Kategorie: Plattenspieler

Test Vollautomatik-Plattenspieler · Dual CS 429


Da ist er wieder

Plattenspieler Dual CS 429 im Test, Bild 1
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Jeder Musikbegeisterte eines bestimmten Alters kennt Dual, ehemals Fixstern und Weltmarke der Analogtechnik. Nach turbulenten Jahrzehnten verkehrt die Firma nun wieder in ruhigeren Gewässern und zeigt, dass man nichts verlernt hat.

Dual war über viele Jahrzehnte ein Fixstern nicht nur deutscher Analoggeschichte. In den vergangen Jahren gab es dann aus durchaus nachvollziehbaren Gründen Verwirrungen um den Markennamen Dual. Ich finde, es ist anhand meines Berichts über den neuen Dual CS 429 Zeit, ein wenig Ordnung in die Verwirrung zu bringen. Dafür habe ich mich ausführlich mit Alfred Langer unterhalten, der vielen Lesern als „Dualfred“ ein Begriff sein dürfte, und der mir dankenswerterweise entscheidende Informationen zur Verfügung gestellt hat.   

Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts sorgte eine japanische Großoffensive auf dem europäischen Markt für Unterhaltungselektronik für viele Konkurse, 1982 war Dual an der Reihe.

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Die Firma wurde vom französischen Großkonzern Thomson-Brandt geschluckt, der zuvor schon Nordmende, Saba und Telefunken gekauft hatte. Die Alfred Fehrenbacher GmbH in St. Georgen, bis dahin Zulieferer von Dual, übernahm Teile der Maschinen und produzierte letztlich bis ins Jahr 2021 damit auch Dual Plattenspieler. Innovationen gab es in diesen fast 40 Jahren keine. Die durfte man auch nicht von Thomson-Brandt erwarten und so erfolgte die nächste Insolvenz, verbunden mit der Übernahme durch die Schneider Rundfunkwerke im Jahr 1988. Dass unter dem Namen Dual dann auch Fernseher angeboten wurden, lässt tief blicken. Folgerichtig wurde 1993 das letzte Dual-Werk in St.Georgen geschlossen und Fehrenbacher fertigte nun erst einmal alle Dual Plattenspieler für Schneider. Doch es kam, wie es kommen musste, Schneider verkaufte die Marke Dual an Karstadt, nur die Nutzungsrechte für analoge Dual Plattenspieler behielten sie. 2003 trat dann schließlich der heutige Dual- Besitzer DGC, gegründet von ehemaligen Schneider Mitarbeitern, auf den Plan. Zuerst brachte man einige Dual Modelle mit Lizenz- und Nutzungsrechten auf den Markt. 2007 erwarb DGC dann die Markenrechte und vergab an Fehrenbacher „eine einfache Lizenz (...) für deren Plattenspielerproduktion unter dem Namen Dual“ (Text von der Dual-Website). 2018 wurde schließlich Dr. Josef Zellner, ein weiterer früherer Schneider Mitarbeiter, geschäftsführender Gesellschafter der DGC nachdem er die Dual GmbH von einem ehemaligen Kollegen gekauft hatte, und stellte die Weichen für die Zukunft. 2021 ging Fehrenbacher endgültig pleite und die Dual GmbH machte auch rechtlich deutlich, dass sie die alleinigen Produzenten von Dual Plattenspielern sind.  

Und hier springen wir noch einmal kurz in der Zeitachse zurück und kommen zum nächsten logischen Schritt der jüngeren Dual Geschichte. Seit 2019 ist nämlich der eingangs erwähnte Alfred Langer Entwicklungsleiter und Produktmanager bei DGC und zwar im Dual Design Zentrum in Kiefersfelden. Langer hatte, deshalb kennt man ihn und seine Website als „Dualfred“, ein riesiges Dual-Ersatzteillager aus der Schneider Insolvenzmasse erworben und war somit die natürliche Wahl für diesen Job. Zudem ist er Maschinenbauingenieur und stellt auch eigene High-End-Laufwerke her. Der größte Teil der neuen Dual Modelle wird als „Designed in Germany“ in China gefertigt und ein kleinerer als „Made in Germany“ in Kiefersfelden. Das aktuelle Topmodell dieser Reihe heißt „Primus Maximus“ und wird in streng limitierter Aufl age von 100 Stück auf Kundenbestellung gefertigt, weitere Modelle sind in Planung.  

