Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Einzeltest: Thivan Labs P10 / Übertrager


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Phono Vorstufen Thivan Labs P10 / Übertrager im Test, Bild 1
20245

Erinnern Sie sich an den hervorragenden vietnamesischen 811-Röhrenvollverstärker aus LP 2/2020? Jetzt hat Thivan Labs eine passende Phonovorstufe fertig. Selbstverständlich musste wir die ganz dringend in die Finger bekommen

Ach, eine Röhrenphonovorstufe. Das ist doch viel simpler als ein Vollverstärker. Da braucht‘s kein Eisen in Gestalt von Übertragern, die man nur mit jahrzehntelangem Know-How hinbekommt. Simpel? Von wegen. Denn Herr Thi von Thivan Labs wäre nicht der ehrgeizige Konstrukteur, der er nun mal ist, wenn er nicht ein paar absolut ungewöhnliche Aspekte zum Thema beizutragen hätte. Und, weil‘s nun mal eine Röhrenkonstruktion ist, die sich prinzipbedingt nur schlecht zum Verstärken sehr kleiner (MC-) Signale eignet, hat er bei der Phonovorstufe selbst nicht aufgehört und gleich einen passenden MC-Übertrager dazu ent- und gewickelt. Ziemlich Erfreuliches gibt‘s auch dieses Mal vom Preis zu vermelden: Die Phonovorstufe kostet bei uns 1800 Euro, der Übertrager 600.

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Was zumindest im ersten Fall wieder einmal ein echtes Schnäppchen sein könnte.

Wir erinnern uns: Thivan Labs ist ein vietnamesischer Hersteller tönender Gerätschaften, der schon seit Jahren mit seinen Lautsprechern von sich reden macht. In erster Linie handelt es sich dabei um große, wirkungsgradstarke Boxen mit Hörnern und reichliche Membranfläche, ganz nach alter Väter Sitte. Das Verstärkergeschäft kam später hinzu, hier gibt‘s in erster Linie perfekt zu den Lautsprechern passende Röhrenapparaturen im Single-Ended-Betrieb mit nicht allzu viel Leistung, dafür aber wunderschönen alten Senderöhren. Besagter 811-Anniversary-Verstärker stellte sich als ausgesprochen feines Stück Vintage- Technik mit Bauteilen vom Feinstern heraus, dessen Erbauer seine Handwerk offensichtlich versteht.

Die Phonovorstufe P10 ist ganz offensichtlich aus dem gleichen Holz geschnitzt. Die präsentiert sich als rund 15,5 Kiogramm schwere Wuchtbrumme in einem Holzgehäuse, das dem des 811 Anniversary entspricht, nur ohne die ausufernden Aufbauten. In den oberen Stahlblechdeckel ist ein Acrylglasfenster eingesetzt, durch das drei der vier Hauptprotagonisten der Angelegenheit zum Vorschein kommen: drei Doppeltrioden. So ganz zum Vorschein dann doch nicht, denn alle drei stecken in Abschirmbechern, um die Gefahr von Einstrahlstörungen zu minimieren. Auf der Gerätefront gibt‘s zwei Drehknöpfe. Mit dem linken lässt sich der Ausgangspegel einstellen -jawohl, man könnte den P10 direkt an eine Endstufe anschließen. Und das sogar echt symmetrisch, auf der Rückseite gibt‘s neben einem Paar Cinch-Ausgänge auch ein solches im XLR-Format. Der rechte Drehknopf wählt einen von vier Eingängen aus: Man kann tatsächlich vier Tonabnehmer (oder Übertrager) an den P10 anschließen. Per Kippschalter kann man den Lautstärkesteller überbrücken, wenn man das Feature nicht nutzen möchte. Ich empfehle, den Schalter nicht im laufenden Betrieb an einer Endstufe zu betätigen, das könnte unerfreulich laut werden. Bleibt der Druckschalter weiter links – das ist der Netzschalter. Auf der Rückseite des abermals fein verarbeiteten Gehäuses gibt‘s vier fest eingeschraubte Sätze Eingangs-Cinchbuchsen der besseren Art, neben der erwähnten Ausgangskonfiguration. Zu jedem Eingang gehört ein eigener Erdungsanschluss.

Lassen Sie das doch erst einmal einsinken: eine Röhrenphonovorstufe mit vier Eingängen und Lautstärkeregelung für 1800 Euro – nicht schlecht. Es kommt noch besser, wie sich nach dem Entfernen des schweren, trickreich befestigten Stahlblechdeckels zeigt: Eine einzige zentrale Schraube hält das gute Stück, dessen gefalzte Kanten seitlich von ins Holz gedrehten Schrauben an Ort und Stelle gehalten werden. Funktioniert perfekt, die Angelegenheit. Unter dem Deckel kommt eine opulente Konstruktion zum Vorschein, die dem Röhrenfan das Herz höher schlagen lässt: Gleich fünf Transformatoren tummeln sich hier, außerdem eine Platine für die Stromversorgung, eine Montageplatte für die offenbar frei verdrahteten Röhren und ein frei tragender „Teilestapel“ prägen das Bild. Und ein Metallwinkel, der eine liegend angeordnete weitere Röhre an Ort und Stelle hält. Dabei handelt es sich um eine russische Oktal-Doppeltriode 6N8S, einem Pendant zur amerikanischen 6SN7. Trotz aller Opulenz gibt‘s ordentlich Platz im Gehäuse; zwischen Stromversorgung und Signalverarbeitung herrscht maximal möglicher Abstand. Die drei von außen sichtbaren Röhren im Abschirmbecher vorne rechts im Gehäuse sind zwei 12AX7 (ECC83) und eine 12AU7 (ECC82). Strom kommt aus einem imposanten Ringkerntrafo links hinten im Gehäuse, zwei ziemlich große Siebdrosseln helfen bei der Glättung der Betriebsspannungen. Die dazugehörigen Kondensatoren sitzen auf der Platine vorne links, was genau der imposante Stapel offensichtlich feiner NOS-Kondensatoren daneben tut, vermag ich nicht genau zu sagen – die wie alles in dem Gerät superpenibel verdrahtete Anordnung dürfte aber zur Signalverarbeitung gehören. Fragen Sie mich nicht nach der genauen Verschaltung der vier Röhren, die Informationen dazu sind eher spärlich gesät. Fest steht, dass die beiden Trafos rechts im Gerät Signalübertrager sind, die die symmetrischen Ausgangssignale bereitstellen. Das ist eine Hausnummer – zumal zu diesem Preis.

