Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Audio-Technica AT-LP3


Ein Glücksfall

Plattenspieler Audio-Technica AT-LP3 im Test, Bild 1
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Obschon ein brandneues Modell aus dem Hause Audio-Technica, ist der AT-LP3 ein alter Bekannter, der den meisten von uns schon über den Weg gelaufen ist

Erfahrungsgemäß tut sich die Plattenspieler fertigende Industrie schwer, wenn es um echte Innovationen geht. Was grundsätzlich verständlich ist, denn der Job, eine runde Plastikscheibe mit konstanter Geschwindigkeit möglichst störarm zu drehen, sollte nach rund hundert Jahren Forschung und Entwicklung irgendwie beherrschbar sein. Viel schwerer ist es in der heutigen Zeit, verlässliche und bezahlbare Plattenspieler für die breite Masse zu finden, die mit highendigen Extremklimmzügen nichts am Hut hat. Für ebendiese Leute ist der AT-LP3 ein Glücksfall. Er kostet 250 Euro, kommt weitgehend spielfertig aus dem Karton und kann viel mehr als all die audiophilen Schwergewichte: Es ist nämlich ein richtiger, bestens funktionierender Vollautomat.

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Es ist ein ordentlich verarbeitetes unspektakuläres Gerät, wie es in den 80er-Jahren in so ziemlich jedem Haushalt stand und zum Standardrepertoire von Denon, Marantz, Sony, Pioneer, Technics und so weiter gehörte. Und zu einem Preis verkauft wurde, der dem des Audio-Technica durchaus vergleichbar ist. Und warum gibt‘s so was wieder? Weil der Vinylboom hier und da eben doch seine guten Seiten hat und die rationelle Fertigung solcher Geräte wieder ermöglicht, den erzielbaren Stückzahlen sei Dank. Von daher ist der AT-LP3 nichts, was den altgedienten, mit der Schallplatte sozialisierten Vinyl-Überlebenden irgendwie unruhig schlafen lässt, für den Neueinsteiger, der nicht erst einmal in die Tiefen der Technik einsteigen will, aber genau das Richtige ist. Zumal bei der „Generation Playlist“ ein gewisser Bedienkomfort kein Nachteil ist. Audio-Technica hat sich in den vergangenen Jahren in erster Linie als Zubehörspezialist hervorgetan, in erster Linie sind die ausgezeichneten (bezahlbaren) Tonabnehmer eine sichere Empfehlung für alle Lebenslagen. Tatsächlich gibt‘s aber schon lange Plattenspieler unter dem Label, die in erster Linie in Clubs zu Hause sind. In den letzten Jahren fertigt man in zunehmendem Maße Geräte fürs Wohnzimmer. Tatsächlich lässt man fertigen: Letztlich bedient man sich in den Regalen des chinesischen Zulieferers Han Pin, der mittlerweile auf reichlich Erfahrung in dem Metier zurückblicken kann. Der AT-LP3 ist ein vollautomatischer Riementriebler, zum Lieferumfang gehört ein MM-Abtaster. Eine Phonovorstufe ist eingebaut, so dass man das Gerät an jedem Verstärker mit ganz normalem Hochpegeleingang betreiben kann, auch an einer Boom Box, die heutzutage in vielen Fällen die heimische Beschallung übernimmt. Es gibt so angenehme Dinge wie ein ausgezeichnet gemachtes, mehrsprachiges Handbuch, mit dem auch ein Ungeübter das Gerät mühelos in Betrieb nehmen kann. Und selbstverständlich gibt‘s auch eine Staubschutzhaube. Sehen wir mal genauer hin. Zarge: mattschwarzer Kunststoff, makellos verarbeitet. Vorne links gibt‘s einen Drucktaster für die Geschwindigkeit, rechts derer zwei zum Starten respektive Abbrechen des Abspielvorgangs. Auf der Zarge rechts findet sich ein Hebel, mit dem man zwischen Sieben- und Zwölf-Zoll-Platten umschalten kann. Das ist hier wichtig, damit die Automatik weiß, an welcher Stelle sie den Tonarm absenken soll. Der Start des Abspielvorgangs treibt dem gestandenen Highender ob seiner Einfachheit die Tränen in die Augen: linke Taste drücken. Fertig. Alles andere geht mit erfreulicher Zuverlässigkeit von allein. Sie wollen abbrechen? Rechte Taste. Oder nur kurz pausieren? Kein Problem, dafür gibt‘s den ganz normalen Lifthebel. Und selbstverständlich schaltet das Gerät am Plattenende ab und führt den Tonarm in seine Ruheposition zurück. Ich hab‘s mit einer Vielzahl von Platten probiert und der AT-LP3 hat jedes Mal Start- und Endpunkt perfekt getroffen. Die Platte liegt