Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker

Systemtest: Rogue Audio Ninety Nine, Rogue Audio Stereo 90


Blattgefedert

Röhrenverstärker Rogue Audio Ninety Nine, Rogue Audio Stereo 90 im Test , Bild 1
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Manchmal ist es ziemlich schwer, sich dem archaischen Charme glimmender Glaskolben zu entziehen. Für mich besonders dann, wenn mich eine Elektronik mit den üblichen Röhrenklischees in Ruhe lässt. Wie diese hier

Mitspieler


Plattenspieler:

 Kuzma Stabi M / 4point / Lyra Atlas
 Clearaudio Master Innovation / TT2 / Goldfinger

Phonovorstufen:

 Vitus Audio RP-101
 Joachim Gerhard „Nobrainer” Prototyp

Lautsprecher:

 Audio Physic Avantera
 Klang + Ton Nada
 Klang + Ton „DeltaHorn“

Zubehör:

 Netzsynthesizer PS Audio P10
 NF-Kabel von van den Hul und Transparent
 Phonokabel van den Hul
 Lautsprecherkabel von Transparent
 Plattenwaschmaschine von Clearaudio


Gegenspieler


Vorstufen:

 MalValve preamp four line
 Lindemann 830S

Endverstärker:

 Lindemann 858
 SymAsym  Pennsylvania.


Warum nicht, das hatten wir noch nicht auf der HiFi-Landkarte.

