Kategorie: Tonabnehmer

Einzeltest: Zyx Ultimate 100 H


Jede Menge Kohle(fasern)

Tonabnehmer Zyx Ultimate 100 H im Test, Bild 1
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Manchmal benötigt auch ein erfahrener Techniker einen Schubs, um eine neue Entwicklung anzugehen. Im Falle der Zyx-Tonabnehmer wurde aus der Not eine Tugend und schließlich eine Errungenschaft

Das Ultimate 100 H rangiert im heutigen Sortiment des Analog-Spezialisten Zyx im eher unteren Bereich der Skala, die sich vom „kleinsten“ Modell 50 Bloom bis hin zum exklusiven Ultimate Diamond XH erstreckt, das nur auf Bestellung gefertigt wird und mit deutlich über 7.000 Euro zu Buche schlägt. Das Ultimate 100 gibt es in zwei Versionen: Einmal mit der normalen Ausgangsspannung von etwa 0,25 Millivolt und einem entsprechend niedrigen Innenwiderstand wegen der wenigen Wicklungen auf dem Spulenträger und eben die „H“-Variante, die nicht etwa für ein High-Output-MC steht, sondern für ein MC-System mit einer Ausgangsspannung von sehr gesunden 0,48 Millivolt. So etwas begrüße ich sehr: Mit einem Verkaufspreis von 1.800 Euro ist das Ultimate 100 zumindest noch in einem Bereich, in dem es sich nicht nur für einen extrem exklusiven Kundenkreis empfiehlt, sondern durchaus noch als realisierbarer Traum für eine größere Kundengruppe gelten darf.

