Musikrezension: Ray Charles - Live in Concert (Analoque Productions)

Zunächst eine Warnung: Leider fällt es als großer Ray-Charles-Fan sehr schwer, bei einer Rezension seines Helden objektiv zu bleiben. Wenn man dann auch noch eine Aufnahme zu besprechen hat, die einem das Live-Vergnügen dermaßen authentisch präsentiert, dass einem fast die Tränen in die Augen steigen, dann wird es hart. Also zunächst zu den kühlen Fakten: Das hervorragend verarbeitete Vinyl löst sich locker aus einer in einem Standardcover steckenden gepolsterten Antistatikhülle und fällt aufgrund seiner 200 Gramm satt auf den Plattenteller. Nach der Kontaktaufnahme mit der Nadel wird es dramatisch. Rays Stimme kommt dermaßen intensiv rüber, als hätte man ihm das Mikro ans Zäpfchen genagelt, seine 15 Mitspieler verwandeln das mit 6.000 Fans besetzte Shrine Civic Auditorium in Los Angeles in ein Tollhaus und der transparente Klang lässt den Zuhörer fast 50 Jahre nach Entstehung der Aufnahme daran teilhaben, über welches unglaubliche Können Ray Charles verfügte. Man möchte dieses Album am liebsten jedem Teilnehmer irgendeines aktuellen Casting-Formats um die Ohren hauen, damit ihnen gewahr wird, dass sie nichts anderes sind als Protagonisten einer Knallchargen-Freakshow. Leider gibt es das Konzert nicht komplett auf Vinyl, unter den ausgewählten zehn Titeln befinden sich aber unvergleichliche Versionen von „I Gotta Woman“ und „Makin‘ Whoopee“, die vortrefflich Ray Charles‘ Talent als Improvisator vorführen; die Intensität und Musikalität seiner Darbietung machen aus „Live in Concert“ einen Pflichtkauf.

Fazit