Kategorie: Musikserver

Einzeltest: Musical Fidelity M8 Encore 500


Trügender Schein?

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Wenn HiFi etwas hermachen muss, dann ziehen digitale Systeme oft den Kürzeren. Musical Fidelity bringt mit seinem neuen Server nun ein Gerät, nach dem man sich auch einmal umdreht.

Kleider machen Leute. Es ist leider eine Tatsache, dass wir Dinge gerne nach ihrem Äußeren beurteilen. Das gilt für Menschen genauso wie für Dinge. Zwar heißt es im Englischen so schön „Don‘t judge a book by its cover“, also beurteile ein Buch nicht nach seinem Titelbild, aber nach dieser Maxime lebt es sich leider nur schwer. So ist es auch bei HiFi-Systemen, wie man kürzlich auf der High End feststellen konnte. Irgendwo stehen sich die Leute die Füße platt, um einen Blick auf eine überdimensionierte Endstufe zu werfen, die auf vierzig Jahre alter Technik basiert und abgesehen von ihren Leistungswerten nichts Neues bringt. Auf der anderen Seite gehen Leute ohne einen einzigen Blick zu riskieren an digitalen Wunderwerken vorbei, die der Musikwiedergabe einen neuen Impuls geben können und mit cleveren Features wirklich interessante Wege gehen.

