen haben wir ja überhaupt nichts. Kombiniert mit dem Tonarm und seinen unendlichen Möglichkeiten in Sachen Tonabnehmerverträglichkeit ergibt sich ein riesiges Spielfeld: Das Miyajima Takumi konnte die zusätzliche Bedämpfung sehr gut vertragen, während mein altehrwürdiges Audio Technica AT20SLa mit dem unbedämpften Arm ohne Zusatzmasse am besten klargekommen ist. Bei diesem und allen anderen Tonabnehmern hatte ich stets den Eindruck, dass der Tonarm in der Lage ist, die besten Eigenschaften aus ihnen herauszuholen, ohne ihren eigenen Sound in irgendeiner Weise zu verfälschen. Beeindruckend ist dabei auch die Klarheit an den kritischen Rändern des hörbaren Spektrums: Selbst ein Denon DL-103 – wohlgemerkt im originalen Kunststoffgehäuse – klingt an diesem Arm wie ein richtig edler Tonabnehmer. Mit richtig guten Systemen bleibt dann kein Wunsch mehr offen: Auf der Basis dieses souveränen Plattenspielers kann man Musik einfach laufen lassen, genießen, analysieren, was man möchte. Selten habe ich es zu so einem attraktiven Preis erlebt, dass ein Dreher sich so weit zurücknimmt und einfach nur die Musik so herausarbeitet, wie er sie in der Rille findet – eine ganz seltene Qualität!

Fazit

Der EAT C-Sharp setzt die Tradition seiner Vorgänger würdig fort. Für einen sehr fairen Preis bekommt man ein sauber durchentwickeltes Laufwerk mit einem vorzüglichen Tonarm. Dass die Kombination auch noch hinreißend aussieht, macht sie erst recht unwiderstehlich.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: EAT C-Sharp

Preis: um 2990 Euro

1/2015
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Thomas Schmidt
Autor Thomas Schmidt
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Datum 11.01.2015, 09:55 Uhr
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