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Rogue Audio allerdings fertigt hier, genauer gesagt in Brodheadsville, schon seit über 20 Jahren Röhrenelektronik. Und wer bei der Herkunft ein sehr „amerikanisches“ Gefühl hat, der irrt nicht: Die Geräte dieses Herstellers versprühen zweifellos den Charme, von Hand mit der Produktion von viel kernigem Männerschweiß entstanden zu sein. Das ist beileibe nichts Schlechtes, erinnert aber ein bisschen an blattgefederte Hinterachsen, Starrahmen und blubbernde Achtzylinder. Hüben wie drüben ist das Zeug für die Ewigkeit gebaut. Rogue Audio verpackt seine Geräte in ordentlichen Mengen von Stahlblech, eloxiert die Alufronten wahlweise schwarz oder silbern und verpasst den anderen Blechen eine stabile schwarze Pulverbeschichtung. Zwei solch solider Kabinette stehen hier zur Debatte, und zwar in Gestalt der Röhrenvorstufe „Nintey Nine“ und der Stereoendstufe „Stereo 90“. Beide vermitteln einen ungemein soliden Eindruck, und wer angesichts dessen sehr unerfreuliche Preisschilder befürchtet, der sieht sich wenigstens ein wenig getäuscht: Die Vorstufe kostet 3.250 Euro, die Endstufe deren 3.500. Das hätte schlimmer kommen können. Die Ninety Nine gibt‘s schon ein Weilchen; das Gerät würde bereits im Jahre 2000 vorgestellt. Da in der Röhrentechnik nicht jede Woche die Welt revolutioniert wird, muss man gegenüber einer 13 Jahre alten Entwicklung keinerlei Bedenken haben; einige der begehrtesten Röhrengeräte überhaupt sind nochmals mindestens 50 Jahre älter. Vier Taster und drei Drehknöpfe bevölkern die Vorderseite. Mittig der Lautstärkesteller, rechts daneben der Eingangswähler. Fünf Paar Cinchterminals können angewählt werden, eins trägt gar den verheißungsvollen Namen „Phono“. Tatsächlich gibt‘s für die Ninety Nine optionale ein steckbares Röhrenphonomodul (800 Euro Aufpreis). Im Normalzustand funktioniert der Eingang als normaler Hochpegelanschluss. Links neben dem Pegelsteller findet sich eine weitere Besonderheit: Ein Drehschalter erlaubt die Umschaltung der Verstärkung in fünf Stufen. Sehr praktisch zum Anpassen an die jeweilige Endstufe. Ganz links finden wir den Netzschalter, daneben einen Mute-Taster, halbrechts einen Monoschalter, daneben einen Tape-Monitor-Schalter. Schon der Blick durch den gelochten Deckel offenbart technische Opulenz, und in der Tat ist diese Vorstufe mal so richtig aufwendig gemacht. Was ich noch nicht so ganz verstanden habe, ist das Stromversorgungskonzept: Es gibt nämlich ein externes Netzteil mit zwei Transformatoren, aber trotzdem sitzt im Verstärkerabteil ein Ringkernumspanner zur Bereitstellung der Hochspannung für die Röhren. Derer gibt es vier Stück, alles Oktal-Doppeltrioden vom Typ 6SN7GT. Drauf steht „Made In China“, aber das muss ja nicht in jedem Falle etwas Schlechtes bedeuten. Je zwei Röhren pro Kanal übernehmen die Verstärkung und sind als „Mu-Follower“ verschaltet. Diese Anordnung erlaubt viel Verstärkung bei geringer Ausgangsimpedanz. Eine solche Anordnung braucht zwei Triodensysteme, so dass vermutlich zwei dieser Schaltungen hintereinander arbeiten. Die Versorgung der vier Röhren ist nur als fürstlich zu bezeichnen, ein großer Teil des Schaltungsaufwandes dient nur jenem Zweck. Die Qualität der passiven Bauteile ist durchweg erfreulich, insbesondere die vier voluminösen Mundorf-Supreme- Kondensatoren fallen ins Auge. Der Eingangswahlschalter sitzt auf einer separaten Platine direkt hinter der Rückwand und wird per langer Achse bis zur Front verlängert. Ähnliches gilt für den Verstärkungs- Wahlschalter; das Lautstärkepoti hat zusätzlich einen Motor und kann mit dem beiliegenden massiven Aluminium-Infrarotgeber fernbedient werden. Dabei allerdings streut der Motor hörbar ins Signal ein, was aber zu verschmerzen ist. Eine große Aussparung auf der rechten Gehäuseseite dient der Unterbringung des besagten Phonomoduls, und spätestens damit wäre das Gehäuse dann richtig voll. Von Sparsamkeit kann auch bei der Stereo 90 nicht die Rede sein. Der 27-Kiogramm-Bolide verstärkt mit zwei KT88 im Gegentakt pro Kanal und soll damit 90 Watt schaffen. Das ist ein bisschen zu optimistisch, aber 70 sind‘s schon, wenn man beim Klirr ein Auge zudrückt. Zu den vier Endröhren gibt‘s im Inneren eine Treiberstufe mit einer 6SN7 und einer 12AX7 (ECC83) pro Kanal. Eisen ist reichlich vorhanden, der Hersteller ist besonders auf seine breitbandigen Ausgangsübertrager stolz. Was mich etwas verunsichert ist die „fully regulated high voltage supply“, von der der Hersteller spricht. Von einer Regelung für die Hochspannung kann ich nämlich nirgends etwas entdecken. Interessant ist der Anschluss der verschiedenen Abgriffe der Ausgangsübertrager gelöst: Hier muss der Anwender tätig werden und den richtigen Draht mit dem Anschlussterminal verbinden. Die vier Endröhren müssen per Hand auf den richtigen Ruhestrom justiert werden, aber das geht problemlos. Dazu gibt‘s im Gerät ein Messinstrument und einen Drehschalter, der die Anzeige auf die vier Röhren schaltet. Per Schraubendreher – ist auf dem Chassis befestigt – wird der Strom über Trimmpotis auf den Sollwert eingestellt. Die Endstufe erlaubt die Anwahl zwei verschiedener Betriebsarten: Triodenbetrieb ist die reine Lehre und liefert die geringsten Verzerrungen, aber auf Kosten der Ausgangsleistung. Alternativ kann man sich für Ultralinearbetrieb entscheiden, bei dem durch eine spezielle Gegenkopplung mehr Leistung bei immer noch niedrigen Verzerrungen möglich ist. Das Umschalten zwischen beiden Modi geht sogar im Spielbetrieb, es knackst nur ein wenig aus den Lautsprechern. Ansonsten gibt‘s an der Endstufe außer dem zentralen Netzschalter nicht viel zu bedienen. Wenn wir schon 70 Watt pro Kanal zur Verfügung haben, dann lassen wir ruhig mal jede Sorgfalt bei der Lautsprecherauswahl sausen und hängen unseren geliebten Zweiwegerich „Nada“ an die Lautsprecherklemmen; die geschlossene Kompaktbox mit rund 86 Dezibel Wirkungsgrad sollte ganz schnell zeigen, ob die „Stereo 90“ auch „normal“ kann. Tut sie. völlig ohne Probleme. Und angenehmerweise auch ohne jede Form von dicken Backen im Bass- und Grundtonbereich. Tonal auf der unauffälligen Seite, dynamisch knackig, und mit ordentlicher Übersicht tönen Verstärker und Box äußerst zufriedenstellend miteinander. Wir lauschen Mumford & Sons‘ frisch Grammy-prämiertem Album „Babel“ und erfreuen uns an der inbrünstigen und intensiven Diktion. Das ist es, was einen Röhrenverstärker ausmachen sollte, und nicht „Gnade“ beim Kaschieren irgendwelcher Unzulänglichkeiten. Keine Frage, der Stimmbereich ist eine Paradedisziplin der Kombi: Marcus Mumford singt „Holland Road“ wirklich zum Heulen schön. Für das Auflösungsvermögen der Kombi spricht übrigens der Umstand, dass mir hier zum ersten Mal die Vorechos der Platte unangenehm auffielen. Beschäftigen wir uns mal mit dem Betriebsartenwahlschalter: Ultralinear- oder Triodenbetrieb, das ist hier die Frage. Und zwar keine, die so ganz leicht zu beantworten ist. Triode klingt schöner, kuscheliger und „röhriger“. Mir gefällt der Ultralinearbetrieb letztlich besser; er zeichnet den größeren Raum, wirkt geradliniger und löst wohl auch ein wenig besser auf. Von akustischer Härte ist der Verstärker auch so weit entfernt. Das Bild ändert sich ein wenig, wenn ein Lautsprecher mit deutlich mehr Wirkungsgrad zum Zuge kommt. Wir haben da noch unser rückgeladenes „DeltaHorn“ mit immerhin 94 Dezibel Wirkungsgrad im Hörraum stehen, und damit gehen die Uhren etwas anders – hier muss es der Triodenbetrieb sein. Im Ultralinearmodus rumpelt der Klang ein wenig zu viel, Im Grundton wird‘s zu dick und polterig, der Hochtonbereich klingt leicht strähnig. Schalter auf der Endstufenrückseite nach unten – alles gut. Der Hochton atmet frei und luftig, der Grundton übt sich in Disziplin, das Setup schäumt über vor Spielfreude. Das macht‘s übrigens auch besser als an einer zum Vergleich herangezogenen Single-Ended-Endstufe mit einer 2A3 im Ausgang. Die wirkt zwar schneller, asketischer und authentischer als die Gegentakt-Amerikanerin, aber die überzeugt mit purem Rock‘n‘Roll. Welche Konfiguration nun letztendlich die beste ist, muss der persönliche Geschmack entscheiden. Ich persönlich halte die Kombination mit einem eher konventionellen Lautsprecher an der im Ultralinearbetrieb laufenden Endstufe für den besten Konsens. Bislang ging‘s in erster Linie um die Endstufe, die jedoch die ganze Zeit von ihrer vorverstärkenden Kollegin befeuert wurde. Und die macht einen richtig guten und weitgehend unauffälligen Job. Wenn da nicht die exemplarische Ruhe wäre, mit der sie zur Sachen geht – der Störgeräuschpegel ist für eine Röhrenvorstufe außergewöhnlich niedrig. Ich habe größere Teile des Hörtests mit einer vorgeschalteten Selbstbau-Phonovorstufe gemacht, die diesbezüglich Maßstäbe setzt; die Kombination aus beiden Geräten ermöglicht eine Plattenwiedergabe mit Grabesstille. Das Einzige, was hier noch störend wirkt ist die unvermeidliche Reibung in der Rille. Die Ninety Nine mag tolle große Räume, konserviert aber die Umrisse klanglicher Details ausgezeichnet. Einer dieser Verstärker, die immer wieder aufhorchen lassen, weil Geräusche unvermittelt aus unerwarteter Richtung kommen. Sie spielt warm, flüssig und angenehm, ohne zu sehr ins Schöne zu driften. Der Hochtonbereich zeichnet natürlich und ausgedehnt, würde aber vielleicht noch ein bisschen mehr Energie vertragen, Ich möchte wetten, dass das mit einem Satz besserer Röhren ohne Probleme möglich wäre. Aber auch ist das eine völlig allürenlose und solide Maschine, die zu diesem Preis eine ausgesprochen interessante Wahl darstellt. Die Endstufe ist der bestens dazu passende „Muskel“, sie harmoniert mit einer Vielzahl von Lautsprechern. Auch in der Kombination eine dicke Empfehlung wert.

