Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Nottingham Analogue Acespacedeck 294


Bigger is Better

Plattenspieler Nottingham Analogue Acespacedeck 294 im Test, Bild 1
2506

Sieht aus wie normaler Plattenspieler – ist ja auch wirklich einer. Nur, wenn man ihn zum ersten Mal in Lebensgröße sieht, dann wirken andere Laufwerke daneben wie maßstabsgetreue Modelle. Ein Plattenspieler wie ein Männerfuß: groß und schwarz

Mitspieler



 Tonabnehmer:


 Benz L2 Wood
 Ortofon Rondo Red
 Phase Tech P-3G

Phonoverstärker:


 Trigon Advance
 MalValve Preamp Three Phono
 Clearaudio Balance+

Verstärker:


 MalValve Preamp Three und Poweramp Three
 Quad II Classic

Lautsprecher:


 Spendor S3e
 K+T Alamo
 K+T Mini-Monitor TS

Zubehör:


 Netzleisten von HMS, Silent Wire
 NF-Kabel von van den Hul
 Lautsprecherkabel von Silent Wire
 Racks und Basen von Liedtke, Copulare


Gegenspieler



Plattenspieler:


 Transrotor Fat Bob
 Acoustic Solid Machine
 Clearaudio Innovation



Natürlich hat es einen Sinn, einen Plattenteller so groß wie möglich zu machen – je größer der Durchmesser, desto mehr Masse läuft außen mit immer höherer Geschwindigkeit, also steigt das Trägheitsmoment. Für den Plattenspieler bedeutet dies ganz einfach, dass die Gleichlaufschwankungen geringer werden.

