Kategorie: Lautsprecher Stereo

Test: Fleetwood Sound Company DeVille SQ Lautsprecher


Alles anders

Lautsprecher Stereo Fleetwood Sound DeVille SQ im Test, Bild 1
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Es gibt Menschen, die sich auf eine Reise machen, deren Ziel sie nicht kennen. Jonathan Weiss, Gründer von Oswalds Mill Audio, kurz OMA, ist so einer, auch wenn das anhand seines heutigen Status fast unwahrscheinlich erscheint. Das ist seine Geschichte, die seiner zweiten Firma Fleetwood Sound Company und die eines besonderen Lautsprechers.

Anfänge


Wie alle außergewöhnlichen Unternehmer ist Jonathan Weiss ein Mensch mit deutlichen Überzeugungen und enormer Energie. Er mag den Auftritt, man kann im Internet jede Menge Videos mit ihm finden. Aber lassen Sie uns erst einmal seine Anfänge als Audiounternehmer beleuchten, denn dieser Weg war wirklich nicht vorgezeichnet. Weiss war Filmemacher, drehte Dokus und Fiktion. Ende 1997 hatte er gerade seinen ersten Spielfilm fertig und war, wie er süffisant bemerkt, total pleite. Und genau da wurde ihm eine Mühle in Pennsylvania angeboten.

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Innerhalb von Minuten war ihm klar, dass er die haben musste und er fand einen Weg, das Abenteuer zu finanzieren. Mehr als 20 Jahre später ist er mit der Renovierung noch immer nicht ganz fertig, aber das ist bei solchen Projekten normal. Und etwa zwei Monate später lernte er dann auf dem Filmfestival von Rotterdam seine spätere Frau und Partnerin, die Fotografin Cynthia van Elk kennen.  


OMA und Audio


Die Mühle wurde Schritt für Schritt ausgebaut. Zur Finanzierung vermietete Weiss sie als Location für Werbekampagnen von Victoria´s Secret oder Ralph Lauren. Von Audio war da noch keine Spur. Erst als er zu Beginn der 2000er Jahre mit Cynthia in Amsterdam lebte, schenkte ihm einer ihrer Freunde einen alten Philips Röhrenverstärker. Cynthia dazu: “Ich weiß, dass er sich schon immer zu gutem Sound hingezogen fühlte. Ein Erlebnis, als er mit 14 Jahren in einem Kino in LA arbeitete prägte seine Vorstellung idealer Klangwiedergabe. Während Jonathan den Sitzbereich im Kino reinigte, drehte der Filmvorführer Blondies „Call Me“ auf. Diese laute, dabei aber völlig klare und unverzerrte Wiedergabe aus alten Kinolautsprechern hat er nie vergessen.“ Nun wurde also seine Klangleidenschaft so richtig entfacht und es begann das weltweite Sammeln und Lernen. RCA, die Firma die neben Western Electric den frühen Kino-Klang prägte, hatte früher ihren Sitz nur eine Stunde von der Mühle entfernt. Weiss fand pensionierte RCA-Ingenieure wie A.J. May und Hans Dietze und begann:“…einen langen Prozess des Verstehens, wie diese Art von Tonsystemen entworfen und betrieben wurden, bis hin zu den Anfängen des Tons in Filmen. Diese Ingenieure erklärten mir schnell, dass einige der frühesten Lautsprecher und Verstärker von RCA auch ihre besten waren.“ So wurde ihm der Weg gewiesen, sehr seltene, frühe Geräte zu sammeln für die kaum jemand den Platz hatte - er schon, dank der Mühle.   

Geschmack


Weiss begann Meetings, sogenannte „Tube Tastings“, mit Sammlern und Entwicklern aus aller Welt zu veranstalteten. Auf einmal tauchten Thomas Schick, Frank Schröder oder der berühmte Horndesigner Bill Woods aus Canada in der Mühle auf. Auf den Bildern dieser Treffen sieht man einen Jonathan, der nicht nur in Sachen Audio oder Design einen extrem guten Geschmack hat, sondern auch beim Essen und beim Kochen, was er mit Leidenschaft und Klasse für seine Besucher tat. Hier möchte ich noch einmal Cynthia zu Wort kommen lassen: “Jonathan hat Mitte der 90er Jahre auch eine Reisekochsendung mit dem Titel „The Global Kitchen“ ins Leben gerufen. In einer Zeit, in der Kochsendungen nur in Fernsehstudioküchen stattfanden und lange bevor die Serie mit Anthony Bourdain ein Hit wurde.“   

Kommerz?


Als Weiss dann zum ersten Mal auf eine Audioshow ging, das Rocky Mountain Audio Fest 2005, hatte er nach eigener Aussage noch nie eine HiFi-Zeitschrift gelesen und nie ein kommerzielles HiFi-Produkt besessen.

