Kategorie: Vollverstärker

Einzeltest: NAD C390DD


Wandlungsfähig

Vollverstärker NAD C390DD im Test, Bild 1
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Ich kenne es noch gut aus Forendiskussionen: Wer ernsthaft Musik hören will, muss auf analoge Verstärkerkonzepte bauen. Mit den neumodischen „Digitalverstärkern“ geht das nicht. Genau jetzt muss ich einen, genau genommen zwei Finger heben und meine Einwände einbringen.

Peripherie:


 Quellen: Apple MacBook Pro, OSX 10.7.3, iTunes 10, Channel D PureMusic 1.86 Mini PC mit Intel Atom D425 1,8 GHz Atom, 2 GB RAM, Ubuntu 11.11, Music Player Daemon Cambridge StreamMagic 6, RipNAS Solid Trigon Chronolog
 Lautsprecher: KEF XQ40 Klang+Ton „Nada“

Auf dem Gebiet der Schaltverstärkertechnik hat sich viel getan. Die früher charakterlos und steril klingenden Verstärker werden langsam, aber sicher salonfähig, doch fehlte bisher noch ein Produkt, dass das den hifidelen Massen auf die Nase drückt. NAD geht aus diesem Grund einen Schritt weiter und denkt das Thema bis zum Ende durch, um diese Art der Überzeugungsarbeit zu leisten.

Vollverstärker NAD C390DD im Test, Bild 2Vollverstärker NAD C390DD im Test, Bild 3Vollverstärker NAD C390DD im Test, Bild 4Vollverstärker NAD C390DD im Test, Bild 5Vollverstärker NAD C390DD im Test, Bild 6Vollverstärker NAD C390DD im Test, Bild 7Vollverstärker NAD C390DD im Test, Bild 8Vollverstärker NAD C390DD im Test, Bild 9
NAD hat mit dem C390DD einen an die persönlichen Bedürfnisse anpassbaren, sehr flexiblen Verstärker geschaffen, der in vielerlei Hinsicht mit Innovationskraft protzt. Das darf er auch voller Überzeugung, ist er doch sowohl technisch weit vorne als auch so flexibel ausgelegt, dass er sich absolut als äußerst fortschrittliche Amp bezeichnen darf. Flexibel, weil er recht einfach und kostengünstig mit Modulen erweitern lässt. Ich habe zum Test einen voll bestückten C390DD bekommen, der alle Eingänge bietet, die NAD im Katalog hat. Grundausstattung ist immer der digitale Eingangsbereich, zu dem heutzutage immer auch ein USB-Port dazugehört. Neben der Computerverbindung gibt es noch zwei optische und zwei elektrische S/ PDIF-Eingänge sowie AES/EBU. Eine zweite USB-Buchse ist für externe Datenträger reserviert, womit der C390DD bereits eine komplette Musikanlage darstellen kann. Der Audio- USB-Port nimmt Audiodaten asynchron bis 96 kHz in 24 Bit entgegen, die anderen digitalen Verbindungen sind bis 192 kHz ausgelegt. 

Erweiterungen


Wem rein digitale Quellen zu wenig sind, dem kann seitens NAD natürlich geholfen werden, die Erweiterbarkeit des 390DD hatte ich ja bereits erwähnt. Zwei zusätzliche Module, die einfach in die dafür vorgesehenen Schächte geschoben werden, sind im Programm. Eines wird von mir als „Analogboard“ bezeichnet, nennt sich ganz konkret „MDC DD AP-1“ und erweitert den Verstärker um jeweils einen Satz symmetrische und asymmetrische Eingänge sowie einen MM/MC-Phonoanschluss. Das zweite Board ist voll und ganz mit HDMI-Buchsen versehen, um die Möglichkeit zu bieten, den 390DD mit Sat-Receivern und Blu-ray-Playern zu betreiben. Das Bild wird durchgeschleift, drei Eingänge für Bildzuspieler stehen zur Verfügung. Die analogen Signale müssen in diesem Fall digitalisiert werden, um weiterverarbeitet werden zu können. Das geschieht intern mit einer Abtastrate von 48 kHz, die so gesampelten Bits werden direkt weiterverarbeitet. Die Digitalisierung ist erforderlich, da die Vorstufe keine analogen Signale entgegennimmt. Das ist relativ ungewöhnlich und bedarf natürlich der Klärung dieses Umstandes.

