Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Phonovorverstärker Moonriver 505


Nobelpreisverdächtig

Verstärker Phono Vorverstärker Moonriver 505 im Test, Bild 1
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Der schwedische Erfinder und Industrielle Alfred Nobel legte in seinem Testament fest, dass mit seinem Vermögen eine Stiftung gegründet werden soll, deren Zinsen „als Preis denen zugeteilt werden, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben“. Also gut, es ist nur der analoge Teil der Menschheit, dem die Meriten des Moonriver 505 zukommen. Aber wir sind ja auch bei der LP.

Friedensangebot


Mein Vergleich mag ein wenig hinken, aber die schwedische Herkunft von Moonriver kann ich sofort mit einer nobelpreisverdächtigen Eigenschaft koppeln, nämlich der Möglichkeit alle nötigen Einstellungen für die Anpassung von Tonabnehmern im laufenden Betrieb vornehmen zu können: dafür verdient das Gerät einen Friedensnobelpreis und zwar mindestens. Denn unsereiner, der öfter mal unterschiedliche Tonabnehmer betreibt, muss das Gerät nicht auf den Kopf stellen oder aus dem Regal ziehen, um fummelige Dippschalter bedienen zu müssen.

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Nein, hier geht das geschmeidig mit Reglern auf der Front „on the fly“, also im laufenden Betrieb. Danke, Moonriver und danke den besonders niederohmigen Relais, die das ermöglichen. Und noch etwas für die Vinylfreunde: man kann vier Tonarme respektive Tonabnehmer gleichzeitig anschließen. Was nicht frontseitig an Einstellung vorgesehen ist, lässt sich übrigens auf der Platine nachrüsten.  

Klassische Moderne


Geht man auf die Moonriver Website bekommt man direkt ein sehr hübsches Video gezeigt, auf dem jemand eine klassische Columbia 6-Eye-Pressung auf einen ebenso klassischen Lenco L70 legt – das gefällt mir schon mal richtig gut. Dort findet man auch den Verweis auf den Firmennamen: natürlich handelt es sich um den herrlichen kitschigen Song „Moonriver“ aus „Breakfast at Tiffany´s“, gesungen von Audrey Hepburn, ausgezeichnet mit Oskar und Grammy. Ein schöner, selbstbewusster Bezug. Der Firmengründer und Chefentwickler George Polychronidis gründete Moonriver 2015 und stellte 2019 auf der High End in München seinen 404 Vollverstärker vor. Der Erfolg stellte sich praktisch umgehend ein, innerhalb von eineinhalb Jahren hatte er bereits Vertriebspartner in 17 Ländern gewonnen. Dieses Jahr kam dann Produkt Nr. 2, die 505 Phono auf den Markt, was zeigt, dass sich der Mann erfreulich viel Zeit mit seinen Entwicklungen lässt. Polychronidis ist einerseits Pragmatiker, andererseits auch Romantiker, denn der übergeordnete Firmenname „Fagelsang“ bedeutet Vogelgesang. Ihn interessiert Klang besonders, was auch daran liegen mag, dass er kein Elektroingenieur ist, sondern Designer mit technischem Hintergrund. Aber er hat schon als Kind mit Elektronik „gespielt“ und seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Nach einem Vertriebswechsel scheint die Marke jetzt in Deutschland Fahrt aufzunehmen. Im Zuge dessen habe ich die Moonriver 505 das erste Mal auf den Norddeutschen Hi- Fi-Tagen 2023 im großen Raum von Uwe Heiles Audio Offensive gehört und wurde dort richtig in ihren Bann gezogen.  

Technisches


Ich habe noch nie eine so ausführliche, interessante und sinnvolle Bedienungsanleitung gelesen wie die der Moonriver 505. Polychronidis bezeichnet seinen Phonovorverstärker als „Hybrid“, was ein wenig verwirrend ist.

Verstärker Phono Vorverstärker Moonriver 505 im Test, Bild 7
Hier sieht man das Bedienkonzept sehr schön: Regler für Kapazität (MM) und Impedanzen (MC) sowie diverse Kippschalter
Denn der Begriff „Hybrid“ ist zwar letzten Endes neutral, aber man versteht darunter typischerweise eine Schaltung aus Transistoren und Röhren. Moonriver meint damit aber eine Melange aus ICs und diskreten Bauteilen - warum nicht. Die Schaltung ist vierstufig, bestehend aus einer Eingangsstufe, die laut Polychronidis zum Zweck des kürzest möglichen Signalwegs mit SMD-Bauteilen aufgebaut ist, die er nach ihren klanglichen Fähigkeiten ausgesucht hat. Sie ist wiederum in MM- und MC-Zweig getrennt. Danach kommt die eigentliche Entzerrung mit OpAmps. Die dritte Stufe ist die eigentliche Verstärkungsstufe und die vierte dann die diskret ausgeführte Hochstrom-Ausgangsstufe.  

