Musikrezension: Nighthawks – Citizen Wayne (Qrious Music)

Ja, so könnte sie sich anhören, die Vertonung des Ölgemäldes „Nighthawks“ von Edward Hopper aus dem Jahre 1942. Kennen Sie nicht? Kennen Sie bestimmt. Das ist das Bild mit den drei Gästen – ein Pärchen, ein einzelner Herr – und eines Kellners/ Thekers in der hell erleuchteten Bar gegen Anbruch der Morgendämmerung. Ah, jetzt ja! Für ihre erste Kooperation haben Basser und Produzent Dal Martino und Trompeter Reiner Winterschladen ebendiesen Bandnamen nicht ohne Grund gewählt. Schon nach den ersten Takten des Openers „Mondo“ fühlt man sich in der gemalten Situation präsent – nicht als „Nachteule“, sondern tatsächlich als Nachtfalke, der in der Nacht auf die Suche nach der Beute „Erlebnis“ geht, der dann aufblüht statt einzugehen. Smoother Jazz mit Fusion- Anklängen, satter, weicher Bass wie ein dickes Daunenbett, eine sehnsuchtsvolle, warm intonierte und doch selbstbewusst strahlende Trompete – man hört dem Song an, dass große Teile des Albums tatsächlich in Nachtarbeit entstanden sind. Kein Wunder angesichts der vielen Engagements der beiden Protagonisten. Bei einem solchen haben sich Martino und Winterschladen übrigens kennengelernt: Der Soundtrack zu einem Film stand auf dem Programm, und weil die Arbeit daran so angenehm und befriedigend verlief, entschlossen sie sich, dieses Gefühl in ein eigenes Projekt zu überführen, und zwar passenderweise mit einem ebenfalls an filmische Großtaten angelehnten Albumtitel für den gemeinsamen Erstling. Ich vergaß zu erwähnen: Dieses großartig relaxte Album ist bereits fast 25 Jahre alt – das hier vorliegende, bestens gepresste Reissue bringt es erstmals auf Vinyl. Anspieltipp: „Orphanage des Éléphants“.

Fazit