Keine Sorge: Der neueste Diva ist keine solche – für einen Subchassisspieler ist der neue Avid sogar ein erstaunlich unkompliziertes Gerät – Allüren haben eben doch nicht alle Diven
Mitspieler
Tonabnehmer:
Benz Ace L
Denon DL103, DL103R
Nagaoka MP-500
Phase Tech P-3G
Phonoverstärker:
Trigon Advance
MalValve Preamp Three Phono
Linn Uphorik
Verstärker:
MalValve Preamp Three und Poweramp Three
Accustic Arts Power ES
Lautsprecher:
Audio Physic Scorpio 25
K+T Titania
Gegenspieler
Plattenspieler:
Transrotor Fat Bob mit SME 3500
Acoustic Solid Machine
Der Meister Conrad Mas himself hat es sich nicht nehmen lassen, sein kleines Laufwerk in unseren Räumen aufzubauen. Ein feiner Zug von ihm und in Sachen Information hoch interessant – vom Service- Aspekt her jedoch ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen, stellt die Einstellung des Diva 2 doch niemanden vor ernsthafte Probleme.
Gegenüber dem „alten“ Diva, den wir seinerzeit zum Test hier in der Redaktion hatten, wurde der Aufbau grundlegend verändert. Gab es damals noch eine Art „Baukastensystem“ mit zusammengesteckten Stahlrohren, so haben wir es heutzutage mit einem soliden, einteiligen Gussteil als Unterkonstruktion zu tun, das ziemlich aufwendig geformt ist: In der Tat hilft eine solche mehrfach durchbrochene Form aus lauter Dreiecksflächen effektiv gegen innere Resonanzen. Beim Diva II SP – dem höherwertigen der beiden aktuellen Diva-Modelle, unserem Testgerät – ist eine SME-Basis fest integriert; Adapter für andere Tonarme gibt es auf Anfrage. Conrad Mas baut seit 1996 seine eigenen Plattenspieler – seit jeher mit Subchassis. Bei den neuesten Divas wird dieses Konzept durchbrochen: Es gibt keine Aufhängung mehr, die auf Federn oder einstellbaren Gummiringen basiert, sondern eine dreifach gestufte Sorbothan-Dämpfung in den Füßen. Wie wir dieses Material kennen, funktioniert es zumindest als entkoppelndes Element ganz hervorragend – nicht umsonst sind einige der Laufwerke in dieser Ausgabe an irgendeiner Stelle mit Sorbothan ausgestattet. Inmitten des Subchassis ragt der abgeflachte Dorn des invertierten Tellerlagers empor. Die konische Form von Lagerbuchse und -achse sorgt dafür, dass das drehende Teil horizontal nur auf einer Ebene geführt wird. Lagergeräusche und Resonanzen können so minimiert werden – klar: Wo nichts reibt, entsteht kein Geräusch. Vertikal wird die Buchse durch eine Wolframkarbidkugel getragen, auf der sich ein Saphirlagerspiegel dreht. Durch diese beiden extrem harten Materialien ist ein Einlaufen des Lagers nahezu unmöglich – geschmiert wird aus einem kleinen Reservoir oberhalb des Lagerspiegels. Der eigentliche Plattenteller besteht aus einem einteiligen Stück Aluminium das fast sechseinhalb Kilo wiegt. Aufgesetzt ist eine Tellermatte aus dickem Kork, die allerdings nicht mit dem Teller verklebt ist, wie bei anderen Avid-Modellen. Über ein Gewinde auf dem Tellerdorn lässt sich die Plattenklemme aufschrauben, die die aufgelegt Platte bombenfest fixiert und plan drückt. Der kräftige Synchronmotor wird über eine externe Steuereinheit mit einer generierten Wechselspannung versorgt – natürlich lässt sich an der Steuerung die Geschwindigkeit fein dosieren. Der Antrieb stellt dann auch die einzige (vermeintliche) Hürde bei der Montage des