Standlautsprecher Harzsch Audio Systems Concert
Man On A Mission

Die Geschichte ist nicht neu: Ein enthusiastischer Musikfreund pflegt den Lautsprecherbau als Hobby. Bis er nach beinahe 40 Jahren endlich seine Vorstellung vom idealen Lautsprecher umsetzt. Gestatten: Harzsch Audio Systems.
Oliver Harzsch heißt der Mann, um den beziehungsweise um dessen Lautsprecher es in dieser Geschichte geht. Mit seiner Firma Harzsch Audio Systems mit Sitz in Castrop-Rauxel baut er derzeit drei Lautsprechermodelle. Er ist ein reger Aussteller auf HiFi-Messen aller Größen. Seine Lautsprecher werden 2025 noch in Stuttgart zu hören sein, auf den Süddeutschen HiFi-Tagen am 20. und 21. September. Sollten Sie in der Nähe sein, gehen Sie doch mal hin. Das ist eine schöne, überschaubare Messe. Ebenfalls in Süddeutschland findet sich der Schreiner, der die aufwendigen, präzisen und schweren Gehäuse für Harzsch fertigt.






Bauteile
Ein wenig erinnert mich dieser Lautsprecher an die Audaphon-Boxen aus den letzten beiden Ausgaben.

Die Frequenzweiche ist symmetrisch aufgebaut und setzt ebenfalls auf hochwertige Teile unter anderem von Mundorf. Sie wurde beim Reparatur- und Tuningspezialisten Klangmeister in Lemgo entwickelt. Der Mann dahinter heißt Georg Stracke und ist seit vielen Jahren einer DER Fachmänner, wenn es um Restauration und Verbesserung von Lautsprechern geht. Er entfernte eine ursprünglich auftretende stehende Welle im Gehäuse mit einer Anpassung der Frequenzweiche. Er stand auch beratend zur Seite beim Thema Klangabstimmung.
Das 25mmMDF-Gehäuse ist durchgehend, das heißt, es gibt intern keine eigenen Kammern für die Treiber. Der Bassreflex-Kanal verläuft über die gesamte Breite und ist etwa 30 cm hoch. Der Kanal ist nach vorne und hinten ventiliert. Abgerundete Ecken verleihen dem Lautsprecher eine zusätzliche Eleganz, Standsicherheit verleiht der 40 x 40 cm messende Sockel. Hier kann man Füße oder Spikes anbringen, nötig ist das jedoch nicht. Und das ist mir sofort sympathisch. Der Sockel besteht aus zwei 2,5cm starken Platten. Eine 10mm Schattenfuge sorgt für ein bisschen optische Leichtigkeit.
Nicht alles am Testmuster ist schon in Serienreife. So hat unser Lautsprecher nur zwei Lagen Lack, die Serienmodelle werden fünf Schichten haben. Vorgenommen durch einen Autolackierer in der Nähe von Paderborn. Auch der Namensaufkleber wird bei den Seriengeräten kein Aufkleber sein, sondern eine aufwendige und edle Lösung, über die Herr Harzsch noch nicht viel verraten hat. 3500
Hörtest
Im Hörtest begeistern mich zwei Dinge unmittelbar: der lebendige, detailreiche Hochton und der sehr kontrollierte, tiefe Bass. Die Concert spielt den Vorteil ihrer beiden Mitteltieftöner voll aus: Selten habe ich eine Stimmwiedergabe auf diesem Niveau erlebt. „A Night At The Opera“ von Queen lief dann auch beinahe komplett durch. „Lazing On A Sunday Afternoon“ zeigte, wie fein und dynamisch der Beryllium-Hochtöner Becken auflösen kann, insgesamt spielte die Box enorm breitbandig und vollständig, so, wie ich das von so vielen Treibern auch erwarten darf. „You’re My Best Friend“ hat dieses schöne Electric Piano, das klang hier ausgesprochen plastisch, seine Töne hatten Raum und Volumen, herrlich. Und