
Früher einmal waren sie fast unverzichtbar: Superhochtöner. Heutzutage sind (fast) alle Lautsprecher „Fullrange“-tauglich – doch es gibt auch ein neues Anforderungsprofil
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Geschichtsstunde mit Anfassen

Ok, eigentlich sollte ich Geschichtsstunde zum Anfassen schreiben, aber dazu hatte ich keine Lust. Lust habe ich über den Rega Brio MK7 und den Planar 3 RS zu erzählen, denn die beiden Geräte machen mir so richtig Freude.
Ach Rega, was würden wir nur ohne dich tun? Du bist uns die Quelle ewiger Freude und analoger Hingabe. Vielleicht fragen Sie sich jetzt, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe? Verständlich, aber ich meine es ehrlich, denn gibt es eine zweite Firma, auf die man sich so verlassen kann, wie auf Rega. Rega begleitet nicht nur mich schon mein ganzes HiFi-Leben und das ist nicht eben gerade kurz. Und deshalb steht auch der originale Brio direkt neben mir und zwar in seiner ersten Ausführung. Sein Design wurde „Clamshell“ (Muschelschale) genannt, was für ein Metallgehäuse mit Rippen auf etwa 2/3 der Oberseite für die Abwärme steht, was der gesamten ersten Serie ihren charakteristischen Look gab. Mein erster Rega war das allerdings nicht, das war der deutliche größere Elicit mit dem ich viele Jahre sehr gerne Musik gehört und ihn dann dummerweise doch verkauft habe.












Verstärkung
Regas Herzstücke sind natürlich die Plattenspieler, aber zum Glück gibt es da noch mehr im Portfolio. Und genau deshalb drehe ich die Sache einmal um und beginne mit dem neuen Brio MK7 Vollverstärker. Im Mai 1990 bestand Rega schon Seite 17 Jahren, bevor mit dem Elicit der erste Rega-Verstärker auf den Markt kam. Kaum ein Jahr später legten sie mit dem ersten Brio im April 1991 ihren Einsteigerverstärker nach. Verantwortlich für die Entwicklung aller Verstärker war bis vor kurzem Regas jahrzehntelanger Elektronik-„Guru“ Terry Bateman. Terry ist ein Stück weit in Rente gegangen, bleibt der Firma aber als Berater erhalten. Bei der Entwicklung des Brio MK7 hat er Ashton Wagner, seinem engsten Mitarbeiter der letzten 10 Jahre über die Schulter geschaut. Bateman kam schon Ende der 80er Jahre zu Rega, davor hat er als Ingenieur für eine Firma gearbeitet, die PA-und Aufnahmeequipment herstellte. Da Rega sein Plattenspielerportfolio erweitern wollte, hatte Roy Gandy einem Schulfreund die Entwicklung eines vielversprechenden Verstärkers finanziert. Obwohl das Gerät so vielversprechend war, konnte der Mann es nicht zur Serienreife bringen. Terry Bateman konnte das und so nahm die erfolgreiche und wunderbare Geschichte der Rega-Elektronik unter der Bateman-Ägide ihren Lauf. Entwickler wie Terry sind rar gesät: er ist einerseits extrem fähig, und hat immer wieder hervorragende Geräte entwickelt und hat obendrein noch genau den richtigen Humor. Ein Beispiel: Bateman hört beim Entwickeln seiner Schaltungen gerne Musik und ist offen für alle Einflüsse. So musste er bei der Entwicklung seiner Aria-R-Phonostufe immer wieder an einen alten Freund denken, der einen privaten Internet-Piratensender namens „UnCool Radio“ betrieb. Uncool deshalb, weil es in den 90ern ausgesprochen uncool war, LPs im Allgemeinen Led Zeppelin im Besonderen, an einem Freitagabend zu spielen, und das tat sein Freund. Ihm hat Terry Bateman mit dem Aufdruck „Uncool is the new cool“ auf der Leiterplatine des Aria-R eine Art Denkmal gesetzt. Das muss man doch einfach lieben, finden Sie nicht auch? Wann immer ihm bei der Arbeit derartige Assoziationen kamen, setzte er sie so um, beim Brio MK7 war das nicht der Fall, aber das ist ja auch nicht mehr ganz sein Gerät.
Die Brios
Der ursprüngliche Brio ist nicht so gut dokumentiert, ab dem Brio 3 ändert sich das. Terry Bateman hat den Übergang vom Brio 3 zum Brio-R in einem englischen Interview sehr gut dokumentiert.

