Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: EAT E-Flat


Flachmänner

Plattenspieler EAT E-Flat im Test, Bild 1
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Endlich mal ein Hersteller, der seine Produktpalette nach unten ergänzt – und seinem sehr gelungenen Plattenspieler gleich einen schon fast radikalen Tonarm mit auf den Weg gibt

Mitspieler


Tonabnehmer:

 Grado Starement 1
 Benz Ace SL
 Lyra Kleos

Phonovorstufen:

 MalValve preamp three phono
 Audionet PAM G2/EPC

Vorstufen:

 MalValve preamp four line
 Accustic Arts Tube Preamp 2

Endverstärker:

 Accustic Arts Amp2 MK2
 SymAsym

Lautsprecher:

 Manger msmS1
 Klang + Ton „Nada“

Zubehör:

 Netzversorgung von PS Audio und HMS
 NF-Kabel von van den Hul und Transparent
 Phonokabel van den Hul
 Lautsprecherkabel von Transparent
 Plattenwaschmaschine von Clearaudio


Gegenspieler


Plattenspieler:

 Transrotor Fat Bob / SME 309
 Acoustic Solid Machine / SME M2/12

EAT? Ich erinnere mich an 80 Kilogramm schwere Holzkisten. An 40-Zentimeter-Plattenteller, auf denen eine Langspielplatte wie ein Spielzeug aussah und die so groß waren, dass man mindestens einen 12-Zoll-Arm montieren musste.