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Nur weil diese Geräte in einem unscheinbaren Kästchen unterkommen, das möglicherweise noch nicht einmal über eine LED oder eine Taste verfügt. Noch immer ist bei vielen verankert, dass ein HiFi-System möglichst groß und dramatisch daherkommen muss. Masse ist Trumpf. Na gut. Wenn es also optisch möglichst auffällig und mit beliebig viel Metall verbunden sein muss, dann gibt man den Leuten eben, wonach sie verlangen. So oder so ähnlich muss wohl die Entscheidung bei Musical Fidelity begründet worden sein, den M8 Encore 500 zu bauen. Ein Musikserver, wie er auch mir bisher noch nicht untergekommen ist. Normalerweise belächle ich meine Kollegen gerne einmal, wenn sie wieder tonnenschwere Verstärker oder Dolby-Atmos-Heimkinosets durch die Gegend schleppen müssen. Schließlich sind meine digitalen Geräte meist klein, handlich und kratzen selten an der 15-Kilogramm- Marke. Doch das Karma hat mich eingeholt, denn während ich noch all das schwere Zeug belächelte, war der Encore bereits auf dem Weg zu mir. Beinahe 50 Zentimeter breit, mehr als 50 Zentimeter tief und fast 20 Zentimeter hoch. Natürlich in einem feinen Metallgehäuse untergebracht und mit sorgfältig ausgesuchten Komponenten bestückt bringt der Encore 500 dann auch ein entsprechendes Gewicht auf die Waage. 38,5 Kilogramm, also etwa eineinhalb Säcke Zement wollen hier bewegt werden. Wer also mit dem Erwerb eines Encore 500 liebäugelt, der sollte sich zuvor den geeigneten Platz für sein Schätzchen aussuchen. So fällt der Musikserver auf jeden Fall auf, denn selbst neben wirklich ernsthaften Analogsystemen kommt man nicht umhin, ihn zu bemerken. Die Blicke sind ihm also sicher, doch Musical Fidelity wäre nicht Musical Fidelity, wenn es nur um Äußerlichkeiten ginge. Dahinter verbirgt sich nämlich ein wirklich durchdachtes System, das in der Lage ist, alle Zügel der heimischen Unterhaltungselektronik in die Hand zu nehmen. Also fangen wir beim aufsehenerregenden analogen Teil an. Der Encore 500 reiht sich, anders als der kleinere Encore 225, nicht in die M6-Serie von Musical Fidelity ein, sondern passenderweise in die Referenzreihe M8. Genau wie beim Flaggschiff der Serie, der M8-500s-Endstufe, liegt die Leistungsgrenze des Verstärkers auch hier jenseits der 500 Watt. Satte 575 Watt Leistung zeigte unser Messsystem an, bevor der Grenzwert von 0,7 Prozent Klirr erreicht war. Genügend Schub, um selbst große Standlautsprecher mit der entsprechenden Portion Power zu versorgen, ist also schon einmal vorhanden. So freizügig wie der Encore 500 mit seiner Leistung ist, so offen ist er auch für alles, was diese Leistung in Anspruch nehmen könnte. Dementsprechend ist die Rückseite des Systems mit Anschlüssen übersät, die von analogen und digitalen Geräten genutzt werden können. Pro Kanal stehen hier gleich zwei Paar Lautsprecherklemmen zur Verfügung, so dass der Verstärker auch für den Bi-Wiring-Betrieb genutzt werden kann. Die Fläche zwischen den beiden weit auseinanderliegenden Terminals ist strikt getrennt in Eingänge auf der linken und Ausgänge auf der rechten Seite. Drei Paar analoge Cinchbuchsen und jeweils zwei optische und koaxiale S/PDIF-Anschlüsse führen Signale rein. Auf der Gegenseite warten ein variabler und ein fixer Analogausgang und je eine der beiden S/ PDIF-Varianten auf passende Verstärker oder DACs. Dazu kommt eine Reihe von USBAnschlüssen, von denen einer leider nur für Servicezwecke gedacht ist. Letztlich bleiben immer noch vier A-Anschlüsse, an denen externe Festplatten und USB-Sticks genutzt werden können. Anders als normalerweise üblich, dienen die USB-Anschlüsse nicht der Erweiterung des internen Systemspeichers. Stattdessen erkennt der Encore 500 die darauf befindliche Musik und importiert sie umgehend auf die 2 Terabyte große Festplatte im Innern. Ähnlich geht das Gerät auch bei optischen Datenträgern vor. Ein schmaler Schlitz in der Mitte der massiven Frontplatte dient Alben als Zugang für das verbaute Slot-in-Laufwerk. Auch hier beginnt der Encore nach dem Einlegen umgehend mit der Arbeit. Das automatische Ripping beginnt mit einer kurzen Displaymeldung zum gerade verwendeten Titel. Mehr bekommt man nicht mit, bis nach etwa acht Minuten die CD wieder ausgegeben wird und das Album in der Bibliothek erscheint. Dinge wie Metadaten oder Cover muss man hier nicht aussuchen, herunterladen oder einfügen, denn Musical Fidelitys Server arbeitet vollkommen eigenständig und lädt sich die passenden Informationen aus dem Internet herunter. Dafür benötigt das Gerät den Anschluss ans Heimnetzwerk per Ethernetkabel, wobei ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass das Gerät noch vor dem Einschalten mit dem Router verbunden sein soll. Neben Informationen zu Titeln und Alben bezieht der Encore 500 nämlich auch Updates und Systemdaten über das Internet, so dass die genutzte Firmware des Gerätes immer auf dem neuesten Stand ist. Demnach ist der Server dafür konzipiert, 24 Stunden am Tag zu laufen, so dass das Abschalten des Gerätes nicht mit dem Herunterfahren gleichzusetzen ist. So braucht das System nur etwa eine Sekunde, um aus dem Standby zu erwachen, doch das echte Einschalten und Hochfahren, das mit dem Überprüfen der Bibliothek einhergeht, kann schon mal mehrere Minuten dauern. Überprüfen ist auch das Stichwort beim Übertragen schon vorhandener Musik. Neben CDs und Massenspeichern kann man Dateien auch direkt per Netzwerk auf das Gerät übertragen. Dies geht im Webmenü, das über den Browser eines Laptops oder Tablets erreicht wird, sogar per einfachem Drag & Drop. Bevor die gewünschte Musik aber in die Bibliothek übertragen wird, kontrolliert das System noch einmal alle Metadaten. Dafür wird ein kurzer Fingerabdruck jeder Datei genommen und mit einer Datenbank verglichen, um bei etwaigen Abweichungen Fehler zu korrigieren. So benötigt das System zwar einerseits etwas mehr Zeit bevor Alben verfügbar sind, doch dafür gehören falsch oder unvollständig getaggte Titel der Vergangenheit an. Es sind genau solche Dinge, die einen cleveren Musikserver ausmachen. Sollte man im Nachhinein doch mal etwas ändern wollen, ist dies ebenfalls in der Bibliotheksverwaltung des Webmenüs machbar. Per IP-Adresse des Gerätes oder per praktischem Kurzbefehl erhält man dort Zugrif auf verschiedene Funktionen des Systems. So lassen sich hier zum Beispiel weitere Netzwerkspeicher in die Bibliothek einbinden oder die verschiedenen Eingänge des Encore nach Belieben umbenennen. Auch das Abspielen von Musik ist von hier möglich, doch hier sollte man als Nutzer lieber auf die kostenlos erhältliche Musical-Fidelity-Encore-App zurückgreifen, die für Android- und iOS-Geräte verfügbar ist. Geräteeinstellungen sind hier größtenteils in das Webmenü ausgelagert, so dass sich die App vollständig auf die Musikwiedergabe konzentriert. Grundsätzlich ist das Interface in vier Bereiche aufgeteilt: Der obere Bildschirmrand ist dem laufenden Titel und den Abspielfunktionen vorbehalten. In der Mitte werden die gewünschten Titel, Alben oder Interpreten angezeigt, die mit der Bibliotheksleiste auf der linken Seite nach Kategorien geordnet erreichbar sind. Neben den üblichen Sortiermethoden bietet Musical Fidelity einige willkommene Neuerungen zu anderen Apps. So kann auch nach Komponist, Genre oder Jahrgang sortiert werden, oder man lässt sich die zuletzt hinzugefügte Musik anzeigen. Sehr umfangreich ist die Funktion namens Zufallsmix. Hier kann man nach gewünschten Parametern eine zufällig generierte Playlist erstellen und abspielen lassen. Ob nun zufällig oder bewusst ausgesucht, alle Titel in der Warteschlange finden sich für einen schnellen Zugriff auf der rechten Bildschirmseite aufgelistet. Dies ermöglicht einen schnellen Titelwechsel oder das unkomplizierte Abspeichern von erstellten Playlists. Auch Internetradio und Streamingdienste sind direkt in das System integriert, so dass alle Möglichkeiten der modernen Musikwiedergabe abgedeckt sind. Dank großem Farbdisplay und verschiedenen Funktionstasten gestaltet sich auch die Bedienung am Gerät recht komfortabel. Die soliden Drehregler erlauben dank ein wenig Freilauf schnelles Scrollen durch die Musiksammlung, auch wenn das System bei besonders großen Bibliotheken hin und wieder nachladen muss, um die nächsten Alben anzuzeigen. Auch die Textgröße könnte eventuell noch einen Tick angehoben werden, denn während man direkt vor dem Gerät alles gut lesen kann, sieht dies bei der Nutzung der Fernbedienung von der Couch aus schon wieder anders aus. Aber dafür gibt es ja schließlich die App, mit der sich natürlich auch die Lautstärke kontrollieren lässt. Ein Feature, das man gerne in Kauf nimmt, denn der Encore 500 lädt geradezu dazu ein, mal richtig die Kuh fliegen zu lassen. Die potenten Endstufen schieben sämtliche Treiber mit Leichtigkeit an und bringen umgehend Leben in den Hörraum. Druckvoller, aber diffuser Bass nimmt den Hörer schon ganz unten mit, während die gute Mittenwiedergabe den eigentlichen Charakter der gespielten Titel ausmacht. Charismatischer Gesang und rotziger Gitarrenrock treffen hier gleichermaßen ins Mark. Dazu zeigt sich gerade im Hochtonbereich die gute Detailwiedergabe, mit der der verbaute 32-Bit-DAC arbeitet. Orchester und Konzertmitschnitte werden mit der nötigen Größe und Präsenz dargestellt. Plötzlich einsetzende Bläser oder ein donnernder Gitarrenriff treten kräftig aus der Tiefe hervor und verschwinden nach ihrem Einsatz wieder im Dunkeln. Das energetische Spiel des Servers, gepaart mit der enormen Leistung des Verstärkers, bildet ein explosives Paket, das bewegt. Und leider muss man dann sagen, dass die Optik des Encore 500 eben nicht täuscht. Am clever designten Audiosystem, das dahinter steht, darf man sich aber trotzdem auch erfreuen.

