Musikrezension: Espen Berg – The Trondheim Concert (NXN Recordings)

Nicht nur meine Rezension beginnt mit einem Querverweis auf die legendären Aufnahmen Keith Jarretts, zu ähnlich sind sich Grundkonzept und Namensgebung des Albums und der Titel, die schlicht von 1 bis 10 durchnummeriert sind. Es handelt sich dabei um das erste frei improvisierte Konzert von Espen Berg, das im November 2019 im Dokkhuset im norwegischen Trondheim aufgenommen wurde. Die musikalische Form, in die Espen Berg sich hat hineintragen lassen, ist jedoch sehr eigenständig und weist ihn als hochvirtuosen Pianisten aus, der sämtliche Spielarten beherrscht und eine Vielzahl von Stimmungen zu erzeugen vermag. Laut den Informationen aus dem Klappcover lag für Espen Berg das Hauptproblem im ersten Stück, aus dem sich das gesamte Konzert entwickelt. Er hatte die Idee, es Keith Jarrett gleichzutun und mit einem „chaotischen“ Auftakt zu beginnen, um den Saal gleichsam zu reinigen und ein Gefühl für das Instrument und den Raum zu bekommen. Aber das wäre dann eine geplante Aktion gewesen, wovon er zugunsten einer komplett spontan gestalteten Eröffnung Abstand nahm. Die nachfolgenden neun Stücke entwickeln sich daraus und decken die gesamte Bandbreite von Stimmungen ab, die mit dem Klavier zu erzeugen sind, wobei die hochenergetischen Anteile einen breiteren Raum einnehmen als die zurückgenommenen. Stücke wie Part 3 und 6, auf denen es besonders intensiv zugeht, werden vom Publikum mit heftigem Applaus bedacht. Dank der hervorragenden Aufnahme und dessen Übertragung auf die zwei tadellos verarbeiten LPs erwirbt der Käufer von „The Trondheim Concert“ eine hochemotionale und intensive Auseinandersetzung Espen Bergs mit seinem Instrument, die sich mit Keith Jarretts Einspielungen im Plattenregal sehr gut verträgt.

Fazit