Kategorie: Stereoanlage und Komplettanlage

Einzeltest: Rega System One


Stereoanlage mit Plattenspieler

Minianlagen Rega System One im Test, Bild 1
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Nun passiert es ja eher selten, dass wir uns an dieser Stelle mit kompletten HiFi-Anlagen auseinandersetzen. Aber wenn man sie so mundgerecht serviert bekommt wie diese hier, dann verdient das durchaus ein bisschen Aufmerksamkeit

Sie kommt tatsächlich in einem einzigen Karton. Keine Palette, kein Verpackungssammelsurium, sondern ein Karton. Das halte ich schon mal für eine gute Idee und unterstreicht das „komplett“ in „Komplettanlage“ nachdrücklich. Absender der Schachtel ist der allseits wohlbekannte britische Hersteller Rega, den wir seit vielen Jahren als HiFi-Vollsortimenter kennen und schätzen. Was die Insulaner hier geschnürt haben, ist ein erfreulich gehaltvolles Bündel aus bewährten Komponenten des eigenen Katalogs. Revolutionäre Dinge bei der Herangehensweise ans Thema HiFi sind hier nicht zu erwarten, wohl aber eine wohldosierte Portion mehr oder weniger klassischen „BritFis“.

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Dazu gehört auch der Preis der Komplettlösung: 1600 Euro mit allem, was man braucht. Okay, vielleicht abgesehen von der Steckdosenleiste, falls sie gerade keine zwei Wandsteckdosen frei haben.  

Die Zielgruppe für dieses System ist in erster Linie der Einsteiger in die HiFi-Welt. Der Hersteller hat sich redlich Mühe gegeben, auch weitgehend unbedarften Käufern ein schnelles Erfolgserlebnis zu ermöglichen. So gibt es zum Aufbauen und Anschließen der Anlage ein schönes YouTube- Video, das in lediglich 2 Minuten und 47 Sekunden erklärt, worauf es ankommt. Vorbildlich.  

Rega hat sein „System One“ rein analog konfiguriert. Soll heißen: Zum Lieferumfang gehören ein Plattenspieler als einzige Quelle, ein Vollverstärker mit Phonoeingang und ein Paar Kompaktlautsprecher. Wer CDs abspielen will oder gar streamen, der braucht zusätzliche Quellgeräte. Einen in Sachen Format zumindest halbwegs passenden CD-Player gäb’s bei Rega, darüber hinaus müsste man sich andernorts umsehen. Anschlussmöglichkeiten für derlei Dinge sind natürlich vorhanden.  

So etwas wie eine Designerlösung mit gestalterisch aufeinander abgestimmten Komponenten ist das System One definitiv nicht. Der Plattenspieler ist ein altehrwürdiges 43-Zentimeter-Gerät, der Vollverstärker ein minimalistischer 18 Zentimeter breiter Quader, die beiden Lautsprecher eher schmucklose dunkelgraue Kompaktmodelle. Wer eine Anlage sucht, die optisch eine Menge hermacht, der wird hier wohl nicht recht glücklich werden.  

Traditionell hält Rega die analoge Fahne hoch, die bevorzugte Programmquelle ist von daher ein Plattenspieler. Rega-Kenner wird es nicht überraschen, dass man den Job einem alten Bekannten anvertraut: dem Planar 1. Den kleinsten Rega-Dreher gibt’s in seiner aktuellen Inkarnation seit 2016 und war natürlich solo auch schon mal bei uns zu Gast. Kein Grund, nicht zumindest ein paar Details zu rekapitulieren. Rein manuelle Bedienung, Riemenantrieb, klar. Schnick-Schnack gibt’s bei Rega nie, und hier schon mal gar nicht. Der Planar 1 ist ein simples MDF-Brett, auf dem ein Plattenteller aus einer Phenolharzmischung seine Runden dreht. Der Antrieb erfolgt per Rundriemen über einen unter dem Teller angeordneten Subteller. Wer die Drehzahl wechseln will, der muss den Teller abnehmen und den Riemen per Hand in die entsprechende Kerbe im Antriebspulley des Motors schubsen. Der Tonarm heißt dieser Tage RB110 und ist die aktuelle Inkarnation des legendären RB250, dem Urvater aller Rega-Tonarme. Was der RB110 nicht mehr hat: das einteilige gegossene konische Tonarmrohr, das bis zum heutigen Tag einen ausgezeichneten Ruf genießt.

Beim Einstiegsmodell muss es ein gerades Aluminiumrohr mit eingeklebtem Kunststoff - Headshell tun. Auch beim Montageflansch ist heute Kunststoff das Mittel der Wahl. Was es auch nicht gibt: eine Antiskating-Verstellmöglichkeit. Man muss mit einem fix voreingestellten Wert leben, was in der Praxis wohl völlig okay sein dürfte. Als Tonabnehmer schraubt Rega das hauseigene Modell „Carbon“ hinein und justiert es auch gleich korrekt. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als der Audio Technica- Klassiker AT-91, einem soliden MM mit Kohlefaser-Nadelträger, das sehr anständig Musik machen kann. Sogar das Einstellen der Auflagekraft hat Rega dem Nutzer sehr einfach gemacht: Man muss nur das separat verpackte Gegengewicht auf den Tonarmschaft schieben, bis es am vormontierten Gummiring anliegt, dann stimmt der Wert.