Der hauseigene MC-Übertrager ohne erkennbare Typenbezeichnung wiegt gute dreieinhalb Kilogramm. Die zwei großen Trafos sind auf einem massiven Stahlblechgehäuse angeordnet. Ein- und Ausgangsbuchsen sind auf entgegengesetzten Seiten des Gehäuses montiert, da macht die Unterbringung und das Anschließen etwas unpraktisch. Der Übertrager , vielleicht keine ganz unwichtige Information, verstärkt übrigens zehnfach, also mit 20 Dezibel. Rechnet man das zu den rund 40 Dezibel der Phonovorstufe hinzu, kommt man auf eine absolut praxisgerechte Gesamtverstärkung für normal laute MC-Abtaster. So ein Trafo transformiert Impedanzen bekanntermaßen mit dem Quadrat des Übersetzungsverhältnis, das bedeutet in diesem Falle: Die Phonovorstufe hat normgemäße 47 Kiloohm am Eingang, der Übertrager übersetzt das auf 470 Ohm – das ist das, was ein Tonabnehmer am Eingang des Übertragers „sieht“.

Der Trafo hat sich in der Praxis als eine etwas kitzlige Angelegenheit erwiesen. Er ist nämlich ein ziemlich störempfindlicher Geselle und es mag, je nach Umgebung, etwas schwieriger sein, ihm ein Plätzchen in oder in der Nähe der Anlage zu verschaffen, an dem er sich wohl fühlt. Bei mir landete er schließlich im Wandregal hinter der Anlage, da allerdings herrschte Ruhe. Klar habe ich erst einmal ohne Übertrager gehört. Und natürlich habe ich erst einmal das unverwüstliche Audio Technica AT-5V an den P10 gestöpselt. Und wie das geht: Schub, Schub und nochmal Schub. Beim vorsichtigen Schielen auf den gemessenen Frequenzgang kein Wunder, der P10 tut unten herum keinesfalls zu wenig. Das ist nicht ganz auf der korrekten Seite, macht aber richtig Laune. Das „MM-Gefühl“ ist auch sofort da: Diese ganzheitliche, geschlossene und selbstverständliche Wiedergabe, die diese Art Tonabnehmer so angenehm macht. Dynamik, Raum, Ausdruck – alles da. Die P10 wirkt überaus agil und lebendig, ihrer Leidenschaft für tiefe Töne setzt sie einen schön, ganz leicht silbrigen Glanz am oberen Ende des Spektrums entgegen. Der Übertrager nivelliert diese Charakteristika ein wenig. Ich habe mir ein Denon DL-103 „Gold Limited“ als Proband für diesen Durchgang ausgeguckt, einen erfahrungsgemäß „übertrageraffinen“ Abtaster. Und es funktioniert: Das Geschmeidige, Lässige, was den Übertragerklang ausmacht, das ist da. Der spröde Wüsten-Blues eines Bibi Ahmed hat all die Faszination, von der diese Musik lebt, Elders „Gold & Silver Sessions“ tönen wuchtig und eindringlich, der ungeheure Klangfarbenreichtum auf „Codona 2“ ist ein wahre Pracht. Die P10 ist ein echter Knaller, der Übertrager ist zumindest gut, aber nicht ganz unproblematisch im Handling. Sehr gut!

Fazit

Auch im zweiten Anlauf vermag die Elektronik von Thivan Labs zu begeistern. Die prächtige Röhrenphonovorstufe glänzt mit Dynamik, Farbstärke und Antrittschnelligkeit, der Übertrager macht seine Sache ebenfalls sehr gut.

Kategorie: Verstärker Phono Vorverstärker

Produkt: Thivan Labs P10 / Übertrager

Preis: um 2400 Euro

1/2021
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Ausstattung & technische Daten 
Vertrieb TCG, Nordhorn 
Telefon 05921 7884927 
Internet thivanlabs.de 
Garantie (in Jahren) 2 Jahre 
B x H x T (in mm) 453 x 135 x 400 mm 
Gewicht ca. 15,5 kg 
Unterm Strich... » Auch im zweiten Anlauf vermag die Elektronik von Thivan Labs zu begeistern. Die prächtige Röhrenphonovorstufe glänzt mit Dynamik, Farbstärke und Antrittschnelligkeit, der Übertrager macht seine Sache ebenfalls sehr gut. 
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