Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: SME 20/3


Das grosse Besteck

Plattenspieler SME 20/3 im Test, Bild 1
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SME-Plattenspieler genießen seit einer ewigen Zeit einen tadellosen Ruf und sind unter Eingeweihten DER Tipp, wenn es um die Anschaffung eines endgültigen Laufwerks geht.

In den letzten Jahren war es recht still geworden um die fantastischen SME-Laufwerke, deren technischer Anspruch kein bisschen hinter dem der Arme zurückblieb, was Gründe hatte „Hatte“, wohlgemerkt. Jeder, der sich für Plattenspieler interessiert, weiß, dass der deutsche SME-Vertrieb Räke-Hifi heißt, besser bekannt unter dem Markennamen Transrotor. Kennt man: Alle Transrotor-Plattenspieler ab einer bestimmten Preisklasse erhalten ab Werk einen SME-Tonarm. Klar, wird man jetzt sagen, und so können sie die SME-Laufwerke prima vom deutschen Markt fernhalten, um ihre eigenen Sachen zu verkaufen. Nein, sagen Jochen und Dirk Räke, mit denen ich mich schon oft über das Thema unterhalten habe: Die Probleme liegen, oder lagen, anderswo: Während die Sache mit den OEM-Tonarmen auf den Transrotor-Plattenspielern einwandfrei lief, sah es mit dem Endkunden-Verkauf der SME-Produkte ganz anders aus.

