Musikrezension: Charles Mingus – Mingus at Antibes (Atlantic / Speakers Corner)

Charles Mingus Jazzsessions gehören bekanntermaßen zu den anspruchsvollsten Musikgenüssen, die käuf-lich zu erwerben sind. Wenn man dann noch einen Blick auf das Line-up des am 13. Juli 1960 auf dem Jazzfesti-val im französischen Antibes aufgenommenen Konzerts wirft und dort Eric Dolphy entdeckt, den König des avantgardistischen Saxofonspiels, dann könnte man eine sehr abgehobene Session befürchten. Ser-viert bekommt man bei allem Anspruch jedoch eine vergleichsweise zugängliche Darbietung voller Raffinesse, gewürzt mit einigen Überraschungen. Erstmals veröffentlicht wurde das Doppelalbum im Jahr 1976 und seitdem immer wieder neu aufgelegt. Speakers Corner fügt den zahlreichen Versionen eine weitere, sehr qualitative hinzu. Neben Charles Mingus am Bass (und auf den Stücken „Wednesday Night Prayer Meeting“ und „Better Git Hit in Your Soul“ auch am Piano) stehen Eric Dolphy an Altsaxofon und Bassklarinette, Boo-ker Ervin am Tenorsaxofon und Dannie Richmond am Schlagzeug mit auf der Bühne und lassen sich durch den enthusiastischen Applaus des Publikums anfeuern. Das Stück „I’ll Remember April“ wartet mit einem besonderen Gast auf, denn Bud Powell hat hier einen großen Auftritt am Piano und zeigt, warum er als einer der führenden Musiker an diesem Instrument gilt. Zum Ende hin ist die Spielfreude mit Händen zu greifen und die Musiker befeuern sich gegenseitig mit ihren Darbietungen. Die Qualität und die überbordende Ener-gie des Konzerts machen es unverständlich, warum mit einer Veröffentlichung 16 Jahre gewartet wurde, aber die zahlreichen Neuauflagen lassen erkennen, dass man inzwischen gewahr wurde, mit welch einer genialen Aufnahme man es hier zu tun hat. Für Mingus-Fans ist „Mingus at Antibes“ jedenfalls ein absolutes Muss und sorgt auch weit darüber hinaus für viel Freude.

Fazit