Plattenspieler EAT E-Flat im Test, Bild 2Plattenspieler EAT E-Flat im Test, Bild 3Plattenspieler EAT E-Flat im Test, Bild 4Plattenspieler EAT E-Flat im Test, Bild 5Plattenspieler EAT E-Flat im Test, Bild 6Plattenspieler EAT E-Flat im Test, Bild 7Plattenspieler EAT E-Flat im Test, Bild 8
An magnetunterstützte Lager und eine Motorsteuerung, die den gewaltigen Teller langsam hochbeschleunigen musste, um die beiden Antriebsriemen nicht in Nullkommanichts aufzuarbeiten. Und an ein Preisschild im unschönen, da deutlich fünfstelligen Bereich. Bei E-Flat sieht’s diesbezüglich deutlich freundlicher aus. Der kostet 4.000 Euro. Was zwar immer noch kein echtes Sonderangebot ist, aber noch irgendwie realisierbar und außerdem einen Tonarm beinhaltet, der sich mal üblichen Standards enthebt. Nun ist der E-Flat wahrlich immer noch kein Plattenspieler-Milchgesicht, aber einer, der sich optisch trotz Größe und Gewicht einer angenehmen Zurückhaltung befleißigt. Das ist in erster Linie dem Umstand zu verdanken, dass sich hier mal kein Tellergebirge aus der glänzend schwarzen Zarge erhebt: Jener nämlich ist fast bündig ins Laufwerk eingelassen. Vom Antrieb ist ebenfalls nichts zu sehen, was der Angelegenheit optisch ebenfalls gut bekommt. Die kernige 34-Zentimeter-Metallscheibe wird nämlich nicht einfach per Riemen über den Außenradius angetrieben, sondern über einen darunter angeordneten Subteller. Stellt sich zuerst die Frage: Wie montiert oder demontiert man den passgenau eingelassenen Teller eigentlich? Die findige Antwort lautet: mit der mitgelieferten Plattenklemme. Die solide Metallklemme wird über einen Spannzangenmechanismus auf der Tellerachse arretiert und fungiert bei Bedarf als recht komfortabler Griff. Der rund drei Zentimeter starke Metallteller verfügt unten über eine Nut, die mit einem gummiähnlichen Werkstoff verfüllt ist und in Kombination mit der fest verklebten Kunststoff-Tellermatte einen sehr gut bedämpften Eindruck macht. Der Teller ruht auf einer rund 20 Zentimeter durchmessenden Metallscheibe – dem Subteller. Jener trägt an seiner Unterseite ein Lagerbüchse aus Bronze, die zugehörige Lagerachse steckt in der Zarge – wir haben es also mit einem invertierten Lager zu tun. Die vertikalen Kräfte nimmt eine Keramikkugel auf, die gegen einen Teflonspiegel läuft. Die Konstruktion läuft sehr leise und leicht, schon der Subteller alleine rotiert nach dem Anschubsen eine ganze Weile weiter. Direkt am Subteller sind zwei sich gegenüberstehende Motoren angeordnet. Ihre Kräfte werden über einen einzigen Rundriemen auf den Außenrand des Subtellers übertragen. Die Anordnung sorgt somit für einen symmetrischen Zug aufs Lager – kein Fehler. Die beiden Synchronmotoren laufen übrigens nicht einfach parallel, sondern werden phasenversetzt angesteuert. Das unvermeidliche leichte Ruckeln dieses Motortyps wird somit zeitlich „gestreut“ und erreicht insgesamt ein weniger hohes Maß. Diese Art der Ansteuerung erledigt die elektronische Motorsteuerung ebenso souverän wie das sanfte Hochfahren des Tellers, auf das man auch hier nicht verzichten wollte. „Man“ ist hier übrigens eigentlich „Frau“, denn der Boss bei EAT hieß lange Zeit Jozefina Krahulcova. „Hieß“ deshalb, weil der Nachname der Dame nunmehr „Lichtenegger“ lautet, und wer in Sachen Plattenspieler ein bisschen bewandert ist, der weiß, woher der Wind weht: Gatte Heinz Lichtenegger nämlich ist niemand anders als der Chef von ProJect, des derzeit wohl größten Plattenspielerherstellers überhaupt. Und natürlich greifen beide Unternehmen auf die gleichen technischen Ressourcen zurück, klar gibt’s im Detail hier und da konstruktive Ähnlichkeiten bei den Produkten der beiden in Tschechien produzierenden Unternehmen. Während ProJect sich allerdings in erster Linie mit Plattenspielern der bezahlbaren Art beschäftigt, schaut man bei EAT offensichtlich weniger genau auf den letzten Cent, denn hier steckt schon eine Menge technologischer und qualitativer Aufwand drin. Da macht der knapp 19 Kilo schwere, auf exzellent entkoppelnden und in der Höhe verstellbaren Füßen ruhende E-Flat überhaupt keine Ausnahme. Das Gerät gibt’s ausschließlich mit dem ungewöhnlichen E-Flat-Tonarm. Der unterscheidet sich von üblichen Konstruktionen dadurch, dass die Führung des Abtasters hier mal kein Rohr übernimmt, sondern ein flacher Streifen aus dem Wunderwerkstoff Kohlefaser. Es hat in der Vergangenheit schon ein paar Ansätze gegeben, flache Tonarme zu bauen; EAT nach zu urteilen erlaubt es jedoch erst die jüngste Kohlefasertechnologie, hinreichend steife Materialien bereitzustellen. Rein statisch nämlich hat ein Rohr gegenüber der flachen Form erhebliche Vorteile. Gründe, warum man trotzdem einen flachen Arm haben möchte, gibt es zwei: optische und praktische. Optisch passt der flache Arm zweifellos gut zu dem flachen Laufwerk, praktisch ist es bei diesem Profil deutlich leichter Abtaster, Lager und Gegengewicht zu montieren. Was beim Umgang mit dem E-Flat sofort auffällt, ist die weitgehende Abwesenheit der Neigung des Arms, um den Lagerpunkt zu taumeln. Was für einen Einpunktarm sehr ungewöhnlich ist, verfügt er prinzipbedingt an der Stelle doch über einen unerwünschten Freiheitsgrad. EAT minimiert das Problem durch zwei Maßnahmen: Erstens ist das Lagergehäuse am Tonarm selbst mächtig