Fazit

„Musical Fidelitys M8 Encore 500 ist eine hervorragende Kombination aus kräftiger analoger Technik und cleveren digitalen Features. So entwickelt der Encore 500 einen tollen, lebendigen Sound, der einen all die technischen Spielereien sofort vergessen lässt.“

Kategorie: Musikserver

Produkt: Musical Fidelity M8 Encore 500

Preis: um 8000 Euro

9/2018
Ausstattung & technische Daten 
Preis: um 8.000 Euro 
Vertrieb: Reichmann Audiosysteme, Niedereschach 
Telefon 07728 1064 
Internet: www.reichmann-audiosysteme.de 
B x H x T: 483 x 185 x 510 mm 
Eingänge: 1 x CD/1 x Ethernet/2 x S/PDIF koaxial/2 x Toslink optisch/4 x USB-A (davon 1 x vorne)/3 x RCA Stereo/1 x USB-B (nur Service) 
Unterstützte Formate: MP3, AAC, FLAC, ALAC, WAV 
Unterstützte Abtastraten: PCM bis 384 kHz, 32 Bit 
Ausgänge: 2 x Lautsprecher Stereo/2 x RCA Stereo (1 x Fixed, 1 x Pre-out)/1 x S/PDIF koaxial/1 x Toslink optisch/1 x 6,3-mm-Kopfhörerausgang (vorne) 
Speicherplatz: 2 TB 
Leistung: etwa 445 Watt an 8 Ohm/etwa 575 Watt an 4 Ohm 
<checksum> „Musical Fidelitys M8 Encore 500 ist eine hervorragende Kombination aus krĂ€ftiger analoger Technik und cleveren digitalen Features. So entwickelt der Encore 500 einen tollen, lebendigen Sound, der einen all die technischen Spielereien sofort vergessen lĂ€sst.“ 
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Philipp Schneckenburger
Autor Philipp Schneckenburger
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Datum 22.09.2018, 14:55 Uhr
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Topthema: Feurig
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High-End-Standbox mit ESS AMT

Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben wĂŒrde, hĂ€tte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden wĂŒrde, dann schon eher.

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  • www.hausgeraete-test.de
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