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Die Sicht auf Jonathan Weiss´ persönlichen Hörraum in der Mühle. Natürlich ist auch hier nichts von der Stange und so nicht zu kaufen. Aber keine Sorge, Weiss findet immer einen Weg
Als er durch die Räume ging, war er schockiert über den schlechten Klang und die gleichzeitig hohen Preise. Das war sicher nicht sein Weg, aber durch quasi göttliche Fügung hatte es ihn mit seiner Mühle in die Wiege der industriellen Revolution Amerikas verschlagen. Er entdeckte verbliebene Handwerksbetriebe und freundete sich mit deren Besitzern an und begann Schiefer, (Guss)-Eisen und Holz aus den benachbarten Wäldern zu verarbeiten. Den „kommerziellen“ Startschuss für OMA Audio gab der berühmte Fotograf Anton Corbijn, der 2006 / 2007 eine neue Anlage brauchte und Jonathan damit beauftragte. Heute dient die Mühle mit ihrer Kollektion von Vintage Audio als Referenz für die Entwicklung neuer OMA Produkte.   

Die Fleetwood Sound Company


2016 / 17 wurde Weiss klar, dass er eine größere Produktionsstätte für OMA brauchte, die nicht weit weg von der Mühle sein sollte. So fand er in Fleetwood, Pennsylvania Gebäude, die genau seinen Vorstellungen entsprachen, insgesamt fast 4000qm groß. Für eine Firma, die abseits vom Mainstream steht, sind das extrem große Produktionskapazitäten, die ihresgleichen suchen. Aus dem Fenster blickt er auf die Fleetwood Metal Body Co., die ehemalige Karosseriefabrik der Cadillac Fleetwood Modelle. Das passt genau zum Profil von Weiss, der ein sehr traditionsbewusster, gleichzeitig aber auch modern denkender Unternehmer ist. Ich bin ein großer Verfechter davon, dass ein Entwickler in seinen Produkten auftauchen muss und das tut er mit viel Herzblut und Historie. Beide Firmen sind unabhängig, da erfolgreich und das auch weil Weiss sowohl sein Studioloft in Brooklyn als auch die Mühle und die Fleetwood Produktionsstätten an Firmen wie Apple oder Facebook für deren Werbefilme vermietet. Alles, was man bei OMA oder Fleetwood produziert, entspringt seinem Gestaltungswillen und dem Bedürfnis, Audio mit Stil und Geschichte ins Leben zu integrieren.  

Die DeVille SQ


Die DeVille Lautsprecher sind das erste Produkt der Fleetwood Sound Company. Das Vorbild dafür ist der legendäre RCALC1( A)-Monitor vom nicht minder legendären Harry Olson über den Weiss sagt: “It´s right.“ Vielleicht kennen Sie dessen Chassis mit den Kamelhöckern auf der Membran und einer Schmetterlingsmembran in der Mitte. Der Monitor wurde für viele berühmte Aufnahmen von Elvis oder auch in der Klassik als Abhöre benutzt. Mit seiner breiten Schallwand als Ausgangspunkt für das Design des Fleetwood DeVille-Lautsprechers wurde er natürlich nicht kopiert, denn sowohl die Treiber als auch das komplette Gehäusedesign sind ganz anders.

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Der Fleetwood DeVille Lautsprecher ganz in schwarz auf einem schwarzen Fuß aus Gusseisen mit skandinavischem Designkern
So gibt es keine geraden Wände zur Vermeidung stehender Wellen. Für die Standardversion werden nur die überstehenden Platten oben und unten sowie das konische Hochtonhorn aus speziell behandeltem Vollholz hergestellt, worauf ich noch zu sprechen komme. Der Rest besteht aus Multiplex. Das Holz wird von Hand mit organischem Wachs sowie Öl von Hand behandelt und zwar mindestens dreimal mit längeren Trocknungsphasen. Es sind diese vielen kleinen Schritte, die erst ein Manufakturprodukt entstehen lassen, in das viel Wissen, Handarbeit und Liebe einfließt. Das kann man spüren, sehen und hören. Der inzwischen verstorbene Bill Woods ist für das gut 15 cm dicke, konische Horn mit patentiertem Phaseplug sowie viele andere Aspekte der Entwicklung verantwortlich. Der sehr besonders geformte Phaseplug verteilt die hohen Frequenzen und verhindert Reflexionen und Auslöschungen im Horn.  

Special Quality (SQ)


Im Unterschied zur Standardversion besteht der komplette Korpus der SQ-Version aus lokaler Esche, die wie für das Holzhorn auch torrefiiert wird.