Brio Klang
Der Klang früherer Brio-Inkarnation, und da meine ich vor allem mein privates Urmodell, war nicht unbedingt von größter Autorität und Ruhe gekennzeichnet. Dafür war er lebendig und ließ die klassisch-englischen PRAT-Tugenden hoch leben: Pace, Rhythm and Timing, also Tempo, Rhythmus und Timing. Das hat sich inzwischen geändert, denn dieser Brio spielt sehr erwachsen, sehr flüssig und frisch, dabei durchaus auch kernig saftig, wenn das Material das möchte. Angeschlossen habe ich ihn an ein Pärchen ausgesprochen herrlicher Heco Direkt Premium Lautsprecher und wenn ich Ihnen sage, dass das eine Traumkombi ist, dürfen Sie mir das wirklich glauben. Das direkte, ungebremste Ansprechen der Hecos und die flüssige, geschmeidig-kraftvolle Art des Brio MK7 sind wie füreinander geschaffen. Das geht flüsterleise ebenso gut wie richtig laut, was ich mit Jazz, Hip-Hop und Klassik überprüft habe. Gerade das Requiem von Benjamin Britten, kein leichter Stoff, klang so berührend, so intim und dann wieder groß, so hervorragend gestaffelt und mühelos, und das auch bei ernsthaften Abhörpegeln, dass ich einfach nur erstaunt war. Erstaunt, berührt und verführt, den Brio MK7 mit nach Hause zu nehmen. Diese Klangsignatur ist nicht auf den Phonoeingang beschränkt, der D/A-Wandler und die Hochpegeleingänge machen genau da weiter. Wird aus dem Traumduo am Ende ein Trio? Lesen Sie weiter, denn nun komme ich zur Kernkompetenz von Rega, dem Planar 3 RS Plattenspieler.
Rega ist Plattenspieler
Plattenspieler sind die Seele Regas. Den Planar 3 kennen wir natürlich bestens, den RS noch nicht.

