Kategorie: Plattenspieler

Einzeltest: Rega P3


Steife Brise

Plattenspieler Rega P3 im Test, Bild 1
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Das mit dem britischen Sonderweg stimmt ja irgendwie in allen  Lebenslagen, nicht zuletzt auch bei HiFi: Wo alle anderen Hersteller versuchen, noch ein bisschen mehr Masse aufzulegen, bleibt  sich Rega treu, will heißen: rank und schlank

Der (wie immer) flache Plattenspieler Preis von 1000 Euro kommt im Rega-typischen „Brett-Design“ daher – kein Wunder, ist er doch der direkte Nachfahre des All-Time-Klassikers P3, der in seinen diversen Evolutionsstufen schon fast so lange gebaut wird, wie die Firma Rega existiert. Und wir reden hier von immerhin 4 Jahrzehnten! Der P3 ist auf jeden Fall in allen Varianten immer DER Plattenspieler gewesen, der zu einem mehr als annehmbaren Preis dem Analogfreund nicht nur viele Stunden Musikgenuss beschert hat, sondern sozusagen auch der Eintritt zu höheren Gefilden war. Schon in der Basisversion ist hier stets zu spüren, was vielleicht noch drinsteckt im Medium Schallplatte – und ein gutes Stück des Potentials ließ sich dann aus dem P3 selbst noch herauskitzeln – durch die Motorsteuerung, die Aufstellung auf der passenden Wandhalterung oder die Verwendung eines besseren Tonabnehmer.