Fazit

Schöne Röhrenkombi mit einem Schuss amerikanischen Flairs, gut verarbeitet, klanglich flüssig, warm und aufgeräumt. Die Endstufe ist gut an verschiedene Lautsprecher anpassbar und hat für alle Lebenslagen genug Leistung.

Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker

Produkt: Rogue Audio Ninety Nine

Preis: um 3250 Euro

4/2013

Kategorie: Verstärker Röhrenverstärker

Produkt: Rogue Audio Stereo 90

Preis: um 3500 Euro

4/2013
Ausstattung & technische Daten: Rogue Audio Ninety Nine
Kategorie Vorstufe 
Vertrieb Expolinear, Berlin 
Telefon 030 8739454 
Internet www.expolinear.de 
B x H x T (in mm) 465/150/360 
Gewicht (in Kg) 11 
Garantie (in Jahre)
Unterm Strich... » Schöne Röhrenkombi mit einem Schuss amerikanischen Flairs, gut verarbeitet, klanglich flüssig, warm und aufgeräumt. Die Endstufe ist gut an verschiedene Lautsprecher anpassbar und hat für alle Lebenslagen genug Leistung. 
Ausstattung & technische Daten: Rogue Audio Stereo 90
Kategorie Endstufe 
Vertrieb Expolinear, Berlin 
Telefon 030 8739454 
Internet www.expolinear.de 
B x H x T (in mm) 458/180/410 
Gewicht (in Kg) 27 
Garantie (in Jahre)
Unterm Strich... » Schöne Röhrenkombi mit einem Schuss amerikanischen Flairs, gut verarbeitet, klanglich flüssig, warm und aufgeräumt. Die Endstufe ist gut an verschiedene Lautsprecher anpassbar und hat für alle Lebenslagen genug Leistung. 
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Holger Barske
Autor Holger Barske
Kontakt E-Mail
Datum 23.04.2013, 11:03 Uhr
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Topthema: Die ewige Legende
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Harwood Acoustics LS3/5A

Es gibt Lautsprecher und dann gibt es noch die LS3/5A. Sie spaltet sowohl ihre Hörer, als auch die, die sie gar nicht kennen. Warum das so ist? Nun, dafür muss man sich vor allem anschauen und natürlich hören, was sie kann und nicht, was sie nicht kann.

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