Plattenspieler Nottingham Analogue Acespacedeck 294 im Test, Bild 2Plattenspieler Nottingham Analogue Acespacedeck 294 im Test, Bild 3Plattenspieler Nottingham Analogue Acespacedeck 294 im Test, Bild 4Plattenspieler Nottingham Analogue Acespacedeck 294 im Test, Bild 5Plattenspieler Nottingham Analogue Acespacedeck 294 im Test, Bild 6Plattenspieler Nottingham Analogue Acespacedeck 294 im Test, Bild 7Plattenspieler Nottingham Analogue Acespacedeck 294 im Test, Bild 8Plattenspieler Nottingham Analogue Acespacedeck 294 im Test, Bild 9
Trotzdem ist es nicht so, dass jetzt jeder Hersteller darangehen würde, einfach immer größere Tellerdurchmesser zu bauen. Dagegen sprechen ein paar ganz handfeste Gründe: Handhabbarkeit, Materialaufwand, Stellfläche und nicht zuletzt: der Tonarm. Natürlich muss der verwendete Tonarm auch bis zur Auslaufrille reichen, sonst nützt mir der ganze große Teller nichts. Auf dem Acespacedeck 294 – ob mir der Name jemals unfallfrei über die Zunge gehen wird, ist zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels noch offen – können folgerichtig nur Zwölf-Zoll-Tonarme montiert werden. Praktischerweise hat man den unserem Paket auch gleich mit auf die Reise gegeben, ebenso wie die passende Stellfläche aus HDF und das sogenannte Heavy-Duty-Kit, das vor allem noch einmal eines bringt: mehr Gewicht. So kann der Nottingham das Prädikat „Masselaufwerk“ mit Fug und Recht tragen. Der Preis für dieses Komplettpaket kann sich wahrlich sehen lassen: Knapp 4.000 Euro inklusive Zwölfzöller – das ist schon fast eine Kampfansage! Ok, der Design-Audiophile wendet sich angesichts der schwarzen Materialschlacht vermutlich mit Grauen – wer aber ein bisschen das Prinzip „form follows function“ verinnerlicht hat, der wird sich schnell mit dem Acespacedeck 294 anfreunden, wird man doch gerade diesem Plattenspieler doch gerne eine hohe Souveränität zubilligen. Nottingham-typisch wird der große Plattenteller angetrieben von einem extrem drehmomentschwachen Synchronmotor, der ganz ohne Schalter auskommt. Will man hören, schubst man den Teller einfach kurz an – der Motor hält den Teller so lange auf Geschwindigkeit wie benötigt. Nach dem Hören hält man den Teller wieder an. Das sei ungesund für den Motor, meinen Sie? Dachte ich auch – Hans Obels vom deutschen Nottingham-Vertrieb Envogue24 hat mir glaubhaft versichert, dass er nicht einen einzigen Servicefall in Sachen Antrieb erlebt hat. Der Aluminiumteller des normalen Acespacedeck 294 trägt beim Heavy-Duty-Kit einen speziell für diesen Typ gefertigten Aufsatz aus einer schweren und gleichzeitig dämpfenden Graphitmischung. Geführt wird der Aufsatz von einem Flansch aus Aluminium, der gleichzeitig den Plattendorn verlängert. Eine Neopren-Matte, wie sie bei Nottingham sonst üblich ist, gibt es nicht: Die Graphitplatte ist sich selbst Matte genug. Das Tellerlager besteht aus einer Buchse aus Bronze mit einem Stahlspiegel, während der Dorn aus einem speziellen Stahl besteht, der in Form gegossen und danach an der Oberfläche veredelt wird. Die dadurch von außen nach innen immer gröbere Struktur des Dorns soll Resonanzen im Lager vermeiden. Zum Heavy-Duty-Kit gehört auch eine Distanzscheibe, die die Tonarmbasis auf die richtige Höhe bringt. Der Tonarm hört auf den schönen Namen Acespacearm 294 – damit hat man auch schon das korrekte Einbaumaß. Da hierzu noch ein paar Millimeter Überhang kommen, haben wir es mit einem echten Zwölfzoll-Tonarm zu tun. Durch das recht schlanke Kohlefaser- Armrohr wirkt der Acespacearm aber keineswegs wuchtig – das geht auf diesem Laufwerk wohl ohnehin nicht. Über das Tonarmlager habe ich mal irgendwo gelesen, es sei ein „Eineinhalbpunkt lager“: Tatsächlich haben wir es mit einem waschechten Einpunkter zu tun, der nur in seiner Rollbewegung (also um die Längsachse) durch zwei Stahlstangen in der Lagerglocke begrenzt wird. Ansonsten hat er alle Freiheiten eines echten Einpunkters. Stabilisiert wird er durch das tief liegende Messing-Gegengewicht in seiner Führung, das für ganz schwere Tonabnehmer durch ein größeres Modell ausgetauscht werden kann. Für das Finish des Arms hat man sich bei Nottingham etwas Nettes (und typisch Britisches) einfallen lassen: Mit einer Drehmaschine hat man die Metalloberflächen mit geschnörkelten Ziselierungen versehen – quasi im Stil eines Teeservice aus viktorianischer Zeit. Weniger verschnörkelt geht der Acespacedeck 294 zur Arbeit, wenn es um das Abspielen von Vinyl geht. Wer angesichts der schieren Größe ausschließlich etwas in Richtung „Groß und mächtig, schicksalsträchtig“ erwartet hat, der sieht sich getäuscht. Klar, der riesige Teller mit Zusatzmasse macht einen rabenschwarzen Bass und zieht souverän durch, auch wenn die aufgelegte Platte in Sachen Tiefton etwas anstrengend wird. Der vorherrschende Eindruck ist aber ein anderer: Ruhe. Es ist diese ganz spezielle Ruhe zwischen dem Absenken der Nadel in der Einlaufrille und dem ersten Ton, die einem die Haare auf den Unterarmen in die Senkrechte treibt, angesichts der Dinge, die da folgen sollen. Dieses Gefühl habe ich eher selten, es hat mich aber auch noch nie getäuscht. Natürlich lässt das Gefühl beim Einsetzen der Musik nach – bei einer Platte wie Pink Floyds „Dark Side of the Moon“ hilft die Abwesenheit von Hintergrundgeräuschen gerade in elegischen Momenten sehr dabei, die ganze Emotionalität einzufangen. Der Hörtest verlief ohnehin etwas anders als erwartet: Hatte ich in froher Erwartung eines Bass- und Dynamikfestivals vor allem eher härtere Rockplatten ausgewählt (die natürlich auch zu meiner größten Zufriedenheit gelaufen sind), so musste ich dem Acespacedeck eine weitaus größere musikalische Bandbreite zugestehen, als erwartet. Da hätte ich aber auch drauf kommen können, dass die immense Laufruhe allen Arten von Musik zugute kommt, ob brachiale elektronische Klänge oder zurückhaltende Kammermusik, die ihren Eindruck subtiler entfaltet. Hier gibt es keine Spur von Basslastigkeit oder zu viel Druck – der Nottingham baut auf seiner Souveränität ein trockenes, völlig unverfälschtes und damit ungemein entspanntes Klangbild auf. Unterstützt von dem luftig und präzise spielenden Zwölfzolltonarm, der eine erstaunliche Anzahl von Tonabnehmern sicher führen kann, ergibt sich eine unangestrengte, sehnige und kraftvolle Art zu spielen, an die man sich wahrhaft gewöhnen kann. Dass der Acespacedeck auch in der räumlichen Abbildung die große Übersicht behält, war bei der gebotenen Qualität zu erwarten, auch, dass die aufgebaute Bühne nicht zusammenbricht, wenn die große Trommel einmal zuschlägt. Ein bisschen überraschender fand ich aber immer wieder das Fingerspitzengefühl, mit dem der Nottingham den Hörer auch an feineren Nuancen teilhaben lässt und einen unbestechlichen Blick fürs kleinste Detail beweist. Für die Entdeckung dieses Mikrokosmos darf ein Plattenspieler ruhig ein bisschen mehr Makro sein.

Fazit

Etwas überraschend erweist sich der wuchtige Nottingham mit dem Heavy Duty Kit nicht nur als Meister der Dynamik, sondern offenbart geradezu wundersame feingeistige Qualitäten. Ein Mehr, nicht nur an Masse – und das für so wenig Geld

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Nottingham Analogue Acespacedeck 294

9/2010
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Garantie
Vertrieb EnVogue 24, Wegberg 
Telefon 02436 382850 
Internet www.envogue-24.de 
unterm Strich... ... Etwas überraschend erweist sich der wuchtige Nottingham mit dem Heavy Duty Kit nicht nur als Meister der Dynamik, sondern offenbart geradezu wundersame feingeistige Qualitäten. Ein Mehr, nicht nur an Masse – und das für so wenig Geld. 
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