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Proben der torrefizierten Pennsylvania-Esche. Diese Methode soll dafür sorgen, dass das Vollholz nicht mehr arbeitet und besser „klingt“
Das Torrefizieren ist ein spannender Prozess, in dessen Verlauf das Massivholz in einem Ofen unter Luftabschluss bei kontrollierten Temperaturen zwischen 250 und 300 Grad „gebacken“ wird, um vor allem die Wasseranteile aus ihm heraus zu bekommen, damit es nicht mehr arbeitet. Das Holz verbrennt nicht, da es im Ofen unter Sauerstoffabschluss „bäckt“. So werden übrigens auch die Hölzer für die berühmten Martin Gitarren aus der teuren Authentic Serie gefertigt – gerade ein Tal weiter. Die Standardweiche ist mit einer silberbeschichteten Platine und guten Bauteilen bestückt. Die SQ hat eine goldbeschichte Weichenplatine, ist mit dicken Kupferleitbahnen versehen und bekam deutlich teurere und hochwertigere Kondensatoren und Spulen, die alle für Weiss gebaut werden. Außerdem besteht ihre Verkabelung aus Silber- und Gold Solid Core und der Phase Plug wird aus polierter Bronze hergestellt – beim Standardmodell ist er aus Eisen. Für beide Modelle gleich ist der doppelte Reflexaustritt unten im Gehäuse und die Rückseite aus Hartpapier, einem resonanzarmen Material, das viele interessante Audiodesigner wie Frank Schröder oder Reinhard Thöress verwenden. Der 1 Zoll-Druckkammertreiber kümmert sich um Frequenzen bis 2 kHz, bevor der 20er Tiefmitteltöner übernimmt. Zwischen den beiden Treibern innen erkennt man ein spezielles Versteifungsbrett, das auch die langen Bassreflexrohre fixiert. Beide Chassis kommen aus dem Profibereich von einem italienischen Traditionshersteller, von Weiss sorgfältig ausgewählt. Aber nur durch das spezielle Horn, das Gehäusedesign und die elaborierte Weiche kann so ein Lautsprecher entstehen.  

Klang / Epilog


Ich bin kein großer Freund von Superlativen, aber ich gebe Jonathan Weiss recht, wenn er meint, das könnte gut der letzte Lautsprecher sein, den man im Leben brauchen wird. Insbesondere wenn man Röhrenverstärker liebt und betreibt, gerne auch mit kleineren Leistungen. Der Klang dieser DeVille SQ Lautsprecher ist unglaublich neutral, was mich überrascht hat. Hatte ich gewissermaßen das klangliche Äquivalent zu schwammig gelagerten amerikanischen Straßenkreuzern erwartet? Aber Moment, klangen denn meine JBL L-150A „amerikanisch“? Nein, also lassen wir das besser. Für Weiss sind seine DeVilles ohnehin das moderne Äquivalent zu besagtem RCA LC1 Monitor, wobei ich mir vorstellen kann, dass sie neutraler klingen als die. Das Verrückte ist, dass sie trotz ihrer geringen Größe auch einen großen Raum füllen können und zwar nicht nur mit kleinen Besetzungen oder unkritischer Musik. Mobys legendäres Album „Reprise“ können die SQs ganz locker in den gut 50qm großen Raum würfeln, ähnlich wie ich das auch auf der Münchener High-End erlebt habe. Da fehlt aber mal gar nichts, im Gegenteil. Ich höre mehr Details als gewohnt auf einem sehr satten Bassfundament. Raum und Details zum Abwinken erlebe ich mit Nik Bärtsch´s Gruppe Mobile. Auf „Continuum“ erhöhen die verschachtelten Grooves mit ihrer wunderbaren percussiven Vielfalt durch viele Wiederholungen die Spannung immer weiter. Extrem knackig klingen Percussion und (Contra)-Bassklarinette, fein und seidig die Streicher. Das meine ich mit Monitorqualitäten: dieser Lautsprecher ist nicht freundlich oder gesoundet, er liefert das, was die Aufnahme hergibt. So auch die magische Atmosphäre auf „Schönes Boot aus Klang“ vom Friedrich Liechtenstein Trio, die er perfekt illusioniert. Die Geräusche, die Liechtenstein produziert, zerplatzen wie Seifenblasen vor meinen Ohren. Aber auch große Trommeln oder Symphonieorchester stellt dieser immer noch kompakte Lautsprecher souverän in den großen Raum. Hätte ich ein Studio wäre das mein Monitor 

Fazit

Mit den Fleetwood Sound DeVille SQ Lautsprechern trifft Audio auf Lifestyle, Herzblut auf Engineering, Historie auf Gegenwart. So entsteht ein moderner Klassiker, der seinesgleichen sucht.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: Fleetwood Sound DeVille SQ

Preis: um 27500 Euro (Ständer ab ca. 950 Euro)

2/2024

Audio triift auf Lifestyle, Herzblut auf Engineering, Historie auf Gegenwart. So entsteht ein moderner Klassiker

Fleetwood Sound DeVille SQ

Ausstattung & technische Daten 
Preis (in Euro) ab 27.500 Euro (Ständer ab ca. 950 Euro) 
Vertrieb: Fleetwood Sound Company 
Internet: www.fleetwoodsound.com 
Prinzip: 2-Wege-Bassreflex 
Bestückung: 1 Zoll Druckkammertreiber; 20 cm Tiefmitteltöner mit Papiermembran und Neodymmagnet 
Impedanz: 8 Ohm 
Empfindlichkeit: 94 db / 1 W / 1 m 
Gewicht: ca. 16 kg 
Garantie: 2 Jahre 
H x B x T: ca. 610 x 460 x 250 mm 
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Christian Bayer
Autor Christian Bayer
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Datum 10.02.2024, 10:02 Uhr
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