Musikrezension: All Them Witches – Sleeping Through the War (New West Records)

Ähem. Moment mal. Da war doch noch was mit dem Retro-Etikett, das man einer Band wie All Them Witches aus Nashville, Tennessee so gerne ankleben würde. Das scheitert nach den ersten Takten von „Bulls“ bereits gründlich. Ja, sicher, es gibt hier und da durchaus tief gestimmte Gitarren mit jeder Menge Fuzz, aber das hier, das ist ziemlich weit von Sabbath, Purple, Kyuss & Co. entfernt. „Sleeping Through the War“ ist vertrackt. Und richtig, da war ja auch noch das Vorgängeralbum „Dying Surfer Meets His Maker“, auf dem man das Sprengen von Rockmusikschubladen schon mal geübt hat. Das neue Album lebt in noch stärkerem Maße von Kurswechseln. Hier geben sich psychedelische 70er-Momente, Postrock-Attacken und melodiöse Einsprengsel in bester Dan-Auerbach-Manier („Bruce Lee“) fröhlich die Klinke in die Hand. Frontmann Charles Michael Parks Jr. ist ohnehin viel mehr als ein klassischer Rock-Shouter, hier wird wirklich gesungen. Es gibt nur acht Titel, aber jeder hat‘s in sich. Jeder einzelne lebt von einem Konzept, einer Entwicklung und man weiß zu Beginn nie, was am Ende dabei herauskommt. Ein Übriges zum Gelingen dieser Scheibe tut die ziemlich gute Produktion dazu, das Klangbild ist erheblich hochklassiger als das, was man üblicherweise aus der härteren Rockmusikecke so kennt. Im Klappcover stecken die weitgehend makellose Platte und ein Downloadcode. Ich hab nix zu meckern.

Fazit