Kategorie: D/A-Wandler

Einzeltest: Henry Audio DA 256


Open-Source-High-End

D/A-Wandler Henry Audio DA 256 im Test, Bild 1
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Seit meinem ersten externen D/A-Wandler (ein günstiges Gerät von Musical Fidelity) bin ich angefixt. Egal, ob man einem alten CD-Spieler klanglich auf die Sprünge helfen möchte oder ob man einfach etwas mehr Klang sucht: Ein DAC kann Wunder wirken.

Hinter der Marke Henry Audio steckt nur eine Person. Der Mann heißt Børge Strand-Bergesen und nimmt das Entwickeln von HiFi-Geräten ziemlich ernst. Der hier vorzustellende D/A-Wandler DA 256 ist das zweite Gerät unter dem Markennamen. Das erste war ebenfalls ein DAC, er hieß USB DAC 128 und kam bei der Fachpresse recht gut an. Er bot jedoch lediglich einen Micro-USB-Eingang und Line-Ausgänge. Mit anderen Worten: Er war ein Spezialist für die Wiedergabe von Musik per Computer.

D/A-Wandler Henry Audio DA 256 im Test, Bild 2D/A-Wandler Henry Audio DA 256 im Test, Bild 3D/A-Wandler Henry Audio DA 256 im Test, Bild 4D/A-Wandler Henry Audio DA 256 im Test, Bild 5
Das neue Modell ist da wesentlich breiter aufgestellt. Der 256 bietet fünf Eingänge und darüber hinaus auch die Option, ein externes, richtig hochwertiges Netzteil anzuschließen, während der Vorgänger über das USB-Kabel „mitversorgt“ wurde. Geblieben ist die sympathische Open-Source-Herangehensweise. Alle Informationen zum Aufbau, zur Schaltung und so weiter lassen sich auf der Homepage des Entwicklers abrufen. Wenn man nun denkt: Open-Source, Ein-Mann- Bude, dann denkt man womöglich, dass das Gerät haptisch wenig ansprechend sein könnte. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Lange habe ich kein Gerät mehr so verliebt angehimmelt wie diesen kleinen, perfekt verarbeiteten Digital/ Analog-Wandler. Auch das passt zu seinem Anspruch. Gefertigt wird der perfekt verarbeitete DAC in der Nähe von Dresden, bei sh- Elektronik. Nur durch den Direktvertrieb ist der keinesfalls überzogene Preis von 1.250 Euro zu realisieren. Es soll zwar in Zukunft auch ein paar Händler geben, die das Produkt verkaufen, aber bisher kann man nur direkt beim Hersteller kaufen.  


Außen 

 
Das Gehäuse ist siebenteilig: Deckel, Boden, Front, Seitenteile, Platine inklusive Rückwand und Holzboden.