Stabilität


Besonderen Wert legt Polychronidis auf das Netzteil des 505. Er entnimmt dem Netztrafo insgesamt sechs verschiedene Spannungen für die unterschiedlichen Verstärkungsstufen. Jede dieser Versorgungen ist mit einem diskret aufgebauten Regelkreis versehen und zwar so, dass die Dynamik darunter nicht leidet. Das wurde natürlich gemessen, aber vor allem erhört. Die 505 ist übrigens kanalgetrennt aufgebaut und der Netzversorgung stehen pro Kanal fette 35.000 mF an Kapazität zur Verfügung – mehr, als so mancher Vollverstärker zu bieten hat. Außerdem spendiert er jeder Stufe einen Entstörfilter, sehr sinnvoll bei der Aufbereitung so delikater Signale.  

Praxisfrieden


Mit vier Drehreglern kann man auf der Front die vier Eingänge anwählen: Gain für MM/MC, MM-Kapazität und MC-Impedanz, alle Einstellungen werden dank eines Microkontrollers gespeichert und beim nächsten Einschalten wieder zur Verfügung gestellt – sehr angenehm. Dazu kommen Kippschalter für Mono/Stereo, die dimmbare, sehr hübsche Beleuchtung, MM/MC-Wahl samt Muting, MM-Impedanz und zwei Entzerrungskurven (klassische RIAA und Decca 78). Alleine durch diese umfassende Ausstattung und seine kommode Bedienung spielt sich der 505 in mein Herz. Übrigens wird jedes Gerät in Schweden von Hand aufgebaut. Das ist bei den Fähigkeiten der 505 und des dabei noch vernünftigen Preises bemerkenswert.  

Klang


Die Moonriver 505 ist tonal minimal heller als meine Air Tight ATE 2005. Für mein Lyra Delos stelle ich 54 db Verstärkung und 100 kOhm ein. Damit spielen die beiden sehr durchsichtig, präsent und mit einem auffällig agilen Bass. Für mein Koetsu Urushi Black ändere ich nur die Verstärkung auf 58db und erlebe einen sehr neutralen, feinen Klang, der erneut mit einem sehr sonoren Bass besticht. Das Titelstück aus Stanley Kubricks göttlichem Film Barry Lyndon ist der 2. Satz des Klaviertrios Nr. 2 von Franz Schubert, Trio in Es-Dur für Klavier, Violine und Violoncello Nr. 2, D 929 (op. 100). Das war eine von Schuberts letzten Kompositionen, geladen mit Melancholie. Die zeitlose Schönheit dieser Musik arbeitet der Moonriver traumwandlerisch, geradezu erhaben heraus, dabei luftig, sehnig, farbig und tief im Raum verankert. Und so geht es mit Nils Orland und Sigbjörn Apelands Traumalbum „Glimmer“ weiter. Die Zartheit dieser jeder Zeit enthobenen nordischen Melange aus einer Herdangerfiedel mit ihren zusätzlichen Resonanzsaiten und einem Harmonium, das aus dem Inneren der Erde zu tönen scheint, fängt die 505 mit all ihren feinsten Zwischentönen ein. Tonal ist das wunderschön, feindynamisch unbestechlich, total ruhig und stabil und in den Weiten des Nordens verankert. Aber es geht auch mit Saft und Kraft. John Scofield, einer meiner großen Gitarrenhelden, hat mit „Uncle John´s Band“ wieder ein Traumalbum rausgehauen. Vicente Archer am Bass und der je älter er wird, immer noch besser werdende Schlagzeuger Billy Stewart spielen sich auf „Mr. Tambourine Man“ auf subtilste Weise den Allerwertesten ab. So haben Sie den Dylan Klassiker garantiert noch nie gehört und ich kann Ihnen diese ECM-Aufnahme nur empfehlen. Der Moonriver 505 arbeitet alles heraus, was an delikaten Dynamiksprüngen und tonalen Leckereien geboten wird und verführt mich zum unendlichen Weiterhören.

Fazit

Man kann seinen Frieden machen mit dem Thema Phonovorverstärker. Der Moonriver 505 ermöglicht das mit extrem freundlicher Praxistauglichkeit und feinstem Klang.

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: Moonriver 505

Preis: um 5000 Euro

1/2024

Extrem freundliche Praxistauglichkeit und feinster Klang.

Moonriver 505

Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Audio Offensive / Falkensee 
Telefon k.A. 
Internet www.audio-offensive.de 
Garantie (in Jahren) 3 Jahre 
B x H x T (in mm) 430 x 135 x 390 mm 
Gewicht 12kg 
Unterm Strich... Man kann seinen Frieden machen mit dem Thema Phonovorverstärker. Der Moonriver 505 ermöglicht das mit extrem freundlicher Praxistauglichkeit und feinstem Klang. 
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