Musikrezension: Jack White - Lazaretto (Third Man Records)

So ein bisschen wahnsinnig ist der Mann schon – andererseits ist dieses Album ein klares Bekenntnis zum Medium Vinyl, denn mit keinem anderen Tonträger konnte „Lazaretto“ realisiert werden. Die „Ultra Edition“ bietet so viele Extra-Features, dass man sie hier kaum auflisten kann: Eine Seite spielt von innen nach außen, es gibt unterschiedliche Intros zu einem Song, je nachdem, wo man die Nadel aufsetzt. Die Label-Fläche enthält versteckte Tracks, die sich auch noch mit 45 und 78 abspielen lassen müssen. Und so weiter und so fort – quasi DAS Überraschungsei für den audiophilen Musikhörer. Ein bisschen soll es aber auch um die Musik gehen, denn auch hier ist Jack White ja durchaus für Überraschungen zu haben – und für exzellente Kompositionen und Arrangements. Im Schnitt geht es hier eine halbe Stufe ruhiger zu als auf dem Solo-Erstling „Blunderbuss“ – es wird öfter mal zur Steelguitar und der einen oder anderen Nashville-Anleihe gegriffen. Dem stehen aber so grandiose Stadionrocker wie „Would You Fight for My Love“ gegenüber, die die Stimmung wieder aufs ganz große Format reißen. Auf der anderen Seite gelingen ihm auch emotionalere, intimere Momente mit sparsamerer Instrumentierung und dem Händchen für das Wesentliche. Neben der Ultra-Edition gibt es noch die normale Vinyledition, die nur ein bisschen Nerven beim Abspielen erfordert – die Klangqualität ist sehr gut. Wenn sich Jack White noch ein bisschen weiter vom Kompressionswahn entfernen würde, wäre das unser aller Schaden nicht.

Fazit