Plattenspielers dar: Die Antriebskraft wird vom Pulley für einen besseren Kraftschluss über zwei Riemen auf den Teller übertragen – der Schwierigkeitsgrad beim Aufsetzen des Tellers erhöht sich dadurch, dass der Motor neben dem Chassis unter dem Teller steht und diesen unsichtbar auf einem nach innen versetzten kleineren Radius antreibt. Für den Aufbau gibt es daher einen „Hilfspulley“, der von unten in den Teller gesteckt wird. Danach kann man die beiden Riemen vormontieren, den Teller so aufsetzen, dass die Riemen über dem Pulley liegen und schließlich den Riemenspanner entfernen. Trotz vieler Ausstattungsmerkmale der großen Serien ist der Diva II nach wie vor ein sehr kompaktes und hübsches Laufwerk geblieben – wogegen wir überhaupt nichts haben. In Sachen ebener Aufstellung gibt es keinerlei Probleme – allerdings sind die gefederten Subchassislaufwerke in dieser Hinsicht auch sehr pflegeleicht. Durch die dreilagige Dämpfung in den Füßen ist auch der Untergrund nicht über alle Maßen kritisch – klar mag auch der Diva II SP einen beruhigten, rappelfreien Stellplatz, verhält sich aber relativ gutmütig, wenn´s eben einmal nur ein Sideboard ist. Bei der Wiedergabe fallen zwei Dinge auf: Die „Abteilung Bewegung“, sprich: Teller und Antrieb, ist extrem gut abgestimmt. Es herrscht Ruhe und zwar so absolut, wie das bei einem Plattenspieler eben möglich ist. Dazu kommt der Eindruck einer großen Stabilität der Wiedergabe – wie festgezurrt ist die räumliche Abbildung der Instrumente, und auch bei gröberen Dynamikattacken fällt der Raum nicht in sich zusammen, wie das bei so manchem Leichtgewicht der Fall ist. Was dem Diva II sicher ein bisschen fehlt, ist diese ganz gewisse Eleganz, vor allem im Grund- und Mitteltonbereich, die die meisten gefederten Subchassisspieler auszeichnet – wobei diese eher etwas ist, was das Laufwerk hinzuerfindet. Der Avid geht den geraden Weg und reproduziert die Musik, die ihm die Schallplatte vorsetzt. Vor allem die tiefen Töne gelingen ihm dabei deutlich straffer und präziser als seinem Vorgänger – das geht schon in Richtung eines richtig großen Laufwerks. Nach oben hinaus spielt er offen und wirkt frei und entspannt, fast, als würden die obere Grenzen des Hörspektrums für ihn nicht gelten. Natürlich ist die Klangcharakteristik stark abhängig vom montierten Tonarm und -abnehmer – mit dem SME 309 hat sich aber schon ein kongenialer Spielpartner gefunden, der ebenfalls diese britische Zurückhaltung an den Tag legt. Dass beide eine äußerst gediegene Qualität abliefern, muss ich wohl nicht extra erwähnen. In Sachen Tonabnehmerauswahl hat der Benutzer eigentlich völlig freie Hand – so lange man die Grundformel für Tonarmmasse und Compliance berücksichtigt, kann man nicht danebenliegen. Mit einem Benz ACE L ergibt sich eine recht dynamische und offene Wiedergabe, während sich ein Phase Tech P-3G ein bisschen vornehmer zurückhält, während ein DL-103 – nun ja, eben ein DL-103 bleibt. Aber durch alle klanglichen Detail-Eigenschaften scheint immer die große Ruhe durch, die dieses absolut souveräne Laufwerk auszeichnet.
Fazit
Ohne nach außen hin größer zu werden, ist der Avid Diva in seiner aktuellen Inkarnation ein wirklich großes und absolut in sich ruhendes Laufwerk geworden – British Understatement at its best!