D/A-Wandler Henry Audio DA 256 im Test, Bild 5
Eigentlich alles dran, was man braucht: USB, Coax, 2 x optisch, dazu zwei Eingänge für ein externes Netzteil
Die Teile sind mit höchster Passgenauigkeit zusammengeschraubt, die Holzbodenplatte ist lackiert, vielleicht ein bisschen zu doll, aber das ist Geschmackssache. Das ist richtig lecker und das kompakte Format hat praktische Vorteile, zum Beispiel auf einem Schreibtisch. Der Nachteil der Größe ist, dass der Powerschalter auf der Rückseite sehr klein ist und je nach Dicke des Steckers des Cinchkabels eventuell etwas  schwierig zu erreichen ist. Aber schon nach zwei Tagen mit dem Gerät habe ich darüber nicht mehr nachgedacht. Einen Pegelsteller findet man hier nicht, der DA 256 kann also keine Vorstufe ersetzen — und will das auch nicht. Hier geht es um die bestmögliche Digital-Analog- Wandlung. Die vorhandenen Eingänge sind meines Erachtens völlig ausreichend: 1 x USB, 1 x Coax, 2 x optisch, plus ein zweiter USB-Eingang auf der Front, wenn man mal schnell ein Handy zur Musikwiedergabe anstöpseln will. Einen Eingangswahlschalter gibt es ebenfalls nicht, und das finde ich richtig cool. Der DA 256 scannt automatisch die Eingänge. Liegt irgendwo ein Signal an, nimmt er sich dessen an. Zwei Sekunden, nachdem die Wiedergabe pausiert oder gestoppt wurde, scannt er erneut. Welcher Eingang gerade spielt, zeigt eine kleine, dezente LED auf der Front farblich an. Die Farben gilt es entweder auswendig zu lernen, oder man ignoriert das einfach, schließlich weiß man ja, welche Quelle man gerade laufen hat. Übrigens: Auch die Abtastrate zeigt die LED farblich an, sofern man zuvor auf die rückseitige „Prog“-Taste drückt. Mir leuchtet nicht ganz ein, wofür das sinnvoll ist. In meiner Streaming-App sehe ich ja, was ich abspiele. Aber wer weiß, vielleicht bin ich in diesem Punkt nicht nerdig genug. Das Thema ist aber dennoch interessant, denn der DA 256 beschränkt sich auf sinnvolle Werte zwischen 44,1 und 192 kHz bei 16 oder 24 Bit. Nur PCM, kein DSD. Ich könnte damit leben, da ich nie Teil der DSD-Fraktion war. Was ich am DA 256 mag, ist, dass er gleich zwei Anschlüsse für ein externes Netzteil bietet. Einen mit einem 2,1mm-Pin, einen mit einem 2,5mm-Pin. Man benötigt also keine Adapter, falls es nicht passt, sondern wechselt einfach auf den passenden Port. Hier gibt es zahlreiche hochwertige Lösungen am Markt, etwa von iFi (Silent Power), Nuprime oder Keces. Der Hersteller hat uns das Netzteil LPS- 30 von PD Creative für ca. 220 Euro netto mitgeschickt. Das macht einen ordentlichen Eindruck, ist sehr schwer und preislich hochinteressant (sowie nur über den polnischen Hersteller selbst erhältlich). Ich habe aber auch ein Silent-Power-Netzteil ausprobiert. Man kann auch ein USB-Ladegerät nutzen, der rückseitige USB-B-Port kann interessanter Weise auch als „Netzanschluss“ genutzt werden. Erforderlich für den Betrieb sind 5 Volt und 200 mA, bei der Anschaffung eines Ladegeräts sollte man das unbedingt beachten (wobei mehr Ampere nicht schaden). Ein externes Netzteil muss 8 bis 16 Volt und 200 mA liefern können. Die interne Spannungsregelung des D/A-Wandlers erledigt alles Weitere. Und Hand aufs Herz: Wer so viel Geld für ein HiFi-Gerät ausgibt, der spart wohl kaum am Netzteil. 

Innen 


Der Klangentscheidende D/A-Wandler- Chip stammt von Texas Instruments und heißt PCM5142PW. Grundsätzlich ist der fähig, HighRes bis zu 384 kHz/32 Bit zu verarbeiten. Der intern getriebene Aufwand in der Digital- Sektion ist enorm, hier gibt es auch Standesgemäß getrennte Oszillatoren für die Mehrfachen von 44,1 kHz (88,2 und 176,4 kHz) und 48 kHz (96 und 192 kHz). Nur eine Treiberstufe direkt vor den Ausgängen gibt es nicht.   