schwer und möglichst weit nach unten gezogen. Das gibt einen tiefen Schwerpunkt, der die Lage des Arms stabilisiert. Und dann wäre dann noch ein ungewöhnlicher Trick: Die Öffnung, durch die der Lagerdorn ins Lagergehäuse im eigentlichen Arm eintritt, ist ein Schlitz. Dessen Breite ist so gewählt, dass der Dorn soeben hindurchpasst und der Arm deshalb praktisch nicht mehr kippeln kann. Ob sich dadurch nicht zusätzliche Reibungsflächen im Betrieb ergeben? Möglicherweise. In der Theorie allerdings sollte der Arm allein durch die Gewichtsverteilung so stabilisiert sein, dass der Dorn im Betrieb freigängig ist. Die Basis für den Arm ist im Wesentlichen ein massiver Metallträger für den Lagerdorn; eine Möglichkeit zum Austausch der Basis scheint nicht vorgesehen zu sein. Ein offensichtlicher Vorteil des flachen Armprofils ist die einfache Tonabnehmermontage: Man braucht kein kompliziertes Headshell, sondern nur ein paar Langlöcher im Armprofil – fertig. Beim Gegengewicht hat man’s auch recht einfach: Das nach unten hängende Gewicht wird durch einen Schlitz im Arm verschraubt und ist verschiebbar. Eine Sorbothan-Bedämpfung sorgt für eine effektive Entkopplung. Beliebig feinfühlig ist dieser Mechanismus allerdings nicht: Um mit dieser Anordnung Auflagegewichte im Zehntelgrammbereich zu variieren, bedarf es schon Geduld und Fingerspitzengefühls. Eine Einschränk bei diesem Arm ergibt sich aus der Konstruktion: Eine Verstellung des Azimuts ist nicht möglich, und auch der VTA lässt sich nicht verändern. Das hatte zum Beispiel zur Folge, dass sich das vom Vertrieb mitgelieferte van den Hul Coolibri XGP leider nicht im E-Flat betreiben lässt: Der Arm steht für diesen Abtaster zu tief, der Generator setzt auf der Platte auf. Schade, so blieb dem van den Hul nur die Rolle des Fotomodells vorbehalten. Die Antiskating-Mechanik des Arms verdient Aufmerksamkeit. Prinzipiell handelt es sich um eine klassische Lösung mit Faden und Auslegergewicht, aber die Führung des Fadens ist ungewöhnlich: Er läuft in einer Nut im Lagergehäuse, und wenn man ihn korrekt hintenherum führt, dann gibt’s das gewünschte Drehmoment nach außen. Die Antiskatingkraft wird über das Verschieben des entsprechenden Gewichtes auf seinem Ausleger eingestellt. Allerdings gibt’s nur drei Positionen, in denen das Gewicht einrastet, und keinerlei Skalierung. Das Armprofil selbst gibt’s übrigens in drei und vier Millimetern Stärke. Auf diesem Wege realisiert der Hersteller unterschiedliche effektive Massen von wahlweise 12,5 und 19,5 Gramm. Erstere – und damit das dünnere Profil – dürfte für moderne Abtaster praxistauglicher sein und liegt im mittelschweren Bereich. Ein Vorteil des Arms besteht darin, dass man das Profil samt Gegengewicht und montiertem Abtaster mit wenigen Handgriffen wechseln kann; die Steckverbindung fürs Signalkabel sitzt oben auf dem Lagergehäuse und ist damit sehr gut zugänglich. Auch bei der Tonabnehmermontage ist dieser Umstand hilfreich, denn das geht mit dem abgenommenen Armprofil eindeutig besser als am Plattenspieler. Also fand das überragend ausgewogene Grado Statement 1 seinen Weg unter den E-Flat und mein Interesse, danach noch andere Tonabnehmer zu montieren, war eigentlich nicht vorhanden und nur der Chronistenpflicht geschuldet. Ein Umstand fällt bei allen EAT-Plattenspielern auf, und da bildet der „kleine“ E-Flat erfreulicherweise keine Ausnahme: Die massiven und gut bedämpften Laufwerkskonzepte zahlen sich aus. Das Gerät klingt extrem ruhig und störgeräuschfrei. Das macht sich insbesondere bei leiser und betont emotionaler Musik bezahlt: Nina Simones Interpretation des Traditionals „Black Is the Color 0f My True Love’s Hair“ gerät zum Heulen schön. Die sicherlich nicht perfekte Live-Einspielung tönt auf weniger souveränen Setups schon mal etwas belanglos, aber das hier, das passt. Dynamisch gehen die Flachmänner ebenfalls ausgezeichnet, Anders Trentemoellers berüchtigte Tieftonorgien pumpt die Kombi leichtfüßig und mit Nachdruck in den Hörraum. Tonale Auffälligkeiten gibt’s praktisch keine, jeder montierte Abtaster zeigte seine individuellen Stärken und Schwächen. Der E-Flat neigt zu einer eher breiten Abbildung mit üppigen Proportionen, das darf man durchaus mögen. In der Summe erscheint mir das Laufwerk die reifere der beiden Komponenten zu sein, aber auch der E-Flat macht seinen Job letztlich sehr gut, wenn man mit den erwähnten Einschränkungen leben kann.

Fazit

EAT bringt mit dem E-Flat einen gestalterisch ambitionierten und klanglich ausgezeichneten Plattenspieler zu einem fairen Kurs. Die Kombi tönt überaus souverän, ausgewogen und kräftig.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: EAT E-Flat

Preis: um 4000 Euro

3/2012
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Vertrieb Audio Reference, Hamburg 
Telefon 040 53320359 
Internet audio-reference.de 
Garantie (in Jahre)
B x H x T (in mm) 500/145/400 
Gewicht (in Kg) 18,7 
Varianten/Ausführungen: k.A. 
Unterm Strich... » EAT bringt mit dem E-Flat einen gestalterisch ambitionierten und klanglich ausgezeichneten Plattenspieler zu einem fairen Kurs. Die Kombi tönt überaus souverän, ausgewogen und kräftig. 
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Datum 20.03.2012, 19:42 Uhr
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