Funktionsprinzip


Ich habe es an ähnlicher Stelle schon oft angerissen: Class-D-Verstärker sind nicht digital. Das „D“ in der Namensgebung ist zufälliger Natur und verwirrt. Natürlich ist das Signal in einem solchen Amp zwischenzeitlich in einer recht digital aussehenden Form, was zur Verwirrung beiträgt, doch verbirgt sich dahinter nur eine andere Modulierung. Um zu verstehen, was die Besonderheit am neuen C390DD der Kanadier ist, möchte ich ganz kurz anreißen, wie so ein Schaltverstärker grundsätzlich arbeitet. Um besser zu verstehen, was in den Verstärkern passiert, sollte man wie folgt umdenken: Ein normaler Class- A/B-Verstärker arbeitet mit amplitudenmodulierten Signalen. Die Musikinformationen stecken also in seiner Amplitude, die dann verstärkt und herausgegeben wird. Bei einem Schaltverstärker wird eine andere Modulation verwendet. Ein Class-D-Verstärker hingegen wird pulsweitenmoduliert, was bedeutet, dass die Informationen in der Breite der einzelnen Pulse und deren Verhältnis zueinander stecken. Das sieht natürlich wie ein Bitstrom aus, doch steckt das Signal völlig analog in diesen Informationen. Ein Argument für dessen analoge Arbeitsweise ist, dass das Musiksignal einfach per Spule und Kondensator, also mit einem passiven analogen Netzwerk, zurückgewonnen wird. Genau dieses passive Netzwerk ist es jedoch oft, das Probleme verursacht. In Kombination mit dem angeschlossenen Lautsprecher erzeugt man nämlich unter Umständen einen Schwingkreis, der bei falscher Dimensionierung, sprich bei ungünstiger Abschlussimpedanz, tatsächlich zum Schwingen neigen kann. Aus diesem Grund funktionieren viele Class-D-Verstärker auch nur an einer Last richtig gut, während Lautsprecher mit zu hoher oder zu niedriger Impedanz weniger optimal bedient werden. Dem begegnet NAD mit der Möglichkeit, optimale Ausgangsfilter auszuwählen, die perfekt zu einer bestimmten Last passen und somit perfekt arbeiten. Sie müssen also bloß wissen, welche Impedanz Ihr Lautsprecher hat und können die im Setup des 390DD einstellen. So ist sichergestellt, dass der Tiefpass vor den Lautsprecherklemmen im optimalen Arbeitspunkt liegt. Die Überwachung des Ausgangssignals erfolgt sowohl vor als auch nach dem Ausgangs-LC-Glied, und diese Art der Gegenkopplung sorgt für einen extrem geringen dynamischen Innenwiderstand, der für bei Schaltverstärkern untypisch hohe Dämpfungsfaktoren sorgt. Die Gegenkopplungsschleife arbeitet in diesem Fall so intelligent, dass Fehler im Signal kompensiert werden können. „Noise Shaping Error Correction“ wird das Verfahren genannt, das vom NAD-Partner Zetex entwickelt wurde und in diesem Verstärker Anwendung findet. Zur Erinnerung: Kurz vor den Ausgangsfiltern des Verstärkers liegt ein pulsweitenmoduliertes Signal an. Ein solches Signal, auch wenn es analoge Informationen beherbergt, ist zwar relativ fehlerresistent, doch Abweichungen vom Ideal können natürlich auch hier auftreten. Die Pulsweite kann instabil sein oder die Amplitude schwanken. Das Zetex-System vergleicht das anliegende Signal mit einem Referenz-Puls und erzeugt ein Abbild des Fehlers. Dieser Fehler wird über ein Integrierglied geschickt und mit 108 MHz von analog in digital gewandelt. Ist dies erfolgt, kann er dem Ursprungssignal hinzugefügt werden, das danach eine perfekte Form erhält. 108 MHz ist übrigens auch die Taktfrequenz, mit der das PWM-Signal erzeugt wird. Diese Bandbreite ist so hoch, dass das Ausgangsfilter keine Mühe hat, den Taktrest komplett aus dem Nutzsignal zu filtern. Das habe ich mit einem Oszilloskop überprüft, und tatsächlich ergibt sich am Ausgang des 390DD ein idealer Sinus. Viele andere Class- D-Verstärker verzeichnen auf dem Ausgangssignal den Taktpuls als Oberwelle. Diese Oberwellen liegen zwar in einem für uns unhörbaren Bereich, und kein Lautsprecher der Welt kann sie wiedergeben, doch entsteht zusammen mit dem Lautsprecherkabel eine Störantenne, die je nach Taktfrequenz des PWM-Signals sogar den Radioempfang massiv stören kann. Der NAD ist in dieser Beziehung lupenrein und beweist mit solchen Details seine Durchdachtheit und Entwicklungstiefe. Die zweite große Besonderheit dieses Verstärkers liegt in der Art und Weise, wie die Verstärkerstufe mit Musik gefüttert wird. Normalerweise erreichen einen Verstärker analoge Signale, was im Falle eines Verstärkers mit rein digitalen Eingängen bedeuten sollte, dass irgendwo ein DAC-Chip verbaut ist, der die digitalen in analoge Signale wandelt. Nur genau den sucht man hier vergebens. Vielmehr thront in der Mitte der Hauptplatine ein recht dicker Chip, der mit „Zetex“ beschriftet ist und neben den erwähnten Signaloptimierungen noch eine ganz entscheidende Aufgabe übernimmt. In diesem Chip werden die ankommenden PCM-Daten direkt pulsweitenmoduliert, so dass sie umgehend in die Verstärkung wandern können. Der Zwischenschritt der D/A-Wandlung wird hier einfach übersprungen, was der Signalreinheit und nicht zuletzt der Effizienz des Verstärkers zugute kommt. Wenn einmal ein so mächtiger Chip auf der Platine liegt, ist es natürlich naheliegend, weitere Dinge mit ihm anzustellen. Das dachten sich NAD und Zetex auch und spendierten diesem Verstärker einen Bass-EQ, der Frequenzgangeingriff e im Tieftonbereich ermöglicht, um so den gröbsten Brummpatzern, die der Raum verursacht, auf den Leib rücken zu können. Das geht mit Messsystemen und/oder Erfahrung sehr schnell und effizient, die Eingriffe sind in Pegel und Breite des Filters variabel. Zu dieser Basskorrektur gesellt sich übrigens noch ein einfach EQ für Bass, Mitten und Höhen, außerdem ist die absolute Phase umkehrbar. Damit holt man schon mal eine ganze Menge aus dem Chip heraus, eventuell gibt‘s per Update irgendwann sogar noch mehr. Wir werden es sehen. Die Arbeitsbedingungen für den Zetex-Chip sind jedenfalls exzellent. Eine saubere Stromversorgung bietet eine gute Basis für dessen Arbeit, die Bauteilequalität ist durch die Bank hundertprozentig zufriedenstellend. 