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Zu keinem Zeitpunkt konnte man hier mit den Preisen konkurrieren, die einige britische Händler auf internationalen Verkaufsplattformen für die Arme aufgerufen hatten. Und das, obwohl SME eine sehr lange Zeit die Preise nicht einmal erhöht hat. Aber so hoch die Qualität ihrer Produkte immer war: Den eigenen Markt hatte SME nie so richtig im Griff – und so konnten sich die schwarzen Schafe jahrelang das Geschäft unter sich aufteilen. Das freute den Endkunden – zunächst, denn im Servicefall wurde es dann auf einmal schwer, einen Ansprechpartner aufzutreiben. Nun, das Spiel gehört der Vergangenheit an: Der Sohn und Erbe des SME-Gründers Alastair Robertson-Aikman hat das Unternehmen inzwischen an den indischen Importeur Akay Shirke übergeben, der nicht lange gezögert hat und die Vertriebswege gerade straff reorganisiert, inklusive einer drastischen Reduzierung der Händlerzahl in Großbritannien. Wir drücken auf jeden Fall die Daumen bei allen Umstrukturierungsmaßnahmen – ein anaolges Urgestein wie SME muss uns auf jeden Fall erhalten bleiben, wie uns auch unser Testgerät, der SME-20/3 ans Herz legt. Auf den ersten Blick ist der SME 20 eher filigran. Das heißt, Sie halten ihn angesichts der Bilder für ein eher filigranes Laufwerk, während ich ihn höchstpersönlich bei Räke Hifi abgeholt und ihn im Zuge des Aufbaus mehrfach gehoben habe: So feingliedrig er aussieht: Das Ding ist böse schwer! Und dabei haben wir es mit der „kleinen“ Version des 20 zu tun – es gibt noch einen entsprechend breiteren Bruder mit einer Zarge für Zwölfzöller! SME fertigt die Zargenebenen aus dickem Metall, das mit einer dämpfenden Beschichtung überzogen ist. Zudem sind die beiden Ebenen des SME-20 durch ein hängendes Subchassis voneinander entkoppelt: Die obere Platte, auf der Tonarm und Tellerlager montiert sind, hängt an vier Pfosten, die von der unteren Ebene aus durch die obere Platte ragen. Charakteristisch für die großen SME-Laufwerke sind dabei die 80 Gummiseile, an denen man sofort die Herkunft sieht. In Wirklichkeit sind es 40 O-Ringe, die durch die spezielle Führung durch ihre Halterungen nach mehr aussehen. Nun mag man die Stirn runzeln und einwenden: Das ist aber seitlich immer noch ganz schön wackelig! Würde stimmen, wenn das schon alles wäre: Natürlich hat man sich auch hierüber bei SME Gedanken gemacht und weitere Maßnahmen ergriffen. Den recht strammen Zug vom Gummiriemen auf den Subteller gleicht man durch ein weiteres, dagegen gespanntes Gummiseil aus. Und zu guter Letzt steht die ganze obere Platte satt in einem großen Flüssigkeitsdämpfer, der die restlichen Resonanzen eliminiert und die Bewegungsfreiheit perfekt unter Kontrolle bringt. Das Tellerlager ist sehr aufwendig gefertigt, inklusive einer in den Schaft eingefrästen spiraligen Rinne zur Zwangsschmierung. Der Schaft dreht sich auf einer gehärteten Lagerkugel in einer Bronzebuchse. Der flache Subteller wird über einen Flachriemen angetrieben, der die Scheibe fast komplett umfasst – dies liegt an der nahen Positionierung des Pulleys am Teller und dessen kleinem Umfang. Der Hauptteller wiegt sechseinhalb Kilo und wurde mit einer extra rauen Oberfläche versehen, die zusammen mit der Plattenklemme für einen optimalen Kontakt zwischen Teller und Rille sorgt. Der auf der Basisplatte montierte Motor ist durch eine federnde Aufhängung ebenfalls komplett vom Gehäuse entkoppelt, zieht sich im Betrieb aber in eine stabile Position – siehe oben. Für den Motor gibt es eine separat stehende Steuereinheit, an der sich die wenigen Knöpfe befinden, die man für ein Laufwerk eben braucht. In dem kleinen Kästchen findet sich eine echte mikroprozessorgesteuerte Regelung, die die Drehzahl konstant hält. Der SME lässt sich mit seinen verstellbaren Füßen auf fast jede Basis stellen, das Laufwerk ruht buchstäblich in sich und nimmt nicht so schnell etwas krumm. Auf diesen Plattenspieler gehört natürlich der klassische SME V, der Urvater aller modernen High-End-Arme und immer noch ein Tonarm, der in Sachen Fertigungsqualität seinesgleichen sucht. Selbst seine moderneren Nachfolger aus eigenem Hause, mit denen wir bei der LP immer sehr gerne arbeiten, erreichen nicht ganz die Detailverliebtheit, mit der dieser Klassiker seit 30 Jahren immer neue Fans findet. Die fest montierte Dämpfungswanne und die ganz einfach zu bedienende Auflagekraftverstellung per einstellbarer Feder findet man ab Werk nur hier. Ehrensache, dass wir hier einen adäquaten Spielpartner montiert haben: Das Transrotor Figaro durfte in der Headshell des SME V Platz nehmen. Im Hörtest setzt der SME-20/3 seine technische Perfektion in eine ebensolche Wiedergabequalität um. Wie beim SME-10, den ich vor Jahr und Tag getestet hatte, tue ich mich ein bisschen schwer bei der Herausstellung einzelner Qualitäten. Das kann und will der SME nicht: Hier geht es um das Gesamtpaket. Ein Stichwort mag Ruhe sein, ein anderes Gelassenheit. Mit dem SME-20 geht es viel mehr um die Vinylplatte selbst als um die Technik außenherum. Und so nimmt es nicht wunder, dass der einzige Spieler, der dem SME hier etwas ähnelt, der Atmo Sfera ohne Plattenteller ist, was einerseits für das italienische Designerstück spricht, andererseits ein ausdrückliches Lob für die SME-Ingenieure darstellt, die offenbar den richtigen Weg bei der Materialauswahl und -behandlung gegangen sind. Dazu gibt es – weil man eben doch ordentlich Masse auf dem Teller hat – einen abgrundtiefen Bass, der selbst noch größere Masselaufwerke das Fürchten lehrt und durch seine stabile Neutralität sogar dem einen oder anderen Hörer besser gefallen mag als die schiere Wucht der dicken Kollegen. Der sauber durchkonstruierte Antrieb mit seiner extrem steifen Kopplung der Platte an den Teller und letztlich an den Motor und die außerordentlich resonanzarme Gesamtkonstruktion erlauben lange Entdeckungsreisen durch die Rillen einer Musiksammlung. Der SME-20 scheint wirklich den maximalen dynamischen Spielraum zwischen Laufgeräusch des Vinyls und Nutzsignal herauszuholen: So viel Information habe ich selten einmal beim Musikhören serviert bekommen. Alles gut also? Nein: Wie immer, wenn ein Plattenspieler auf diesem Niveau agiert, bekomme ich die Quittung für schlampige Vinylpflege: Aus dem üblichen „Hachja, müsste ich mal wieder waschen“ wird ein sehr motiviertes „Wasche ich sofort und fange dann nochmal an, zu hören“. Man will bei so einem perfekten Laufwerk dann einfach auch alles optimal haben. Jeglicher Aufwand lohnt der SME aber mit einer breitbandigen, im Großen wie im Kleinen hoch dynamischen Wiedergabequalität, die sich, wie gesagt, einzelnen Kriterien entzieht, weil sie einfach im großen Ganzen so perfekt funktioniert.

Fazit

Geahnt hatte ich es ja schon immer, jetzt weiß ich es sicher: So einen Plattenspieler muss man einfach haben!

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: SME 20/3

Preis: um 15565 Euro

10/2017
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Räke Hifi , Bergisch Gladbach 
Telefon 02202 31046 
Internet www.transrotor.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) 440/160/350 
Gewicht (in Kg) ca. 31 kg 
Unterm Strich... Geahnt hatte ich es ja schon immer, jetzt weiß ich es sicher: So einen Plattenspieler muss man einfach haben! 
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Thomas Schmidt
Autor Thomas Schmidt
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Datum 31.10.2017, 15:02 Uhr
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Es gibt Lautsprecher und dann gibt es noch die LS3/5A. Sie spaltet sowohl ihre Hörer, als auch die, die sie gar nicht kennen. Warum das so ist? Nun, dafür muss man sich vor allem anschauen und natürlich hören, was sie kann und nicht, was sie nicht kann.

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