Kategorie: Verstärker Vorverstärker

Einzeltest: Audible Illusions Modulus 3B


Lichtgestalt

Stereovorstufen Audible Illusions Modulus 3B im Test, Bild 1
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Ja, schon, ich hab gewusst, dass es ihn gibt. Aber so richtig auf dem Schirm hatte ich ihn mangels Erhältlichkeit in unseren Gefilden nicht. Damit ist‘s zum Glück vorbei

Fünfundzwanzig Jahre in Kalifornien, seit ein paar Jahren residiert man in Florida: Daytona Beach ist nun sicherlich nicht der denkbar unerfreulichste Ort, um ein Unternehmen anzusiedeln. Im Falle von Audible Illusions ist das ein höchst bemerkenswertes: Die Firma unter der Leitung von Art Ferris lebt seit 30 Jahren im Wesentlichen von einem einzigen Produkt: der Röhrenvorstufe Modulus 3. Klar, über die Zeit wurde der optisch unspektakuläre Zweiteiler (ausgelagertes Netzteil) immer weiter verfeinert, aber das grundsätzliche, auf klassischen Single-Ended-Triodenverstärkern beruhende Konzept bleib über die Jahre gleich. Lohn solcherlei Beharrlichkeit: rund 20.000 verkaufte Einheiten.

