Form follows function ist ja ein geflügeltes Wort für Design um die technischen Notwendigkeiten herum. Dass man aber auch beide Aspekte gleichwertig behandeln und auf die Spitze treiben kann, zeigt uns die neue Serie 1528 von Arendal.
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>> Mehr erfahren>> Alle anzeigenEinzeltest: Elipson Omega 100 RIAA
Plastische Chirurgie
Leider ist es heutzutage eine Seltenheit geworden, dass es ein Hersteller wagt, ein im Vergleich wirklich günstiges Gerät auf den Markt zu bringen. Also: Erheben wir uns aus den Sesseln und applaudieren Elipson, die sich trauen, gleich eine ganze Familie von Einsteigerplattenspielern aus eigener Entwicklung zu präsentieren
Elipson? Wer? Haben Sie sicher schon mal gesehen, aber wahrscheinlich eher nicht im Kontext „Plattenspieler“. Elipson ist die französische Firma, die ihrem Namen bei der Konstruktion von Lautsprechern immer wieder gerecht werden. Dabei steht modernes Design ebenso im Vordergrund wie moderne Technik. Aktivtechnologie und drahtlose Übertragung sind dabei zwei Stichworte, die wir sogar bei ihren Plattenspielern wiederfinden. Und, um es noch einmal zu erwähnen: Die Tatsache, ein Sortiment an Plattenspielern auf den Markt zu bringen, das zu Verkaufspreisen zwischen 299 und 599 Euro antritt, kann man gar nicht genug loben! Einzelkämpfer, die mit breiter Brust und noch breiteren Preisschildern in der Szene aufschlagen und dann ein paar Laufwerke zum fünfstelligen Preis verkaufen oder eben auch nicht, haben wir in den letzten Jahren genug gesehen – teilweise mit interessanten Erzeugnissen, denen man einen Innovationswert zugestehen konnte, oft aber auch nur mit dem Versuch, aus dem Vinylboom Kapital zu schlagen. Plattenspieler in der Preisklasse südlich der 500-Euro-Marke müssen aber vor allem eines gesehen haben: Eine Kalkulation, vor allem, wenn man wie Elipson Wert darauf legt, dass der Löwenanteil der Fertigung in Europa stattfindet. Zwei Modelle gibt es: Den Alpha 100 und den Omega 100.
Wer die beiden sieht, kann auf den ersten Blick gar nicht mal so viele Unterschiede festmachen. Technisch gibt es die auch gar nicht – die Omega-Modelle haben nur eine aufwändige Acrylzarge mit einer deutlich höherwertigen Glanzoberfläche – das macht die 100 Euro Preisunterschied beim Basismodell aus. Der einfachste Alpha 100 kostet also 299 Euro, der einfachste Omega 100 399 Euro. Der Rest der Rechnung ist für den Kunden einfach: 100 Euro Aufpreis kostet das Modell mit eingebauter Phonostufe, die MM- und MC-fähig ist. Und dann sind noch einmal 100 Euro fällig für die Variante mit Phonostufe und Bluetooth-Modul. Das ist sicherlich nett für Leute, die entsprechende Lautsprecher haben – aber mal im Ernst: Bluetooth? Ein Plattenspieler ist per se etwas Stationäres – da sollte eine kurze Strippe zwischen dem Dreher und der Anlage das Kraut auch nicht fett machen. Und zum Aufnehmen und digitalen Archivieren von Platten würde ich auch die gute alte Kabelverbindung nutzen, schon wegen der Wahl des Digitalformats anschließend. Aber vielleicht bin ich auch einfach zu alt und kann mir die moderne Anlage einfach nicht vorstellen, in die ein solcher Plattenspieler integriert wird – es ist also ein weiteres Feature und das ist gut. Was ich aber auf jeden Fall noch erwähnen muss: Was uns die Konstrukteure vorenthalten, ist ein Tonarmlift der war in der Kalkulation offensichtlich nicht drin – und vielleicht auch nicht beim sehr reduzierten Design. Ich halte das für ein No-Go, denn auch wenn die beinharten Traditionalisten mit ihren uralten Ortofon- und Studio-Tonarmen über so etwas wie einen Lift nur lachen mögen – die Zielgruppe für die Elipson ist eine