Kategorie: Vollverstärker

Einzeltest: Rega Elicit MK V


Generation fünf

Vollverstärker Rega Elicit MK V im Test, Bild 1
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Nun sind britische Vollverstärker sicherlich für ihre klanglichen Meriten bekannt, aber nicht unbedingt für ihre pralle Ausstattung. Regas Elicit MK V beweist, dass das nicht so sein muss.

Generelles


Wie – MK V? Das ist das fünfte Modell einer Verstärkerbaureihe, von der wir noch nie ein Modell in Händen hatten? Wie konnte das passieren? Um so erstaunlicher, als das Rega die Elicit-Baureihe seit nunmehr 30 Jahren fertigt. Im gegenwärtig sechs Modelle umfassenden Vollverstärker- Lineup der Briten ist der Elicit so etwas wie gehobene Mittelklasse, will sagen: Es gibt mit Osiris und Aethos noch zwei darüber angesiedelte Modelle. Allen Geräten gemein ist ihr optisch dezenter Auftritt im eher schlichten schwarzen Gewand, ab Elicit abwärts sind noch nicht einmal Kühlkörper von außen zu sehen. Wobei man sich nicht täuschen lassen sollte: Der 12,5 Kilogramm schwere Elicit MK V ist kein Kind von Traurigkeit und stellt an Vier- Ohm-Lasten stabile 160 Watt pro Kanal bereit, an acht Ohm sind’s immer noch kernige 110 Watt.

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Rega hat das Gerät ganz bewusst als „treibt jeden Lautsprecher“- Kandidaten konzipiert. Zudem ist er der erste Rega-Vollverstärker, der digitalen Signalquellen Zugang gewährt. Eine Phonovorstufe gibt’s selbstverständlich auch, auf dem Preisschild steht 2600 Euro. Das ist für einen anspruchsvollen Verstärker aus europäischer Fertigung ein ausgesprochen fairer Kurs.   

Äußerlichkeiten


Der rundum geschlossene Korpus des Gerätes wirkt ausgesprochen elegant. Der Aufbau ist eine trickreiche Kombination aus eigens dafür gefertigten Stranggussprofilen für die Seitenteile und gewichtigen Blechplatten für Deckel und Boden. Rega setzt hier tatsächlich sogar auf Stahl als Material der Wahl, was seine Spuren im erklecklichen Gesamtgewicht des Elicit hinterlassen hat. Die Gerätefront bildet eine hübsch eingefasste dunkle Acrylplatte. Rechts gibt’s den Lautstärkesteller, bei dem man ein wenig zupacken muss – oder man nimmt gleich die mitgelieferte Systemfernbedienung „Solaris“ zur Hilfe. Auf der linken Seite gibt’s einen kleinen runden Netzschalter, der nicht nur so heißt, sondern auch tatsächlich konsequent die Stromzufuhr schaltet. Daneben findet sich der Kopfhörerausgang, daneben ein Taster, mit dem die insgesamt sieben Eingänge durchgeschaltet werden können. Welcher davon gerade aktiv ist, verraten winzige, bei Bedarf hinterleuchtete Symbole.

Vollverstärker Rega Elicit MK V im Test, Bild 8
Das Anschlussfeld bietet Mengen von Möglichkeiten
Die Rückseite offenbart gleich zehn Cinchbuchsenpaare. Vier davon bilden klassische Hochpegeleingänge, eines bedient die MM-Phonovorstufe. Zwei weitere Paare bilden eine echte Tape-Schleife – das gibt’s auch nicht mehr alle Tage. Zumal es gleich zwei identisch beschaltete Tape-Ausgänge gibt. Der „Direct Input“ erlaubt die Integration des Gerätes in ein Heimkino-Setup, bei dem man die Vorstufenfunktionen nicht braucht, der „Preamp Output“ ist entsprechend das genaue Gegenteil davon. Hinzu gesellen sich zwei Digitaleingänge, einen im Toslink- und einen im koaxialen Cinch-Format. Ein zeitgemäßer USB-Anschluss ist nicht vorhanden. Die vergoldeten Lautsprecherklemmen sind qualitativ in Ordnung, die „CE-Stöpsel“ lassen sich ganz einfach entfernen, sie fallen nämlich heraus, wenn man die Polklemmen weit genug aufdreht. Die Kaltgerätebuchse ist lediglich zweipolig ausgeführt, das gibt’s gerade bei Geräten von der Insel öfter und ist kein Grund, sich Sorgen ob der elektrischen Sicherheit zu machen. Das Gerät wirkt rundum solide und bestens verarbeitet, was bei Insel-HiFi ja nicht zwangsläufig der Fall sein muss.   


Technisches


Unterm gewichtigen Deckel kommt ein ziemlich komplexer Aufbau zum Vorschein. Eine fast flächendeckende Platine beherbergt den Großteil der Komponenten. In der Mitte hinter der Front residiert ein potenter Ringkerntrafo, der sicherlich kein Problem damit hat, das Ensemble mit mehr als ausreichend Strom zu versorgen. Erstaunlich unauffällig geben sich die Endstufen des Gerätes. Tatsächlich sind lediglich zwei Transistoren pro Kanal für die Schwerarbeit am Lautsprecher zuständig, und die müssen sich mit den – zugegebenermaßen dickwandigen – Seitenprofilen des Gerätes als Kühlfläche begnügen. Wahre Ruhestromorgien sind beim Elicit MK V also nicht zu erwarten. Der Labordurchgang offenbart denn auch eine Leistungsaufnahme von unter 50VA im Leerlauf. Das reicht, um das Gehäuse auf ordentlich Temperatur zu bringen, ein ausgedehnter Class-A-Bereich ist hier aber nicht zu erwarten. Chefentwickler Terry Bateman und sein Zauberlehrling Ashton Wagner bedienten sich bei der Auswahl ihrer Arbeitspferde zudem aus den Regalen des japanischen Herstellers Sanken – einer der ganz wenigen Halbleiterfabrikanten, der noch dezidierte Transistoren für den Audiobereich herstellt. Das durch die Jahre der Elicit-Historie liebevoll gehegte und gepflegte Schaltungskonzept beruht dem Vernehmen nach immer noch auf den Lehren des großen John Lindsley Hood, der bereits 1969 seine berühmte, besonders verzerrungsarme Verstärkertopologie vorstellte.   

