Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Music Hall MMF 11.1


Voll auf die Elf

Plattenspieler Music Hall MMF 11.1 im Test, Bild 1
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Ich muss zugeben: All die Music-Hall-Plattenspieler, die ich im Verlauf der letzten Jahre kennenlernen durfte, haben in mir eine ganz bestimmte Erwartungshaltung aufgebaut. Mit seiner ausgefuchsten Dämpfungsstrategie im Zargenbau hat Roy Hall aus jedem seiner Modelle das Maximum an Souveränität herausgeholt. Die ungewöhnlich lange Entwicklungszeit des MMF 11.1 lässt beim Tester die Spannung steigen

Mitspieler



Tonabnehmer:


Goldring Eroica
Benz ACE L
Denon DL103, DL103R
Van den Hul The Condor


Phonoverstärker:


MalValve Preamp Three Phono
PS Audio GCPH modifiziert
Quad Preamp Twentyfour P


Verstärker:


Malvalve Preamp Three Line und Power Amp Three
Accustic Arts Power ES


Lautsprecher:


K+T Titania
Audio Physic Scorpio 25


Gegenspieler



Plattenspieler:


Music Hall MMF 7.1 und 9.1
Transrotor Fat Bob S mit SME 309


Von der ersten Sichtung eines Prototypen bis zur europäischen Erst-Vorstellung auf der diesjährigen High End sind immerhin fast zwei Jahre vergangen – das wäre viel für einen Plattenspieler nur „aus dem Baukasten“ und ist ein Beweis dafür, dass es bei Music Hall eben nicht nur um die Verwendung vorgefertigter Baugruppen geht. Tatsächlich hat sich Roy Hall mit dem Design und der endgültigen Feinabstimmung extrem viel Zeit gelassen – schließlich baut er nicht nur Plattenspieler, sondern kümmert sich um seine Elektronik-Linie – neben seinem Job als Inhaber eines großen amerikanischen HiFi-Vertriebs.