auch hier ist die Stimmwiedergabe beinahe sensationell klar und natürlich. Bei „Love Of My Life“ überrascht die Ruhe, die die Harzsch-Box dem Titel verleiht, so, als wäre ein feines, kaum wahrnehmbares Rauschen nun verschwunden. „Bohemian Rhapsody“ mit seinem rätselhaften Text, der laut Freddy Mercury nicht zwangsläufig Sinn ergibt (Scaramouche, Galileo, Figaro…) kam mit einer grandiosen Sprachverständlichkeit aus den Boxen, die komplexe Produktion (der Song wurde in fünf Studios aufgenommen, in mehr als 84 Stunden wurden über 120 Stimmspuren produziert) war vorbildlich durchhörbar. Dabei machte es keinen Unterschied, ob ein Soul Note A-3 (ca. 20.000 Euro) oder ein Cambridge Audio Edge A (ca. 5100 Euro) die Leistung zuführte, die Harzsch Concert ist hier nicht allzu anspruchsvoll. Mit beiden Geräten und dem Zulieferer Lyngdorf CD-2 lieferte sie bei Nenas „Nur geträumt“ herrliche Keyboard-Einwürfe, die ich noch nie so frei schwebend-plastisch und beeindruckend gehört habe. Sehr geil.
Noch ein Wort zum Charakter der Concert. Diesen kann man am besten als professionell beschreiben. Dies ist ein Lautsprecher, der alles richtig macht. Er überbetont keine Frequenzbereiche, er soundet in keinster Weise, sondern legt sich für eine saubere, genaue und möglichst natürliche Klangsignatur ins Zeug. Ich kann mir diesen Lautsprecher durchaus in einem Studio vorstellen. Aber keine Angst, allzu analytisch klingt er nicht. Ich als Freund von Klangreglern würde ihn vermutlich mit +1 dB im Hochton betreiben, aber das ist eine Frage von Geschmack und Raum.
Am Ende des Hörtests wurde es nochmal ruppiger, mit „Perpetuum Mobile“ von Einstürzende Neubauten. Diese hoch interessante Atmosphäre, dies leicht Nervöse transportierten die Lautsprecher komplett, der E-Bass war auch hier wieder schön stramm, nur schade, dass die Platte untenrum einfach zu dick aufträgt. Und apropos: Diesen bassstarken Lautsprecher sollte man sich nur hinstellen, wenn man einen Raum ab ca. 45 Quadratmeter zu beschallen hat. Für kleinere Räume gibt es ja die kleineren Modelle. Einen Händler gibt es derzeit für die Harzsch-Lautsprecher nicht. Aber angesichts der überragenden Klangqualität wird sich dies sicher bald ändern. Und so lange kauft man direkt beim Hersteller.
Fazit
Wer sich diesen Pracht-Lautsprecher leisten kann und den passenden großen Raum hat, hört für die nächsten Jahrzehnte auf Top-Niveau. Die Harzsch Audio Systems Concert ist Made in Germany und daher nicht billig. Aber sie spielt ohne Zweifel auf Weltklasse-Niveau.Kategorie: Lautsprecher Stereo
Produkt: Harzsch Audio Systems Concert
Preis: um 29900 Euro

Referenzklasse
Harzsch Audio Systems Concert
Klang | 70% | |
Labor | 15% | |
Praxis | 15% |
Kategorie | Standlautsprecher passiv |
Preis (in Euro) | 29.900 Euro |
Vertrieb: | Harzsch Audio Systeme e.K. |
Telefon: | 0151-58793787 |
Internet | www.harzsch.com |
Ausstattung | |
Ausführung | RAL-Farben, div. Furniere |
Abmessungen (B x H x T in mm) | 240/1200/400, Sockel 400 x 400 |
Gewicht (in Kg) | 60kg |
Prinzip | 2,5-Wege-Bassreflex |
Garantie | 2 Jahre |
+ | makelloser, sauberer Klang |
+ | tolle Verarbeitung / exzellente Treiber |
+/- | - teuer |
Klasse | Referenzklasse |
Preis/Leistung | gut |