Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Einzeltest: Blue Amp Model Blue MK III


Blaue Eminenz

Phono Vorstufen Blue Amp Model Blue MK III im Test, Bild 1
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Rolf Becker war schon immer so etwas wie die graue Eminenz unter den Entwicklern. Keiner der Superstars, die sich im Erfolg ihrer Produkte sonnen können, aber unter Insidern bekannt und beliebt wegen der exorbitanten Qualität seiner Phonovorstufen. Im Jahre 2020 soll sich das ändern

Also: Nicht das mit der Qualität wird sich ändern, sondern das mit dem Bekanntheitsgrad, denn niemand Geringeres als der bekannte Vertrieb Audio Trade aus Mülheim hat die Marke „Blue Amp“ unter seine Fittiche genommen und will dafür sorgen, dass die exquisiten Komponenten endlich das Maß an Aufmerksamkeit bekommen, das sie auch verdienen. Und das wäre nach über 20 Jahren als Geheimtipp auch an der Zeit, so lange baut nämlich Rolf Becker schon seine Phonovorstufen in Kleinserie. Immer schon ausschließlich Phonovorstufen und immer schon eine mehr als überschaubare Anzahl verschiedener Modelle: Inzwischen gibt es deren sage und schreibe drei verschiedene.

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Dazu kommt noch ein viertes Gerät, ein Netzteil, das die beiden kleineren Phonostufen noch einmal deutlich aufwertet.

Die Kleinserienfertigung und die enorm hohen Qualitätsansprüche des Konstrukteurs an seine eigenen Kreationen haben natürlich auch eine „Schattenseite“ und das ist die altbekannte: Der Preis. Schon die kleinste der drei Phonostufen, das Modell „Blue“ kostet im mehrwertssteuerbegünstigten Jahr 2020 sportliche 3.100 Euro und ein bisschen, das Upgrade-Netzteil schlägt noch einmal mit dem selben Betrag zu Buche. Das ist definitiv nichts für Leute, die mit ihrer Anlage nicht nur hören, sondern auch angeben wollen: Für gut 6200 Euro gibt es hier zwei ziemlich unspektakuläre Aluminium-Kistchen, die klar auf die inneren Werte setzen.

Die aber können sich sehen lassen, denn Rolf Becker hat in den zwei Jahrzehnten seine Hausaufgaben definitiv gemacht: Über 70 Dezibel Fremdspannungsabstand im MC-Betrieb bei Verzerrungswerten zwei Stellen hinter dem Komma sehen wir nicht allzu häufig. Keine Frage, der Mann ist durch und durch Techniker und beherrscht sein Kernfach souverän. Vielleicht ist es ja auch gerade der ursprüngliche Hintergrund Beckers als gelernter Medizintechniker, wo es ja auch um Präzision geht und kleinste Abweichungen bei der Funktion buchstäblich über Wohl und Wehe entscheiden. Zurück zum Blue Amp Model Blue, das uns hier in seiner dritten Generation zum Testen zur Verfügung gestellt wurde. Ein kleiner Tipp an dieser Stelle in Richtung der Besitzer älterer Geräte: Modelle der zweiten Generation können vom Hersteller auf den neuesten Stand gebracht werden – ein schöner Zug, wie wir finden, auch wenn es keine akute Notwendigkeit gibt, so etwas zu tun, waren doch auch schon die Vorgänger der aktuellen Gerätegeneration absolute Leckerbissen in Sachen Technik und Klang.

Aber Sie wissen ja wie das ist, bei uns Hifi -Infizierten: Irgendwie will man ja schon immer das Allerbeste … Kann man haben, in Form des Modells 42, das in seiner ebenfalls dritten Version dann allerdings mit rund 15.000 Euro zu Buche schlägt. Kleiner Trost: Das Vierfach-Netzteil, das man bei den Modellen Blue und Surzur optional zukaufen kann, ist beim Topmodell schon dabei. Kommen wir zurück zu unserem Testmodell, das am Eingang symmetrisch angesteuert werden möchte. Das ist quellenseitig kein Problem, denn das Signal, das ein Tonabnehmer beim Abtasten der Rille ausgibt, ist grundsätzlich ein symmetrisches ohne Massebezug. Wenn die Verkabelung des Headshells und des Tonarms das so weitergibt, ist das alles kein Problem, ja, sogar recht nützlich, denn eine solche Leitung darf sogar ohne Schirmung mehrere Meter lang werden, ohne das externe Störungen zu solchen werden würden. Problematisch wird die Angelegenheit erst dann, wenn irgendwo in der Quelle einer der Leiter auf Masse gelegt wird, um eine dann unsymmetrische Leitung mit der erforderlichen Schirmung zu versehen. Das also sollte nicht der Fall sein, während eine feste Verkabelung des Tonarms mit Cinch- Steckern kein Problem darstellt: Für diesen Fall gibt es von Blue Amp mitgelieferte Adapter, ebenso wie alle möglichen Arten von Phonokabeln mit XLR-Steckern auf der Seite der Phonostufe.