Falls Sie bei der Erwähnung von China die Nase rümpfen, tut eine weitere Erklärung not. Und die hat mit Taiwan zu tun, denn da liegt der Ursprung der heutigen Dual-Fertigung. Die taiwanesische Firma Namsung hatte sich bereits Ende der 90er Jahre die Dual-Markenrechte für Asien und die USA gesichert, wo man heute noch als „Dual AV“ firmiert. Und als schlaue Geschäftsleute haben sie schon vor dem Beginn des Analogbooms investiert und Werkzeuge gebaut, die anders als im Schwarzwald auf heutigem Toppniveau die Fertigung von Plattenspielern und da vor allem der komplizierten (Kurvenrad)-Mechaniken für Automatikplattenspieler ermöglichen. Die tatsächliche Produktion liegt in China.   

Der CS-429 ist eine Neuentwicklung. Optisch ist er als „klassischer“ Dual erkennbar, was mit seiner Aufgeräumtheit und der Bodenwanne zu tun hat, die mich an meinen ersten richtigen Plattenspieler, den Dual CS 714Q (MC) erinnert – witzigerweise einer der Favoriten von Alfred Langer. Der Aufbau ist schnell erledigt, auch Novizen sollte das dank der gut gemachten Bedienungsanleitung gelingen. Ein Beispiel. Der Riemen ist praktischerweise bereits um die Lauffläche des Aludruckgusstellers an der Unterseite geschlungen. An einer Stelle ist ein rotes Band darum gelegt und fixiert. Man setzt also den Teller ohne Matte vorsichtig aufs Lager und dreht ihn so lange, bis in seiner Aussparung das rote Band auftaucht. Nun muss man damit nur noch den Riemen übers Motorpulley ziehen, das Bändchen abnehmen und die Gummimatte auflegen. Das ist clever gemacht. Der Tonarm ist klassisch kugelgelagert und besteht aus einer Aluminiumlegierung, sein Lagerblock aus Zinkdruckguss.
Plattenspieler Dual CS 429 im Test, Bild 6
Gut gemachter Tonarm mit perfekt ablesbarer Skala für die Auflagekraft am Gegengewicht. Auch das ist sauber gemacht.
Die Auflagekrafteinstellung funktioniert statisch über das Gegengewicht nachdem man den Arm ausbalanciert hat. Das Antiskating sollte man über den Daumen gepeilt auf denselben Wert wie die Auflagekraft einstellen, im Fall des 2M Red zwischen 1.6 und 2 Gramm, weniger ist hier mehr. Der Tonarm lässt sich in der Höhe nicht verstellen, sollten Sie also einen anderen Tonabnehmer einbauen wollen, müssten Sie auf dieselbe Bauhöhe wie beim Ortofon achten. Nachdem die Haube aufgesteckt ist, gibt es nur noch eine Entscheidung zu treffen: will man die interne Phonoentzerrung oder eine eigene Lösung verwenden? Steht der Schiebeschalter auf „Phono“, sollen die Kabel mit dem Phonoeingang ihres Verstärkers oder Phonovorverstärkers verbunden werden. Ich dachte, damit sei die interne Phonolösung aktiviert, doch die ist im Einsatz, wenn der Schalter auf „Line“ steht. Ich kann mir gut vorstellen, dass die meisten Käufer des CS 429 diese Option wählen, denn obwohl durch den Vinylboom selbst AV-Receiver wieder Phonostufen spendiert bekommen haben, gibt es doch viele Geräte ohne und so kann der Dual seine Stärken als Komplettlösung voll ausspielen. Ich habe sie natürlich ausprobiert. Sie macht ihren Job so gut, dass der Dual als Komplettlösung wunderbar funktioniert. Es geht aber natürlich besser, dazu komme ich gleich noch. Der DC-Motor verrichtet ebenso leise wie die gehärtete Stahlachse in ihrer Messingbuchse seinen Betrieb. Die folierte MDF-Zarge ruht sicher und störungsarm auf Elastomerdämpfungsfüßen.  