auf einer dicken Gummimatte, die die Schwingungen des leichtgewichtigen Gusstellers dämpft. Dieser Teller ist exakt jenes Modell, auf dem in zigmillionenfacher Zahl in den Siebzigern und Achtzigern die Schallplatten der Welt abgespielt wurden. Bevor Thorens und Co. die Welt davon überzeugen wollten, dass schwere Teller besser sind. Fürs Abtasten ist beim Audio Technica ein klassisch kardanisch geführter Tonarm zuständig. Fühlbares Lagerspiel gibt‘s nicht, wohl aber eine Tonabnehmerbefestigung über ein abnehmbares Headshell. Hier gibt‘s eine knallrote Metallversion, unter der ein Abtaster mit der Typenbezeichng AT-91R sitzt, der offensichtlich nichts mit dem klassischen AT-91 mit Carbon-Nadelträger zu tun hat. Das schön stabile Headshell mit SME-Überwurfanschluss gibt‘s auch einzeln und macht sich definitiv auch in anderen Kombinationen gut. Was mir am Tonarm fehlt: eine Verriegelung, ein Bügel, mit dem man den Arm in der Ruhelage arretieren kann. Sonst nichts. Der Tonabnehmer ist ab Werk montiert, man muss lediglich das Gegengewicht aufschrauben und die Auflagekraft einstellen. Das geht nach alter Väter Sitte: Das Gegengewicht solange verdrehen, bis der Arm in der Waage hängt, dann die verdrehbare Skala am Gegengewicht auf Null stellen und dann das Gewicht samt Skala drehen, bis die gewünschten zwei Gramm (oder korrekter: 20 Millinewton) angezeigt werden. Dann das Antiskating ebenfalls auf zwei stellen – fertig. Alles ohne Schablone, ohne Tonarmwaage, ohne Testplatte. Manchmal ist Plattenspieler testen wie Urlaub. Der eingebaute Phonovorverstärker des AT-LP3 ist übrigens überbrückbar, falls man das Gerät an einen Verstärker mit Phonoeingang anschließen will. Außerdem ist er nicht nur für MM-Abtaster geeignet, sondern ist per rückseitigem Schalter auch für MC-Betrieb konfigurierbar. In Anbetracht des Preisniveaus heutiger MCs ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches seinen Weg ins Headshell eines 250-Euro- Plattenspielers findet, aber wohl eher gering. Und? Macht‘s brauchbare Töne? Worauf Sie sich verlassen können. Klar versetzt der AT-LP3 in klanglicher Hinsicht keine Berge, aber er tut ordentlich. Es reicht, um das typische Vinylflair im Wohnzimmer zu verbreiten und verklärte Blicke auf die Gesichter der Unwissenden zu zaubern. Alte Led-Zeppelin-Scheibe drauf, und die Party kann steigen. Ich empfehle zum Einstieg mal nicht „Stairway to Heaven“, sondern „When the Levee Breaks“ (ist aber auf dem gleichen Album). Mit nostalgischen Gefühlen spielen klappt immer, also darf man auch mal mal Boney M. mit „Daddy Cool“ auflegen (Stammleser wissen, dass es da gerade ein tolles 15-Euro-Komplettpaket zu kaufen gibt). Noch ein paar Klassiker, und Sie dürfen die schon völlig überzeugten Gäste mit Neuerscheinungen wie „Truth Is a Beautiful Thing“ von London Grammar verwöhnen. Der AT-LP3 umschifft alle Extreme, will sagen: Er spart sich ausgedehnte Ausflüge an beiden Eden des Spektrums, klingt dazwischen aber schön voll und rund. Raumabbildung? Ja, schon, wer‘s braucht. Auflösung? In Grenzen. Das ist nicht nur in Anbetracht des Preises absolut okay, sondern ein veritabler Einstieg für Leute, die irgendwann mal mehr wollen. Dicke Empfehlung!

Fazit

Absolut großartiges, dringend am Markt vermisstes Gerät: bezahlbar, klanglich in der Lage, die Faszination Vinyl zu demonstrieren und absolut problemlos im Handling.

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Produkt: Audio-Technica AT-LP3

Preis: um 250 Euro

10/2017
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Audio-Technica, Mainz 
Telefon 06134 257340 
Internet www.eu.audio-technica.com 
Garantie (in Jahre) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) 435/128/353 
Gewicht (in Kg) ca. 5,2 kg 
Unterm Strich... Absolut großartiges, dringend am Markt vermisstes Gerät: bezahlbar, klanglich in der Lage, die Faszination Vinyl zu demonstrieren und absolut problemlos im Handling. 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
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Datum 31.10.2017, 09:55 Uhr
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