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Nicht schlecht für ein waschechtes High-End-Gerät, das es nun auch nicht unbedingt geschenkt gibt. Input Audio, nunmehr als Importeur für Audible Illusions tätig, händigte uns die Vollausbauversion mit MC-tauglichem Phonoteil des Modulus 3B aus, die hierzulande für rund 6.500 Euro angeboten wird und sich damit ungefähr auf gleichem Preisniveau wie in den USA bewegt. Und was gibt‘s dafür? En Gerät mit Charakter. Eines, das definitiv ist wie kein anderes und dessen Konstrukteur sich einen feuchten Kehricht um modische Trends in Sachen HiFi schert. Das beginnt damit, dass eine Position des Eingangswahlschalters mit „DAT“ beschriftet ist. Was jetzt nicht eben die hippste aller denkbaren Programmquellen ist und ein Indiz dafür, dass sich das Frontplattendesign schon länger nicht mehr geändert hat. Jener Eingang ist einer von fünf ganz normalen Hochpegelanschlüssen im Cinch-Format, hinzu gesellen sich eine echte Tape-Schleife und zwei Paar Cinch-Ausgänge. Und, nicht zu vergessen, der erwähnte Phono-MC-Eingang. Durch die solide Alufront ragen vier Drehknöpfe. Einer ist fürs Umschalten der Eingänge zuständig, einer nimmt die Tape- Schleife in Betrieb und zwei bilden den Lautstärkesteller. Jene beiden sind nicht gekoppelt, man muss also beide betätigen, um den Ausgangspegel zu verändern. Das ist nicht superpraktisch, aber machbar: Hinter den beiden Stellern stecken Drehschalter mit 24 Positionen, die sind mit ein bisschen Übung recht unproblematisch „im Gleichlauf“ zu betätigen. Fernbedienung? Nada. Niente. Wohl aber vier klassische Drucktaster für ein Subsonic-Filter, Monobetrieb, Muting und Betrieb. An Letzterem steht zwar „on/off“ dran, das trifft den Kern der Sache aber nur zum Teil: Der Hersteller spricht von einer trickreichen Standby-Schaltung, die die Röhren zum Teil unter Spannung hält, ihnen den Stress des „Kaltstarts“ ersparen soll. So wie ich das sehe, wird hier einfach die Hochspannung abgeschaltet, die Röhrenheizung bleibt ständig an. Dazu passen auch die gemessenen Stromaufnahmewerte. Kann man so machen. Der Strom für den Verstärkerteil kommt aus der an einem beidseitig fest angekabelten Netzteil. Da gibt‘s dann auch den „richtigen“ Netzschalter. Die rund anderthalb Meter Leitungslänge sollten reichen, um die Versorgungseinheit dort zu platzieren, wo sie nicht stört. Also – schrauben wir mal das Dutzend vergoldeter und mit O-Ringen unterlegten Inbusschrauben aus dem Deckel heraus und erfreuen uns an dem, was darunter zum Vorschein kommt. Das ist eine ziemlich aufwendige und definitiv über die Jahre gereifte Architektur, die das Aluminiumgehäuse zur Gänze ausfüllt. Die Stars in der Manege sind vier Doppeltrioden; man kann die amerikanische 6922 stecken, unser Testgerät kam mit den meiner Meinung nach ungleich spannenderen russischen 6H23 an Ort und Stelle. Die linke Hälfte der Hauptplatine mit den ersten beiden Röhren ist für die Phonovorverstärkung zuständig, die rechte bildet den Hochpegelzweig. Um den Phonozweig auch für klassische Low-Output-MCs tauglich zu machen, sind bei unserem Modulus zwei kleine Zusatzplatinen eingebaut. Die sorgen für eine Gesamtverstärkung des Phonozweiges von gut 60 Dezibel, was in der Praxis bestens funktioniert. Jene Module arbeiten in diskreter Halbleitertechnik und stammen von Schaltungsguru John Curl – ja, genau der, der die frühen Mark-Levinson-Geräte entwickelt hat und als echter Pionier der Halbleiterschaltungstechnik gelten darf. Die Module verfügen stadardmäßig über eine Eingangsimpedanz von 47 Kiloohm; eine exakte Anpassung an den verwendeten Tonabnehmer hat über steckbare Widerstände zu erfolgen. Ich bin fürs Lyra Atlas bei 330 Ohm gelandet. Der Hersteller beruft sich auf eine bewusst einfache Schaltungstopologie unter ausdrücklichem Verzicht auf Kathodenfolger und und andere Arten von Pufferschaltungen. Zusammen mit der Information, dass das Gerät die absolute Phase dreht (falls Ihnen das Unbehagen bereitet, sollten Sie Ihre Lautsprecher verpolen), lässt sich die Schaltungstopologie ganz gut schätzen: Tatsächlich dürften nur elementare Kathodenbasisverstärker zum Einsatz kommen, also „Triode pur“. Beim Phonozweig zwei davon hintereinander mit dem Entzerrernetzwerk dazwischen, beim folgenden Hochpegelteil dürften die zwei Triodensysteme einer 6H23P parallel arbeiten, um die gewünschte niedrige Ausgangsimpedanz bereitzustellen. Viel Aufwand steckt in der Peripherie für diese an sich recht schlichte Anordnung: Es gibt zwei geregelte Hochspannungen, auch die Heizspannung für die vier Trioden wird elektronisch stabilisiert. Kleiner Sprung zum Netzteil: Der darin eingesetzte Ringkerntrafo speist das ganze Gerät, die Stabilisiertung der Spannungen für die MCPlatine findet im Netzteil statt. Alle Signale im Gerät werden vor Ort mit Relais geschaltet, ausnahmsweise gibt‘s aber keinen steuernden Mikrocontroller; die Spulen der Relais werden direkt per Schalter betätigt. Die Pegelstaller arbeiten mit Festwiderständen, die passiven Komponenten machen allesamt einen hochwertigen Eindruck. Alle Folienkondensatoren bis auf die Styroflextypen im Phonozweig sind offensichtlich Sonderanfertigungen für Audible Illusions. Zu meckern gibt‘s an dem Aufbau – gar nichts. Das ist sicherlich hier und da ein bisschen speziell, aber defi - nitiv durchdacht. Keine stromlinienförmige Reißbettkonstruktion sondern eine, die ihre Evolution durchlaufen und ihren Reifegrad erreicht hat. Deshalb ist es auch keine allzu große Überraschung, dass das Gerät in der Praxis völlig anstandslos funktioniert. In meinem heimischen Setup fiel der Modulus 3B im Phonobetrieb zunächst einmal durch beeindruckende Störarmut auf. Bis „zwei Uhr“ auf den Pegelstellern herrscht praktisch Stille aus den Lautsprechern, darüber rauscht‘s ein wenig. Brumm und ähnliches Ungemach? Keine Spur. Die erste Platte? Ich zog das hervorragende ORG-Remaster von Peter, Paul und Marys „In the Wind“ aus dem Regal. Mit durchschlagendem Erfolg. Zunächst: Pegeldiskussionen ob eines Tonabnehmers sind unnötig, bereits bei neun Uhr an den Pegelstellern ist ordentlich Dampf vorhanden. Das geht auch mit 0,2 Millivolt ohne Probleme. Klingen tut‘s übrigens herausragend. Die einmalige Geschmeidigkeit und Ganzheitlichkeit des Atlas springt einen förmlich an, die Vorstufe hat überhaupt keine Probleme damit, die Meriten der japanischen Perle darzustellen. Peter, Paul und Mary singen zum Heulen schön, perfekt im Raum gestaffelt, wunderbar warm und weich. Dabei spielt die Audible Illusions mit traumhafter Leichtigkeit; sie hat diese gewisse Lässigkeit und läuft wie eine perfekt eingestellte Maschine. Auch schon 24 Jahre auf dem Buckel hat „August and Everything After“, der Erstling der US-Intellektuellenrockkombo Counting Crows. Auch davon gibt‘s ein schönes 45er-Remaster aus dem Jahre 2012, das sich über die Modulus 3B extrem flüssig und eingängig darstellt. Der Reigen ließe sich beliebig fortsetzen: Emotionalität und Eingängigkeit sind die Kernkompetenzen dieser wunderbaren Vorstufe, mit der sich das Thema vortrefflich ad acta legen lässt.

Fazit

Unter den ganz besonderen Vorverstärkern mit absolutem Anspruch dürfte die Audible Illusions derzeit die bezahlbarste sein. Besonders bemerkenswert: Das Phonoteil hält mit und ergänzt die Maschine perfekt. Und wer braucht schon eine Fernbedienung?

Kategorie: Verstärker Vorverstärker

Produkt: Audible Illusions Modulus 3B

Preis: um 6500 Euro

7/2017
Ausstattung & technische Daten 
Preis: 6.500 Euro mit Phono-MC 
Vertrieb: Input audio, Gettorf 
Telefon: 04346 600601 
Internet: www.inputaudio.de 
Garantie: 2 Jahre 
Abmessungen (B x H x T in mm) 432/76/280 
Netzteil (B x H x T in mm) 152/127/260 
Gewicht inkl. Netzteil (in kg)
Unterm Strich... Unter den ganz besonderen Vorverstärkern mit absolutem Anspruch dürfte die Audible Illusions derzeit die bezahlbarste sein. Besonders bemerkenswert: Das Phonoteil hält mit und ergänzt die Maschine perfekt. Und wer braucht schon eine Fernbedienung? 
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Autor Holger Barske
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Datum 31.07.2017, 15:01 Uhr
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Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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