Kategorie: Lautsprecher Stereo

Standlautsprecher · B.M.C. Audio PureVox


Der Charmeur

Lautsprecher Stereo B.M.C. Audio Audio PureVox im Test, Bild 1
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Wie man sich doch täuschen kann. Ich dachte immer, B.M.C. sei eine reine Elektronikfirma. Dabei war das erste Produkt, das Carlos Candeias noch unter eigenem Namen auf den Markt brachte, ein Lautsprecher.

Überhaupt habe ich mich ganz in dieser Firma getäuscht, die ich als kleinen Mitspieler im große Haifischbecken High-End verortet hatte. Pustekuchen. Also erst mal Nachhilfe in Anspruch nehmen und die am besten vom Chef selbst. Der übrigens ausgesprochen nett und kommunikativ ist, wie ich sowohl am Telefon als auch persönlich bei seinem Besuch in Duisburg feststellen durfte, als er die PureVox vorbeibrachte. Und wenn ich schon dabei bin, gebe ich noch etwas zu. Ich dachte: „Schon wieder ein Lautsprecher, den die Welt noch gebraucht hat, gähn ...“ Von wegen.   

Firmengeschichte


1986 brachte der junge Carlos Candeias als erstes Produkt einen Lautsprecher auf den Markt, bald wurde eine ganze Kette daraus. Das ist ein Gedanke, der ihm logischerweise bis heute sinnvoll erscheint.

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Candeias geht den Dingen gerne auf den Grund, wovon diverse Patente zeugen. Früh hat er damit begonnen, D/A-Wandler zu modifizieren und wurde, eine fragwürdige Ehre, häufig kopiert. Anfang der 1990er Jahre konnte er eine komplette Elektronikserie anbieten, aufgrund derer ihn auf der IFA 1993 ein japanischer Hersteller ansprach. Mit 28 Jahren ersetzte er daraufhin dem Sanyo Konzern ab 1994 ein komplettes Entwicklungslabor. Die Produktion fand zunehmend in China statt, wohin er dann 2001 auswanderte. Carlos Candeias hat von seiner Zeit in China mit leuchtenden Augen berichtet. Mit mehr als 50 Mitarbeitern rockte er Firmen wie CEC, bestückte Teac oder Harman mit Geräten. Vorausschauend hatte er schon Ende der 1990er Jahre begonnen, Chinesisch zu lernen und seine Kenntnisse wurden in den 14 Jahren dort fließend. Es war eine Zeit, in der fast alles möglich war und doch nichts so lief, wie geplant. Sein als kleines Ingenieurbüro gedachtes Unternehmen wurde notgedrungen zur Produktionsstätte, weitete sich aus und brachte ihm Ruhm und Geld ein. Doch nach der Machtergreifung Xi Jinpings, begann sich der Wind zu drehen und es wurde deutlich, dass seine Zeit in China enden würde. Außerdem hat ihn das OEM-Geschäft zunehmend ermüdet und so ging er Stück für Stück nach Deutschland zurück, wo er 2009 B.M.C. gründete. Zuerst noch mit Partnern, seit 2011 alleine. Auch wenn der Workaholic es eigentlich nicht mehr existentiell nötig hatte, stürzte er sich doch in die Arbeit und begann in anderthalb Jahren eine Komplettserie auf die Beine zu stellen, die ihm weltweit sehr viel Anerkennung einbrachte. Inzwischen versucht er, den Ball flacher zu halten und nicht mehr in der ganzen Welt vertreten zu sein. Stattdessen wird es ihm immer wichtiger, die Freude an seinem Tun in den Vordergrund zu stellen. Und da durfte natürlich auch der eine oder andere Lautsprecher nicht fehlen.   

Zu den Wurzeln

 
Candeias hat 1989 zum ersten Mal einen bipolaren Lautsprecher verwendet und nie wieder eine andere Technologie eingesetzt.

Lautsprecher Stereo B.M.C. Audio Audio PureVox im Test, Bild 4
Das Design dieser Lautsprecher hat durch die Rillen und die Formgebung einen Art Déco-Touch. In Natura sieht das sehr, sehr edel aus
Holz verwendet er übrigens auch nicht, seine ganz großen Modelle haben ein Gehäuse aus Vakuum-Keramik-Guss. Aber was ist das eigentlich, ein bipolarer Lautsprecher? Nun, das ist ein Lautsprecher mit identischer Bestückung an verschiedenen Seiten des Lautsprechers. Im HiFi-Bereich sehr selten anzutreffen, werden sie im Heimkino- und Surroundbereich häufiger eingesetzt. Die Vorteile liegen auf der Hand: eine weiträumige Abbildung ohne Phasenprobleme wie bei einem Dipol und eine relativ unkomplizierte Aufstellung. Ein Nachteil kann sein, dass durch die Verdoppelung der Chassis und die breite Abstrahlung Raumreflexionen- oder Moden angeregt werden.  

Industrielle Fertigung

 
Während seiner Zeit in China hat sich Candeias eine gute Anzahl Rohgehäuse für die sehr ungewöhnlich gestaltete PureVox fertigen lassen. Durch seine Kontakte kann er auf hervorragende Partner zugreifen, die man auch für so eine Technologie benötigt. Der Aluminium-Strangguss muss unter hoher Hitze bei 1200 Tonnen(!) gepresst werden. Ein unverstellbarer Druck, den durchschnittliche Maschinen nicht leisten können. Damit der Rohling ideal weiter verarbeitet werden kann, muss der Techniker über sehr viel Erfahrung verfügen, um die in diesem Fall sieben Meter langen Stücke perfekt abzuschneiden. Jeder einzelne weitere Schritt entscheidet über Qualität und Finish des fertigen Gehäuses. Die seitlichen Rillen entstehen durch den Guss und dienen natürlich auch, wie kann es anders sein, dem Resonanzmanagement und der Verhinderung stehender Wellen. Bedämpft wurden die Panele in früheren Versionen mit Bitumen. Das findet sich inzwischen nur noch auf den glatten Flächen. In die Innenseite der Rillen wird eine Art Acrylmasse mit Keramikanteil gespritzt, die sehr effektiv dämmt und Energie in Wärme umwandelt. Drei massive Streben aus Stahl versteifen das Gehäuse an schwingungstechnisch neuralgischen Stellen zusätzlich.   