Nachdem vor zwei Jahren der Planar 3 50th Anniversary mit seinem Walnusslaminat optisch und vielleicht auch klanglich ein wenig anders war und nur im Jubiläumsjahr 2023 verkauft wurde, brauchte ein neues Sondermodell. Und so erblickte der Planar 3 RS (Rega Special) das Licht der Analogwelt. Für seine Optik ist Rega-Marketing-Koordinator Simon Webster verantwortlich. Der RS bekam dasselbe Hochdrucklaminat für das Außenkleid seiner Zarge, das sonst den größeren Planar 6, 8 und 10 vorbehalten ist. Das ist aber nicht dieselbe Zarge, denn die größeren Modelle haben einen Schaumkern, der RS noch immer MDF. Es wäre auch dämlich, das zu tun, denn dann wäre der Planar 6 überflüssig – abgesehen von dessen besserem Hilfsplattenteller aus Aluminium. Was den 3 RS außerdem vom normalen 3er und jedem anderen Rega Plattenspieler unterscheidet, ist seine neue Oberfläche mit dem sehr schicken Satin-Finish aus dunklem, gebürstetem Aluminium – das sieht wirklich edel aus. Weitere wichtige Details des RS-Pakets sind das auf den Motor abgestimmte Neo PSU MK2-Netzteil, der bessere EBLT-Riemen und der neue, hervorragende Nd5 Tonabnehmer. Damit wird der Planar 3 RS zu einem extrem verlockenden Angebot, was die Verkaufszahlen bestätigen: einzig der Planar 1 verkauft sich in höheren Stückzahlen. Die Referenz an den Urahn ist die getönte Abdeckhaube, die allerdings nicht so „rauchig“ wie früher ist. Mit dem Ur-Planar hat der Planar 3 RS nur noch die Grundprinzipien gemein, er wurde über die Jahrzehnte einfach deutlich verfeinert. Dass ein alter 3er aber keineswegs schlecht klingen muss, haben wir vergangenes Jahr beim Analog Forum in Moers erlebt. Dort führte ein Händler einen älteren und einen aktuellen 3er vor. Die Unterschiede waren, selbstredend mit dem gleichen Tonabnehmer, hörbar und bewegen sich im Bereich persönlicher Vorlieben.
Planar 3 RS Klang
Nachdem ich einen ausgesprochen positiven Eindruck vom Klang des Brio MK7 gewonnen hatte, kam sein analoger Bruder zum Zuge. Dafür hatte ich mir extra ein paar dynamische Gemeinheiten zurecht gelegt. Angefangen mit Charles Tolliver Music Inc und ihrer 1980er Scheibe Compassion. Das ist knallhart geschnittener Modern Jazz, der einige Auflösungsanforderungen an Tonabnehmer und Plattenspieler stellt. Den Planar 3 RS stellt das vor keine Probleme. Souverän bildet er die strahlende Trompete, die krachenden Schlagzeugakzente, den knorrigen Bass und die treibenden Gitarrenriffs ab. Apropos Gitarre, das Ein- Ausschwingen der Gitarren von Rodrigo et Gabriela von ihrem Doppelalbum Live in Japan sind ebenso eine reine Freude wie Brother Jack McDuffs Organ-Quartett mit Screamin´. Ich achte ja weniger auf vermeintlich audiophile Einzeldisziplinen, sondern auf den musikalischen Fluss und stimmige Klangfarben. Es grooved und swingt und dabei knallt auch mal ein Becken aus dem Gesamtgeschehen heraus: Pling! Auflösung ist da, Fluss, Kohärenz. Der Planar 3 RS reiht sich perfekt in die lange Liste seiner Vorgänger ein: er lädt zum Musikhören ein und ist nichts für Fummler oder Frickler. Und damit genau richtig für mich.
Fazit
Sowohl der Brio MK7 als auch der Planar 3 RS sind Geräte, mit denen ich fortan Musik hören könnte. Zusammen bilden sie ein fast unschlagbares Duo.Kategorie: Plattenspieler
Produkt: Rega Planar 3 RS
Preis: um 1299 Euro

Spitzenklasse
Rega Planar 3 RS
Rega Planar 3 RS
Kategorie: Vollverstärker
Produkt: Rega Brio MK7
Preis: um 999 Euro

Spitzenklasse
Rega Brio MK7
Rega Brio MK7
Klang | 70% | |
Labor | 15% | |
Praxis | 15% |
Vertrieb | TAD, Prien am Chiemsee |
Telefon: | 08052 9573273 |
Internet | www.tad-audiovertrieb.de |
Ausstattung | |
Abmessungen (B x H x T in mm) | 447 x 117 x 360 |
Gewicht (in Kg): | 6 kg |
Prinzip | Riementriebler |
Tonarm | Rega RB 330 |
Besonderheiten | Nd5 Tonabnehmer; EBLT Riemen; Neo PSU Mk2; HPL-Zarge mit Aluiniumfi nish gebürstet; getönte Abdeckhaube |
Garantie (in Jahre): | 2 Jahre |
Kurz und knapp | |
+ | edles Design |
+ | tolles Gesamtpaket |
+/- | + unbestechlich guter Klang |
Klasse | Spitzenklasse |
Preis/Leistung | hervorragend |
Klang | 70% | |
Labor | 15% | |
Praxis | 15% |
Preis: | 999 Euro |
Vertrieb: | TAD, Prien am Chiemsee |
Telefon: | 08052 9573273 |
Internet: | www.tad-audiovertrieb.de |
Ausstattung | |
Abmessungen (B x H x T in mm): | 216 x 79 x 365 |
Gewicht: | 4,9 kg |
Prinzip: | Transistor Vollverstärker |
Leistung: | 50 W / 8 Ohm; 72 W/4 Ohm |
Eingänge: | 3 x Hochpegel; 1 x Phono MM; 2 x Digital (optisch/Coax) |
Ausgänge: | 1 x LS Stereo |
Samplingraten | 32, 44.1, 48, 88.2, 96, 176.4, 192 kHz |
Garantie | 2 Jahre |
+ | sinnvolle Ausstattung |
+ | hervorragender Klang |
+/- | + kompakt und leistungsfähig |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis/Leistung: | sehr gut |