Klang


Dieses Engineering bringt dem C390DD einen Klangcharakter ein, der ihn von anderen Class-D-Verstärkern abhebt. Er spielt absolut glasklar, dynamisch, feinzeichnend und räumlich einwandfrei, dass ich ihn gern als positives Beispiel dafür heranziehen möchte, dass Schaltverstärker alles andere als unmusikalische Maschinen sind. Dieser Amp musiziert absolut erstklassig. Kontrolle, Spielfreude, alles ist da. Dabei ist es ihm völlig egal, was für Lautsprecher er zu treiben hat. Besonders gut finde ich, dass es dem Verstärker gelingt, mit Details zu jongliere, ohne die Langzeittauglichkeit zu vernachlässigen. Man kann wirklich ganz tief in die Musik hineinhören, trotzdem wird es nie zu viel oder anstrengend. NAD hat eindrucksvoll bewiesen, was in einem modernen Class-D-Konzept stecken kann. Sie haben konsequent ausgereizt, was man mit modernen Mitteln erreichen kann und dürfen sich zu Recht für diesen exzellenten Verstärker ganz kräftig auf Schulter klopfen. Und aus Sicht eines digitalen Magazins ist es ganz besonders verführerisch zu sagen, dass der C390DD der wahrscheinlich „digitalste“ Verstärker ist, der jemals im Heft war. Und dass er mit diesem Konzept auch noch so weit vorn und vor einer ganzen Reihe prominenter Class-A und -A/BVollverstärker spielt, ist natürlich ganz besonders erfreulich. Das ist genau der richtige Amp für modern denkende und hörende Musikfreunde!

Fazit

NAD zeigt ziemlich eindrucksvoll, wie man moderne Technik einsetzt, um einen Class- D-Verstärker zu bauen, der alle Vorurteile, die man diesem Konzept gegenüber haben kann, nimmt und in der Luft zerreißt. So gesehen übernimmt er Pionierarbeit für nachfolgende Konzepte, da er die Akzeptanz der highendigen Hörerschaft erwirbt und Schaltverstärker für Audiophile salonfähig macht.

Kategorie: Vollverstärker

Produkt: NAD C390DD

Preis: um 2500 Euro

12/2012
Ausstattung & technische Daten 
Preis: 2500 / 300 Analog-Modul MDC DD AP-1 / 250 HDMI-Modul MDC DD HDMI-1 
Vertrieb: Dynaudio, Rosengarten 
Telefon: 04108 41800 
Internet: www.nad.de 
Abmessungen (B x H x T in mm) 435/132/388 
Leistung 4 Ohm (in Watt): 4 x 161 Watt 
Leistung 8 Ohm (in Watt): 4 x 160 Watt 
Klirrfaktor (in %) 0.004 
Rauschabstand: 97 db(A) 
Dämpfungsfaktor 650 
Eingänge: 2 x S/PDIF RCA (bis 192 kHz, 24 Bit) 
Ausgänge: 1 x S/PDIF RCA (bis 192 kHz, 24 Bit) / 1 x S/PDIF TosLink (bis 192 kHz, 24 Bit) 
checksum „NAD zeigt ziemlich eindrucksvoll, wie man moderne Technik einsetzt, um einen Class- D-Verstärker zu bauen, der alle Vorurteile, die man diesem Konzept gegenüber haben kann, nimmt und in der Luft zerreißt. So gesehen übernimmt er Pionierarbeit für nachfolgende Konzepte, da er die Akzeptanz der highendigen Hörerschaft erwirbt und Schaltverstärker für Audiophile salonfähig macht.“ 
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Autor Christian Rechenbach
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