Chassis, Weiche und Optik  


Seit 2002 lässt Candeias eigene Chassis fertigen und schafft so eine homogene Kombination aus Chassis und Gehäuse. Die Membran des Tiefmitteltöners besteht aus einem Verbund von Kevlar und Fiberglas. Zum einen lassen sich die Resonanzen von Verbundmaterialien deutlich verringern und dann hat mir Carlos Candeias noch etwas erklärt, was ich bis dato nicht wusste: Kevlar kann man alleine nicht wirklich verkleben. Also braucht es noch ein zweites Material und das ist in diesem Fall relativ klassisch Fiberglas. Wir kennen das zum Beispiel von Focal. Der Hochtöner ist ein relativ kleiner AMT mit kräftigem Neodymantrieb. Seine bewegte Masse ist ausgesprochen gering und so klingt er auch luftig und federleicht. Die beiden Chassis werden bei 2,4 kHz getrennt. 2014 gab es die erste Version der PureVox, die in der Standardversion aus dunkel eloxiertem Aluminium ist. Von den 1.000 Euro teureren Sonderversionen haben wir uns die im goldgrünen Finish namens Sol ausgesucht. Das mag vielleicht ein wenig seltsam klingen, sieht aber in Natura wunderschön aus. Hier könnte auch Bentley oder Aston Martin drauf stehen.   


Klang

 
Hier bin ich wieder bei meinem Titel. Auch wenn das eine ganz und gar nicht hifidele Einstufung sein mag, klingt der Lautsprecher einfach charmant, einnehmend, freundlich. Das ging allen Mithörern so, wobei Holger Barske zu Recht anmerkte, dass der AMT so gar nicht nach AMT klingt. Will sagen, kein vorwitziges High-End-Gezirpe sondern wunderbar eingebundene, eher zurückhaltende Höhen. Selten habe ich so einen im positiven Sinn individuellen Lautsprecher gehört. Dass aus einem geschlossenen Gehäuse dieser Größe keine Bassorgien zu erwarten sind, dürfte klar sein. Aber die Qualität der Tief- und auch der Tiefmitteltonwiedergabe ist hervorragend: definiert, knackig und geschmeidig. Attribute, die selten zusammen auftreten, hier tun sie es. Wir haben unterschiedlichste Musik gehört, von Steely Dan über Metallica bis hin zu Bach-Sonaten. Und immer hat die PureVox ihren edlen Charakter behalten. Den Charakter eines ungemein ausgewogenen Schallwandlers, der sehr viel kann, aber kein Showtyp ist. So kann er die harten Riffs von Metallica kernig in unseren großen Hörraum stellen und sich als Schallquelle komplett aus dem Spiel nehmen. Das ist ja eine der ganz großen Stärken des Bipols an sich und der PureVox im Besonderen: einen großen, glaubhaften Raum erzeugen zu können und sich trotz vorhandener Ortungsschärfe vollkommen zu verspielen. Schließt man die Augen, könnte man schwören, dass da kein Lautsprecher steht.

Fazit

Ästhetisch wie akustisch sind die B.M.C. PureVox Lautsprecher Ausnahmekönner. Mit ihrem erwachsenen, langzeittauglichen Klang kann man das Thema Schallwandler bequem ad acta legen.

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Kategorie: Lautsprecher Stereo

Produkt: B.M.C. Audio Audio PureVox

Preis: um 6000 Euro (Paar)

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5/2025
4.0 von 5 Sternen

Referenzklasse
B.M.C. Audio Audio PureVox

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B.M.C. Audio Audio PureVox
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Bewertung 
Klang 70%

4 von 5 Sternen

Labor 15%

3.5 von 5 Sternen

Praxis 15%

4 von 5 Sternen

Ausstattung & technische Daten 
Kategorie Standlautsprecher 
Preis (in Euro) ab 6.000 Euro (Paar) 
Vertrieb: B.M.C. Audio, Königslutter 
Telefon: 030 - 692006061 
Internet www.bmc-audio.com 
Ausstattung
Abmessungen (H x B x T in mm) 200 x 1000 x 330 
Gewicht (in Kg) 24,4 kg 
Prinzip 2-Wege Standlautsprecher / geschlossen 
Übertragungsbereich 40 Hz – 30 kHz 
Impedanz 4 Ohm 
Wirkungsgrad 89 db 
Übergangsfrequenz 2400 Hz 
Bestückung 2 x 175 Tiefmitteltöner; 2 x AMT 
Garantie (in Jahren): 5 Jahre 
+ unverwechselbarer Look 
+ einzigartige Technologien 
+/- + erwachsener Klang 
Klasse Referenzklasse 
Preis/Leistung sehr gut 
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Christian Bayer
Autor Christian Bayer
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Datum 30.05.2025, 10:02 Uhr
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Topthema: Ein echter Volltreffer
Vollverstaerker_Block_A-200_1747727954.jpg
Vollverstärker · Block A-200

Es ist etwas verwirrend, aber auf der Homepage von Block wird der A-200 als Endstufe bezeichnet. Dabei handelt es sich hier doch um einen Vollverstärker, oder?

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