Sowohl der manuelle als natürlich auch der automatische Betrieb sind narrensicher, die Drehzahlfeineinstellung erfolgt elektronisch und für Schellackfreunde ist mit der Option für 78 Umdrehungen auch gesorgt. Dass der CS 429 Platten mit stoischer Ruhe sauber und sicher abspielt hat mich auf die bizarre Idee gebracht, ihn an eine extrem hochwertige Anlage anzuschließen. Diese unwahrscheinliche Kombination wird es so zwar nie geben, sie zeigt aber, dass der Dual sich auch in so ein Setup wunderbar einfügen kann. Gut, ich muss Ihnen die Kombination natürlich noch verraten. Neben dem CS 429 thronte der neue, unbestechlich gute Accuphase E-800 Vollverstärker samt seiner Phonoplatine. Als Lautsprecher fungierten die wunderbaren LS 3/5a von Harwood Acoustics. So eingesetzt stellte sich mit Carlotta Gamberinis „Lover Man“ ein richtig cooler Klang ein: Bass satt, transparente Stimmwiedergabe, glaubhafte Dynamik und Bühne. Also legte ich die wunderschöne Liveversion von „My one and only love“ von Michael Brecker auf und konnte richtig in dessen Saxophongenie eintauchen. Damit hätte ich nicht gerechnet und bekomme das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.

Fazit

Er ist wieder da oder besser, Dual ist wieder da. Der CS 429 ist ein piekfeiner Automatikplattenspieler alter Schule und neuester Machart. Er überzeugt durch reibungslosen Betrieb und erstaunlich geschmeidigen Klang, der auch alten Analoghasen wie mir richtig Freude macht.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Dual CS 429

Preis: um 649 Euro

Ganze Bewertung anzeigen


11/2022
4.0 von 5 Sternen

Spitzenklasse
Dual CS 429

11/2022

Dual CS 429
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Bewertung 
Klang 70%

3.5 von 5 Sternen

Labor 15%

4 von 5 Sternen

Praxis 15%

4.5 von 5 Sternen

Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb Dual, Fuchstal 
Telefon: 08191 9157770 
Internet www.hifi.dual.de 
Ausstattung
Prinzip Riemengetriebener Plattenspieler mit DC-Motor und optischer Drehzahlregelung 
Betriebsarten manuell und automatisch 
Geschwindigkeiten 33, 45 und 78 rpm 
Gleichlaufschwankungen < +/- 0,08% (DIN bewertet) 
Tonarm Kugelgelagerter Tonarm aus Aluminium; effektive Länge 221,5; Überhang: 19 mm 
Plattenteller Aluminium Druckguss 
Besonderheiten eingebauter Phono-Vorverstärker 
Gewicht (in Kg): 6,2kg 
Garantie (in Jahre): 5 Jahre 
Kurz und knapp
+ klassisches Erscheinungsbild 
+ alle Funktionen an Bord 
+/- + kindersichere Bedienung 
Klasse Spitzenklasse 
Preis/Leistung sehr gut 
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Christian Bayer
Autor Christian Bayer
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Datum 06.11.2022, 09:59 Uhr
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Topthema: Feurig
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High-End-Standbox mit ESS AMT

Mit diesen Chassis wollte ich schon immer mal etwas bauen. Dass ich sie allerdings jemals zusammen in einer Box haben würde, hätte ich dann doch wieder nicht erwartet – dass das Ganze so gut werden würde, dann schon eher.

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