andere – und die hat die Bedienung eines Plattenspielers nicht mit der Muttermilch aufgesogen. Also bittebitte, liebe Konstrukteure von Elipson: Das müsstet Ihr wirklich noch nachbessern. Denn ansonsten sind die Plattenspieler ein wirklich überzeugendes Beispiel dafür, wie man heutzutage Design macht – sogar ein Dieter Rams hätte seine Freude an unserem Omega 100. Da ist zum einen die große Haube, die mich auf der flachen Zarge an manche Automobil-Klassiker der ausgehenden 60er Jahre erinnert. Zusammen mit dem schmalen Teller auf der relativ großen Grundfläche und dem optisch ebenfalls sehr reduzierten Arm ergibt sich ein sehr unaufgeregtes Aussehen. Sieht man sich den Arm einmal näher an, denkt man sich erst einmal: „Uh, Plastik“. Stimmt: der große Ring mit der kleinen Kugel in der Mitte, in denen die kardanische Lagerung gruppiert ist, sowie das knubbelige Headshell sind aus Kunststoff, aber hey, warum nicht – so etwas kann man heute in jeder Form und Festigkeit bauen – es gibt ganze Laufwerke renommierter Hersteller, die fast komplett aus Kunststoff sind. Der Arm hat im übrigen ein Rohr aus Kohlefaser, während das Gegengewicht und seine Achse dann doch aus Metall gefertigt wurden. Der Motor ist in einer elastischen Aufhängung gelagert, die wirklich keine Vibrationen durchdringen lässt. Das Steckernetzteil liefert nur die Versorgungsspannung für die bordeigene Elektronik, die einen komplett eigenen Sinus für den Motor generiert – demzufolge kann man auch die Geschwindigkeit elektronisch wechseln. Der flache Teller ist ein aus recht dickem gezogenen Stahlblech, das Lager macht einen sehr soliden Eindruck – hier hat man wahrlich nicht gespart. Die Tellerachse läuft auf einer Kugel, die Buntmetall-Buchse wird mit Fett geschmiert. Ein flacher Gummiriemen überträgt die Antriebskraft auf den Außendurchmesser des Tellers. Bei den Kunststofffüßen und -scharnieren hat man dagegen wieder etwas gespart – immerhin funktioniert das Ganze ganz gut. Leider ist bei der Bestellung der Testgeräte etwas schief gelaufen und wir haben zweimal den Omega mit RIAA bekommen, so dass wir keinen Vergleich zu einer externen Phonostufe machen können. Mit dem schon eingebauten und wirklich perfekt justierten Ortofon OM-10 klang es mit der eingebauten RIAA schon wirklich erwachsen – offen, transparent und dynamisch. Der Bass ist schlank, aber definiert – knackig ist wohl das richtige Wort. Das Laufwerk ist ohne Wenn und aber „klavierfest“ - hier hat sich der Aufwand des Lagers und der Steuerung wirklich gelohnt. Mit einem Tonabnehmer, der preislich dem ganzen Plattenspieler entspricht, kann man in Sachen Dynamik und Bassgewalt noch etwas mehr reißen – aber als Gesamtpaket funktioniert der Elipson schon hervorragend und erfordert dafür nicht einmal ein Mindestmaß an Einstellarbeiten. Der eingebaute Phonovorverstärker ist auf jeden Fall einer der besseren Sorte – selbst mit MC-Systemen gibt sich der Elipson keine Blöße – im Gegenteil: Tonarm, Laufwerk und RIAA erlauben gemeinsam eine Hörqualität, die definitiv „teurer“ klingt, als das Preisschild es vermuten ließe. Insgesamt – sieht man vom fehlenden Lift ab – ist das Gesamtpaket ein Gelungenes, so dass sich der Mut, 2016 eine neue Plattenspielerserie auf den Markt zu bringen, auf jeden Fall auszahlen wird. Ein überzeugender Auftritt!Fazit
Der Newcomer Elipson zeigt wie es geht: Ein mit spitzer Feder kalkuliertes Gesamtpaket, das an den richtigen Stellen nicht an Qualität spart und dem Hörer unterm Strich einen echten klanglichen Mehr-Wert bietet. Guter Einstieg!Kategorie: Plattenspieler
Produkt: Elipson Omega 100 RIAA
Preis: um 499 Euro
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