Plattenspieler Rega P3 im Test, Bild 2Plattenspieler Rega P3 im Test, Bild 3Plattenspieler Rega P3 im Test, Bild 4Plattenspieler Rega P3 im Test, Bild 5Plattenspieler Rega P3 im Test, Bild 6Plattenspieler Rega P3 im Test, Bild 7Plattenspieler Rega P3 im Test, Bild 8Plattenspieler Rega P3 im Test, Bild 9Plattenspieler Rega P3 im Test, Bild 10
Und damit sind wir beim Stichwort: Auf der neuesten Version des P3 ist Das MM-System Rega Elys2 montiert, das normalerweise einzeln schon mit rund 250 Euro zu Buche schlägt – umso erfreulicher ist es, dass der Gesamtpreis des P3 aktuell immer noch, wenn auch knapp, im dreistelligen Bereich liegt, nämlich bei 950 Euro.  Wie bei allen Rega-Modellen handelt es sich – zumindest in der Grundversion -  um ein rein manuell bedienbares Gerät – Komfort in Sachen elektronischer Geschwindigkeitsumschaltung gibt´s erst mit dem Zusatznetzteil PSU. Die Geschwindigkeitswahl erfolgt bei unserem Testmodell nach alter Väter Sitte durch Abnehmen des Glastellers und Umlegen des Riemens am Pulley. Der Motor überträgt die Antriebskraft über ein gedrehtes Metallpulley und einen Silikonriemen auf den Subteller aus Kunststoff. Dieser hat inzwischen am Rand, auf dem früher der Glasteller komplett auflag, kleine „Erker“, was die Kontaktfläche vermindert und damit den Druck auf den wenigen Auflagepunkten erhöht.   Die Grundkonstruktion ist wie schon seit jeher P3 ein 20 Millimeter starkes Brett aus mitteldichter Faserplatte mit einer recht dicken Lackierung, die neben der optischen durchaus auch eine stabilisierende Funktion hat. Außerdem hat man die Achse zwischen Tellerlager und Tonarm durch Aluminiumbleche versteift – Spiel darf es hier in keinem Fall geben.  Überhaupt gibt es am ganzen Rega RP3 nur in den Füßen so etwas wie dämpfende Elemente – klar, hier ist ja die Schnittstelle zwischen Stellfläche und Gerät – und auch, wenn man die Resonanzen auch hier gerne durch direkte Ankopplung ableiten würde, muss man sich doch ein bisschen der Tatsache beugen, dass harte Ankopplung in beide Richtungen funktioniert und Trittschall für die Wiedergabequalität eines leichten Plattenspieles Gift ist. Also: Kontrollierte Dämpfung an den Füßen.  Nur eine Filzmatte dämpft den recht schweren Teller, der auch wie eh und je aus Glas ist. Die Erfolgsgeschichte Regas verbietet an dieser Stelle jede Diskussion über Sinn oder Unsinn dieses Materials. Ein Klopftest demonstriert an dieser Stelle mehr als es 1000 Zeichen Text könnten: „Tock“. Es hat am Glasteller minimale Änderungen gegeben, die sein Verhalten in dieser Hinsicht optimiert haben sollen – das konnten wir nur mit Hilfe des Fingerknöchels natürlich nicht überprüfen.  Auch am Tellerlager hat es weitere Verbesserungen in Sachen Fertigungstoleranzen gegeben: Die Messingbuchse wird jetzt noch genauer gefertigt.   Die Abdeckhaube gehört zum Lieferumfang und macht einen soliden Eindruck – der Klappmechanismus macht das nach wie vor nicht und ist der einzige Punkt, den ich nach wie vor verbesserungswürdig finde – so kennt die Haube nur „ganz auf“ oder „ganz zu“ ohne Zwischenstellungen – und die Scharniere sind vermutlich die Teile, die als erstes den Geist aufgeben.  Der Tonarm ist das nächste Kapitel in der Geschichte eines absoluten Rega-Klassikers: Der RB330 basiert auf dem RB300, der in zahlreichen OEM-Varianten Geschichte geschrieben hat.  Die mehr als bewährte Konstruktion hat man beibehalten geblieben, lediglich die noch niedrigeren Lagertoleranzen sorgen für eine präzisere Abtastung. Auch die Antiskating-Vorrichtung ist überarbeitet worden und die Innenverkabelung und das Tonarmkabel sind jetzt noch niederinduktiver, was der Anpassung des vormontierten MM-Systems an die nachgeschaltete Phonostufe zugute kommt. Auch das Gegengewicht ist etwas anders geformt als beim Vorgängermodell RB303.   Montiert ist bei unserer Version des P3 ab Werk ein Elys-2-Tonabnehmer. Durch die spezielle Dreipunktbefestigung, die Rega für die hauseigenen Arme und ausgesuchte Tonabnehmer anbietet, soll dieser ab Werk perfekt justiert sein – hier sehen wir aber durchaus noch Verbesserungspotential, wenn man auf den dritten Befestigungspunkt verzichten kann.  In der Summe der allesamt nicht dramatisch erscheinenden Modifikationen, die Rega dem P3 hat angedeihen lassen, liegt ein merklicher Fortschritt in Sachen Klang. Der aktuelle P3 hat in der Tat seine klangliche Balance verschoben – neben dem immer noch vorhandenen Augenmerk auf eine schnelle und schlackenfreie Performance gibt´s nun auch richtig satten Bass und Grundton – vorher ja nicht gerade die Domäne der kleinen Regas. Die Bässe, die ja schon immer tief, präzise definiert und trocken wirkten, erhalten aus dem neuen P3 eine gehöriges Maß an Wucht und Substanz, das wir so noch nicht vom britischen Brett gehört hatten.  Wir halten kurz inne und überprüfen misstrauisch, ob dieses Mehr an Tiefton auf Kosten eines der liebgewonnen Vorzüge geht – nein, Entwarnung: Auch, wenn subjektiv die Klangbalance etwas voller wirkt, bleibt die Trockenheit, das schnelle Ausschwingen, voll erhalten. Und weil somit die abklingenden Töne und neue musikalische Informationen nicht wahllos ineinander fließen, kann der P3 auch bei der räumlichen Abbildung punkten – er trennt die Instrumente sauber voneinander und stellt sie sehr genau auf ihre Positionen. Opern-Live-Aufnahmen, wenn gut mikrofoniert, zeigen diese Fähigkeit übrigens besonders gut – wenn man die Bewegung der Sänger auf der Bühne gut mit den Ohren nachvollziehen kann, dann machen die Komponenten einer Anlage ihren Job richtig.   Interessant wird der Vergleich zwischen dem Rega und Plattenspielern in der gleichen Preisklasse, die auf ein anderes Dämpfungskonzept setzen. Hier zieht der P3in Sachen Bassfundament auf gleiche Höhe und sticht nach wie vor durch seine trockene Präzision im Mittel- und Hochtonbereich heraus, die Disziplin, in der ihm immer noch keiner etwas vormacht.

Fazit

Der neue P3 demonstriert immer  noch die Vorzüge des einmaligen  Rega-Klangkonzepts und ist in seiner aktuellen Iteration der kompletteste P3 aller Zeiten.

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Kategorie: Plattenspieler

Produkt: Rega P3

Preis: um 950 Euro

2/2017
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Autor Thomas Schmidt
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Datum 02.02.2017, 15:00 Uhr
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