Plattenspieler Music Hall MMF 11.1 im Test, Bild 2Plattenspieler Music Hall MMF 11.1 im Test, Bild 3Plattenspieler Music Hall MMF 11.1 im Test, Bild 4Plattenspieler Music Hall MMF 11.1 im Test, Bild 5Plattenspieler Music Hall MMF 11.1 im Test, Bild 6
Was soll´s, jetzt ist er da – und so, wie wir ihn testen, wird er auch auf den Markt kommen, mit Ausnahme des Antriebsriemens, den es wahrscheinlich nur in Schwarz geben wird – passt auch besser. Neben den schieren Dimensionen des MMF 11.1, der doch noch einmal ein ganzes Pfund gegenüber seinem „kleinen“ Bruder MMF 9.1 drauflegt, fallen zwei Dinge besonders auf: Zunächst einmal die aufwendige integrierte Antriebseinheit mit drei Pulleys – deren Funktion wir noch entschlüsseln werden – und die neue Korkmatte, die nicht ganz zufällig einem Produkt ähnelt, das wir schon an der einen oder anderen Stelle im Heft gesehen haben. Wer weiß – vielleicht liest Roy Hall ja die LP? Aber im Ernst: Die Korkmatte mit den definierten kleinen Auflageflächen am Außenrand sorgt in Zusammenarbeit mit einer Plattenklemme oder einem -gewicht für absolut plan aufliegende Schallplatten. Lediglich den Azimuth muss man dafür minimal anpassen. Unter der Korkmatte kommt der Acrylteller zum Vorschein, den wir bereits vom MMF 9.1 kennen – ein solides und schweres Stück, das seinen Teil zum ganz speziellen Klang der Music-Hall-Plattenspieler beiträgt. Die andere akustische Hauptkomponente war schon immer und ist auch beim neuen Flaggschiff die mehrteilige Zarge, die hier aus sage und schreibe vier Schichten besteht, die durch Sorbothan- Dämpfer voneinander entkoppelt sind. Darunter hat Roy Hall zu allem Überfluss noch mächtige Dämpfungsfüße installiert, so dass der Music Hall eines der ganz wenigen großen Laufwerke ist, bei denen es so gut wie völlig egal ist, auf welchem Untergrund sie stehen – außer dieser ist komplett schief oder wackelt. Spaß beiseite: Anders als bei den bisherigen großen Music-Hall-Drehern steht der Motor nicht mehr separat neben der Zarge – es gibt „den“ Motor übrigens auch nicht, es sind beim Topmodell deren zwei. Untergebracht ist die gesamte Antriebseinheit in einem geschlossenen Kasten, der auf der untersten Ebene der Zarge montiert ist. Ein separates Netzteil gibt es nicht – der MMF 11.1 wird direkt über ein Kaltgerätekabel mit dem Netz verbunden. Die beiden Motoren sind über ihre Pulleys und einen Riemen mit einem dritten „Zentralpulley“ verbunden, in dem sich quasi das Drehmoment der beiden addiert. Von diesem Pulley aus wird der Teller über einen Außenriemen angetrieben. Wider Erwarten geht es bei dieser Lösung nicht um zusätzliche Masse in Form eines Schwungrads (oder „fly wheels“), sondern um die zusätzliche Entkoppelung der Motoren, die ja so zwei Riemen zwischen sich und dem Motor haben und eben das verdoppelte Drehmoment. Von der Seite betrachtet sieht der Aufbau des Antriebs etwas anders aus, als der Rest der Zarge: Es gibt hier nur zwei Platten. In der unteren Abteilung sitzt die Steuerungselektronik, in der oberen – selbstverständlich auch über Sorbothandämpfer entkoppelten – die Motoren. Das Tellerlager und der Tonarm sitzen auf der obersten Zargenebene, die ja über immerhin drei Etagen vom Untergrund isoliert ist. Hier hat sich Roy Hall wie immer aus dem reichhaltigen ProJect-Baukasten bedient – das aber gleich richtig: Der dicke Teller bringt ordentlich Masse mit, das Lager ist eng toleriert und dabei absolut laufgeräuschfrei – immer ein Zeichen hervorragender Verarbeitung. Das Highlight der obersten Etage ist aber sicher der Tonarm: Der ProJect 9cc Evolution. Optisch sicherlich nicht jedermanns Sache, ist der Arm mit seinem einteiligen Kohlefaser-Rohr technisch ein Leckerbissen, in dem der Hersteller Etliches an Tonarm-Erkenntnissen der letzten Jahrzehnte umgesetzt hat. Neben dem Armrohr sind da noch der äußerst stabile Lagerblock, die eng tolerierten Kugellager und ganz besonders das Gegengewicht zu benennen, Dieses ist nicht nur „tiefer gelegt“, um den Schwerpunkt des Arms auf Nadelhöhe zu bringen, sondern besitzt außerdem einen Kern aus einem sehr weichen Material – vermutlich ebenfalls Sorbothan: Eine Maßnahme, die den Arm in sich noch einmal beruhigt. Insgesamt drei Gegengewichte unterschiedlicher