Via fest am Plattenspieler montierten Cinchkabel geht’s zum Phonoeingang des niedlichen Vollverstärkers Io. Das ist der kleinere Bruder des Erfolgsmodells Brio (ebenfalls schon bei uns zu Gast) und unterscheidet sich von jenem im Wesentlichen nur durch seine geringere Ausgangsleistung. Der Io ist ein ganz klassischer Vollverstärker: ein Phono-MM- und zwei Hochpegeleingänge, umgeschaltet wird mit einem einzigen Taster an der Gerätefront, mit dem kann man auch den Ausgang stummschalten. Alternativ tut’s die Fernbedienung. Für die Lautstärke gibt’s einen Drehregler – das war’s schon. Kein USB, kein Netzwerk, einfach solide 30 Watt an acht Ohm und knapp doppelt soviel an vier. Dementsprechend folgt auch der Aufbau des Gerätes klassischen Prinzipien: Im Gerät steckt eine diskret aufgebaute Verstärkerschaltung mit ziemlich modernen bipolaren Endtransistoren, die ihre Verlustwärme über den Gehäuseboden des Gerätes loswerden. Das ist kein besonders effektiver Kühlkörper, weshalb die Angelegenheit im Betrieb durchaus warm wird.  

Davon ab ist die Schaltung weitgehend mit winzigen SMD-Komponenten realisiert, der Strom kommt aus einem ordentlichen Ringkerntrafo, die Lautstärke stellt ein Alps-Motorpoti ein. Das ist alles, aber keine Sparlösung – vielmehr ein mit Bedacht reduziertes durchaus audiophiles Design. Die beiliegenden Lautsprecherkabel sind ziemlich schlichte Litzenleiter, deren abisolierte Enden sowohl am Verstärker wie auch an den Lautsprechern mit soliden Schraubklemmen angeschlossen werden. Letztere hören auf den Namen „Kyte“ und wurden eigens für die Zusammenarbeit mit dem kleinen Vollverstärker erdacht. Es handelt sich um ein recht kompaktes Zweiwegesystem mit 125 Millimeter durchmessendem Tieftöner. In den tiefen Lagen hilft ein rückseitig austretendes Bassreflexrohr, dass gleich mit in das sanft gerundete Kunststoffgehäuse „einmodelliert“ wurde. Gegen das im Spritzgussverfahren hergestellten Gehäuse ist absolut nicht zu sagen, weil Rega konsequent für Stabilität sorgt: Auf Boden, Deckel und Seitenwänden sind keramische Versteifungen (ich würde das „Fliesen“ nennen) aufgeklebt und außerdem mit einer Kreuzversteifung gegeneinander verspannt. Das stellt das Gehäuse sehr effektiv ruhig. Besagter Tieftöner – den Rega tatsächlich im eigenen Hause fertigt – arbeitet abermals schön klassisch mit einer Papiermembran, auf dem Polkern verbessert ein Phaseplug aus gummiartigem Material das Abstrahlverhalten.  

Den Hochtöner nennt Rega „ZRR“, was für „Zero Rear Reflection“ steht und auf die besonders aufwändige Bedämpfung des störenden rückwärtigen Schallanteils hinweisen soll. Auf alle Fälle ist die 19 Millimeter durchmessende Kalotte eine gute passende Ergänzung für den kleinen Woofer, eine dreiarmiges „Gitter“ schützt die Membran zumindest ein wenig vor neugierigen Fingern. Der Lautsprecher kann auf einem Sideboard, in einem Schrank (weniger empfehlenswert) oder auf Ständern frei im Raum positioniert werden. Für Regalanwendungen gibt’s ein paar rückwärtig zu montierende kleine Metallstützen. Die das leicht konisch zulaufende Gehäuse gerade rücken.  

Das ist es. Drei pragmatische, nach alter Väter Sitte konzipierte, aber mit modernen Mitteln gefertigte Komponenten, an denen nichts billig wirkt. Klanglich tut das System One genau das, was die Zielgruppe erwarten dürfte: knackig und emotional Musik machen. Die Lautsprecher halten sich bei freier Aufstellung ganz unten eher zurück, werden in der Praxis aber wohl eher wandnah betrieben, dann passt die Balance. Der Sound lebt von einer willkommenen Direktheit und verleiht Stimmen ordentlich Drive und Inbrunst. Dynamisch hat die Show natürlich Grenzen und ab einem gewissen Pegel klingt eine Snare merklich überzeugender als eine Bassdrum, aber das darf bei der Lautsprechergröße auch so sein. Wir freuen uns über einen schön transparenten, aber niemals nervigen Hochtonbereich, das ist wirklich sehr gelungen abgestimmt. Die Raumabbildung hängt natürlich stark von der Aufstellung ab, eine gute Mittenordnung mit überzeugender Tiefenstaffelung ist praktisch immer drin. Als Einstieg in die analoge Welt – große Klasse!

Fazit

Regas Einsteigersystem funktioniert im Verbund ausgezeichnet. In nicht zu riesigen Räumen spielt es druckvoll, knackig und klingt nie scharf oder lästig. Das analoge Flair ist da, Langeweile bleibt draußen – toll!

Kategorie: Stereoanlage und Komplettanlage

Produkt: Rega System One

Preis: um 1600 Euro

5/2022
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Ausstattung & technische Daten 
Preis (in Euro) ca. 1600 Euro 
Vertrieb: TAD Audiovertrieb, Aschau 
Telefon: 08052 9573273 
Internet: www.tad-audiovertrieb.de 
Garantie (in Jahre):
Abmessungen: 448 x 115 x 365 / 180 x 68 x 290 / 188 x 325 x 232 mm (BxHxT, PS, Verstärker, LS) 
Gewicht: ca. 5 / 3 / 3,7 kg 
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Datum 09.05.2022, 10:02 Uhr
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Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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