Das Modell Blue ist MM- und MC-fähig. Die entsprechende Konfiguration muss intern über Steckerbrücken eingestellt werden, ebenso wie die Eingangsimpedanz für MC-Tonabnehmer und die Eingangskapazität, die mit 220pF für MC-Tonabnehmer und 440pF für MM-Tonabnehmer angegeben ist. Ich persönlich würde auch für MM die 220 Picofarad belassen, denn 440pF zusätzlich zur Kapazität des Phonokabels können schon zu einer sportlichen Brillianzbetonung im Frequenzgang führen, je nach Induktivität der Tonabnehmerspulen. Wenn wir gerade über dem offenen Gerät hängen, lassen wir doch mal kurz einen Blick über die Schaltung schweifen: Nicht ganz so aufwendig wie bei einem Modell 42, aber extrem sauber und effizient aufgebaut wirkt das Layout: Diskreter Aufbau mit „normaler“ Bauteilegröße, lediglich die Verstärkung erfolgt über rauscharme OP-Amps. Nichts dagegen einzuwenden – Purismus hin oder her: Bei einer Phonostufe geht es um jedes Quäntchen Verstärkung und Störabstand. Und das kann man auch hören: Das Model Blue ist so totenstill, dass es die Möglichkeiten des Mediums Schallplatte komplett ausreizen kann – im Ernst: Da ich parallel zum Test der Phonostufen auch eine feine Plattenwaschmaschine hatte, musste ich meine in den Jahren gewachsene Toleranz gegenüber Knistern und Knacken gar nicht bemühen: Mit einem Fremdspannungsabstand von über 72 Dezibel bei MC UND penibel gereinigten Platten braucht kein Mensch digitale Medien.

Aber ich schweife ab von der exzellenten Wiedergabequalität der Blue Amp Phonostufe, bei der ich mich wirklich frage, was bei den beiden größeren Modellen da qualitativ noch passieren soll. Noch mehr Ruhe im Hintergrund? Noch mehr Präzision der räumlichen Abbildung? Etwas mehr Definition an den Rändern des Übertragungsbereichs? Ich weiß es nicht. Eine Ahnung von den Möglichkeiten erlaubt uns die Verwendung des Netzteils PS 300, das statt der kanalgetrennten doppelten Spannungsversorgung des „Beipack-Netzteils“ insgesamt vier Versorgungsleitungen anbietet, womit alle Verstärkerstufen am symmetrischen Eingang separat versorgt werden. Das klappt auch gut (oder schlecht für den Geldbeutel): Hat die Wiedergabequalität vorher keine Wünsche übrig gelassen, so scheint es nun keinen Weg zurück mehr zu geben: an ganz vielen Stellen findet so der Hauch einer Verbesserung statt, die in der Summe zu einem deutlich höheren Niveau führt. Doppelter Preis bedeutet doppelt so gut? Sicher nicht, aber die Lehre der letzten paar Prozent ist mit dem PS 300 klar gültig. Nach dem Umstecken auf das normale Netzteil hilft nur eine kurze Pause, um das jetzt „nur noch“ ausgezeichnete Klangniveau ertragen zu können. Aber auch damit kann man prima leben (und dann doch auf das Netzteil sparen).  

Fazit

Unterm Strich schon das kleinste Modell der drei Blue Amp Phonostufen zeigt eine exzellente Klangqualität, mit dem optionalen Netzteil ist man der Weltklasse dicht auf den Fersen. Definitiv kein Geheimtipp mehr!

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: Blue Amp Model Blue MK III

Preis: um 3120 Euro

10/2020
 
Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Audio Trade, Mülheim 
Telefon 0208 882660 
Internet www.audiotra.de 
Garantie (in Jahren) 2 Jahre 
Unterm Strich... » … schon das kleinste Modell der drei Blue Amp Phonostufen zeigt eine exzellente Klangqualität, mit dem optionalen Netzteil ist man der Weltklasse dicht auf den Fersen. Definitiv kein Geheimtipp mehr! 
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 08.10.2020, 14:59 Uhr
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Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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