Masse liegen dem MMF 11.1 bei – so sollte sich für jeden nur erdenklichen Tonabnehmer die optimale Balance finden lassen. Montiert habe ich erst einmal das gute alte Goldring Eroica, mit dem auch der Music Hall MMF 9.1 serienmäßig ausgestattet war. Dankenswerterweise können wir in der Redaktion auf fast die komplette Music-Hall-Plattenspielerpalette zugreifen, so dass Querchecks immer möglich waren. An den kleineren Modellen war der MMF 11.1 denn auch ganz schnell vorbeigezogen, zu profund und mächtig war seine Wiedergabe gegenüber den „schmalen Hemden“. Dabei konnten wir aber durchaus eine Familienähnlichkeit feststellen – die vorbildliche Ruhe in der Reproduktion und die Dunkelheit des Hintergrunds sind natürlich auch beim neuen Topmodell vorhanden. Und wie: Selbst der vorzügliche MMF 9.1 wirkt gegen den 11.1 ein bisschen weniger stabil. Wobei es zwischen den beiden Laufwerken gar nicht mal so sehr die Sauberkeit und Nebengeräuscharmut ist – hier nehmen sie sich so gut wie nichts. Der 11.1 geht allerdings gefühlt doch deutlich energischer zur Sache, wirkt gegenüber dem 9.1 zupackender und noch etwas besser definiert. Ganz klar: Der MMF 9.1 ist ein vorzüglicher Plattenspieler, vor allem in Sachen Laufruhe und Souveränität. In Sachen Durchzugskraft hat er im MMF 11.1 seinen Meister gefunden – in Anbetracht der Tatsache, dass beide aus demselben Stall stammen, wird er das verkraften. Interessiert hat uns natürlich auch der Auftritt des Music Hall gegen andere Platzhirsche in der Preisklasse zwischen 3.000 und 5.000 Euro. Wie nicht anders erwartet, unterscheiden sich der Transrotor Fat Bob S und der Music Hall recht deutlich voneinander. Tonal wirkt der MMF 11.1 sanfter, gepflegter, während der Fat Bob etwas mehr Ecken und Kanten hat, etwas bissiger zu Werke geht. Der Tiefbass kommt bei beiden Laufwerken tief und souverän – etwas knackiger vom Transrotor, etwas runder vom Music Hall. In Sachen räumlicher Abbildung nehmen sich beide Spieler ebenfalls nichts: Während Fat Bob die Bühne weit und tief ausleuchtet und eine ungemein luftige Räumlichkeit erzeugt, platziert der Music Hall einzelne Stimmen und Instrumente vielleicht noch etwas genauer und besser trennbar. Und auch in den Höhen ist das Bild ein ähnliches: Mehr Strahlkraft beim Transrotor, bessere Durchhörbarkeit beim MMF 11.1. Was davon die absolute Wahrheit ist, kann ich beim besten Willen nicht sagen: Schwingt der Transrotor zu lange nach oder ist der Music Hall überdämpft? Objektiv nicht festzustellen – subjektiv gefallen mir beide Ansätze, abhängig natürlich von der gewählten Musikrichtung. Was mit dem MMF 11.1 auf jeden Fall geht, ist das Experimentieren mit einer riesigen Anzahl verschiedener Tonabnehmer. Durch seine große Durchzugskraft im Antrieb und die stark dämpfende Bauweise tritt er als Laufwerk so weit in den Hintergrund, dass man die Charakteristika aller Systeme sehr schön heraushören kann. So marschiert ein Benz ACE natürlich ganz anders als ein Van den Hul, löst ein Phase Tech P-3G ganz anders auf als ein Denon DL103. Mit allen eingesetzten Tonabnehmern bleibt aber die einmalige Ruhe und Gelassenheit des MMF 11.1, gepaart mit der schieren Kraft seines vorzüglichen Antriebskonzepts, so dass wir auch diesem Plattenspieler aus dem Hause Music Hall eine ganz dickes Kompliment aussprechen.

Fazit

Und noch einen draufgesetzt: In Sachen Laufruhe und Souveränität der Abbildung war der MMF 9.1 nicht mehr zu übertreffen – dafür setzt der neue 11.1 Maßstäbe in Sachen Kraft und Dynamik. Das neue Antriebskonzept geht voll auf.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Music Hall MMF 11.1

Preis: um 3999 Euro

8/2011
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Phonar, Tarp 
Telefon 04638 89240 
Internet www.phonar.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Gewicht 20 
Varianten/Ausführungen: Nein 
Unterm Strich... » Und noch einen draufgesetzt: In Sachen Laufruhe und Souveränität der Abbildung war der MMF 9.1 nicht mehr zu übertreffen – dafür setzt der neue 11.1 Maßstäbe in Sachen Kraft und Dynamik. Das neue Antriebskonzept geht voll auf. 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 09.08.2011, 13:21 Uhr
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