Stephan Micus – Thunder

Stephan Micus hat sich in der überaus vielfältigen Musikwelt eine eigene Nische erschaffen, aus der heraus er regelmäßig neue Alben veröffentlicht. „Thunder“ ist sein 25. Werk (das rechtzeitig zu seinem 70. Geburtstag erschienen ist) und wieder hat er ein Instrument entdeckt, dem er in der ihm eigenen Art und Weise zu Leibe rückt und im Ergebnis Musik erzeugt, die man vermutlich so noch nirgendwo gehört hat. 
Eine vier Meter lange tibetanische Dung-Chen-Trompete ist das Mittel der Wahl, um der Einzigartigkeit des ECM-Labels abermals neue Beweiskraft zu verleihen. Eigentlich ist das Spiel auf dem Instrument den Mönchen vorbehalten, aber auf seinen vielen Reisen durch den Himalaya hat er sich offenbar genug Vertrauen erworben, um solch ein Instrument (optisch einem Alphorn nicht unähnlich) spielen zu dürfen. Wie immer begnügt er sich nicht nur mit der klassischen Spielweise sondern probiert auch unkonventionelle Techniken aus, au-ßerdem kombiniert er das Hauptinstrument mit weiteren seltenen Gerätschaften zur Klangerzeugung (von denen er lt. Information auf der ECM-Webseite weit über 50 beherrscht!), die auf dem Beileger im Cover einzeln erklärt werden. Auch wird für jedes Stück genannt, welche Instrumente verwendet und wie häufig es durch Overdubbing vervielfältigt wurde, was auch für Stephan Micus’ sanfte Stimme gilt, die bis zu acht Mal übereinander geschichtet wird, um die Donnergötter dieser Welt milde zu stimmen. 
Jedes der neun Stücke ist einer anderen mythologischen Gestalt gewidmet und sollte es sie tatsächlich geben, könnte ich mir keine Musik vorstellen, mit der sie besser besänftigt werden können. Mit „Thunder“ holt man sich ein Stück sagenhafter Musik ins Haus, mit der man außerdem den klanglichen Fähigkei-ten des HiFi-Systems hervorragend auf den Zahn fühlen kann.

Fazit