Hörtest 

 
Der Hörtest fand bei mir zuhause statt, der Gegenspieler war dementsprechend der interne DAC meiner Rotel-Vorstufe RC- 1590MKII. Den Anfang machte Alice Cooper mit „Black Mamba“ über den Rotel-DAC. Ja, hat was, ist aber irgendwie schwammig und wenig durchhörbar. Das macht der Henry klar besser. Er verleiht dem Titel mehr Tiefe, mehr Nachdruck im Bass, und sorgt auch für mehr Ordnung. Nicht dramatisch, aber hörbar. Beim zweiten Titel, einer wilden Version von „Take On Me“, interpretiert vom Jazz-Musiker Tobias Christl, überzeugen beide DACs mit einer großen Freude am Detail, hier spielt der Henry seine Stärken gerade bei den wilden Momenten aus, da bleibt er klarer, strukturierter und macht das Geschehen nachvollziehbarer. Zuletzt noch „Schwab’s Drugstore“ vom Musical „Sunset Blvd.“. Die ganze Aufnahme ist ja eine Freude für Kontrabass-Fans, und der Henry kann das  auch besser rausstellen. Er verleiht dem agilen Stück mehr Schwung und Druck, scheint auch, gerade bei lauten Stimmen, entspannter mit dynamischen Spitzen umzugehen. Also im Sinne von unbeschwerter. Der größte Unterschied ist interessanter Weise hier der Umgang mit den S-Lauten von Hauptdarsteller Tom Francis. Die kommen über den Rotel deutlich (!) betonter und über den Henry fallen sie kaum auf. Verblüffend. Und wie macht sich der Henry gegenüber dem Volumio Preciso? Das ist etwas, was man gar nicht unmittelbar rausfindet. Man benötigt etwas Zeit, denn Metallica, Fiona Apple und andere brachten nicht sofort ein klar formulierbares Ergebnis. Was schon zeigt, dass wir es hier mit zwei sehr schönen D/A-Wandlern zu tun haben. Aber Mireille Mathieus „Mon Crédo“ machte die zuvor etwas vagen Eindrücke dann glasklar: Der Henry spielt feiner aufgelöst, insbesondere im Hochton. Er liefert dort auch weniger Energie, was weder mit richtig oder falsch zu tun hat als mit schön und schöner. Er klingt somit audiophiler, dezent sanfter, sogar einen Hauch natürlicher. Auch sind Stimmen und Instrumente bei ihm minimal plastischer, greifbarer für das Ohr. Größer ist der Unterschied naturgemäß, wenn man einen einfachen CD- oder anderen Zuspieler anschließt. Mein Onkyo-CD-Spieler etwa, den ich aus gutem Grund über die Digitalausgänge betreibe, klingt erheblich weniger lebendig, im Vergleich undynamisch und schlicht schaumgebremst. Auch der Wiim, der einen echt guten Klang an seinen analogen Ausgängen bietet, legt am Henry nochmal deutlich zu. Das Ende der Fahnenstange ist dann beim Lyngdorf CD-2 erreicht, dessen Klang kann der Henry nicht verbessern. Wobei auch das relativ ist, denn der Lyngdorf spielt heller und informativer, je nach Geschmack und bevorzugtem Genre kann da der stämmigere, wärmere Klang des DA 256 besser passen.   

Fazit

Wunderschön gemacht, technisch durchdacht und klanglich sehr gut! Der Henry Audio DA 256 ist ein überzeugendes Beispiel dafür, dass ein externer D/A-Wandler in beinahe allen Fällen sinnvoll ist.

Kategorie: D/A-Wandler

Produkt: Henry Audio DA 256

Preis: um 1250 Euro

Ganze Bewertung anzeigen


11/2025
5.0 von 5 Sternen

Spitzenklasse
Henry Audio DA 256

11/2025

Henry Audio DA 256
KLANGTIPP
Bewertung 
Klang 70%

5 von 5 Sternen

Labor 15%

5 von 5 Sternen

Praxis 15%

5 von 5 Sternen

Ausstattung & technische Daten 
Preis: 1.250 Euro 
Vertrieb: Henry Audio AS, Norwegen 
Kontakt: borge@henryaudio.com 
Internet: www.henryaudio.com/de/ 
Ausstattung
Abmessungen (B x H x T in mm): 145/173/47 
Gewicht: 1 kg 
Anschlüsse 4 x digital in (USB, Coax, 2 x optisch), 2 x Netzteil, 1 x analog out (Cinch) 
+ sehr sauberer, kräftiger Klang 
+ super Verarbeitung und Ausstattung 
+/- + mit optionalem Netzteil (+220 Euro) noch besser 
Klasse Spitzenklasse 
Preis/Leistung sehr gut 
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Alexander Rose-Fehling
Autor Alexander Rose-Fehling
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Datum 25.11.2025, 13:05 Uhr
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Interessante Links:
  • www.hausgeraete-test.de
  • www.heimwerker-test.de
  • hifitest.de/shop/
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