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Meine Erfahrung sagt mir – und das bezieht auch meinen privaten Gerätefuhrpark ein – dass die Phonoverstärkung es einem allgemein mit einem dynamischeren und weniger nebengeräuschträchtigen Klang dankt, wenn man im Rahmen der handelsüblichen 60 Dezibel Verstärkung bei der RIAA-Entzerrung bleiben kann. Das Ultimate 100 ist eines der Systeme, das für einen ganz großen Umbruch in der Fertigung von Zyx steht: Die Japaner waren einer der ersten Hersteller, die vor Jahresfrist auf die Meldung reagierten, dass es keine Bornadelträger mehr geben würde. Woher diese Information stammt, entzieht sich meiner Kenntnis. Es wurde etwas von gesundheitlichen Bedenken gemurmelt, aber das kann auch noch eine Vermengung mit der Geschichte des Endes der Beryllium-Nadelträger bei Shure gewesen sein. Wie es auch sei: Bei Zyx stand man auf einmal vor der Entscheidung, wie es weitergehen solle; die Produktion stand sogar eine Weile komplett still, was für eine kleine Manufaktur auch nicht besonders schön ist. Und schließlich kamen die neuen Systeme auf den Markt: Alles oberhalb des 50 Bloom hat jetzt einen Nadelträger, der aus 1000 Kohlefasern verpresst ist, eine Sache, auf die man bei Zyx so stolz ist, dass der Nadelträger sogar eine eigene Typenbezeichnung bekommen hat: C-1000. Neben größerer Festigkeit und Resonanzarmut soll dem neuen Material auch noch eine merkliche Gewichtseinsparung zu verdanken sein. Das müssen wir dem Hersteller glauben; abwiegen können wir die Sache natürlich nicht. Die eben erzählte Geschichte hat übrigens eine Art Pointe: Bornadelträger werden weiter produziert und der Kraftakt bei Zyx wäre nicht „not-wendig“ im Wortsinne gewesen. Dass man beim neuen Material geblieben ist, spricht aber für eine positive Entwicklung, sonst hätte man ja klammheimlich wieder umstellen können. Die Angelegenheit mit der nicht durch Resonanzen belasteten Übertragung spielt der Vorstellung des Zyx-Konstrukteurs Nakatsuka in die Hände. Er hatte ja vor der Gründung von Zyx 1986 in langen Versuchsreihen herausgefunden, dass es bei der Abtastung der Schallplattenrille zwischen dem Innen- und Außenrand feine Klang- und Pegelunterschiede gibt, die bei gleichartiger Verstärkung zu einer leicht verschobenen Balance im Vergleich zum Masterband führen. Daraufhin hat er den „Real Stereo Generator“ konstruiert, der dieser Beobachtung Rechnung trägt. Vereinfacht gesagt, arbeitet Zyx mit einem exakt angepassten Dämpfungssystem, das in vertikaler und horizontaler Ausrichtung unterschiedlich abgestimmt ist, Im Generator baut Zyx sehr kräftige Magneten ein, was die Gesamtmasse des Systems deutlich reduziert. Das und der fast ausschließlich aus Kunststoffen gefertigte Korpus führt dazu, dass die Zyx-Systeme mit einem Gewicht von nur fünf Gramm und ihrer eher niedrigen Compliance an manchen Tonarmen Zusatzgewichte vorne am Headshell benötigen. Der Hersteller ist sich dessen durchaus bewusst und bietet unterschiedliche Zusatzmassen an. Die Verwendung von Metall ist aber außer am Generator tabu, da man jegliche Beeinflussung des Magnetfelds vermeiden möchte. Nur der Spulendraht selbst ist aus hochreinem Kupfer. Beim Nadelschliff wird darauf geachtet, dass die Hauptachse der Kristalle quer zur Rillenflanke liegt, was den Verschleiß des Micro-Ridge-Diamanten minimiert, dessen Lebensdauer bei immerhin 2000 Stunden liegt. Die Justage kann anhand der geraden vorderen Gehäusekanten erfolgen, eine Schrägstellung des Nadelträgers habe ich auch unter der Lupe nicht feststellen können. Das ist bei einem Tonabnehmer für 1.800 Euro nicht weiter erwähnenswert, meinen Sie? Glauben Sie mir, auch in dieser Preisklasse und noch darüber hinaus gibt es immer wieder krasse Beispiele für „künstlerische Freiheit“ bei der Ausrichtung. Zyx leistet hier jedenfalls perfekte Arbeit. Will man hundertprozentige Genauigkeit der Justage durch Orientierung am Nadelträger, ist das auch kein Problem, da dieser von vorne gut sichtbar ist. Noch einmal kurz zum Preis: Gegenüber dem Vorgänger R-100 in der Basisvariante ist das Ultimate 100 zwar teurer geworden, verwendet aber den aufwendigeren Generator der „Fuji“-Variante, so dass unterm Strich sogar eine leichte Preissenkung steht. Am VPI Prime beziehungsweise dessen 3D-Tonarm konnte ich das Zyx gerade noch so einstellen, dass es mit der geforderten Auflagekraft spielte. Ein Blick in die technischen Daten des eigenen Tonarms empfi ehlt sich vor der Anschaffung eines sehr leichten (oder sehr schweren) Systems ohnehin. Die Montage ist dann wie immer ein Quell der Freude – das Ende der offenen Seitenlaschen werden wir aber wohl nicht mehr erleben. Ist aber auch für den einmaligen Einbau nicht weiter wichtig. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal eindrücklich empfehlen, sich bei der Justage des Zyx Zeit zu lassen und alle verfügbaren Hilfsmittel heranzuziehen. Die Binsenweisheit: Es lohnt sich. Nicht, dass man das beim Tonabnehmereinbau nicht immer machen sollte, aber bei einem System, das sogar der Asymmetrie zwischen den Rillenflanken Rechnung trägt, kann man sich wirklich Mühe geben, denn sie wird auch belohnt. Beim ersten Hören wirkt der Effekt fast enttäuschend, so unspektakulär benimmt sich das Ultimate 100. Nach eine Weile merkt man aber, dass hier tatsächlich die ganz große Genauigkeit herrscht, als hätte man bei einem fast perfekt justierten System noch das letzte halbe Grad Azimuthfehler korrigiert. Sensationell präzise ist die räumliche Abbildung, dabei aber nicht vergrößernd oder mit der oft bemühten „Lupenfunktion“. Die wiedergegebenen Dimensionen und Positionen erscheinen immer glaubwürdig und vor allem über die gesamte Plattenseite absolut konstant. Über das R-100 Yatra habe ich vor einiger Zeit geschrieben, dass es im besten Sinne keine Eigenschaften hat. Auch der legitime Nachfolger besitzt diese absolute Ausgewogenheit. Zumindest die getestete H-Variante hat mir am besten mit einer Impedanz zwischen 200 und 500 Ohm gefallen. Hier fand ich in allen mitspielenden Anlagen die optimale Kombination aus tief reichender Basswiedergabe und einem präzisen und angenehmen Hochtonbereich, den man mit einem höheren Abschlusswiderstand nach Wunsch noch etwas mehr Präsenz verleihen kann – ich habe das Bedürfnis nie verspürt. Mit einem 1:10-Übertrager kommt man rechnerisch übrigens bei einer handelsüblichen nachgeschalteten MM-Stufe auf 470 Ohm, die das System am Eingang „sieht“: voilà, es passt. Und das ist wörtlich zu nehmen: Tonal völlig ausgewogen, spielt das Ultimate 100 frei von Bevorzugungen. Und das meine ich im Wortsinne bezüglich des übertragenen Frequenzgangs und im übertragenen Sinne bezüglich aller aufgelegten Musikrichtungen zwischen Kammermusik und Rock. Klar zieht es den Tester immer zu besser aufgenommenen Platten, denn er möchte sich ja beim Musikhören wie jeder andere auch wohlfühlen, aber auch, sagen wir mal, schlichtere Musik setzt das Zyx so um, wie sie in die Rille gepresst wurde. Es ist dabei keine „Rampensau“, sondern ermöglicht in jeder Sekunde den vollen Überblick über das Geschehen. Bei einer komplexeren Aufnahme wie dem Violinkonzert von Carl Nielsen mit den Duisburger Philharmonikern mit Kolja Blacher läuft das Zyx dann zu großer Form auf. Trotz der recht deutlich „mitspielenden“ Raumakustik differenziert das Ultimate 100 H ganz klar die Orchestergruppen, staffelt hervorragend in Breite wie Tiefe und setzt die Sologeige perfekt in Szene: Ein wahrhaft großes System!