Die teils diskrete, teils mit integrierten Bausteinen realisierte Variante jedenfalls entzieht sich weitgehend einer eingehenderen Betrachtung – Sie wissen schon, jede Menge „Fliegendreck“ in Gestalt winziger SMD-Komponenten.

Vollverstärker Rega Elicit MK V im Test, Bild 4
Für den Einstieg absolut brauchbar: die eingebaute MM-Phonovorstufe
Ganz rechts hinten drückt sich fast schamhaft die Phonovorstufe ins Eck, sinnvollerweise in maximaler Entfernung zum Trafo. Hierbei scheint es sich um eine Standardlösung mit integrierten Operationsverstärkern zu handel, an der es nichts weiter einzustellen gibt. Der D/A-Wandler basiert auf einem schon etwas betagten Wandlerchip von Wolfson, der aber einen ausgezeichneten Ruf genießt und mit PCM-Datenströmen bis 24 Bit und 192 Kilohertz klar kommt. Sie sehen mir nach, dass ich mich an dieser Stelle nicht mit den klanglichen Meriten der Digitalabteilung des Rega auseinandergesetzt habe. Vielmehr freue ich mich über die offenbar kräftige, weitgehend diskret aufgebaute Vorstufenabteilung des Gerätes und die direkt vor Ort per feiner Relais geschalteten Eingänge. In Sachen Leitungsverlegung – das betrifft in erster Linie die Trafozuleitungen – wäre etwas mehr Sorgfalt schön gewesen, aber man sieht‘s ja nicht, wenn der Deckel drauf ist. Die Lautstärke regelt übrigens ein Alps- Poti mit Motor, das diesmal nicht ganz kritikfrei davonkommt: Zu geringen Pegeln hin gibt‘s durchaus zumindest messbare Kanaldifferenzen. Was vermutlich nur bei sehr wirkungsgradstarken Lautsprechern hörbar wird.   

Bei denen, die ich im Zuge dieser Betrachtung angeschlossen habe, gab‘s diesbezüglich definitiv keine Probleme. Fangen wir ganz langsam an. Anouar Brahem nebst illustrer Begleit-Crew, das sollte einen verlässlichen ersten Eindruck liefern können. Tut es: Wir erleben ein weiträumiges, fein über die Bühne verteiltes Klangbild, sowohl die Tiefe der Abbildung gefällt, wie auch die selbstverständliche Loslösung von der Lautsprecherebene. Der sensible Dialog zwischen Brahems Laute und Django Bates‘ Klavier ausgesprochen gut nachvollziehbar. Es klingt nicht spektakulär, macht aber einen bewusst „richtigen“ Eindruck. Als nächstes sind „Sound Of Smoke“ dran. Sofort fällt die deutlich engere Staffelung des Geschehens auf, die Freistellung der Gesangsstimme allerdings gerät ausgezeichnet. Den herrlich psychedelischen Tenor des Albums serviert der Rega mit hörbarem Genuss. Tonale Präferenzen sind nicht zu erkennen, er wirkt diesbezüglich schlüssig und unauffällig. Das Transrotor Figaro und Isabelle Baptés Vokalarbeit passen ausgezeichnet zusammen, es klingt fein ziseliert, präzise und bestens konturiert. Das wunderbare „One More“ auf dem selbstbetitelten Album der britischen Band Cymande fl ießt extrem entspannt und locker und verwöhnt mit einem wunderbar „angefetteten“ Siebziger-Schlagzeug. Das klingt sehr stark nach Class-A-Lässigkeit – ist es aber nicht. Checken wir noch kurz die eingebaute Phonovorstufe. Die klingt okay, das Audio Technica AT-5V demonstriert seine Geschlossenheit durchaus überzeugend, aber es klingt eindeutig blasser und enger als das, was ich von dem Abtaster gewöhnt bin. Also: Gut zum Einstieg, aber wer den absolut überzeugenden Rest des Vollverstärkers ausreizen will, der darf in Sachen Front End gerne Größeres auffahren.

Fazit

Man merkt der fünften Generation seine souveräne Abgeklärtheit an: Der neue Elicit klingt fein, sehr transparent, hat mehr als genug Kraft für alle Lebenslagen und ist die perfekte Basis für eine sehr feine Anlage.

Kategorie: Vollverstärker

Produkt: Rega Elicit MK V

Preis: um 2600 Euro

6/2023

Der neue Elicit klingt fein, sehr transparent, hat mehr als genug Kraft für alle Lebenslagen

Rega Elicit MK V

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Ausstattung & technische Daten 
Preis: 2.600 Euro 
Vertrieb: TAD Audiovertrieb, Aschau 
Telefon: Nein 
Internet: www.tad-audiovertrieb.de 
Garantie: 2 Jahre 
Abmessungen: 432 x 82 x 340 mm 
Gewicht (in kg): ca. 12,5 kg 
Unterm Strich … » Man merkt der fünften Generation seine souveräne Abgeklärtheit an: Der neue Elicit klingt fein, sehr transparent, hat mehr als genug Kraft für alle Lebenslagen und ist die perfekte Basis für eine sehr feine Anlage. 
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Datum 03.06.2023, 09:59 Uhr
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Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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