Fazit

Absolut unkritisch und genügsam bei der angeschlossenen Phonostufe und doch ganz weit oben dabei: Das Zyx Ultimate 100 bekommt eine ganz dicke Empfehlung von uns.

Kategorie: Tonabnehmer

Produkt: Zyx Ultimate 100 H

Preis: um 1800 Euro

9/2017
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Audioplan, Malsch 
Telefon 07246 1751 
Internet www.audioplan.de 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
Gewicht (in g)
Nadelschliff Micro Ridge (3 micron x 60 micron) 
Nadelträger Carbon 
Compliance 15 μm/mN horizontal, 12 μm/mN vertikal 
Ausgangsspannung 0,48 mV (1 kHz, 5 cm/sec) 
Übertragungsbereich 20 Hz – 20 kHz (+/-1 dB) 
Kanalabweichung bei 1 kHz < 0,5 dB 
Empfohlende Auflagekraft 20 mN (17-25 mN) 
Innenwiderstand (in Ohm)
Abschlussimpedanz (in Ohm) ab 100 Ohm (Herstellerempfehlung) 
Einspielzeit 50 
Unterm Strich... Absolut unkritisch und genügsam bei der angeschlossenen Phonostufe und doch ganz weit oben dabei: Das Zyx Ultimate 100 bekommt eine ganz dicke Empfehlung von uns. 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 13.09.2017, 10:00 Uhr
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